Interview Autorin Fiona Kawazoe im Interview zu ihrem Liebesroman

Worum geht es in deinem Buch Kirschblütenliebe?

In erster Linie geht es um eine Frau, der es schlecht geht, die eine Depression hat, und ihren unkonventionellen Versuch, damit umzugehen. Dann geht es natürlich auch um Japan und um die Liebe.

 

Wie lange hast du daran gearbeitet?

Ich habe mit dem Schreiben daran angefangen, als ich noch in Tokyo gewohnt habe. Das war kurz bevor ich wieder nach Deutschland zurückgegangen bin, Anfang 2014, und jetzt, Anfang 2016, bin ich damit fertig geworden. Inklusive aller Überarbeitungen hat es also gut 2 Jahre gedauert.

 

Was macht für dich die Faszination an Japan aus?

Das werde ich immer wieder gefragt, sowohl von Deutschen als auch von Japanern, aber ich weiß nie, was ich darauf antworten soll. Natürlich mag ich das japanische Essen, die vielen Freizeitmöglichkeiten, die gerade Tokyo zu bieten hat, und dass die Menschen so ruhig und freundlich sind, aber das sind ja alles nur Nebensächlichkeiten. Ich kann nicht erklären, woran es liegt, aber wenn ich in Japan bin, fühle ich mich einfach wohl.

 

Du hast selber viel Zeit in Japan verbracht – ging es dir wie Vanessa und du hast anfangs einen kleinen Kulturschock erlebt?

Bevor ich in Japan gelebt habe, bin ich schon mehrere Male als Touristin dort gewesen – im Gegensatz zu Vanessa wusste ich also, was mich erwartet. Einen richtigen Kulturschock hatte ich daher nicht, oder eher im positiven Sinne: Anfangs fand ich alles dort super und erst nach ein paar Monaten fiel mir nach und nach auf, dass auch das Leben in Japan nicht perfekt ist.

 

Worin liegen für dich die gravierendsten Unterschiede zwischen der japanischen und der deutschen Kultur?

Ich mag es, dass in Japan viele Leute, anstatt an allem herumzunörgeln, eher auch mal einfach mit einer Situation zufrieden sind. Auf der anderen Seite ist es in Gesprächen manchmal schwer, konkrete Aussagen zu bekommen. Es wird eher ein bisschen um den Kern der Sache herumgeredet. Man muss zwischen den Zeilen lesen, was mir selbst ziemlich schwer fällt.

 

Ist dir aus deiner Zeit in Japan ein bestimmtes Erlebnis in Erinnerung geblieben?

Das allererste Mal, als ich bei der Familie meines Mannes zu Besuch war, hatte ich noch nicht lange in Japan gelebt und kannte mich mit vielen Gepflogenheiten noch nicht so gut aus. Die Eltern und Großeltern meines Mannes wohnten im selben Haus, aber in separaten Wohnungen auf zwei verschiedenen Stockwerken. Als er mich seiner Großmutter vorstellen wollte, mussten wir also durchs Treppenhaus. Wir schlüpften jeweils in ein Paar Plastikhausschuhe, die für genau solche kurzen Wege durchs Treppenhaus vor der Tür standen und machten uns auf den Weg nach oben. Ich verstand zwar nicht viel vom Gespräch mit der Großmutter, aber sie lächelte mich viel an und schien freundlich. Nur, als wir uns verabschiedeten und schon halb zur Tür raus waren, verdüsterte sich plötzlich ihr Gesicht und sie zeigte auf meine Schuhe. Ich verstand überhaupt nicht, was los war. Mein Mann wiegelte ab und schlüpfte wieder in seine Plastik-Hausschuhe, bevor wir die Wohnung verließen. Genau da dämmerte mir mein Vergehen. Ich hatte die Plastikschlappen die ganze Zeit angelassen, hatte damit die Wohnung betreten und mich an den Kaffeetisch gesetzt. Dabei ist Treppenhaus ja gleichbedeutend mit „draußen“, also so etwas wie Straße, und mit Straßenschuhen betritt man keine Wohnung. Mein Mann lachte sich über die Situation kaputt, aber mir war das schrecklich peinlich. Seitdem achte ich ganz genau darauf, wo ich welche Schuhe anlasse oder ausziehe und frage im Zweifel lieber nach.

 

Wie viel steckt von dir und deinen persönlichen Erfahrungen in Kirschblütenliebe?

Schon einiges. Zwar nichts Konkretes, die Geschichte im Buch ist rein fiktiv, aber natürlich ist die ganze im Roman wiedergegebene Sicht auf Japan und die japanischen Kultur ja meine eigene, rein subjektive Sicht.

 

Welche Projekte planst du für die Zukunft?

Als nächstes möchte ich wieder einen Frauenroman schreiben, der in Deutschland spielt und nichts mit Japan zu tun hat. Ich bin an der Planung zwar schon dran, aber etwas Konkretes kann ich leider noch nicht dazu sagen, dafür ist es noch zu früh.

 

Fiona Winter Interview Portrait

Was liest du selbst gerne?

Immer mal wieder unterschiedliche Genres, aber in letzter Zeit sind es vor allem historische Romane und Thriller. Ganz allgemein, also genreübergreifend, mag ich Bücher, in denen viel Liebe auf den Entwurf der Charaktere verwendet wurde.

 

Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?

Ich schreibe schon ganz lange, habe schon als Kind geschrieben, vor allem, weil ich mir ständig irgendwelche Geschichten zurechtgesponnen habe und diese irgendwie festhalten wollte.

 

Welche anderen Autoren magst du?

Was Frauenromane angeht vor allem Kerstin Gier. Bei den historischen Romanen habe ich ganz viel von Petra Durst-Benning gelesen und bei den Thrillern ist es Sebastian Fitzek.

 

Hast du ein Lieblingsbuch?

Nicht so richtig, aber es gibt mehrere Bücher, die ich sehr mag, weil sie für mich etwas Besonderes an sich haben. Die geheime Geschichte von Donna Tartt hat mich vor Jahren, als ich das Buch gelesen habe, sehr beeindruckt, weil die Charaktere so tiefgründig sind. Der Schwarm von Frank Schätzing finde ich toll, weil es eine so lange, phänomenal recherchierte, wissenschaftliche Geschichte ist. Vor kurzem habe ich Der Übergang plus Nachfolger von Justin Cronin gelesen und ich finde es einfach unglaublich, wie detailliert die post-apokalyptische Welt ist, die der Autor darin erschaffen hat – und noch dazu diese lebendigen, authentischen Charaktere. Ganz außergewöhnlich und absolut lesenswert finde ich auch Battle Royale von Koushun Takami.

 

Was tust du, wenn du nicht am Schreiben bist?

Ich gehe meiner anderen Arbeit, dem Übersetzen nach, und lerne für mein Psychologie-Studium. In meiner Freizeit mache ich ganz normale Sachen: Ich lese gerne, schaue Filme und verbringe Zeit mit meinem Mann und meinen Freunden. Und so oft es geht fliege ich natürlich zurück nach Japan.