Leseprobe Winterkuss mit Zuckerstreuseln

Kapitel Eins – Sofia

Besitzerin einer Eisdiele war nie der Wunschberuf, den ich in ein Freundebuch geschrieben habe, doch von nun an ist das wohl meine Berufsbezeichnung. Wie nennt man mich jetzt eigentlich genau? Eiskönigin? Eisherrscherin? Kugelmacherin? Mir fällt kein Wort ein. Ich weiß nur eines: Nie im Leben hätte ich mir ausmalen können, jetzt im Auto zu sitzen mit folgendem Ziel: Clarcton, eine Kleinstadt in den kanadischen Rocky Mountains.

Der Herbst ist schon so weit fortgeschritten, dass aus den hübschen, bunten Blättern Matsch auf den Straßen geworden ist. Bisher war er eher durchwachsen, die Tage unfassbar kalt, und die Blätter hatten kaum Zeit, um sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Ich schlucke. Mit meinem Vater ist der Herbst immer besonders gewesen.

Ich weiß noch genau, als ich damals für Biologie eine Blättersammlung vorweisen musste. An den Wochenenden, an denen er keine Schicht hatte, sind wir losgezogen. Oft zu Fuß, weil wir dann länger Zeit miteinander hatten. Mein Dad war mein bester Freund, derjenige, der mich blind verstanden hat. Selbst als das leidige Thema der Mädchenprobleme losging, ist er cool geblieben, auch dafür liebe ich ihn. Meinen ersten Liebeskummer hat er mit mir durchgemacht, mir Schokolade gebracht, mit mir Schnulzen angesehen und manchmal sogar selbst eine Träne verdrückt. Ich vermisse ihn jeden Tag, und jetzt einen Neuanfang zu starten, ist fast unmöglich, vor allem so weit weg von zu Hause. Aber es ist notwendig für mich selbst.

Vor drei Tagen habe ich erfahren, dass ich nun Besitzerin einer Eisdiele bin. Mein Grandpa, mit dem ich nie Kontakt hatte, weil meine Mutter – seine Tochter – sich für ein anderes Leben entschieden hat, sobald ich eingeschult wurde, ohne mich, ist verstorben. Das Verhältnis zwischen meiner Ma und meinem Grandpa war wohl immer angespannt, weshalb ich ihn nie kennengelernt habe. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich mich über diese Eisdiele freue. Ich habe weder Ahnung von der Eisherstellung noch von irgendetwas, das mit Leitung eines Ladens zu tun hat.

Ich erinnere mich noch gut an das Telefonat mit dem Notar, das passenderweise direkt nach einem Anruf meines Chefs stattfand, der mir sagte: Es tut mir leid, Sofia, aber ich kann dich nicht weiter beschäftigen. Somit kam die Kündigung zeitgleich mit der neuen Perspektive, ich habe also nicht lange überlegt. Eismachen kann doch nicht so schwer sein, oder? Kurz denke ich darüber nach, was mich in San Diego hätte halten können. In den letzten Jahren ist nicht viel passiert. Ich bin von einem Job in den anderen geschlittert, seit mein Vater gestorben ist, und habe keinerlei Zuhause mehr gehabt. Klar, eine Wohnung, doch die Farben um mich herum waren verblasst, und meine Welt wurde schwarz-weiß. Ich habe eine Zeit lang versucht, meinen Kummer mit Alkohol zu betäuben, was sich als schlechte Idee herausgestellt hat.
Als dann die Erbschaft kam, hat es nicht lange gedauert, bis ich mich diesem Abenteuer stellen wollte. Ich meine, wann bekomme ich noch einmal so eine Möglichkeit? Jetzt kann ich einen Neuanfang wagen, und das in einer Kleinstadt, wo bestimmt alle supernett sind. Ich bin guter Dinge.

Mein Mini Cooper, dunkelgrün, den ich mir von meinem ersten Gehalt in meiner Ausbildung als Bürokauffrau gekauft habe, rattert unter meinem Hintern. Er ist in die Jahre gekommen, war beim Kauf schon acht, mittlerweile ist er neunzehn Jahre alt, aber er fährt noch. Das ist das Wichtigste. Es ist für mich nicht relevant, das schnellste oder neueste Auto zu haben, auf solche Sachen achte ich nicht. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, für was ich überhaupt brenne. Deshalb bin ich auch einfach aufgebrochen. Ich arbeite im Normalfall von zu Hause aus. Bürotätigkeiten. Menschen sind nicht so mein Ding. Einen richtigen Job? Schwierig, ich habe vieles gemacht, von Aushelfen in einer Bar bis zum Kundenservicecenter, aber die Verträge wurden nie verlängert. Ich frage mich oft, ob es daran liegt, dass mein Selbstbewusstsein im Laufe der Jahre durch die vielen Enttäuschungen immer mehr gelitten hat. Ich habe keinen Beruf halten können, weil ich vielleicht nie gut genug für etwas war. Keine Beziehung hat gehalten, weil ich mich immer wieder an ihn erinnert habe. Aus dem mutigen Mädchen von damals ist eine Frau geworden, die unsicher und sich nie bewusst ist, was sie leistet. Ich arbeite daran, dass sich das ändert. Vielleicht ist die Reise nach Clarcton der erste Schritt in die richtige Richtung. Eine Berufung habe ich nicht gefunden, und jetzt, mit fast neunundzwanzig Jahren, wäre es allerhöchste Zeit. Ich puste mir die blonde Strähne aus der Stirn, die sich aus meinem Dutt gelöst hat. Ich liebe meine langen Haare, die mir fast bis zur Taille reichen, doch manchmal stören sie mich auch. Vor allem an heißen Tagen, an denen sie mehr wie eine Decke wirken und mich wärmen wollen.

