Leseprobe Mordsmäßig gerädert

Kapitel 1

„Du fährst zu schnell, Josh.“

„Das passiert, wenn man schnell ankommen möchte, Lou.“

„Du fährst nie zu schnell!“, erinnerte ich ihn und sah beunruhigt auf den Zeiger des Tachometers, der langsam, aber sicher auf die siebzig zukroch – und wir befanden uns in der Kölner Innenstadt!

Josh hatte sich vor drei Wochen noch darüber beschwert, dass ich mit fünfzehn km/h durch eine Spielstraße gesaust war. Sobald ich so schnell rennen und ihm somit beweisen könne, dass es sich dabei um Schrittgeschwindigkeit handele, dürfe ich fünfzehn km/h fahren. Davor müsse ich mich wie jeder Normalsterbliche an die Verkehrsregeln halten.

Und jetzt plötzlich war er Herr Bleifuß, der bei Kirschgrün über die Ampel fuhr und seine Hupe so oft benutzte, wie sonst nur die vollen Kapazitäten seines Stimmvolumens?

Nein! Das war inakzeptabel und ein wenig beängstigend, wenn ich das bemerken durfte.

„Stell dich nicht so an, Lou“, gab Mo seinen Senf dazu, der es sich hinten auf der Rückbank gemütlich gemacht hatte. „Er ist kaum zwanzig drüber. Das ist nicht zu schnell. Das ist höflich gegenüber den Leuten hinter uns.“

Wütend drehte ich mich zu Joshs Bruder um. Reichte es nicht, dass er vor einer Viertelstunde Joshs Fast-Heiratsantrag kaputt gemacht hatte? Musste er jetzt auch noch falsche Verkehrswahrheiten verbreiten?

Mist zu erzählen, war normalerweise meine Aufgabe, und ich fühlte mich überhaupt nicht wohl mit dieser verkehrten Rollenaufteilung.

Gott, das hier war ein Desaster! Ich hatte keine hohen Anforderungen an diesen Abend gehabt. Alles, was ich mir gewünscht hatte, waren ein romantisches Candle-Light-Dinner und ein tränenreicher Heiratsantrag. Bekommen hatte ich ein halbes Glas Wein und Rispos Bruder, der wie wild an die Tür hämmerte und verkündete, er habe neue Informationen zum Mordfall ihrer Mutter!

Ich verstand ja, dass Josh unser Essen abgebrochen hatte und sofort ins Auto gesprungen war, um auf dem Präsidium den neuen Fährten nachzugehen, die Mo gefunden hatte. Die Sache war unglaublich wichtig für ihn. Seit dem Tod seiner Mutter vor mehr als fünfzehn Jahren suchte er vergeblich nach Hinweisen, die er bei seiner eigenen Fallrecherche möglicherweise übersehen hatte. Das änderte jedoch nichts daran, dass Mos Timing unfassbar schlecht gewesen war und ich ihm gerne mit einer schweren Taschenuhr gegen den Kopf geschlagen hätte.

Hätte er nicht fünf Minuten später schreien können, dass es einen zweiten Mord gegeben habe, der mit derselben Waffe begangen worden sei wie der an ihrer Mutter?

Das wäre sehr nett gewesen.

„Josh“, sagte ich freundlich und mit weicher Stimme. „Wenn du uns auf der Fahrt zum Präsidium umbringst, wirst du dich nie mit diesem Mordfall beschäftigen können, von dem Mo geredet hat. Würdest du also die Güte besitzen, deinen Fuß vom Gas zu nehmen – bevor ich ihn dir abhacke?“

Rispo seufzte schwer, doch tatsächlich wurde das Auto langsamer und an der nächsten Ampel hielt er sogar.

„Mo“, sagte er schroff. „Wo genau hast du die Infos über diesen zweiten Mord eigentlich her?“

„Ach, bin darüber gestolpert“, sagte sein Bruder vage und als ich mich stirnrunzelnd zu ihm umwandte, bemerkte ich, dass er konzentriert aus dem Fenster sah. Sein Gesichtsausdruck so unschuldig, wie eine in weiß gekleidete Nonne mit Baby auf dem Arm.

