Leseprobe Miss Cassandras Wunsch

1. Kapitel

Newcastle, England, 1832

Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass eine Lady, die die ausschweifenden Annehmlichkeiten des Lebens schätzt, jedoch ihren fünfunddreißigsten Geburtstag bereits gesehen hat, außerordentlich gereizt ist, wenn sie ihrem gesellschaftlichen Kreis ihre achtzehnjährige Tochter präsentiert. Bedeutet es doch, dass alle Anwesenden augenblicklich wissen, dass sie nicht so jung ist, wie sie vorgibt zu sein!

Lydia Allerton, vormals Bennet, vormals Wickham, war genau solch eine Lady und ihre Abneigung gegen den bevorstehenden Abend spiegelte sich allmählich in ihrer Stimme wider, als sie, umgeben von einer Wolke starken Parfums, in das Schlafzimmer ihrer Tochter eilte. Rasch scheuchte sie das Dienstmädchen weg, welches gerade im Begriff war, die letzten Strähnen an Cassandra Wickhams überaus raffinierter Frisur für den Abend festzustecken.

„Wirklich, Cassie? Du bist spät dran! Dein lieber Papa und ich nehmen all die Strapazen auf uns, um dich beim Regimentsball, dem Ereignis der Saison, in die Gesellschaft einzuführen, und du sitzt hier und machst ein Gesicht, als wärst du auf dem Weg zu einer Beerdigung. Schau nicht so finster; du wirst sonst Falten bekommen, noch bevor du neunzehn bist!“

Cassandra Wickham starrte in den Spiegel ihrer Frisierkommode: Sie erkannte das Mädchen, das ihr entgegenblickte, kaum. Ihr langes bernsteinfarbenes Haar war zu einem ausgefallenen Arrangement auf ihrem Kopf festgesteckt worden und sie sah bleich aus, da sie sich geweigert hatte, dass man ihre Wangen kolorierte.

Bei den Worten ihrer Mutter biss sie sich auf die Lippe, damit der Satz ‚Der Colonel ist nicht mein richtiger Vater‘ ihren Mund nicht verließ. Heute war nicht der Abend für einen Streit, obwohl die Erinnerungen an ihren leiblichen Vater sie im Herzen trafen. Es war bereits zehn Jahre her, seit sie ihren lieben Papa verloren hatte, aber der Schmerz war nie ganz verschwunden.

„Mama, ich möchte wirklich nicht gehen. Ich werde keine Sekunde des Balls genießen. Und dieses Kleid …“ Sie hielt inne und zog an der Korsage des grellpinkfarbenen Satinkleides, welches ihre Mutter ausgesucht hatte. Es war sehr tief geschnitten und besaß keine Spitzenborte, welche den Ansatz ihrer Brüste verdeckt hätte. Tatsächlich erschien es Cassandra schon fast ungehörig, sich derart bekleidet der Öffentlichkeit zu präsentieren. Sie zupfte an den Puffärmeln und versuchte, sie etwas weiter nach oben auf ihre Schultern zu ziehen.

„Pah! Natürlich willst du gehen. Was ist denn mit dir, Kind?“ Lydia Allerton runzelte die Stirn und rieb sofort mit den Fingern darüber aus Angst, es könnten Falten zurückbleiben. Manchmal ging ihr das Mädchen so ungemein auf die Nerven! „Nun, ich war in deinem Alter bereits gut verheiratet und habe für Bälle und das Tanzen und junge Männer gelebt. Habe ich dir je davon erzählt, als ich mit dem armen Wickham in Brighton war? Denk doch nur an all die Offiziere, die du heute Abend treffen wirst!“

Lydia wirbelte durch den Raum, wobei ihr eigenes grellgrünes Kleid, üppig dekoriert mit Volants und rosafarbenen Rosen, im Licht der Kerzen funkelte. Ihr Gesicht war zu sehr gepudert und sie trug zu viel Rouge auf ihren Wangen, aber in ihren vulgären Bewegungen spiegelte sich jedes Quäntchen ihrer unbändigen Lebenslust wider. Sie liebte Bälle, das Tanzen, das Militär und verstand nicht, wie ihr einziges Kind ihre Neigungen nicht teilen konnte. Dabei entging ihr vollkommen, dass ihre Tochter nicht den kleinsten Teil ihres ichbezogenen Lebensstils geerbt hatte, weswegen sie Cassandras Neugier auf die Welt, ihren innigen Wunsch, weitentfernte Länder zu besuchen und deren Einwohner kennenzulernen, verspottete.

Cassandra seufzte: Sie liebte ihre Mutter, aber sie verstand sie nicht. Lydia las nie ein Buch oder die Zeitung, sie hatte keinerlei Interessen, die außerhalb des Regiments lagen, folgte lediglich dem Regimentsklatsch: welcher Offizier befördert werden sollte, wessen Ehefrau mit wessen Ehemann flirtete. Sie sollte sich wie eine gesetzte Mutter verhalten, aber wie üblich benahm sie sich auch heute Abend wie ein junges Mädchen – ein dummes, junges Mädchen.

Manchmal überkam Cassandra das merkwürdige Gefühl, dass sie, obgleich gerade erst achtzehn Jahre alt, in der Tat älter war als ihre Mutter, obwohl diese bereits verheiratet gewesen, dann verwitwet und nun zum zweiten Mal verheiratet war.

„Der General selbst könnte heute Abend da sein, denk doch nur! Und der gute Major Downham hat versprochen, dass er kommen wird – was für eine Überraschung , obwohl er doch gerade erst verwitwet ist, der Arme. Und so viele in Frage kommende junge Leutnants! Ich bin mir sicher, deine Tante Kitty Collins würde alles dafür geben, die arme Catherine Collins bei solch einem Ereignis in die Gesellschaft einzuführen. Wie du weißt, hat sie mir erst kürzlich geschrieben und gefragt, ob es bereits zu spät wäre, einen derartigen Abend für Catherine zu arrangieren. Ich antwortete ihr, dass so etwas nicht nötig sei. Warum auch? Catherine ist jetzt bereits über zwanzig. Warum sollte Kitty einen Ball arrangieren und dafür bezahlen, wenn ihre Tochter doch so überaus gewöhnlich ist? Außerdem ist sie eine sehr entfernte Cousine. Wie dem auch sei, ich bin mir sicher, dass jeder Ball in Meryton die langweiligste Angelegenheit wäre, die man sich nur vorstellen kann, verglichen mit unseren Bällen hier in Newcastle.“

Cassandra zog ihre langen, weißen Handschuhe an, dankbar dafür, dass wenigstens ein bisschen Haut bedeckt sein würde. Sie erwog, dass es das Beste wäre, ihrer Mama nicht zu antworten, da diese dazu tendierte, auf jeden Kommentar bezüglich ihrer Schwester Kitty sehr aufgebracht zu reagieren. Kitty, von der Freunde und Familie mit Sicherheit erwartet hatten, dass sie ehelos bliebe, hatte zu deren Überraschung und Ärger – denn niemand war gern im Unrecht – plötzlich doch ihren Cousin Mr Collins geheiratet, nachdem dieser traurigerweise Witwer geworden war. Die Tatsache, dass das Oberhaupt der Familie, Mr Bennet, vor Kurzem gestorben war und so Mr und Mrs Collins mit seiner Tochter Catherine und ihrem kleinen gemeinsamen Mädchen Harriet nun in Longbourn residierten – Haus und Anwesen wurden entlang der männlichen Linien und damit von der Bennet-Familie weg vererbt – machte Lydia nur noch wütender.

