Leseprobe Je süßer der Mord

Kapitel 1

Hochwürden Tomos Parry Davies, Pastor der Bethel-Kapelle im Dorf Llanfair, sang laut vor sich hin, während er die Passstraße von Caernarfon hinauffuhr. Der Himmel lachte heute auf ihn herab! Was für ein Glücksfall, dass er die Reklame für eine Auktion von öffentlichen Überschüssen entdeckt hatte. Dieser Kleinbus war die Antwort auf seine Gebete – natürlich hatte er einen hohen Kilometerstand und war in deprimierendem Behördengrau lackiert, aber er hatte Platz für fünfzehn Passagiere und entsprach exakt seinen Bedürfnissen.

Er war sich schon lange bewusst, dass seine Gemeinde dahinschwand. Man interessierte sich dieser Tage nur wenig für Religion und fürchtete das Höllenfeuer nicht, von dem er so eloquent predigte. In ganz Wales wurden Kapellen aufgegeben und in Schönheitssalons, Werkstätten oder noch schlimmer: New-Age-Heilzentren verwandelt. Tomos Parry Davies erschauderte.

Die Ebenezer-Kapelle, von Llanfair aus nur ein paar Kilometer die Passstraße hinunter, war im vergangenen Jahr aufgegeben worden. Tomos fürchtete um die Seelen seiner ehemaligen Herde. Wenn man nur eine Möglichkeit finden könnte, sie nach Llanfair hinauf zu bringen ... aber viele ältere Gemeindemitglieder konnten nicht selbst fahren und sonntags fuhren auch keine Busse. Da war ihm die Idee mit dem Kleinbus gekommen. Um es in nicht-christliche Worte zu fassen: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommen kann, musste der Berg eben zum Propheten kommen. Außer seiner Frau hatte er niemandem davon erzählt, abgesehen von Pumpen-Roberts von der Tankstelle, der immer auf dem Laufenden war, was den Verkauf von Gebrauchtwagen anging – dann hatte er gewacht, gewartet und gebetet. Und jetzt waren seine Gebete erhört worden!

Er schloss die Augen und stellte sich die vielen neuen Kirchgänger vor, die sich aus seinem Bus in die Bethel-Kapelle ergießen würden, während sein Rivale, Hochwürden Powell-Jones von der Beulah-Kapelle auf der anderen Straßenseite, nur ungläubig zuschauen könnte. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem rundlichen, in die Jahre gekommenen Gesicht aus. Und er war auch noch so günstig gewesen. Ein echter Glücksfall – oder eher Gottes Werk. Der Herr wusste, welche Kapelle Er gedeihen sehen wollte!

Und das war nur der Anfang, sagte sich Hochwürden Parry Davies. Eine größere Gemeinde würde auch mehr Geld einbringen. Dann könnte er den Ölofen in der Ecke durch eine richtige Zentralheizung ersetzen, und vielleicht auch die Soundanlage erneuern, um jüngere Menschen anzusprechen. Er könnte Diashows oder Filmvorführungen benutzen, um seine Predigt aufzuwerten. Er würde den Glauben im großen Stil nach Llanfair zurückbringen.

Er fuhr durch Llanberis hindurch und manövrierte dabei vorsichtig um die letzten Feriengäste herum, die über die Straße eilten, um die Bergbahn zum Yr Wyddfa zu erwischen, den die Engländer stur Mount Snowdon nannten. Gleich hinter Llanberis stieg die Straße steil an. Er trat aufs Gas und vernahm das befriedigende Brüllen des kraftvollen Motors. Den schwarzen Qualm, der hinter ihm in der klaren Bergluft hing, ignorierte er lieber.

Das Dorf Nant Peris zog verschwommen an ihm vorbei. Er wusste, dass er auf fünfzig hätte abbremsen sollen, aber er war von der Kraft seines neuen Gefährts so begeistert, dass er nicht langsamer werden konnte. Außerdem war der nächste Polizist Constable Evans oben in Llanfair. Hier war niemand, der ihm einen Strafzettel verpassen konnte.