Während ich an einer Ampel stehe, habe ich Zeit, mich kurz im Rückspiegel zu betrachten. Meine blauen Augen sehen müde aus, die Ringe darunter bestätigen die schlaflosen Nächte. Die Ungewissheit der Zukunft lag wie eine erdrückende Decke auf mir. Meine gewohnten Stresskopfschmerzen sind seit dem Telefonat zu einem dauerhaften Problem geworden. Ich habe Angst davor, zu scheitern, genieße die kleinen Momente, in denen der Mut größer ist als die Zweifel. Beim Beginn der Fahrt war das zumindest noch so, jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.

Mein Gesicht ist etwas rundlich, die Konturen setze ich manchmal in den Fokus, doch für die Fahrt habe ich nur einen Lippenpflegestift aufgetragen. Ich massiere mir kurz meine pochenden Schläfen, um dem Schmerz zu lindern, und es klappt wenigstens für den Moment. Hinter mir hupt es, und ich reiße den Blick von mir selbst los, dann fahre ich weiter.

 

Einhundert Kilometer später erreiche ich mein neues Zuhause – zumindest ein Zuhause für kurze Zeit, bis ich weiß, ob ich die Eisdiele verkaufe oder mich hier wirklich niederlasse. Als ich an einem Laden mit einem blasslila Schild Clarctons Cakery vorbeifahre, lächle ich.

Ich muss schon mal hier gewesen sein, zumindest gibt es Fotos von mir in Clarcton. Ich kann mich aber nicht daran erinnern. Auf einem muss ich ungefähr drei Jahre alt sein. Da stehe ich genau vor diesem Laden mit einem Cupcake in der Hand. Neben mir steht meine Mutter; es ist eines der wenigen Bilder mit ihr, und mein Vater scheint auf den Auslöser gedrückt zu haben. Vermisse ich sie? Keine Ahnung, meine Erinnerung liegen hinter einem dunklen Schleier. Ich weiß nicht mehr viel von der Zeit mit meiner Mutter. Mit sechs Jahren – ich kann mich kaum an mein erstes Schuljahr erinnern, nur an meinen Dad, der oft überfordert gewesen ist – ist sie gegangen und nicht mehr wiedergekommen. Ich bin als Einzelkind groß geworden, alles, was ich hatte, waren meine Eltern. Nein, eigentlich nur mein Dad. Und das Feriencamp, in dem ich war und einen Jungen kennengelernt habe. Anstatt Sofia hat er mich oft Schlumpfmädchen genannt. Ein Schmunzeln stiehlt sich auf meine Lippen, als ich an ihn denken muss. Ich erinnere mich gut an seine braunen Kulleraugen und dass wir bis in die Nacht geredet haben. Ich vermisse ihn, gleichzeitig bin ich wütend, weil er sich nach dem Camp nie gemeldet hat, obwohl wir das vereinbart hatten.

Ich schüttele den Kopf, um diese Gedanken in die hinterste Ecke zu drängen. Ich fahre weiter durch die engen Gassen der Kleinstadt und kann nicht glauben, dass ich in den kanadischen Rocky Mountains gelandet bin. In San Diego ist das Leben ganz anders als hier. Dort ist immer etwas los, nie Ruhe, und genau das habe ich geliebt. Hier habe ich fast einen Kulturschock. Dennoch war es die richtige Entscheidung, mich hat zu Hause nichts mehr gehalten. Selbst der Begriff fühlt sich schal, irgendwie merkwürdig auf meiner Zunge an.

Mein Papa ist gestorben, da war ich dreiundzwanzig, also schon vor über fünf Jahren. Danach habe ich mich verkrochen, selten zugelassen, richtig zu leben, immerhin konnte er das auch nicht mehr. Ich schlucke, blinzele die Tränen weg und bin kurz davor, alles abzubrechen, weil es sich falsch anfühlt, hier zu sein. Allein, ohne ihn, einen Neuanfang zu wagen, wo er doch keine Chance hatte, einen zu bekommen.