Aber immerhin schrieb sie an Kitty. Briefe von ihrer anderen Schwester, Mary, blieben unbeantwortet. Zur Überraschung der gesamten Familie hatte Mary einen älteren, gelehrten Geistlichen geheiratet, Reverend Malliot, und missionierte nun in Afrika. Sie hatten eine Tochter, Miriam, aber niemand aus der Familie hatte sie je gesehen. Sie war auf einem Segelschiff geboren worden, als die Malliots sich auf den Weg zu ihrem Leben im Dienste Gottes in jenem wilden, unzivilisierten Land machten.

„Merke dir, Cassie“, schalt sie ihre Mutter, als sie nach unten ins Foyer gingen, „ich will dich nicht dabei erwischen, wie du mit deinen Partnern über irgendwelche albernen Bücher sprichst. Niemand möchte ein Mädchen heiraten, welches über Dinge spricht, die es nicht versteht.“

„Mama, ich gehe zu einem Ball, um zu tanzen und die Zeit dort hoffentlich zu genießen, nicht, um einen Ehemann zu finden. Und überhaupt interessierte sich Dr. Courtney für meine Ansichten über Der Letzte Mohikaner, als ich ihn letztens zufällig in der Stadt traf. Er war gerade dabei, sich einen Band mit Essays in der Buchhandlung zu kaufen.“

Lydia tippte mit ihrem Fächer auf ihren Arm. „Dr. Courtney, Dr. Courtney! Was gibt Dr. Courtney das Recht, mit einer jungen Dame über teuflische Wilde in einem fremden Land zu sprechen? Er sollte sich schämen! Und du ebenso, Miss, dafür, dass du in der Öffentlichkeit mit ihm über derartige Dinge redest.“

„Es war alles ganz wunderbar gebührlich, Mama. Du weißt, dass er ein Gentleman ist. Sein Vater ist Sir Edgar Courtney. Ihm gehört ein großes Anwesen an der Küste in der Nähe von Alnwick, meine ich.“

Lydia schnaubte geringschätzig. „Ein Arzt ist natürlich kein Kaufmann, aber dennoch würde ich ihm mehr Aufmerksamkeit widmen, wenn er der Armee beiträte und eine Uniform trüge. Er ist nicht der älteste Sohn, nehme ich an? Hat er Grundbesitz in der Nähe?“

Cassandra schüttelte den Kopf. „Er hat zwei ältere Brüder und er erwähnte auch eine Schwester. Ich glaube, er praktiziert in einer Grafschaft im Süden. Er hält sich derzeit in Newcastle auf, weil er der Hochzeit eines Freundes beiwohnt. Ich bin sicher, dass er ein eigenes Haus besitzt, obwohl er es nicht explizit erwähnt hat.“

„Zwei ältere Brüder! Nun, das Anwesen und der Titel der Courtneys werden sicher nicht auf ihn übergehen. Ich schlage vor, du widmest deine Aufmerksamkeit den Offizieren, die du heute Abend treffen wirst.“

„Mama! Ich sehe nicht in jedem Gentleman, den ich treffe, einen zukünftigen Ehemann.“

Lydia klopfte sich energisch mit dem Fächer an die Wange. „Dann, meine Liebe, bist du ein sehr törichtes Mädchen. Wir haben vielleicht sehr reiche Verwandte, aber du kannst dir sicher sein, dass wir nichts von deren Geld sehen werden. Es ist eine Schande, dass keine deiner Tanten, die durchaus das Geld und die Möglichkeiten besäßen, dich in die Gesellschaft einzuführen, es auch nur einmal angeboten hätten. Sogar meine Tante und mein Onkel Gardiner in Irland scheinen ihre Geldbörsen fest verschlossen zu haben, obwohl ich glaube, dass das nicht wirklich überraschend ist, haben sie doch den Großteil ihres Geldes verloren und sich anschließend auf Lizzie verlassen, dass diese sie dort drüben irgendwo unterbringt. Nein, es ist an mir und deinem Stiefvater, unser Bestes zu tun, um dir einen Ehemann und eine sichere Zukunft zu garantieren. Und wenn es zu einem nächsten Gefecht kommen sollte, wird Colonel Allerton sich sicher für die Front all jener schrecklichen Kämpfe melden, über die er die ganze Zeit spricht. Wenn er genauso von uns geht wie mein armer, lieber Wickham, was wird dann aus uns?“

Cassandra hielt am Ende der Treppe inne. Dr. Richard Courtney war natürlich nicht der Arzt ihrer Familie, denn die wurde von einem Regimentsarzt versorgt. Aber sie hatte den dunkelhaarigen Gentleman nun bereits viermal bei verschiedenen Anlässen getroffen und auch einmal mit ihm getanzt, obwohl sie einen anderen Tanzpartner hatte. Sie waren sich bei einem Fronttanz begegnet, waren aneinander vorbeigetanzt und hatten dabei mit ihren Händen kurz abgeklatscht. Am gleichen Abend stellte die Mutter eines Freundes sie einander formell vor. Es war ungewöhnlich gewesen, sich mit jemandem zu unterhalten, der tatsächlich Bücher las und mochte – die meisten jungen Offiziere, die sie kannte, taten keines von beidem, sondern zogen junge Damen vor, die vielleicht ab und an durch die Seiten eines Magazins der neusten Mode blätterten, aber sich keineswegs für die spannenden Abenteuergeschichten in den Weiten des amerikanischen Kontinents interessierten.

Sie fragte sich, und dabei stieg ihr die Röte ins Gesicht, ob der Arzt an diesem Abend auch bei dem Ball erscheinen würde. Natürlich könnte er bereits versprochen sein, aber sie mochte die Güte und die Intelligenz in seinen grauen Augen, als sie sich damals in der Stadt voneinander verabschiedet hatten. Anhand ihrer Unterhaltung hatte sie entschieden, dass er ein anständiger Mann war, ein Mann voller Mitgefühl und jemand, dem man vertrauen konnte.

Er hatte sie von der Buchhandlung bis zur Kutsche ihrer Freundin begleitet, ihre Hand genommen und ihr die Stufen hinaufgeholfen. Sie war sich sicher, dass sie es sich nicht nur eingebildet hatte, dass er ihre Hand kurz drückte, bevor er sie entließ. Sie hatte den heutigen Ball angesprochen und er hatte gelächelt und genickt. Sicher bedeutete das, dass er käme. Vielleicht würde er sie wenigstens um einen Tanz bitten.