Ich kannte den Ausdruck. Ich hatte ihn erfunden!

„Wie?“, fragte Josh sofort scharf – auch er war mit dem Ausdruck vertraut. „Wie bist du darüber gestolpert? Einzelheiten zu Waffe und Tathergang sind nicht öffentlich zugänglich. Bitte sag mir, dass du dir nicht irgendwo widerrechtlich Zutritt verschaffen hast.“

„Ach … öffentlich, nicht öffentlich. Rechtlich, widerrechtlich. Moralisch, unmoralisch. Login-Daten zur Polizeidatenbank auf der Straße finden oder sie aus deinem Büro stehlen.“ Mo machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wieso muss man heutzutage alles in Kategorien einteilen?“

„Du hast die Polizeidatenbank gehackt?“, fragte ich ungläubig. „Mo! Das ist ein Verbrechen. Dafür kannst du ins Gefängnis wandern.“

„Du sitzt da in einem sehr zerbrechlichen Glashaus, Lou, auf das du keine Granaten werfen solltest“, bemerkte Mo trocken.

Ach, bitte! Meine illegalen Machenschaften beschränkten sich auf Beamtenbeleidigung, kleine, freundschaftliche Einbrüche sowie zeitweilige Erpressung. Aber ich tat nie etwas wirklich Schlimmes!

„Du hast dich mit meinem Namen eingeloggt?“, wollte Josh mit kühler Stimme wissen.

Dein Name ist auch mein Name, ich habe da nicht so das Problem gesehen“, erklärte Mo zögerlich.

Rispos Kiefer knackte, doch dann nickte er steif und sagte: „Okay. Was soll’s.“

Ich machte große Augen und sah ihn mit offenem Mund von der Seite her an. Wenn ich ungefragt auf sein Handydisplay linste, glich das einem Tötungsdelikt, aber wenn Mo sein Passwort stahl und die Polizeidatenbank hackte, dann war das okay?

„Wie hieß das Opfer?“, hakte Josh weiter nach und entweder bekam er nicht mit, dass ich versuchte, ihn mit meinen ungläubigen Blicken zur Vernunft zu zwingen oder er ignorierte es.

„Konstantin Rubens. Er wurde zweimal in den Rücken geschossen, Josh! Ein paar Stunden später hat ihn ein Passant in einer dunklen Gasse gefunden. Seine Habseligkeiten befanden sich in einem Mülleimer nicht weit entfernt. Ansonsten ist der Tatort so sauber wie deine Küchenanrichte. Keine Fingerabdrücke, keine DNA-Spuren, keine sonstigen Hinweise. Gar nichts. Die Polizei tappt im Dunkeln und hat noch immer niemanden festgenommen. Genauso wie bei Mama! Er wurde mit derselben Waffe auf dieselbe Art und Weise umgebracht. Das kann kein Zufall sein. Es muss sich um denselben Täter handeln.“

„Ein Serienkiller, der im Rhythmus von fünfzehn Jahren zuschlägt?“, meinte Josh zweifelnd.

„Keine Ahnung, kann doch sein, oder?“, fragte Mo ungeduldig. „Gab schon verrücktere Dinge. Diesen Ausdruck auf Lous Gesicht zum Beispiel.“

Josh warf mir einen hastigen Seitenblick zu und schnaubte prompt. „Schraub deine Augen zurück in den Kopf, ich will sie nicht in meinem Fußraum herumkullern haben, Lou. Was würde bloß deine Mutter sagen, wenn sie dich jetzt so sehen könnte?“, fragte er kopfschüttelnd.

Oh, ich konnte ihre Stimme praktisch hören: Du bist fast dreißig und hast immer noch keinen Heiratsantrag von dem Mann bekommen, den du liebst? Louisa Josephine Manu, dein Uterus ist schon lange nicht mehr faltenfrei, du hältst dich besser ran!