„Sie erreichen Ihr Ziel, es befindet sich auf der rechten Seite.“ Mein Navigationsgerät erklärt mir, dass wir im neuen Zuhause angekommen sind. Mein Mini und ich.

Die Eisdiele sieht geschlossen aus, die alten Rollläden sind heruntergezogen. Wegen Trauerfall geschlossen steht in Handschrift auf einem Zettel. Ich lächele, als ich sehe, wie viele Blumensträuße davor abgelegt worden sind. Wow. Mein Großvater scheint beliebt gewesen zu sein. Das Gebäude ist mintgrün gestrichen, anscheinend relativ frisch, denn die Farbe strahlt im Vergleich zu den anderen Häusern. Keine abgeplatzten Stellen, nichts. An einem Fenster stehen Preise und die Eissorten. Ich kann nur hoffen, dass es irgendwo Rezepte gibt. Ansonsten verkaufe ich Wassereis.

Ich nehme die Blumen vom Boden und stecke den Schlüssel ins Schloss, den ich beim Notar bekommen habe, nachdem er das Testament verlesen hat. Dabei habe ich erfahren, dass meine Mutter wohl ebenfalls nicht mehr lebt. Ich bin also Vollwaise, habe keinen festen Job und stehe vor einem neuen Abenteuer. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Furcht oder Vorfreude empfinden soll. Die Blumensträuße auf dem Arm balancierend, trete ich ein, und das Erste, was mir in die Nase kriecht, sind beißende Gerüche von Putzmitteln. Als hätte hier gerade erst jemand sauber gemacht, was aber nicht sein kann. Die Eisdiele muss seit vier Wochen geschlossen sein. Seitdem ist Granddad tot, und die Eisdiele hat auf die Erbin gewartet – so hat es der Notar ausgedrückt. Ich erinnere mich nicht mehr an alles, war gelähmt von den vielen Informationen, die wie Regentropfen auf mich eingeprasselt sind.

Ich schalte das Licht an, und schon erstrahlt die Eisdiele in hellem, warmweißem Licht. Der Boden besteht aus dunklem Holz, es gibt neun Tische im Innenraum. Wahrscheinlich können jeweils vier bis fünf Leute daran sitzen. An den Wänden sind viele Fotos, auf die ich mich jetzt aber gar nicht konzentrieren will. Ich weiß nicht, ob ich heute dafür bereit bin, meinem Opa ins Gesicht zu blicken. Es ist komisch, ihn nicht gekannt zu haben und jetzt hier zu sein. Anscheinend hat er sein Herzblut hier reingesteckt.

Ich streiche mit den Fingern über die kühlen, glatten Tische. Sehe ich mich wirklich hier? Ich weiß es nicht. Hinter der Theke fällt mir wieder einmal auf, wie klein ich wirklich bin, nämlich einen Meter achtundfünfzig. Irgendwie habe ich aufgehört zu wachsen, seit ich ungefähr zwölf bin. Keine sonderlich tolle Sache, aber etwas, das ich einfach nicht ändern kann. Ich gleiche es oft mit hohen Schuhen aus, doch ich kann mir kaum vorstellen, dass meine Füße es aushalten werden, mit Mörderschuhen kilometerweit durch die Eisdiele zu rennen. Nicht, dass ich es nicht liebe, wenn meine kurzen Beine länger wirken, aber meinen Tod sind sie es mir dann doch nicht wert.

Ich reiße die Augen auf, als ich erkenne, dass es bestimmt zwanzig Vorrichtungen gibt, in die man Eisbehälter stellen kann. Ich werde das niemals hinbekommen. „Bitte, wenn es da oben jemanden gibt, bitte sorge dafür, dass irgendwo Rezepte aufgeschrieben sind. Oder Anleitungen, irgendwas …“ Ich würde mich nicht als Kochbanause bezeichnen, aber von Eis habe ich einfach keine Ahnung. Ich esse Nudeln mit Ketchup und finde das sogar richtig lecker, ja gut, ich gebe zu, dass ich manchmal zu der Curryvariante des roten Zeugs greife, aber das ist dann auch das Höchste der Gefühle. Wie soll ich es schaffen, besondere Eissorten zu kreieren? Wo bekomme ich überhaupt Zutaten her und generell, wie funktioniert sowas überhaupt? Genau das sind die Fragen, die ich mir in den vergangenen, schlaflosen Nächten gestellt habe. Dennoch war der Stress über die bevorstehende Abfahrt zu groß, als dass ich mir richtig bewusstwerden konnte, was diese Verantwortung bedeutet. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen, Verzweiflung durchflutet mich in Wellen, und ich kneife mir mit den Fingern in die Nasenwurzel. Schmerz durchzuckt die Stelle, und ich sehe wieder klarer. Den Trick hat mein damaliger bester Freund mir im Feriencamp verraten. Ich erinnere mich noch genau an ihn, als wäre es gestern gewesen und nicht dreizehn Jahre her. Ich war damals fünfzehn und hatte nicht wirklich Lust auf das Camp, er war schon sechzehn, fast siebzehn.