In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Bibliothek und Colonel Allerton kam ins Foyer; groß, breit, stämmig und die Medaillen an seiner Uniform glänzten. Er strahlte seine Ehefrau und seine Stieftochter an und strich über den dichten, schwarzen Schnauzbart, der sich in seinem Gesicht bog und seine Lippen verdeckte, die für Cassandras Geschmack zu rot und zu feucht waren. „Oh, meine liebe Lydia, was für ein entzückender Anblick! Zwei junge Damen, die mich zum Ball begleiten werden. Was kann sich ein Mann mehr wünschen?“

„Oh, Sir, Sie sind zu gütig“, kicherte Lydia verspielt und wirbelte auf ihren Absätzen herum, um ihm ihr Kleid zu zeigen. „Sie sehen hier eine kleine alte Dame, wie ich es bin, die gleich ein großgewachsenes, wunderbares Mädchen der Elite des Regiments vorstellen wird. Ihm sollte heute Ihre ganze Bewunderung gelten.“

Colonel Allerton lächelte Cassandra an und für einen Moment fühlte sie sich an ein Buch erinnert, welches sie als Kind gelesen hatte. Es handelte von einem Fuchs, der ein Huhn jagte.

„Ja, natürlich. Komm her, Kind. Lass mich dich ansehen.“ Er zog sie zu sich und schob ihren Schal von den Schultern.

Cassandra stand ganz still und verabscheute das Gefühl seiner dicken Finger auf ihrer warmen Haut. Sicherlich sollte ein Stiefvater seine Hände nicht derart lang auf der empfindlichen Haut gerade oberhalb ihres Kleides liegen lassen. Sie wich ein wenig zurück; sie hatte ihn noch nie leiden können.

Als sie acht war, starb ihr eigener Vater – ‚mein armer lieber Wickham‘, wie ihre Mama ihn nannte – in Indien, wo sein Regiment stationiert war. Seine Patrouille war überfallen worden und es hatte keine Überlebenden gegeben. Als die Neuigkeiten England erreichten, verbrachte Lydia Wickham eine Woche in einem Zustand der Hysterie, eine weitere genoss sie den Witwenstand, suhlte sich in den Beileidsbekundungen von Freunden und Familie; und dann, nach vier skandalös kurzen Monaten, war sie mit Colonel Allerton verlobt gewesen.

Cassandra hatte kaum Erinnerungen an ihren Vater, aber die, die sie besaß, hielt sie in Ehren. Ein Schneespaziergang, ihre Hand fest von seiner umfasst; das Kratzen seines Gesichts an ihrer weichen Wange, wenn er sich zu ihr herunterbeugte, um sie zu küssen; wie er sie an sich drückte; sie beide hoch zu Pferde, während sie gemeinsam leicht über eine Wiese galoppierten und sich die besorgten Schreie ihrer Mama mit dem Lachen ihres Papas mischten. In ihrer Schatzkiste auf ihrer Kommode befanden sich einige ihrer wertvollsten Besitztümer: ein dunkelblaues Schultertuch, welches den ganzen Weg von Indien nach England geschickt worden war, damit sie es tragen konnte, wenn sie erwachsen war, und zwei hölzerne Tiere – ein Fuchs und ein Hase , die ihr Vater aus einem Stück Holz geschnitzt hatte, welches er von einem gemeinsamen Spaziergang mitbrachte. Sie hatte geschworen, sich nie von ihnen zu trennen.

Cassandra fühlte sich oft schuldig ob ihrer Gefühle gegenüber Colonel Allerton. Sie wusste, dass es keinen triftigen Grund für ihre Abneigung gab. Offenbar hatte er genug für ihre Mutter übrig, um sie zu heiraten. Er war immer sehr großzügig gewesen; sie hatte die Unterweisungen in Musik und im Nähen erhalten, die sich seiner Meinung nach für eine junge Dame ziemten, und ebenso neue Kleidung, wann immer ihre Mutter es für erforderlich erachtete. Als sie noch jung war, hatte sie stets versucht, ihm nicht im Weg zu sein, aber je älter sie wurde, desto mehr verabscheute sie die Blicke, die er ihr zuwarf, und einmal war er in ihr Bad gekommen, gerade als ihr Dienstmädchen ihr aus der Wanne half. Er hatte nur gelacht und den Raum sofort wieder verlassen, aber irgendwie wusste Cassandra, dass es sich keineswegs um ein Versehen handelte, wie er danach beteuert hatte.

„Ja, du wirst das sehr gut machen, meine Liebe. Sehr gut“, sagte er nun und das Glänzen in seinen dunklen, scharfsinnigen Augen ließ ihr einen Schauer über den Rücken fahren.

 

Drei Stunden später befand sich der Regimentsball in vollem Gange. Die Luft in dem langen Raum mit seinen niedrigen Decken war heiß und schwer – die Kreide auf der Tanzfläche war von polierten Stiefeln und schicken Tanzschuhen aufgewirbelt worden und mischte sich mit den Rauchschwaden von vielen großen Kerzen, einer Unzahl von unterschiedlichen Parfums und Schweiß sowie den Ausdünstungen des Essens, welches im angrenzenden Raum serviert wurde.

In Cassandras Kopf drehte sich alles von der lauten Musik, den Unterhaltungen und dem Gelächter, dem Glitzern der Juwelen und Medaillen, den scharlachroten Uniformen und den lebhaften Farben der Ballkleider. Sie war überrascht und insgeheim auch erfreut gewesen, dass man sie sofort zum Tanz aufforderte. Tatsächlich hatte sie bereits recht viel getanzt – jedes Mal, wenn sie sich setzen wollte, um den nächsten Tanz auszusetzen, waren entweder Colonel Allerton oder ihre Mama zur Stelle, um sie noch einem Gentleman, noch einem Offizier vorzustellen. Ein kleiner Teil in ihrem Inneren war erfreut, dass sie derart geschätzt wurde; sie wusste, dass die meisten Mädchen begeistert wären, erführen sie derart viel Anerkennung bei ihrem ersten Auftritt in der Gesellschaft. Aber ein anderer Teil ließ sie sich fühlen, als zeigte sie in ihrem tiefausgeschnittenen Satinkleid viel zu viel und als entkämen immer mehr Haarsträhnen aus ihrer kunstvollen Frisur und ringelten sich nun auf ihren nackten Schultern.

Zwei Offiziere hatten bereits zweimal mit ihr getanzt – beide waren über vierzig und zu wenig Konversation imstande gewesen, erkundigten sich lediglich, wie alt sie war und ob sie ritt; und einer hatte sie eigenartigerweise gefragt, ob sie Erfahrung mit kleinen Kindern besäße, Nichten und Neffen vielleicht? Beide hatten ihre Hände zu fest gehalten, als dass es ihr angenehm gewesen war; einer verströmte einen solch schlechten Atem, dass sie fast gewürgt hätte, als er ihr zu nahe gekommen war. Das Gesicht des anderen war über seinem engen Halstuch so rot gewesen, dass sie Angst haben musste, dass er hier und jetzt auf der Tanzfläche ohnmächtig würde. Seine Hände waren heiß und feucht gewesen und es hatte sie Einiges gekostet, ihre eigenen im Anschluss an den Tanz nicht an ihrem Kleid abzuwischen.