Er passierte die letzten, verstreuten Häuser, ehe die Passstraße schmaler wurde und wieder gen Llanfair anstieg. Er drehte den Kopf um einen Blick auf die verlassene Kapelle zu werfen, deren Gemeinde er jeden Sonntag abholen wollte. Sie bot einen traurigen Anblick, mit den zugenagelten Fenstern und der verbarrikadierten Tür. Er war schon fast daran vorüber, als er bemerkte, dass dort etwas vor sich ging. Er bremste und legte die schwere Gangschaltung begleitet von Knirschen und Klirren unter einiger Anstrengung in den Rückwärtsgang. Der Lastwagen eines Bauunternehmers parkte vor der Tür und zwei Männer trugen eine Marmorplatte hinein.

Die Wut stieg Tomos ins Gesicht. Welchen üblen Streich spielte ihm der Herr da? Die Kapelle wurde wiedereröffnet, als er gerade seine Ersparnisse für den neuen Bus ausgegeben hatte! War sein schöner Plan jetzt zum Scheitern verurteilt?

Dann bemerkte er das Schild über dem gewölbten Eingang:

 

CHEZ YVETTE. RESTAURANT FRANÇAIS.
Erstklassige, französische Küche.

 

Darüber hing ein Banner mit der Aufschrift: Morgen große Eröffnung! Tomos spürte, dass sein Blutdruck bis zum Siedepunkt hinaufschoss.

Ein Gotteshaus – oder das, was bis vor Kurzem noch ein Gotteshaus gewesen war – wurde zu einem Restaurant umgebaut! Und nicht nur irgendein Restaurant, ein französisches Restaurant. Chez Yvette. Selbst der Name klang eindeutig frevlerisch.

Tomos Parry Davies trat aufs Gas und fuhr mit brüllendem Motor den Pass hinauf, um diese entsetzliche Neuigkeit zu verbreiten.

Kapitel 2

Constable Evans von der Polizei Nordwales kam den steilen Bergpfad herab. Es war ein frischer Herbstabend. Der Snowdon und die umgebenden Gipfel zeichneten sich schon als schwarze Silhouetten vor dem klaren, rosaroten Himmel ab. Die letzten Schwalben schossen über seinen Kopf hinweg, bereit in den Süden zu fliegen. Unter ihm lag das Dorf Llanfair eingerahmt von Herbstnebel. Evan hielt inne und atmete zufrieden den Geruch der Holzfeuer ein  – ganz anders als der Gestank der Kohlefeuer, den er noch aus den Cottages seiner frühen Kindheit kannte. Es war ein beißender Geruch gewesen, der sich in der Nase festsetze und ihn jeden Winter mit einer Bronchitis ins Bett schickte. Jetzt hatten die meisten Cottages Heizkörper und der Kamin samt Holzfeuer war zum Statussymbol geworden.

Es war ein weiterer herrlicher Tag gewesen – der jüngste eines anhaltenden Altweibersommers, den manche schon als Dürre bezeichneten. Natürlich gingen in Nordwales bereits eine Woche ohne Regen als Dürre durch. Evan konnte den Windbrand in seinem Gesicht spüren, die Folge eines langen Klettertages auf dem Glyder Fawr, dem Gipfel auf der dem Snowdon gegenüberliegenden Seite des Tals. Seine schmerzenden Muskeln erinnerten ihn daran, dass er nicht mehr die Kondition zum Klettern hatte. Seine Arbeit als Dorfpolizist in Llanfair konnte man nicht gerade als anstrengend bezeichnen, aber es fiel ihm schwer, zur ständig anfallenden Freiwilligenarbeit nein zu sagen.

Und dann war da natürlich auch noch Bronwen. Die junge Lehrerin der Dorfschule teilte seine Liebe zur freien Natur und erwartete, die Wochenenden mit ihm zu verbringen. Nicht, dass er etwas dagegen einzuwenden hätte, seine Freizeit mit Bronwen zu verbringen, aber das bedeutete, dass er seit einer Weile nicht mehr ernsthaft Klettern war, und er vermisste es.

Das Bein seiner Cordhose strich durch vertrocknendes Farnkraut, als er weiter abstieg. Zu seiner Rechten unterbrach das dunkle Rechteck einer Schonung von Rotfichten den gleichmäßigen Schwung der Bergweiden. Evan sah sie voller Abneigung an. Noch ein Schandfleck in der Landschaft, wie das Everest Inn, dachte Evan. Niemand fragte die Einheimischen, ehe die Leute herkamen und ihre Weihnachtsbäume pflanzten!