„Wenn du Angst bekommst und dich eine Situation zu übermannen droht …“ Er hat mir über die Wange gestrichen und nach einer meiner Haarsträhnen gegriffen. „Dann füge dir ganz leichten Schmerz zu, hier zum Beispiel.“ Er hat mir in die Nasenwurzel gekniffen, ich bin zusammengezuckt und habe seine Hand weggeschlagen. Er hat nur schief gelächelt. „Dann wird die Panik weniger, du denkst an etwas anderes. Aber bitte, tue dir nie richtig dolle weh. Damit tust du den Menschen um dich herum mehr an als dir selbst.“ Ich glaube, das war der erste Moment – ich war wirklich spät dran – in dem ich einen Jungen küssen wollte.

Ein Gähnen entkommt mir und ich streiche noch einmal über die Theke. „Wir werden uns schon anfreunden, oder?“, flüstere ich.

Die Müdigkeit steckt mir in den Knochen, angeblich soll praktischerweise über der Eisdiele eine Wohnung liegen. Diese wird mein nächstes Ziel sein.

Der Druck auf meinen Schultern wird zu Schmerz, der sich an meinen Schläfen bemerkt macht. Wie soll ich das alles schaffen?
Die Leitung eines Ladens, von dem ich keine Ahnung habe? Ich stöhne auf, da es sich anfühlt, als hätte ich einen Schlag auf den Kopf bekommen. Der bekannte Stressschmerz wird stärker, und ich lege die Hände auf meine Stirn, massiere gekonnt die Schläfen und versuche, Abhilfe zu schaffen.

Ich muss hier raus, ich kann gerade nicht atmen, ohne dass ich drohe, zusammenzubrechen.

Die Treppen knarzen unter meinen Füßen, die in schwarzen Lederboots, heute mal ohne Absatz, stecken. Meinen Stil würde ich als bequem, leicht rockig beschreiben, obwohl ich ab und an auch ein Blumenkleid mag. Irgendwie wirke ich auf andere ein bisschen durchgeknallt, abgesehen davon, dass ich mich jünger fühle und nicht, als würde ich im Sprint auf die dreißig zuhalten. Ich seufze, weil mir mein Alter manchmal ein wenig Angst macht.

Die Teenagerzeit fand ich gar nicht so schlecht. Freunde hatte ich durch die Schule automatisch, wir haben unsere Hausaufgaben zusammen gemacht, sind mit sechzehn das erste Mal illegal auf Partys gewesen. Keine einzige Freundschaft hat nach dem Abschluss gehalten, und durch die wechselnden Jobs war es unmöglich, neue Kontakte zu knüpfen. Aber so ist das halt, ich war schon immer Profi darin, mich durchzumogeln im Spiel des Lebens.

Kapitel Zwei – Sofia

Ich fühle mich wie ein Einbrecher, obwohl das hier ja eigentlich mir gehört, auch wenn der Papierkram noch nicht ganz erledigt ist. Ich bin mir noch nicht sicher, ob es Angst ist, was ich spüre, oder vielleicht sogar ein bisschen Vorfreude. Ob es im Leben meines Grandpas niemanden gab, der die Eisdiele übernehmen wollte? Warum vertraut er einer fremden Frau so viel an? Vor allem, da ich in diversen Zeitungsartikeln gelesen habe, dass die Eisdiele wirklich alles für ihn war. Sie nennen es einen Akt der Liebe, weil er sie damals für seine Frau, meine Oma also, eröffnet hat. Sie hat so gerne süß gegessen, hat er immer wieder in Interviews betont, zumindest habe ich das noch kurz gegoogelt, bevor ich mich aufgemacht habe. Ich weiß eigentlich gar nichts über ihn, wenn ich ehrlich bin, und trotzdem fühlt es sich an, als könnte ich hier endlich Wurzeln schlagen. Als wäre ich bereit dafür, einen ganz neuen Schritt zu wagen als Eisprinzessin. Nein, auch keine gute Bezeichnung. Daran sollte ich dringend arbeiten.

Ich öffne die Tür, die übrigens nicht knarzt, auch wenn ich mir bei der Treppe nicht sicher war, ob sie mein Gewicht hält. Ich spitze die Ohren. Ist das … ein Bass? In meinem Kopf beginnen die verrücktesten Szenarien zu spielen: ein Grandpa, der wieder auferstanden ist. Eine Falle. „Hallo?“ Ich blicke mich im Flur um, der sehr schmal ist. Irritiert stelle ich fest, dass in einem Zimmer tatsächlich Licht brennt. Zumindest kann ich das in dem schmalen Spalt erkennen. Verdammt, hier ist wirklich jemand. Ich schlucke, eine Waffe, ich brauche eine Waffe. Das Einzige, das ich finde, ist ein großer, schwarzer Regenschirm.