Im Moment saß sie allein; ihre Mutter war gerade mit einem jungen Subalternoffizier verschwunden und Cassandra konnte ihr lautes Lachen von der anderen Seite des Saals hören. In diesem Moment tauchte ein dunkelblauer Frack mit glänzenden Knöpfen vor ihr auf, sie hob ihren Blick und traf den von Richard Courtney, welcher mit gerunzelter Stirn auf sie hinabsah.

„Miss Wickham.“

„Dr. Courtney.“

„Ich dachte nicht, Sie heute hier zu sehen.“

„Aber Sir, ich meine, mich daran zu erinnern, erwähnt zu haben, dass ich heute hier sein werde, als wir uns in der Stadt trafen.“

„Ja, aber ich verstand das … ich dachte …“ Er brach seinen Satz abrupt ab und begann von vorn. „Ich begriff damals nicht, dass Sie heute in die Gesellschaft eingeführt würden. Ich dachte, Sie befänden sich unter der stillen Aufsicht ihrer Eltern.“

Cassandra versteifte sich wegen des unverhohlenen Ärgers in seiner Stimme. Warum sollte es ihn kümmern und warum besaß er die Unverfrorenheit, den Umstand zu kommentieren? Sie hatten sich lediglich einige Male unterhalten. Er irrte sich, wenn er gedacht hatte, sie wäre vierzehn, vielleicht fünfzehn, ein Kind, welches dem Ball von einem der goldenen Stühle aus zusah, die für die älteren Ladys, Anstandsdamen und die jungen Mädchen an der Seite bereitgehalten wurden.

„Tatsächlich haben mich meine Eltern heute Abend hierhergebracht. Ich bin bereits achtzehn, Sir. Eigentlich ist es recht spät für meinen ersten öffentlichen Auftritt. Ich trage schon seit einigen Jahren lange Kleider.“

„Ganz sicher ging ich nicht davon aus, Sie hier in einem Kinderkittel zu sehen!“

Cassandra fiel daraufhin nichts Passendes als Erwiderung ein. Sie war verwirrt angesichts seiner Verärgerung und des geringschätzigen Blickes, mit welchem er sie bedachte. Und sie wünschte sie plötzlich, dass sich ihr abgelegtes Schultertuch in der Nähe befände, damit sie sich bedecken konnte. Ganz offenbar hieß er ihr Erscheinungsbild ganz und gar nicht gut. Vielleicht würden die jungen Damen, die er kannte, niemals ein solches Kleid tragen oder so viel tanzen.

Nach einer langen Pause sagte er: „Sie scheinen heute Abend einige Gentleman erobert zu haben.“

„Erobert? Ganz entschieden Nein, Sir! Ich hatte das Glück, dass einige der Offiziere mich als ihre Tanzpartnerin gewählt haben. Das ist alles.“

Dr. Courtney stand plötzlich auf und murmelte etwas, was verdächtig nach ‚wie auf einem Viehmarkt vorgeführt‘ klang, was für Cassandra keinerlei Sinn ergab.

„Ich verabschiede mich nun von Ihnen, Miss Wickham. Ich nehme an, Sie werden den Rest des Abends genießen.“ Mit einer tiefen Verbeugung drehte er sich auf dem Absatz um und schritt in die Menge davon.

Cassandra starrte ihm nach, verwirrt und erzürnt. Was war aus dem warmen Lächeln und den lieben Worten geworden? Es mochte sein, dass ihr Kleid ein wenig zu mondän für sie war, aber sie hatte darin lediglich getanzt, nicht herumgetollt oder gar gekichert. Was hätte sie seiner Meinung nach tun sollen? Alle Offiziere ignorieren und darauf warten, bis Dr. Richard Courtney den Moment als geeignet erachtete, sie anzusprechen? Sie fächerte sich energisch Luft zu. Sie weigerte sich, ihr Vergnügen von einem Mann abhängig zu machen. Tatsächlich würde sie nicht auf irgendeinen Mann warten.

Der Raum fühlte sich mit einem Mal unglaublich heiß und sehr überfüllt an. Cassandra versuchte vergeblich, die Aufmerksamkeit ihrer Mutter auf sich zu ziehen, aber diese tanzte auf der anderen Seite des Raumes, wo man sie ausgelassen lachen hörte. Sie war zu weit weg. Ihren Stiefvater konnte sie nirgendwo entdecken. Cassandra stand auf und bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Sie hatte bemerkt, dass die Seitentüren in ein wunderschönes überdachtes Gartenzimmer führten, in welchem sich unzählige Topfpflanzen, blumenberankte Torbögen und kleine Büsche befanden, bevor Glastüren nach draußen in den eigentlichen Garten führten. Laternen in den Formen von Früchten hingen drinnen an den Ästen, ein Springbrunnen plätscherte und schäumte in einem steingesäumten Teich, in welchem kleine goldene Fische zwischen Seerosenblättern schwammen.

Cassandra genoss die kühle Luft auf ihrem Gesicht und ging auf die andere Seite des Raumes, wo eine Steinbank in einer kleinen Hütte aus immergrünen Ästen stand. Sie ließ sich darauf nieder, um sich auszuruhen, dabei schob sie die rosafarbenen Satinschuhe von den Füßen, weil sie drückten. Sie wusste, dass man sie bald vermissen würde und dass sie dem Ballsaal nicht zu lang fernbleiben durfte, aber sie wollte nur ein paar Momente Ruhe, um über das nachzudenken, was gerade geschehen war. Warum hatte sich Richard Courtneys Einstellung ihr gegenüber so radikal verändert? Er war so nett gewesen, so zuvorkommend, als sie sich das letzte Mal in der Buchhandlung getroffen hatten. Sie ahnte nicht im Geringsten, was dazu geführt haben mochte, dass er nun derart verärgert wirkte.

Cassandra saß gerade einige Minuten auf der Bank, als sie männliche Stimmen hörte und wich ein wenig mehr in die Schatten zurück. Da sprach ihr Stiefvater. Wie peinlich es wäre, wenn er sie allein hier draußen fände! Andere Stimmen wurden nun laut; es schien, als befänden sich drei Gentleman bei ihm und sie kamen näher.

„Nun, Doktor, hatten Sie bereits das Vergnügen, mit meiner Stieftochter zu tanzen?“

Zu Cassandras Erschrecken musste sie feststellen, dass Dr. Courtney einer der Männer war.

„Nein, Colonel, das hatte ich nicht. Wenn ihr ehrlich bin, finde ich, dass sie ein wenig jung ist, um sich in solch rauer Gesellschaft aufzuhalten.“

Der Colonel und die anderen Männer lachten, woraufhin Cassandra sich die Ohren mit ihren Händen zuhielt. Sie wollte die allzu offensichtliche Abneigung in seiner Stimme nicht länger hören müssen. Einige Minuten verstrichen, bevor sie die Hände von ihren Ohren nahm, nur um sofort festzustellen, dass die Männer nun genau vor ihrer kleinen grünen Hütte standen.