In Llanfair gingen die Lichter an. Er sollte sich besser beeilen, wenn er vor der Dunkelheit zurück sein wollte. Dezente Scheinwerfer umrissen bereits die riesigen Konturen des Everest Inn, das wie ein übergroßes Schweizer Chalet oben am Pass stand. Wie alle anderen Dorfbewohner fand er, dass es an einer walisischen Bergflanke völlig fehl am Platz wirkte.

Das Dorf selbst bestand aus verstreuten und bis auf den Red Dragon schlecht beleuchteten Cottages. Pub-Harry hatte in diesem Sommer in einen Scheinwerfer investiert, jetzt, da mehr Touristen nach Llanfair kamen. Nicht jedem gefiel das hell erleuchtete Schild des Pubs. Die beiden Pfarrer der Bethel-Kapelle und der Beulah-Kapelle, sonst Todfeinde, hatten sich zusammengeschlossen, um diese schamlose Propaganda für den Dämon Alkohol anzuprangern – besonders, wenn es an Sonntagen beleuchtet war. Fleischer-Evans war noch einen Schritt weitergegangen und hatte eine offizielle Beschwerde eingereicht, weil das Licht öffentliches Ärgernis erregen würde und direkt in sein Schlafzimmer schien. In Llanfair machte der Scherz die Runde, dass Fleischer-Evans bloß den Schock nicht ertragen könne, Mrs. Fleischer-Evans mit Gesichtscreme und Lockenwicklern zu sehen. Aber sonst hatte sich niemand beschwert. Tatsächlich war man sogar der Meinung, dass das zusätzliche Licht auf der Dorfstraße schon lange überfällig war.

Schafe stoben auseinander, als Evan sich ihnen näherte, und ihr Blöken hallte durchs ganze Tal. Jetzt, da die Sonne untergegangen war, blies ein kalter Wind vom Atlantik herüber. Er fuhr seufzend durchs Gras, ließ die trockenen Farne rascheln und heulte über die Klippen. Plötzlich hatte Evan das Gefühl, eine Spannung würde sich in die friedliche Szenerie drängen. Mit seinen geschulten Sinnen war er sich fast sicher, beobachtet zu werden. Er hielt an und sah sich um.

Er hörte das Plätschern des Baches, der hier in der Nähe entsprang, und das entfernte Dröhnen eines Autos, das die Passstraße heraufkam. Rechts von ihm zeichnete sich die dunkle Silhouette eines verfallenen Schafstalls ab. Er blickte angestrengt in die Richtung und redete sich ein, er habe eine flüchtige Bewegung gesehen. Er hatte seine Taschenlampe im Rucksack, doch er wollte jetzt nicht anhalten, um sie herauszuholen – nicht, während im Red Dragon ein Pint Bier auf ihn wartete. Wenn hier oben am Berg jemand Unterschlupf suchte, war es wahrscheinlich nur ein vorbeiziehender Landstreicher oder ein balzendes Pärchen aus dem Dorf, was die Anspannung und Wachsamkeit erklären würde, die er spürte.

Er war erst ein paar Schritte gegangen, als er hinter sich auf dem Pfad die Schritte schwerer Stiefel vernahm. Er wirbelte herum.

Noswaith dda. Guten Abend, Constable Evans“, rief eine tiefe Stimme.

„Ach, Sie sind’s, Mr. Owens.“ Evan stieß ein erleichtertes Seufzen aus, während der Landwirt zu ihm aufschloss. „Sie sind spät unterwegs. Stimmt etwas nicht?“

„Nein, alles in Ordnung. Ich wollte nur einen Blick auf Rhodris Cottage werfen – um sicherzugehen, dass diese Engländer dieses Mal das Tor geschlossen haben, damit sie meinen Schafen nicht vorwerfen können, ihre verdammten Blumen zu fressen!“

„Dann sind sie weg?“, fragte Evan und blickte zum gedrungenen Umriss des Cottages des Schäfers hinüber, das oberhalb des Dorfes lag.

„Meine Frau sah sie heute Nachmittag abreisen. Auf Nimmerwiedersehen, sage ich da.“ Evan sah ihn überrascht an. Mr. Owens war sonst der sanftmütigste Mensch im Dorf.