Mein Herz pocht mir bis zum Hals, ich kann kaum atmen, weil ich Angst habe. Vielleicht ist es irgendein Obdachloser, der von dem Todesfall erfahren und sich hier häuslich niedergelassen hat? Ein Irrer mit Schizophrenie, der denkt, er wäre mein Grandpa? Ich sollte aufhören damit. Ganz dringend.

Ich atme noch einmal tief durch, genieße es fast, immerhin habe ich keine Ahnung, ob das vielleicht das Letzte war, was ich meiner Lunge spendiert habe.

„Sofia Tremplay, du bist eine starke, junge Frau, außerdem bist du bewaffnet.“

Ich blicke verschwörerisch zu meinem Regenschirm und umklammere ihn fester. Erst will ich anklopfen, dann schüttele ich über mich selbst den Kopf. Wenn ich gleich umgebracht werde, dann hat es mir auch nichts gebracht, höflich zu sein, also stoße ich die Tür auf.

Das Erste, was ich erkennen kann, sind breite Schultern. Sie gehören einem Mann, und er wendet mir den Rücken zu. Er trägt nur ein Achselshirt, es klebt an seinem Körper. An der Decke ist ein Art Fitnessgerät angebracht, an dem er Klimmzüge macht. Er bemerkt mich nicht, was eindeutig an seinen Kopfhörern liegt. Er trägt seine dunkelbraunen Haare zu einem Manbun gebunden, und ich frage mich, wie lang sie sind. Ich schüttele den Kopf, warum lasse ich mich von Haaren ablenken?

An der Wade hat er ein relativ neu wirkendes Tattoo, das aussieht wie ein Kompass, es geht über die komplette Wade. Ich schlucke, ich muss ihn jetzt zur Rede stellen. Ich meine, was will er hier? Ich straffe meine Schultern, behalte den Regenschirm vorsorglich in der Hand wie ein Schwert, nur um auf Nummer sicher zu gehen.

Ich räuspere mich erst, dann fange ich wie wild an mit den Armen herumzufuchteln, alles bringt nichts. Irgendwann schreie ich, und auf einmal zuckt er zusammen, lässt sich von dem Gerät gleiten, dreht sich aber nicht um. Ich sehe, wie schnell er atmet, der Schweiß rinnt ihm in Bahnen über den Körper, und ich frage mich, ob er von vorne so gut aussieht wie …

Sofia, das ist ein Einbrecher! Er ist in deinem Haus!

Ich kann nicht fassen, dass er erst einmal das Handtuch nimmt und sich anscheinend – ich sehe es ja nicht richtig – die Mühe macht, sein Gesicht zu trocknen. Wie dreist und arschig kann ein Mensch denn bitte sein?

„Kannst du mir jetzt bitte endlich erklären, was du hier willst?“, fauche ich, doch er hat die Stöpsel noch in den Ohren, entweder ignoriert er mich oder er hört mich tatsächlich nicht. Ich warte, traue mich auch nicht wirklich, auf ihn zuzugehen, immerhin habe ich nur Mister Umbrella, und der Kerl erinnert mich von der Statur an Captain America. Die Angst sitzt mir im Nacken. Sind Mörder nicht auch immer so gelassen, weil sie wissen, dass sie mehr Zeit haben als ihr Opfer? Weil es bald zugrunde gehen wird?

To-do-Liste: Nicht mehr so viele Krimiserien gucken, vor allem nicht bei Dunkelheit.

Er nimmt gemächlich die Kopfhörer ab, und dann dreht er sich zu mir um. Das Erste, was mir auffällt, sind seine braunen Augen, in denen ich mich sofort verliere. Sie wirken vertraut, doch wenn ich ehrlich bin – es gibt viele braune Augen, also bilde ich es mir wahrscheinlich ein. Er hat einen Huckel auf der Nase, als wäre sie gebrochen worden, und auf seinen schmalen Lippen liegt ein kleines Lächeln. Ist das sein Ernst? Lächelt dieser Penner mich jetzt wirklich auch noch an? Ich merke, wie sich die Wut in mir aufbaut wie Lava in einem Vulkan. Ich bin kurz davor, zu explodieren.

„Was tust du hier?“, fauche ich und reiße mich von dem Anblick seiner breiten Brust los.

„Ich wohne hier“, antwortet er charmant, dann aber trifft sein Blick meinen. Ich komme mir vor wie in die Vergangenheit katapultiert. Um uns herum hält die Welt an, sie drückt auf Pause, während wir uns betrachten. Ich bilde es mir ein, das kann nicht sein, dass er … wirklich er ist. Mein Gehirn spielt mir einen Streich, seine Nase hatte damals noch keinen Huckel.