„Also, Allerton, welche Summe rufen Sie auf?“

„Einhundert Guineen, Sir.“

Ein lautes, unangenehmes Lachen folgte. „Das ist zu viel für mich, fürchte ich. Jedoch muss ich zugeben, dass sie ein hübsches junges Ding ist. Haut wie ein Pfirsich.“

Eine zweite Stimme beteiligte sich. „Nun, Allerton, ich brauche dringend eine Ehefrau. Ich habe drei Kinder unter fünf und mir fehlt ein warmer Frauenkörper im Bett. Sie ist fügsam, sagten Sie?“

„Aye, Sir. Darauf haben Sie mein Wort. Ganz und gar nicht wie ihre Mutter, die mich nur an der Nase herumführt. Mit der Tochter können Sie machen, was Sie wollen!“

„Neunzig Guineen und meine Hand drauf. Ich werde morgen vorbeikommen und um sie anhalten, das Aufgebot kann dann von mir aus sofort verlesen werden. Ich gehe davon aus, dass weder das Mädchen noch Ihre Frau Einwände haben werden?“

„Nein, Sir, darum kümmere ich mich. Hier ist meine Hand drauf. Nun, die Herren, was sagen Sie alle zu einem guten Brandy?“

Die Stimmen und Schritte verschwanden in der Ferne und ließen Cassandra stocksteif zurück. Sie war nicht in der Lage, sich zu bewegen, da der Schock sie förmlich lähmte. Sie war so entsetzt über das, was sie da gerade gehört hatte; sie konnte es nicht fassen. Ihr Stiefvater hatte sie gerade an einen seiner Freunde verkauft. Sie verkauft, um sie zu verheiraten! Als wäre sie eine Sklavin. Und als das Blut in ihrem Kopf zu pulsieren begann, wurden ihr zwei Dinge klar. Zum einen hatte sie keine Ahnung, wie sie das Ganze aufhalten sollte, und zum anderen hatte Dr. Richard Courtney, von dem sie dachte, dass er ein Mann von Ehre wäre, ein Mann, dem sie vielleicht vertrauen konnte, einfach still danebengestanden und nichts zu ihrer Verteidigung gesagt.

***

Ein Sommersturm tobte, als zwei Nächte später weit entfernt von Northumberland in der Grafschaft Derbyshire eine junge Frau einen steinernen Pfad entlang stolperte, der durch den Park eines riesigen Anwesens führte. Sie war bereits eine ganze Weile gelaufen, da das Geld, welches sie aus der Handtasche ihrer Mutter gestohlen hatte, bereits fast aufgebraucht war, und der Kutscher sich geweigert hatte, sie noch weiter mitzunehmen. Cassandra wusste, dass er dachte, sie sei eine Bettlerin oder eine Zigeunerin; keine junge Frau von Stand würde allein reisen.

Ein Junge, der wahrscheinlich zu dieser Stunde noch draußen war, da er irgendwelchen zweifelhaften Machenschaften nachging, hatte ihr für zwei Pennys den Weg nach Pemberley Woods gezeigt. Lautlos war sie am Pförtnerhäuschen vorbeigeschlichen und zwischen den Torpfosten und der Stechpalmenhecke hindurchgeschlüpft, wobei sie sich ihren Mantel ein wenig aufgerissen hatte.

Seit geraumer Zeit regnete es und ihr Tuch lag schwer auf ihrem Kopf; sie drückte es enger an ihr Gesicht. Das Tuch war das letzte Geschenk, welches sie von ihrem Vater aus Indien erhalten hatte; immer noch besaß sie die kleine Notiz, welche an den Stoff geheftet gewesen war: ‚Für meine liebste Cassie, wenn sie erwachsen ist. Das Blau passt genau zu deinen Augen.‘ Es war das letzte Mal, dass sie von ihm gehört hatte und das Tuch bedeutete ihr viel.

Cassandra seufzte und setzte ihren Weg fort. Der Saum ihrer Röcke war einige Zoll breit mit Schlamm beschmiert und die Sohlen ihrer Schuhe lösten sich bereits ab; Wasser drang hinein und durchnässte ihre Strümpfe. Donner grollte erneut über den Hügeln, sie zuckte zusammen, als ein Blitz die riesigen Bäume um sie herum erhellte und die durch den heftigen Sturm aufgewirbelten Blätter zum Leuchten brachte.

Sie hielt an, um sich kurz auszuruhen; die Reisetasche, in der sich ihre geliebten Bücher und andere Habseligkeiten befanden, welche sie in einige wenige Kleidungsstücke gewickelt hatte, war durchgeweicht und sie versuchte, sie unter ihrem Mantel vor dem Regen zu schützen. Sie war so müde und hungrig; alles schmerzte, aber sie weigerte sich umzukehren. Nach Newcastle und zu ihren Eltern zurückzukehren, bedeutete allein eines und sie würde lieber in einem Graben schlafen, mit dem fahrenden Volk leben oder auf Londons Straßen betteln, statt mit einem Mann für Geld verheiratet zu werden.

Cassandra hatte versucht, mit ihrer Mutter zu reden, als sie vom Ball nach Hause fuhren, aber Lydia war zu müde gewesen, um sich auf ihre Tochter zu konzentrieren, und verärgert darüber, dass Cassandra darauf bestanden hatte, den Ball zeitig zu verlassen. Ihr Ehemann war noch geblieben; sie nahm an, dass er sich gerade in einem Kartenspiel befand. Sie hatte sich über die ‚Einbildungen‘ ihrer Tochter, wie sie sie nannte, lustig gemacht. Da sollte also ein Offizier vorbeikommen und Papa um ihre Hand bitten? Was sollte daran denn falsch sein? Und wenn es sich bei dem Gentleman um denjenigen handelte, von dem sie annahm, dass er es war, dann wäre Cassandra eine Närrin, sein Angebot auszuschlagen. Er bekleidete eine hohe Position im Regiment, außerdem besaß er Geld, ein großes Haus, Kutschen und Bedienstete. Tatsache war, dass sie keine Unterstützung seitens ihrer Eltern zu erwarten hatte, Nein zu einer solch günstigen Verbindung zu sagen. Es war die Pflicht eines jeden jungen Mädchens, sich zu verheiraten, ein eigenes Heim zu haben und eine Familie zu gründen. Dann kannte Cassandra ihren zukünftigen Mann eben nicht; das tat nichts zur Sache. Sie müsste eben einfach ihrem Stiefvater vertrauen, dass er die für sie beste Entscheidung traf.

Cassandra versuchte, Lydia zu sagen, was sie gehört hatte – über die neunzig Guineen, den Preis für ihre Hand – aber ihre Mutter war in der Ecke der Kutsche eingeschlafen und wachte auch nicht wieder auf. Als sie ihr Zuhause erreichten, war sie nur nach drinnen gestolpert, hatte gegähnt und war direkt in ihrem Zimmer verschwunden, nachdem sie ihre Tochter zurechtgewiesen hatte, ihr gutes Benehmen nicht zu vergessen, und ebenso wenig, ihre Haare auf Lockenpapier zu wickeln, wenn sie am nächsten Morgen einen Verehrer erwarte.