Sie war einfach eine hochsensible Frau.

„Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich wirklich um denselben Täter handelt, Josh?“, murmelte ich ernst. „Der Mörder eurer Mutter könnte seine Waffe weggeworfen oder verkauft haben. Es wäre sogar klüger von ihm gewesen, sie loszuwerden!“

„Lou, es gibt zu viele Parallelen“, widersprach Mo hitzig. „Der Ort, die Art und Weise …“

„Jemanden in einer dunklen, einsamen Gasse in den Rücken zu schießen, ist weder eine innovative noch einzigartige Weise, jemanden umzubringen, Moritz!“, unterbrach ich ihn scharf. „Der Rücken ist sogar ein äußerst geeigneter Ort, um ein paar Kugeln zu versenken – denn er bietet die größte Angriffsfläche. Und jemanden in einer belebten Einkaufsstraße zu erschießen, wäre doch auch dämlich, oder nicht? Das ist beides kein Argument dafür, dass es sich um denselben Täter handelt. Es beweist lediglich, dass es den Mördern an Einfallsreichtum mangelt.“

„Sie hat recht, Mo“, sagte Josh schroff und zog sein Handy aus der Mittelkonsole. „Nichtsdestotrotz …“ Im nächsten Moment drückte er auf seinem Display herum und hielt sich das Telefon ans Ohr.

Moment. Was passierte hier gerade?

„Es ist verboten, am Steuer zu telefonieren, Josh!“, rief ich schockiert.

Rispo schnaubte. „Du hast dir vor ein paar Wochen während des Fahrens die Nägel lackiert, Lou! Du schminkst dich beim Fahren, du putzt dir die Zähne, du löst Sudokus … du machst andauernd so einen Mist.“

„Zweimal die Woche ist nicht andauernd!“, erwiderte ich verärgert – und das mit den Nägeln war eine Ausnahme gewesen, meine Finger steckten zu oft im Dreck, als dass sich hübscher Lack auf ihnen lohnte. „Aber ja, ich weiß. Ich bin verantwortungslos und du der regelverliebte Spielverderber. So kennen und lieben die Leute uns. Aber wenn du jetzt anfängst, das Gesetz nicht allzu ernst zu nehmen, dann verlieren wir unsere bezaubernde Dynamik!“

„Das hier ist eine Ausnahmesituation“, sagte Josh ungeduldig und sprach im nächsten Moment ins Telefon: „Marvin, tun Sie mir einen Gefallen: Suchen Sie alle Informationen zusammen, die Sie bezüglich des Mordes an Konstantin Rubens finden können. Liegt zwei Monate zurück. Ich bin in zehn Minuten da und will das Material auf dem Schreibtisch in meinem Büro vorfinden … Nun, Ihre Mutter wird mit dem Essen warten müssen.“ Eine Sekunde später legte er auf und konzentrierte sich wieder auf die Fahrbahn. Sein aufmerksames, düster dreinblickendes, grüblerisches Ich.

Okay, das war wirklich halb so wild gewesen. Ich atmete tief durch und versuchte mich zu beruhigen.

Josh hatte recht. Es war eine Ausnahmesituation. Ich sollte etwas mehr Verständnis aufbringen. Die Rispos drehten alle etwas am Rad, wenn es um den Tod ihrer Mutter ging. Was nachvollziehbar war. Natürlich wollte Josh sich die Akte zu Konstantin Rubens Mord genauer ansehen. Natürlich wollte er sichergehen, dass kein Zusammenhang zwischen den beiden Fällen bestand.

Ich würde dasselbe tun, wenn es um meine Familie ginge.

Herrgott, ich hatte bereits dasselbe getan, obwohl ich den Toten nicht gekannt hatte und keine Polizistin war.

Die restlichen zehn Minuten, die wir im Auto verbrachten, schwieg ich also. Ließ Josh und Mo weiter Vermutungen darüber anstellen, weshalb die Waffe, mit der ihre Mutter umgebracht worden war, erst jetzt wieder zum Einsatz gekommen war. Ob es einen Zusammenhang zwischen Konstantin Rubens und Frau Rispo gab? Ob die beiden sich gekannt hatten?