Seine Augen weiten sich im selben Moment wie meine. „Sofia?“

„Theo?“

Ich habe mir in all den Jahren immer vorgestellt, wie es wohl wäre, den Jungen aus dem Feriencamp wieder zu sehen. Theo. Wie oft habe ich von diesem Augenblick geträumt? Ich habe überlegt, dass wir uns in die Arme fallen würden, uns umarmen und nie wieder loslassen. Jetzt zieht er seine dünnen, hellen Augenbrauen zusammen und presst die Lippen aufeinander, als müsste er an sich halten, um nicht zu explodieren. Seine Hände ballen sich zu Fäusten.

„Was tust du hier?“, zischt Theo, und nun liegt es an mir, die Stirn zu runzeln.

„Ich? Das sollte ich wohl eher dich fragen. Vor allem du, was machst ausgerechnet du hier?“, speie ich ihm entgegen. Ich kann nicht einmal mehr sagen, wieso ich ihn anfauche, obwohl alles in mir danach schreit, ihn zu umarmen und nicht mehr loszulassen. Ich bin verwundert, fast geschockt, es hätte jeder hier stehen können, aber dass es ausgerechnet Theo ist, das wirft mich aus der Bahn.

„Hörst du mir nicht zu? Ich wohne hier.“ Die Betonung in seiner Stimme liegt eindeutig auf dem Ich.

„Das kann nicht sein, ich habe geerbt, ich … das gehört …“

„Wage es nicht zu sagen, dass das alles hier dir gehört.“ Er macht mir Angst, wie er auf mich zukommt. Ich lasse den Regenschirm fallen, er plumpst mir einfach aus den schweißnassen Händen. Hoffentlich hat sich meine erste Liebe nicht zu einem Mörder entwickelt.

„Ich habe mich um Arthur gekümmert, als er krank wurde. Ich habe mit ihm die Eisdiele geleitet, seit ich siebzehn bin. Du … du hast kein Anrecht auf irgendwas. Du hättest das Erbe ausschlagen sollen. Niemals hätte ich gedacht, dass du hier auftauchst.“

Er wusste, dass ich komme? Natürlich, der Notar hat es ihm bestimmt gesagt. Schön, dass er sich auf den Moment vorbereiten konnte. Mir war dieses Glück nicht vergönnt. Arthur ist der Name meines Großvaters. Ich will ihm gerade die nächsten bösen Worte entgegen schleudern, als ich etwas Weiches an meinen Beinen spüre.

„Komm her, Loki“, murmelt Theo, und auf einmal ist er viel ruhiger. Ich blicke nach unten. Eine Katze. Sie ist komplett schwarz, am Auge hat sie anscheinend eine Verletzung, denn es ist milchig, doch sie sieht mich direkt an. Sie streift noch einmal an meinen Beinen entlang, schnüffelt am Regenschirm und drückt sich erneut gegen mich, wobei ich eine leichte Vibration spüre. Sie scheint zu schnurren. Es fühlt sich an wie ein Sieg. Wie schlimm soll es schon werden mit dem Griesgram, der nichts mehr mit dem Theo in meiner Vergangenheit zu tun hat, wenn mich die Katze oder vielleicht sein Kater mag? Ich grinse Theo an, dann bücke ich mich und streichle die Katze.

„Komm weg von ihr, verstehst du nicht, dass sie uns rauswirft und wir dann auf der Straße sitzen?“

Ich höre Verzweiflung in seiner Stimme, vielleicht bilde ich sie mir aber auch nur ein. Vielleicht bin ich diejenige, die verzweifelt ist. Überfordert trifft es auf jeden Fall, immerhin ist hier Theo, der Junge, an den ich seit verdammten dreizehn Jahren denken muss. Er hat nur nichts mehr mit demjenigen zu tun, den ich in meinem Gedächtnis abgespeichert habe. Rein gar nichts.

Trotzdem ist irgendwas an ihm, das mich fesselt und davon abhält, die beiden rauszuwerfen. Außerdem bin ich kein schlechter Mensch.

„Wie bist du nach Clarcton gekommen? Ich verstehe die Welt gar nicht mehr, wieso du?“
Er sieht mich an, scheint kurz nachzudenken. „Das geht dich nichts an.“
Er freut sich nicht einmal ein bisschen darüber, dass wir uns wiedersehen. Ich wechsle das Thema.

„Zeigst du mir die Wohnung?“, frage ich stattdessen nur, ernte aber ein Kopfschütteln. „Gut, dann sehe ich sie mir eben allein an“, fauche ich, sodass Loki kurz zusammenzuckt.