„Wir haben nur Ärger, seit sie dieses Haus gekauft haben.“ Er trat näher an Evan heran. „Ich werfe dem alten Rhodri nicht vor, dass er zu seiner Tochter gezogen ist ... er wird alt, der arme Kerl. Aber er hatte kein Recht, sein Cottage an Außenstehende zu verkaufen, oder?“

„Ich habe gehört, dass sie ihm einen sehr guten Preis gezahlt haben“, sagte Evan. „Und niemand aus dem Dorf war interessiert.“

„Na ja, niemand aus dem Dorf war blöd genug, all sein Geld in das alte Cottage eines Schäfers zu stecken, was? Sie sollten es jetzt mal sehen, Mr. Evans. Meine Frau geht dort hinauf, um für sie zu putzen, und sie sagt, dass sie dort sämtlichen Komfort haben, sogar ein Badezimmer mit einem dieser französischen Bidet-Dinger. Das muss ein Vermögen gekostet haben, allerdings hatten die Engländer ja schon immer mehr Geld als Verstand.“

Evan grinste. „Aber Besucher sind doch trotzdem gut fürs Geschäft, oder nicht, Mr. Owens?“

„Wären sie, wenn sie irgendwas aus der Gegend kaufen würden. Meine Frau sagt, sie kommen jedes Wochenende mit Kühlboxen voller Lebensmittel her. Sie glauben wahrscheinlich, dass die guten, walisischen Erzeugnisse sie vergiften könnten.“ Sein keuchendes Lachen entlarvte ihn als langjährigen Raucher und endete in rasselndem Husten. „Ich weiß nicht recht, warum sie herkommen. Sie scheinen uns nicht wirklich zu mögen.“

„Viele Engländer kaufen Cottages in Wales“, sagte Evan. „Sie wollen übers Wochenende der Stadt entfliehen und ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich konnte es nicht erwarten, aus Swansea abzuhauen, kaum dass ich dort hingezogen war.“

„Wissen Sie Mr. Evans, ich habe nichts gegen Engländer“, sagte der Landwirt und lehnte sich vertraulich zu ihm. „Der alte Colonel Arbuthnot, der immer bei uns Urlaub machte, war das Salz der Erde, oder nicht? Aber er war auch von der alten Schule ... er hatte Manieren. Ich mag es einfach nicht, wenn sie herkommen und sich so hochnäsig benehmen, als wären sie die Gutsherren und wir die Bauern.“

„Benehmen sich diese Leute so?“, fragte Evan. „Ich kann nicht behaupten, dass ich viel von ihnen zu Gesicht bekommen habe, abgesehen von ihrem Jaguar.“

„Der garantiert zu schnell fuhr“, kommentierte Mr. Owens. „Er hat neulich beinahe meine Hündin angefahren. Sie ist nicht an Autos gewöhnt. Dieser Engländer kam wie ein Verrückter die Zufahrt raufgebrettert und im selben Moment entscheidet sich meine Hündin, einem Schaf nachzujagen, das sich von der Herde entfernt hatte. Er hat sie fast überfahren, und mir dann gesagt, dass ich besser auf sie aufpassen müsse, statt sich zu entschuldigen. Solche Leute sind das, Mr. Evans. Benehmen sich, als würde ihnen das ganze Land gehören.“

„Zum Glück sind sie nur am Wochenende hier, was, Mr. Owens?“, fragte Evan. „Und ich gehe nicht davon aus, dass wir noch viel von ihnen zu Gesicht bekommen werden, wenn es kälter wird.“

„Nun, aber es scheint dieses Jahr einen langen Sommer zu geben, nicht wahr, Mr. Evans?“ Mr. Owens sprach mit stolzerfüllter Stimme, als wäre er höchstpersönlich für das Wetter verantwortlich. „Ich hab Heu für den ganzen Winter eingelagert, und das kann ich in den meisten Jahren nicht behaupten.“ Er betrachtete das Seil, das von Evans Rucksack baumelte. „Sie waren heute klettern, wie ich sehe.“

„In der Tat. Oben am Glyder Fawr.“

„Da gibt es gute Kletterstellen ... sehr anspruchsvolle Felsen.“

„Ein wenig zu anspruchsvoll“, gestand Evan. „An einem Punkt dachte ich, ich würde feststecken. Ich fürchte, ich bin aus der Übung. Ich glaubte schon, die Bergrettung rufen zu müssen.“

