Interview Autorin Haike Hausdorf im Gespräch

Worum geht es in deinem Buch Frühling in Fjällbacka?

Es geht um die 26-jährige Silja, die nach dem Tod ihres Vaters und dem Verlust von Elternhaus und Arbeitsplatz ihr Leben neu ordnen möchte.
An der romantischen Westküste Schwedens soll die junge Vorschullehrerin vorübergehend das Häuschen ihrer Cousine Malin hüten und bis zu den Sommerferien im Kinderhort aushelfen.
In ihrer Kollegin Linnea findet sie schnell eine Freundin und in deren Bruder einen unverhofften Verehrer. Alles könnte so harmonisch sein, wenn es Malins Nachbarn nicht gäbe: Den Workaholic Magnus, vor dem sich Silja bei ihrer ersten Begegnung bis auf die Knochen blamiert und der sie mit seinem Verhalten ständig zur Weißglut bringt.
Sie tröstet sich damit, dass Fjällbacka nur ein Zwischenstopp für sie sein wird und sie Magnus nach ihrer Abreise nie wiedersehen muss.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und eine dramatische Nacht wirbelt das Leben des arbeitswütigen Tischlers Magnus ebenso durcheinander wie das von Silja. Denn plötzlich ist sie dem Mann, den sie um jeden Preis zu meiden versucht, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ...

Haike Hausdorf Interview Freizeitbild
Quelle: Haike Hausdorf

Wie kommt es, dass dein Liebesroman in Schweden spielt?

Schon als Kind war ich ein großer Fan der Bücher von Astrid Lindgren und ihrer Verfilmungen. Deshalb wollte ich immer nach Schweden reisen. 2009 war ich zum ersten Mal in Småland und mit meiner Familie auf den Spuren von Astrid Lindgrens Geschichten unterwegs. 2011 begann ich nach einem zweiten Urlaub, ein bisschen Schwedisch zu lernen. 2019 waren wir zuletzt vor Ort und haben uns etwas weiter nördlich gewagt: an die Westküste rund um Uddevalla und Fjällbacka. Dort lebt eine frühere Arbeitskollegin von mir, die uns ihre Heimat gezeigt hat. Es war ein ereignisreicher Urlaub und sehr inspirierend.

Haike Hausdorf Interview Bild auf Fjaellbacka
Quelle: Haike Hausdorf

Warum funktioniert Enemies to Lovers so ausgezeichnet?

Wenn wir jemanden kennenlernen, sehen wir nur einen Bruchteil der Persönlichkeit unseres Gegenübers und bilden uns trotzdem binnen Sekunden eine Meinung über ihn.

Ich finde es sehr reizvoll, Geschichten aus dieser Situation heraus zu entwickeln, bei denen uns unser Bauchgefühl getrogen hat und sich jemand, der zunächst eher unsympathisch wirkte, als ganz anders entpuppt als gedacht.

Das Enemies-to-Lovers-Thema beruht ja entweder auf unglücklichen Zusammentreffen bzw. anfänglichen Missverständnissen oder aber darauf, dass einer der Protagonisten einen schlechten Charakterzug hat, diesen aber im Lauf der Geschichte erkennt und an sich arbeitet. Oft kommt auch beides zusammen. Das ist ein tolles Grundgerüst für einen Roman, mit dem sich gut arbeiten lässt, weil sowohl die einzelnen Charaktere als auch ihre Beziehung zueinander eine interessante Entwicklung durchlaufen können.

 

Wem der beiden Hauptcharaktere Silja und Magnus bist du ähnlicher und warum?

Ich bin eher Silja ähnlich, denn ich teile ihren Hang zu gelegentlicher Tollpatschigkeit, backe gern und sage manchmal, was ich denke, ohne vorher jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, was nicht immer hilfreich ist. Außerdem teilen meine Protagonistin und ich unsere Begeisterung für Jane Austens Stolz und Vorurteil.

Eine weitere Parallele ist, dass sowohl meine Schwiegermutter als auch mein Vater vor Jahren nach langer Krankheit verstorben sind. Deshalb weiß ich aus Erfahrung, wie belastend solche Ereignisse sein können.

Haike Hausdorf Interview Freizeitbild 2
Quelle: Haike Hausdorf

Was inspiriert dich neue Buchprojekte anzugehen? 

Alles! Das Leben ist eine einzige Inspiration. Es kann ein Satz sein, ein Zitat, ein Foto, ein vergangener Urlaub, ein Thema aus einem Buch, einem Film oder einer Dokumentation, ein Mensch, den ich getroffen oder eine ungewöhnliche Situation, die ich erlebt habe.

Auch die Tatsache, dass meine Familie und ich schon mehrfach kreuz und quer durch Deutschland umgezogen sind und ich vor vielen Jahren ein Auslandspraktikum absolviert habe, ist immer wieder eine verlässliche Quelle für neue Ideen.

Zu Frühling in Fjällbacka hat mich der Ort selbst inspiriert, der sehr hübsch ist, aber auch einige touristische Besonderheiten aufweist, die viele Details für meine Geschichte geliefert haben.

 

Wie ist dein Workflow?

Ich fürchte, ich bin ein kleiner Chaot oder klingt es besser, wenn ich sage: Ein kreativer Geist?

Am produktivsten bin ich, wenn mir eine Deadline im Genick sitzt. Kurz: Ich brauche Druck, dann läuft es besonders gut. Glücklicherweise hält mir mein Mann in solchen Zeiten den Rücken frei, so dass ich in jeder freien Minute am PC sitzen und arbeiten kann.

Darüber hinaus liebe ich Ruhe beim Schreiben. Bei Tageslicht und offenem Fenster, mit zwitschernden Vögeln im Hintergrund, arbeite ich am liebsten. Wenn ich allerdings erstmal im Fluss bin, kann es auch sein, dass es weit nach Mitternacht wird, ohne dass ich es bemerke.

Dasselbe passiert mir übrigens auch beim Lesen. Es kam schon vor, dass ich im Urlaub bis vier Uhr morgens mit einem Buch in der Hand auf einem Toilettendeckel saß, weil ich gegen dreiundzwanzig Uhr „noch kurz ein Kapitel fertiglesen wollte“ und das Bad der einzige Ort war, wo das Licht niemand anderen vom Schlafen abhielt. Das konkrete Werk war übrigens die englische Fassung des 5. oder 6. Harry Potter-Bandes direkt nach der Veröffentlichung und ich musste einfach wissen, wie es weitergeht. Mein Mann lacht mich heute noch dafür aus.

 

Hast du eine absolute Lieblings Romance?

Stolz und Vorurteil von Jane Austen ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher und das klassische Vorbild für alle Enemies-to-Lovers-Geschichten. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass dieses Meisterwerk Siljas Lieblingsroman ist und in Frühling in Fjällbacka eine nicht ganz unbedeutende Rolle spielt.