Theo schweigt einen Moment lang. „Hör zu, ich habe keine Lust auf dich. Du kanntest Arthur nicht mal, hast bestimmt keinen Schimmer von der Geschäftsführung einer Eisdiele. Du weißt sicher nicht einmal, wie man die Geräte anschaltet. Ich verstehe nicht, wie er diesen riesigen Fehler machen konnte und nicht mich ins Testament geschrieben hat.“

Ich klappe den Mund auf, dann wieder zu. Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen, und ich schätze, das weiß er auch. Ich bin verwirrt – warum hasst er mich denn so sehr? Ich kann auch nichts für den Schlamassel, in den ich hier hineingeraten bin. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Hat er mich denn überhaupt nicht vermisst? Ist er kein bisschen froh, dass nicht eine völlig Fremde die Eisdiele übernehmen wird?

Ich schüttele nur ungläubig den Kopf, dann straffe ich die Schultern und verlasse den Raum. Loki bleibt bei ihm, natürlich, weil er sein Herrchen ist. Sogar der Kater kennt alles hier besser als ich. Der Enthusiasmus über den Neuanfang ist verflogen, die Flügel sind mir gestutzt worden, und ich fühle mich nicht gut, es ist alles wie ein böser Traum. Dabei habe ich mir in meinem Leben nie etwas sehnlicher gewünscht, als Theo wieder bei mir zu haben, ihn noch einmal zu sehen, um ihm so viele Fragen zu stellen.

Das alles rückt nun in den Hintergrund, weil er einfach ein Idiot zu sein scheint, ein verzweifelter, ja, aber vor allem ein riesengroßer. Ich muss mich beruhigen, ich merke, dass das mir nicht guttut. Wer weiß, welche Bindung er zu meinem Grandpa – nein Arthur, ich habe es nicht verdient, ihn Grandpa zu nennen – hatte. Wer weiß, in welcher der Trauerphasen er sich gerade befindet. Ich versuche, Verständnis zu haben, doch wenn er mir das Leben zur Hölle machen will, wovon ich derzeit leider ausgehen muss, dann werde ich ihm zeigen, mit wem er sich da anlegen will.

Kapitel Drei – Theodore

Feriencamp, vor dreizehn Jahren

„Das Feriencamp wird dir gefallen, Theo. Drei Wochen, dann sehen wir uns doch schon wieder.“ Ich spüre, wie meine Brust eng wird, ein merkwürdiges Gefühl, als wäre nicht mehr genügend Platz für das Ding namens Herz.

„Ich möchte nicht gehen, lasst mich mit zu Granny fahren, bitte.“ Ich flehe meine Mutter an, verdammt, ich mache sogar einen Schmollmund, doch sie schüttelt den Kopf. Die Hochzeitsreise, die sie jetzt nach zwanzig Jahren Ehe nachholen wollen, ist ihnen wichtig, und wirklich, das verstehe ich auch, aber wieso muss man mich dann in ein Camp stecken?

„Das funktioniert nicht, du weißt doch wie sie ist, außerdem geht es ihr nicht gut.“ Mein Vater gesellt sich zu uns, und wieder einmal denke ich, dass ich genau wie er aussehen werde, später, wenn ich älter bin.

„Dann lasst mich doch einfach zu Hause bleiben, ich werde siebzehn in zwei Monaten. Kommt schon, seid nicht solche Spießer.“

Ich weiß genau, dass dieses Argument eigentlich immer funktioniert, denn wenn meine Eltern eines nicht sind, dann spießig. Was wohl einzig und allein daran liegt, dass sie die entspanntesten Personen sind, die man sich vorstellen kann. Deshalb wundert es mich umso mehr, dass sie mich nicht einfach drei Wochen mein Leben chillen lassen. Nein, ich soll in ein Feriencamp, als wäre ich zwölf. Ich bin bald erwachsen, fühle mich zumindest so, weshalb ich den ganzen Aufruhr nicht nachvollziehen kann.

„Du wirst Freunde finden und uns danach anbetteln, dass du sie besuchen kannst, glaub uns. Wir beide haben uns bei einem solchen Camp kennengelernt.“ Ich verziehe das Gesicht, als mein Vater meiner Mutter einen Klaps auf den Hintern gibt. „Pack deine Sachen zu Ende, deine Boxershorts hole ich frisch aus der Wäsche. Kondome habe ich schon in die Tasche geworfen.“

„Dad!“, rufe ich, und nun werden meine Ohren doch ein wenig heiß, wahrscheinlich auch knallrot, doch ich kann es nicht verhindern. Ich mag fast erwachsen sein, aber mit meinen Eltern über solche Themen zu sprechen gehört dann doch nicht zu meinen Favoriten. Vor allem, weil die beiden so locker damit umgehen. Sie haben mich damals am Frühstückstisch aufgeklärt, ja, und ich musste mir ansehen, wie sie einer armen Banane ein Kondom übergestreift haben. „Damit die Enkel nicht kommen, wenn wir noch nicht im Großelternalter sind.“ Dann hat mein Dad mir noch zugezwinkert, das Kondom abgestreift und zugeknotet. Ich möchte noch einmal erwähnt haben, wie völlig verrückt die beiden sind, immerhin hat mein Vater die Banane danach gefrühstückt.