Erst als wir auf dem fast leeren Parkplatz des künstlerisch wenig wertvollen Betonklotzes hielten, der sich Polizeipräsidium schimpfte, sprach ich wieder.

„Was genau haben wir jetzt vor? Wir rollen den Mord von diesem zweiten Opfer neu auf … und hoffen, dass wir mehr Glück als die Beamten haben, die den Fall bisher bearbeitet haben?“

Rispo zog die Augenbrauen zusammen und stellte den Motor ab „Wir …“, murmelte er und starrte durch die Windschutzscheibe zum hell erleuchteten Eingang des Präsidiums. „Interessantes Wort.“

Ich seufzte schwer. „Wir haben uns noch vor einer halben Stunde darüber unterhalten, dass es okay für dich ist, wenn ich mich weiterhin in Mordfälle einmische, solange ich dir Bescheid gebe.“

Rispo lachte trocken auf und löste seinen Gurt. „Erstens: Ich habe sicherlich nicht gesagt, dass es okay für mich ist. Das ist deine freie Übersetzung. Zweitens: Nicht dieser Fall, Lou.“

Er schnallte sich ab und stieg aus.

„Er meint damit nur dich, richtig?“, hakte Mo unsicher nach, bevor er seinem Bruder hastig folgte. „Ich darf mitmachen, nicht wahr?“

Mit zusammengepressten Lippen öffnete ich ebenfalls meine Tür. Zu meiner Überraschung stand Josh noch immer beim Wagen. Ich hatte fest damit gerechnet, dass er bereits zum Präsidium vorgeprescht war und uns einfach zurückließ.

Doch stattdessen verschränkte er die Arme und sah zögerlich zwischen mir und Mo hin und her. Schließlich murmelte er: „Geh schon mal rein, Mo. Ich komm gleich. Ich will noch kurz mit Lou reden.“

Sein Bruder hob die Augenbrauen und blickte flüchtig zu mir hinüber, nickte dann jedoch und folgte Joshs Anweisung.

Wow. Mo musste wirklich durch den Wind sein. Er hörte sonst nie auf das, was Josh ihm sagte. Womöglich hatte er einfach zu große Angst, dass Josh es sich anders überlegte und ihn mit geöffnetem Fenster im Auto sitzen ließ. Das Schicksal, das mir vermutlich blühte.

Ich öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, doch Josh kam mir zuvor.

„Lou, es tut mir leid“, murmelte er kopfschüttelnd und rieb sich übers Gesicht. „Ich habe mir den Abend etwas anders vorgestellt.“

Unfreiwillig musste ich lächeln. „Ach so. Mo, der an unsere Tür hämmert, war also nicht dein geplantes Unterhaltungsprogramm für unser romantisches Dinner?“

„Nein, nicht wirklich. Wenn ich mir schon die Mühe mache, ein paar Kerzen anzuzünden, will ich meine Brüder normalerweise nicht dabeihaben“, bemerkte er und zog eine Grimasse.

„Gut zu wissen.“

Er seufzte und fuhr sich durch die Haare. „Ich weiß, die Lasagne wird kalt, der Wein warm, und unsere Unterhaltung haben wir auch nicht zu Ende geführt … aber können wir das Ganze einfach verschieben? Ich muss mir angucken, ob an Mos Vermutung was dran ist.“

Ich nickte. „Natürlich. Das verstehe ich. Ich warte nur ungeduldig auf den Teil deiner Rede, in dem du mir erklärst, dass ich jetzt nach Hause gehen muss.“

Er verzog das Gesicht. „Kann ich den Teil nicht überspringen, wenn du schon weißt, dass er kommt?“

„Ich will helfen, Josh!“

„Ich weiß und ich werde dich helfen lassen.“

„Du … was?“ Perplex öffnete ich den Mund.