Owens klopfte ihm auf die Schulter. „Sie brauchen ein Pint im Dragon.“

„Genau das habe ich auch gedacht“, sagte Evan mit einem Lächeln. „Ein Pint Robinson’s wäre genau richtig. Sind Sie auch auf dem Weg dorthin?“

Der Landwirt blickte zu den Lichtern seines Gehöfts, das direkt oberhalb der Häuser von Llanfair lag. „Mrs. Owens erwartet mich leider, und sie mag es nicht, wenn das Abendessen im Ofen austrocknet.“ Sein Gesicht strahlte. „Aber es ist Sonntag, oder? Wir essen sonntags immer kalt! Und sie wird nicht genau wissen, wie lange ich brauche um hoch zum Cottage und wieder zurück zu kommen, oder?“

Als die Stimmen erstarben, trat eine Gestalt aus dem verfallenen Schafsstall und sah sich um. Das wäre beinahe ins Auge gegangen, fast hätte ihn der Dorfpolizist entdeckt. Die gute Sache war ... er wusste jetzt, wo der Dorfpolizist steckte. Er würde gewiss im Pub bleiben, bis es zu spät war.

Er spürte das Blut in seinen Schläfen pochen, als das Adrenalin durch seinen Körper rauschte. Er folgte dem Pfad über die Weide bis zum Tor des Cottage. Eine Bewegung in der Hecke zu seiner Linken ließ ihn zusammenzucken, ehe er ein altes Schaf ausmachte, das in die Dunkelheit davontrottete. Offensichtlich in der Hoffnung, wieder an diese Blumen ranzukommen, dachte er grinsend. Nun, dafür war es jetzt zu spät. Wenn er fertig war, würde es keine Blumen mehr geben.

Das Gartentor quietschte, als er es öffnete. Er näherte sich über den vor Kurzem mit Steinplatten ausgelegten Pfad zur Tür. Dann hielt er inne und setzte seinen Rucksack ab. Der Kanister machte ein lautes Geräusch, als er ihn auf der Stufe abstellte und sein Herzschlag setzte kurz aus. Beruhige dich, sagte er sich. Hier ist niemand im Umkreis von mehreren Kilometern. Du hast alle Zeit der Welt.

Er nahm die Lappen aus seinem Rucksack und legte sie neben den Pfad, um sie zu durchtränken. Dann warf er sie einen nach dem anderen durch den Briefschlitz.

Danach ging er zur Rückseite des Hauses. Die Fenster waren alle verschlossen, aber es war nicht schwer, eine Scheibe zu zerschmettern, um mehr Benzin hineinzugießen.

Dann goss er den restlichen Inhalt des Kanisters über die Kletterpflanze an der Vorderseite des Hauses und die Büsche unter den Fenstern. Es würde seine Zeit brauchen, in so einem alten Steincottage einen vernünftigen Brand zu entfachen.

Schließlich holte er eine Zündschnur hervor. Es war eine, wie man sie auch in den alten Schieferminen benutzte – extra langsam brennend, um den Kumpels genug Zeit zu geben, an die Oberfläche zurückzukehren. Bis die Zündschnur vom Briefschlitz bis zu den Lappen am Boden abgebrannt war, würde er weit weg sein.

Er befestigte die Zündschnur im offenen Briefschlitz, dann zündete er sie mit vor Aufregung zitternden Fingern an. Es gab ein leichtes Zischen, wie ein Ausatmen, und das Ende der Zündschnur glühte rot. Er stopfte den leeren Kanister und anderen verräterischen Kram in seinen Rucksack und eilte den Pfad hinunter. Am Tor hielt er inne und holte ein Stück Papier aus seiner Tasche. Die Nachricht bestand aus Worten, die er aus einer Zeitung ausgeschnitten hatte. Sie lautete:

GEHT ZURÜCK NACH HAUSE. IHR SEID HIER UNERWÜNSCHT.

Er fand einen Nagel, der aus dem Tor herausragte und hängte die Botschaft daran. Als er zurückblickte, glomm die Zündschnur wie ein rotes Auge in der Dunkelheit. Dann floh er den Berg hinunter.