Und Cassandra hatte mit ernüchternder Sicherheit erkannt, dass sie aus dieser Richtung nicht auf Hilfe zählen konnte. Nachdem ihr Dienstmädchen ihr ins Nachthemd geholfen hatte, saß Cassandra auf der Kante ihres Bettes und entschied, was zu tun sei. Eine ganze Weile betrachtete sie das Bild ihres lieben Papas, das einzige Abbild von ihm, welches sie besaß. Es gehörte einst ihrer Mutter, welche es ihr geschenkt hatte, als sie den Colonel heiratete. Cassandra hatte versucht, eine Antwort in den herzlichen dunklen Augen zu finden, die sie aus dem kleinen Gemälde heraus betrachteten. Wie anders ihr Leben verlaufen wäre, wäre er noch am Leben! Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie er davonritt, als sein Regiment sich auf seine lange Überseereise begab. Die Militärkapelle hatte gespielt, Pauken und Flöten, und die Menschen hatten gejubelt und gewunken. Papa sah so prächtig aus auf seinem Pferd, und er hatte ihr einen Luftkuss zugeworfen, als er an ihr vorbeiritt. Dann war er verschwunden; weg, um zu kämpfen als tapferer Soldat.

Nun, tapfer konnte sie auch sein.

Müde beschwor sie ihre Füße, weiterzugehen. Sie hatte keine Wahl gehabt; sie musste von zu Hause weglaufen und es gab nur einen Ort, an welchem sie hoffte, Sicherheit und Vernunft zu finden. Übelkeit ob des Verrates stieg in ihr auf und sie musste zugeben, dass es nicht nur die Boshaftigkeit ihres Stiefvaters war, welche ihr zusetzte. Sie hatte Dr. Richard Courtney sehr gemocht, war überzeugt davon gewesen, er sei ein Mann von Ehre, ein Mann von Integrität. Eine solch sichere Annahme zerstört zu wissen, war in der Tat furchtbar.

Grimmig ging sie weiter und erreichte schließlich den Gipfel des Hügels, sodass das riesige Anwesen Pemberley in der Ferne vor ihr lag, dann und wann von Blitzen erhellt wurde und im Regen wunderschön und prachtvoll glänzte. Nur einmal war sie bisher hier gewesen, damals noch sehr jung, aber die Erinnerung an diesen Ort hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Vor den Ländereien verlief der Fluss; seine Ufer zierten blühende Büsche sowie Bäume und darüber führte eine Brücke, die breit genug war, jedwede Kutsche direkt vor die Eingangsstufen zu bringen.

Über ihr zischte und krachte der Donner. Cassandra fand die Kraft, den Pfad nach unten zu rennen, wo ihre Schritte schließlich auf der Brücke widerhallten. Vor ihr befand sich die beeindruckende Eingangstür und sie hielt mit erhobener Hand inne. Was, wenn man sie wegschickte? Was, wenn ihre Tante und ihr Onkel nichts mit ihr zu tun haben wollten? Ihr war nur zu bewusst, dass es ein Zerwürfnis zwischen den zwei Familien gab, welches seine Wurzeln in der Vergangenheit haben musste, aber den genauen Grund kannte sie nicht.

Ihre Mama hatte recht vage davon erzählt, dass ihr lieber Papa tatsächlich auf Pemberley aufgewachsen wäre und gelebt hätte. Sein Vater hatte dort als Verwalter gearbeitet. Jedoch hatte sich Mr Darcy mit ihrem Vater zerstritten, als sie beide junge Männer waren.

Nun, das mochte vielleicht der Fall sein, aber das alles lag jetzt weit in der Vergangenheit. Ihr Vater war tot und seine Tochter bat um Hilfe. Sicher würden sie ihr diese nicht versagen? Mrs Darcy war ihre Tante; eine derart nahe Verwandte konnte sie nicht einfach wegschicken, ohne sie anzuhören.

Und dann schob sie ihr Kinn voller Entschlossenheit nach vorn – eine Geste, von der, wenn er da gewesen wäre, ihr Onkel Darcy hätte zugeben müssen, dass er sie schon oft bei seiner eigenen Ehefrau beobachtet hatte – und läutete.

Einige Minuten vergingen und sie läutete erneut, verzweifelt, just als ein junger Diener die Tür öffnete und mit Entsetzen die arme durchnässte Kreatur erblickte, die da vor ihm stand. „Miss Cassandra Wickham für Mr und Mrs Darcy“, sagte diese.

***

Der Sturm, der sich schon den ganzen Tag zusammengebraut hatte, war nun endlich über Pemberley niedergegangen. Die sechzehnjährige Bennetta Darcy kniete hinter schweren hellblauen Brokatvorhängen auf dem Fenstersims ihres Schlafzimmers und starrte hinaus auf den finsteren, windgepeitschten Park ihres Zuhauses. Donner grollte zwischen den Hügeln Derbyshires, Blitze zuckten und zischten und Regen trommelte gegen das Glas. Sie schob das Fenster auf und lehnte sich hinaus, genoss das spritzende Wasser auf ihrem Gesicht und den Wind, der ihre langen, dunklen Haare in ein Durcheinander verwandelte. Sie lachte und hielt ihre Arme nach draußen, um die eisigen Tropfen zu fangen. Stürme fand sie wunderbar, besonders, wenn man allein und niemand da war, der einen zurück ins Bett scheuchen konnte und die Vorhänge zuzog, um die Naturgewalten auszusperren.

Die Kerzen auf ihrer Kommode waren längst heruntergebrannt und an diesem Abend drang kein Licht aus Miss Smiths Zimmer nebenan zu ihrem herüber. Lediglich ihr Schnarchen vibrierte durch die Dunkelheit. Bennetta lächelte hinaus in die Nacht. Sie liebte Geheimnisse und eines der größten, die ihr bekannt waren, bestand darin, dass Miss Smith, ihre Gouvernante, ein kleines schwarzes Fläschchen besaß, welches sie in ihrer Handtasche aufbewahrte und das sehr oft mit dem Brandy aus der Karaffe im Esszimmer gefüllt war.

Bennetta wusste, dass Miss Smith ihre Anstellung hier auf Pemberley verlöre, wenn sie auch nur ein Wort darüber verlauten ließe. Vermutlich würde man sie ohne Empfehlung vor die Tür setzen, was ihr sehr ungerecht erschien. Papa mochte es, nach dem Abendessen ein Glas Brandy zu trinken, warum also sollte ihre Gouvernante das nicht auch tun?

Voller Empörung glaubte Bennetta, dass es im Leben eine Menge Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen gab. Du meine Güte, man schrieb das Jahr 1832! Warum sollte sie nicht rittlings auf einem Pferd sitzen, wie ihre Brüder das taten? Warum sollte sie kein Pferd besitzen anstatt ihres alten, ruhigen Ponys? Sie war zwei Jahre älter als Fitzwilliam und sowohl er als auch ihr jüngerer Bruder Henry durften im See baden. Sie jedoch war von ihrem Papa mit einem Gesichtsausdruck von erschrockener Belustigung bedacht worden, als sie beim Abendessen vor einigen Jahren gefragt hatte, ob sie das nicht auch tun könnte. Er blickte über den Tisch zu ihrer Mama und sagte ernst: „Sie ist so sehr wie deine Schwester, dass es mir Angst macht.“

Das schien Mama aus der Fassung zu bringen und zu verärgern, aber schließlich hatte sie gelacht und freundlich erklärt, dass Damen nicht in Seen schwämmen – niemals! Aber eines Tages vielleicht, wenn sie sich benahm, würde ihr Papa ihnen erlauben, einen Ausflug ans Meer zu machen, und dann würde sie in einem Badekarren ins Meer gehen dürfen. Anschließend fügte ihre Mutter hinzu, dass Schmollen und das trotzige Herumwerfen des Kopfes ebenfalls nicht zu den erwünschten Verhaltensweisen einer Darcy-Tochter zählten.