„Ich werde dich helfen lassen“, wiederholte er. „Ich werde dich darüber auf dem Laufenden halten, was Mo und ich herausfinden. Dir sagen, ob die beiden Morde zusammenhängen. Dich mitnehmen, falls ich Zeugen befrage, bei denen ich glaube, dass sie ein … nun, freundliches Gesicht brauchen.“

Ich verengte die Augen. „Aber?“

„Aber heute Abend brauche ich Ruhe. Heute Abend möchte ich keine Fragen beantworten und mir keine Sorgen machen müssen. Ich weiß alles über den Fall meiner Mutter, Lou. Mo ebenso. Du hingegen hast keine Ahnung.“ Er holte tief Luft. „Lass mich heute einfach nur gucken, ob die beiden Morde miteinander zusammenhängen. Vielleicht ist das alles nur ein falscher Alarm und ich muss dich nicht in meine dreckige Familiengeschichte mit reinziehen. Wenn nicht …“ Er zögerte. „Nun, dann kannst du immer noch mit rotem Cape und einer Menge verrückter Ideen um die Ecke kommen.“

Sekundenlang sah ich ihn nur unverwandt an. Blickte in seine warmen, braunen Augen und wünschte mir, dass ich seine Vergangenheit mit einem Fingerschnippen ändern könnte. Dass ich ihm die Unruhe und Unsicherheit, die ich seit Mos Überfall auf uns in seiner Miene erkannte, einfach wegwischen könnte.

Aber bis auf die Fähigkeiten einen Teller Kekse verschwinden zu lassen und elegant über meine eigenen Füße zu stolpern, besaß ich leider keine Superkräfte.

„Okay“, wisperte ich schließlich und schluckte. „Ich verstehe.“ Und das tat ich. „Aber wenn ich dir irgendetwas Gutes tun kann, wie zum Beispiel bei Marvins Mutter anzurufen und ihn für seine Verspätung zu entschuldigen …“

Josh lächelte matt. „Dann melde ich mich.“

„Gut. Dann rufe ich mir ein Taxi.“

„Nicht nötig. Nimm mein Auto.“ Er drückte mir den schweren Schlüssel seines Audi A5 in die Hand. „Ich lass mich später von Marvin nach Hause bringen.“

Verblüfft öffnete ich den Mund. Rispo liebte seinen Wagen mehr als Liegestütze – und ich hatte eine erschreckende Erfolgsbilanz, wenn es darum ging, ihm Kratzer und Dellen zuzufügen. „Okay“, sagte ich dennoch perplex. „Gut. Ich versuch, ihn nicht im Graben zu versenken.“

Josh hob einen Mundwinkel, legte eine warme Hand in meinen Nacken und küsste mich sanft. „Ein ehrenwerter Vorsatz. Schlaf schön und iss die Lasagne.“

Ich nickte und ließ seine Hand los, bevor er mir ein letztes Mal zulächelte, sich umdrehte und über den dunklen Parkplatz schritt.

Unwohl trat ich von einem Bein auf das andere und sah ihm nach, bis er in den hellerleuchteten Empfangsbereich des Präsidiums trat, Mo am Arm packte und aus meinem Sichtfeld verschwand.

Ich presste eine Hand auf die Brust und ermahnte mein wild schlagendes Herz zur Ruhe. Doch es hörte nicht auf mich. Es flatterte gegen meine Rippen, als wolle es sich Freiraum verschaffen, um mehr Platz für weitere Sorgen zu haben.

Seufzend schloss ich die Augen, sog Luft durch die Nase ein und stieß sie durch den Mund wieder aus. Rispo hatte recht. Ich wusste nicht viel über den Mord an seiner Mutter. Ich wäre heute Abend eher eine Ablenkung als eine Hilfe.

Er musste sich die Akte in Ruhe ansehen. Allein mit Mo. Ich verstand es. Halb so wild.

Dann gab es heute eben keinen Heiratsantrag für mich. Das war nicht schlimm. Es eilte nicht. Ich konnte warten.

Ich würde mich einfach in Geduld üben.