„Ihr seid echt ekelhaft.“ Dabei kann ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. „Na gut, ich mache meinen Koffer fertig.“ Mom kommt zu mir und kneift mir in beide Wangen, bevor sie mir einen Kuss auf die Stirn drückt. „Du bist ein so guter Junge, Theo.“

Zumindest damit hat sie recht, ich habe Drogen nie auch nur angesehen, keinen Tropfen Alkohol getrunken, obwohl meine Klassenkameraden regelmäßig mehr konsumieren, als gut für sie wäre. Ich stecke die Nase viel lieber in ein Buch. Ich möchte gerne Wissenschaftler werden, in welche Richtung ich gehen will, weiß ich noch nicht, deshalb lese ich viel zu den verschiedensten Themen, um den richtigen Bereich für mich zu finden.

Meinen Eltern gehört ein kleiner Bioladen, in dem fair gehandelte Produkte verkauft werden. Ich finde das ziemlich cool, habe aber schon früh gesagt, dass mehr als ein Aushilfsjob für mich nicht drin ist.

Irgendwie kann ich es nicht leiden, von zu Hause wegzumüssen. Ich mag es hier, ich bin vielleicht einer der wenigen Jugendlichen, die gerne daheim sind. Ich lese dann viel, ja, ich genieße sogar meine Eltern um mich herum, auch wenn sie mir manchmal auf den Geist gehen.

Ich packe die letzten Shirts ein, dann setze ich mich auf den Koffer, um ihn zu schließen. Ist es komisch, wenn ich schon jetzt ein mulmiges Gefühl im Bauch habe? Ich war noch nie drei Wochen weg. Angeblich sollen Handys im Camp zu bestimmten Zeiten erlaubt sein, aber es ist trotzdem was anderes. Vielleicht bin ich ein Muttersöhnchen, aber drei Wochen ohne meine Eltern jagen mir schon ein bisschen Angst ein. Eventuell haben sie auch recht und ich finde wirklich ein paar Freunde. Außerdem haben sie mir letztes Weihnachten einen E-Book-Reader geschenkt, den ich vollgepackt habe mit allen möglichen Büchern. Sogar ein Roman ist mit darauf gewandert, was selten vorkommt. Wenn mir alle anderen auf die Nerven gehen, dann werde ich in die Welt der Wissenschaft abdriften. Ich streiche über die Tasten meines Keyboards, für ein Flügel fehlt leider der Platz. Meine zweite Leidenschaft neben der Wissenschaft ist die Musik. Eher gesagt das Klavierspielen. In der Schule mache ich das oft im Musiksaal, in Absprache mit den Lehrern. Privat dann auf dem elektrischen Teil, auch wenn der Klang nicht annähernd so gut ist wie bei einem richtigen Piano. „Dich kann ich nicht mitnehmen“, sage ich wehmütig. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Feriencamp eine Art Zeltlager. Also nichts mit Stromanschluss für mein Baby hier. Meine Eltern finden es eine gute Idee, um Freunde zu finden. Ich glaube, sie denken, ich wäre unzufrieden mit meinem nicht vorhandenen Freundeskreis, aber dem ist nicht so. Ich habe mein Baby hier, außerdem noch die Wissenschaft. Was brauche ich denn nun mehr?

Ich sehe auf die Uhr, es bleiben noch zwanzig Minuten, bis wir losfahren. Die Anfahrt beträgt zwei Stunden, es wäre also machbar, zur Not nach Hause zu trampen, wenn ich es nicht mehr aushalte. Um sechs Uhr müssen wir dort sein, damit wir die Rahmenbedingungen besprechen können. Was auch immer das bedeuten soll, irgendwie klingt das fast, als müsste ich in ein Gefängnis. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich mit einer großen Eisenkugel an einer Kette, die um meinen Knöchel liegt. Nein, so schlimm wird es schon nicht werden. Das Einzige, was total nervt, ist die Tatsache, dass das Camp ab dreizehn Jahren ist. Ich bin mir nicht sicher, was ich mit diesen Kindern anfangen soll.

Ich versuche, mich zu entspannen, meine Finger finden wie von selbst die Tasten auf meinem Keyboard, und dann fange ich an zu spielen. Ich verliere mich in der Welt des Klangs, ich spiele ohne Noten, die kann ich nicht lesen. Ich habe mir alles mit Hilfe von diversen Online-Kursen selbst beigebracht. Wenn ich für etwas brenne, möchte ich es richtig machen, Noten brauche ich dafür allerdings nicht. Ich spüre die Musik, wie sie sich in mir aufbaut, wie sie mich einnimmt. Ich merke, wie ich ihr verfalle, weil sie meine Passion ist und ich spiele, als würde mein Leben davon abhängen.