Als sie sich noch weiter nach draußen lehnte, fragte sich Bennetta, ob sie wohl nach unten schleichen und zu den Ställen rennen könnte. Ihr Pony hasste Gewitter und sie wusste, dass sie die einzige Person war, die es beruhigen konnte. Sie biss sich auf die Lippe und erinnerte sich daran, dass ihr Pony der Grund dafür war, dass sie sich hier auf Pemberley befand, während Mama, Papa, Fitz und Henry nach Irland gereist waren.

Wie aufregend wäre es gewesen, mit der Kutsche zu fahren und dann mit dem Schiff über die Irische See überzusetzen, um das große Anwesen zu besuchen, welches Papa in Irland besaß! Dort hätte sie bei den Gardiners gewohnt, ihrer Großtante und ihrem Großonkel. Sie mochte sie sehr gern und hatte sich mehr als einmal gewünscht, dass die verantwortungsvolle Stellung, Mr Darcys Angelegenheiten in Irland zu regeln, nicht erfordert hätte, dass sie London verlassen mussten, um im Ausland zu leben. Aber Bennetta hatte die Regeln gebrochen und war einmal zu oft allein durch den Park geritten, weswegen nun ihre Strafe darin bestand, zu Hause zu bleiben und nicht mit auf Besuch nach Irland zu fahren. Ihre Schwestern, die Zwillinge Anne und Jane, waren zu Tante Georgiana McGregor nach Schottland gereist, um für die Zeit bei ihr zu wohnen, und obwohl Mama Papa angefleht hatte, dass er Bennetta mit ihnen fahren ließ, hatte er nicht nachgegeben.

„Sie muss lernen, was Disziplin bedeutet, Elizabeth, meine Liebe. Sie gibt nichts auf Regeln und Vorschriften und wir wissen alle nur zu gut, wohin das bei jungen Damen führen kann. Nein, sie wird wohlbehalten auf Pemberley bleiben, was ich nun nicht für die größte Strafe halte. Wie du weißt, würde ich es jederzeit vorziehen, hier zu Hause bei der Familie zu bleiben.“

„So ungerecht“, murmelte Bennetta. „Die Zwillinge werden in Schottland zeichnen und malen, Fitz wird den ganzen Weg nach Irland seine Nase in einem Buch vergraben und Henry wird auf dem Schiff übel werden! Nur, weil ich ein Mädchen bin, behandelt mich Papa so. Ich wünschte … ich wünschte … oh, ich wünschte mir so sehr, dass mir auch etwas Aufregendes passieren würde.“

Mit ihren sechzehn Jahren war sie noch nirgendwo gewesen, hatte nichts Erwähnenswertes in ihrem Leben getan. Oh, wie sie ihre Tante Lydia Allerton bewunderte. Obwohl es schon einige Jahre her war, dass sie Pemberley besucht hatte, war Bennetta durch die Angestellten genug Klatsch zu Ohren gekommen, um zu wissen, dass ihre Tante von zu Hause weggelaufen war, um einen Mr Wickham zu heiraten, als sie gerade einmal fünfzehn war. Fünfzehn! Ein Jahr jünger als Bennetta jetzt. Zugegeben, sie wusste nichts Genaues über die Einzelheiten, denn jedes Mal, wenn sie Nachforschungen diesbezüglich anstellte, wechselten die Leute sofort das Thema. Aber es klang so aufregend! Natürlich war ihr niemand bekannt, mit dem sie hätte weglaufen können, aber sich von allen Regeln und Vorschriften zu befreien, welche Papa nicht müde wurde zu erwähnen, klang einfach wunderbar.

Sie fragte sich, wie es wäre, Tante Allerton als Mama zu haben. Sie wusste, dass sie eine Cousine hatte, Cassandra. Tatsächlich war sie sich auch sicher, sie und ihre Tante bereits einmal getroffen zu haben, als sie noch sehr klein war, aber sie konnte sich nicht mehr genau an die beiden erinnern. Sie hatte nur noch eine vage Vorstellung von grellen Kleidern und einem lauten Lachen. Und aus irgendeinem Grund erinnerte sie sich ebenfalls daran, dass ihre Mutter verärgert geschaut hatte. Bennetta seufzte. „Ich bin mir sehr sicher, dass Cassie sich weder an Regeln noch an Vorschriften halten muss. Ich kann mir vorstellen, dass sie ein wunderbares Leben mit allen Freiheiten führt. Ich beneide sie, wirklich! Und meine Cousine Miriam Malliot! Nicht vorstellbar, wie großartig es wäre, in Afrika zu leben – welche Abenteuer sie dort erlebt, welch wunderbare Dinge, sie bereits gesehen hat. Alles, was ich zu Gesicht bekomme, ist das langweilige Pemberley.“

Wenigstens hatte der Sturm in dieser Nacht ein wenig Abwechslung in ihr ödes Leben gebracht. Ein Leben, das so unfassbar vorhersehbar war. Frühstück; ein Spaziergang – aber nur auf den trockenen Wegen und Rennen war verboten –; Unterricht, den sie verabscheute, mit den Zwillingen und Miss Smith; Zeit mit Mama, in der sie diese auf wohltätige Besuche in die auf dem Land von Pemberley liegenden Dörfer begleitete; Ausritte, aber nur in Begleitung eines Reitknechts, welcher sie garantiert nie galoppieren ließ; und dann saß sie schließlich jeden Nachmittag im Salon, wo sie nähen oder Klavier spielen lernte. All das war öde, öde, öde, auch die Besuche bei ihren Cousinen Bingley, welche nette Mädchen waren, es jedoch hassten, auch nur ihre Schuhe zu beschmutzen. Bennetta sehnte sich nach Abenteuern, nach etwas Aufregung, danach, dass etwas … passierte!

Wie war wild und impulsiv und hatte die Gabe, auch bei den harmlosesten Anlässen Unfug anzustellen. Außerdem sprach sie, ohne erst darüber nachzudenken, trotz der Bemühungen ihrer Eltern, sie zu einem gesetzteren Benehmen zu erziehen. Sie hatten nie herausgefunden, was sie zu ihrer sehr alten Großtante, Lady Catherine de Bourgh, gesagt hatte. Aber was auch immer es gewesen war, die bedeutsame Lady hatte sich ein Jahr lang geweigert, sie zu besuchen. Eines der Dienstmädchen hatte gehört, wie Mrs Darcy zu ihrer Schwester Mrs Jane Bingley gesagt hatte: „Oh, wenn ich nur wüsste, was mein kleines Biest gesagt hat, würde ich es gleich wiederholen.“

„In zwei Jahren muss ich mein Debüt in der Gesellschaft geben, auf Bälle gehen und das wird mit Sicherheit genauso langweilig“, murmelte Bennetta, als sie sich vor ihren Spiegel fallen ließ und ihr Spiegelbild betrachtete. Die Zwillinge hatten Eleganz geerbt, hohe Wangenknochen und blondes Haar. Sie sahen so alt aus, wie sie waren: siebzehn. Bennetta sah aus wie zehn.

Sie zog leicht an den langen, dunklen, lockigen Haaren, welche ihr Dienstmädchen vor einer Stunde so eifrig gebürstet hatte. Nun bildeten sie ein einziges Wirrwarr. Vielleicht würde sie älter aussehen, wenn sie sie hochsteckte? Sie wand alles Haar nach oben und versuchte so, das elegante Aussehen ihrer Mutter nachzuahmen. Sie steckte alles mit einer Handvoll Haarnadeln fest und dachte darüber nach, was es bedeutete, älter zu werden. Was sie betraf, würde ihr Leben nur noch belastender werden. Sie hasste es, zu tanzen – nun, um ehrlich zu sein, verabscheute sie die einschläfernden Tänze, die ihre Schwestern und sie jede Woche lernten. Aber sie erinnerte sich daran, dass es ihr einmal erlaubt worden war, an der Weihnachtsfeier teilzunehmen, welche für die Angestellten von Pemberley ausgerichtet wurde. Die Musik dort war fröhlich gewesen und es hatte wunderbare Tänze gegeben, bei denen alles drehte und wirbelte und die alle genossen. Sie hatte jede Sekunde davon geliebt!

Den Zwillingen zu Ehren würden nach ihrem achtzehnten Geburtstag im Dezember ein Ball gegeben werden, bei welchem sie in die Gesellschaft einführt würden. Bennetta fragte sich, ob sie sich darauf freuten. Anne freute sich sicher – da sie Miss Darcy war, hatte sie immer mehr zu sagen als ihre Schwester. Sie war wortgewandt, direkt und ihr wurde es zugestanden, eine Meinung zu haben und zu vertreten. Erst kürzlich hatte sie mit Papa über die Rebellion in Frankreich diskutiert und sich nicht von seinen Ansichten beeindrucken lassen. Jane erschien dadurch manchmal wie der Schatten ihrer älteren Zwillingsschwester. Bennetta glaubte, dass Jane sich wohl nicht auf den Ball freute, da sie es mehr genoss, in der Bibliothek von Pemberley zu sitzen und ihre albernen Bücher zu lesen.

Sie zog sich selbst eine Grimasse im Spiegel, streckte sich selbst die Zunge heraus und schielte sich an. Die Haarnadeln klimperten auf die Frisierkommode und ihre schwarzen Locken fielen zurück auf ihre Schultern. Sie konnte sich förmlich vorstellen, was sie am Abend des Balls erwartete: Dumme, junge Männer mit klebrig feuchten Händen würden sie nach einem Tanz fragen, nachdem sie bereits mit Anne und Jane getanzt hatten. Sie käme als Dritte an die Reihe, wie immer. Wie schön es wäre, nur ein einziges Mal die Erste zu sein!

„Ich gelobe hiermit, dass, sollte mich in der Zukunft jemand fragen, ob ich ihn heirate, ich Nein sagen werde, weil derjenige bereits vorher die Zwillinge gefragt haben wird! Ich werde hier auf Pemberley bleiben, bis ich dreißig und sehr, sehr alt bin und ich werde weiterhin das ‚Kreuz, welches meine Eltern zu tragen haben‘ sein, wie mein altes Kindermädchen Nanny Chilcot mich gern nannte.“

Bennetta wusste nur zu gut, dass sie nicht das Lieblingskind ihrer Eltern war; tatsächlich fragte sie sich manchmal, ob ihr Papa sie überhaupt liebte. Diesen Schmerz trug sie tief in sich und erzählte niemandem von dieser Angst. Sie hatte es akzeptiert und fragte sich nicht einmal mehr, ob sie mit ihrer Annahme vielleicht falsch lag. Sie musste erst noch lernen, dass es durchaus vorkommen konnte, dass man sich irrte. Immerhin war sie eine Pemberley-Tochter, eine Darcy!

Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie ihr Kindermädchen zum ersten Mal mit den anderen Dienstmädchen hatte tratschen hören, aber es hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Oh, der armen Herrin erging es so furchtbar schlecht während der Geburt dieser kleinen Madam! Schlechter als bei den Zwillingen, den Guten. Da ging’s wie’s Brötchen backen, obwohl es zwei waren. Oh, aber die Aufregung, als Miss Bennetta kam! Der Herr verlor vor Sorge fast den Verstand, weil die Herrin halb im Sterben lag, wie die Ärzte sagten, und das Kind quengelte und schrie wie ein kleiner Teufel. Kein Wunder, dass der Herr es nicht einmal über sich brachte, das Baby zu halten. Und wir mussten eine Amme holen, weil die Herrin so krank war. Und, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, kam noch ein Mädchen zur Welt und schon wieder kein Erbe für Pemberley. Und die Mutter der Herrin war angereist wegen der Geburt, voll der Hysterie und führte mit ihrem Verhalten nur zu noch mehr Aufregung. Besonders, als sie dem Herrn erzählte, dass sie selbst fünf Mädchen auf die Welt gebracht hätte, und vielleicht erginge es Lizzy nun genauso.“

Wieder blitzte und donnerte es und das Echo hallte von den umgebenden Hügeln. Die blauen Vorhänge blähten sich auf und Regen nieselte durch das offene Fenster. Bennetta fragte sich, ob sie jemanden rufen sollte, um das Wasser aufzuwischen, aber dann erinnerte sie sich daran, dass dem Großteil des Personals der ganze Tag und die ganze Nacht freigegeben worden war, weil die Darcys sich ja nicht zu Hause aufhielten. Und als sie darüber nachdachte, bemerkte sie, dass sie hungrig war. Das Abendessen schien bereits ewig her zu sein und das Frühstück lag in noch weiterer Ferne.

„Ich könnte vor Hunger ohnmächtig werden und niemand würde es merken“, murmelte Bennetta zu sich selbst. Aber sie wusste, dass sie Kuchen oder Brot und Käse in der Küche fände, und obwohl sie sicher einem Diener oder einem Dienstmädchen begegnen würde, glaubte sie fest daran, dass niemand sie verriet. Sie zog sich einen Morgenmantel über ihr Nachthemd und hielt sich nicht damit auf, in ihre Pantoffeln zu schlüpfen, sondern tappte barfuß aus ihrem Zimmer und den langen, breiten Korridor entlang, der zur Hintertreppe führte, welchen die Dienerschaft nutzte, um zu den Schlafzimmern der Familie zu gelangen. Und dann, gerade als sie oben an der Haupttreppe stand, hörte sie die große Klingel der Vordertür. Einmal, dann noch einmal.

Ein kalter Windstoß fegte durch das Foyer, die große Treppe hinauf und Bennetta vernahm klar und deutlich, wie eine Mädchenstimme sagte: „Miss Cassandra Wickham für Mr und Mrs Darcy.“