Leseprobe Hauptgewinn: Mord

Kapitel 1

„Fünfzehn Minuten!“, rief Angie DeLaura. „Wir müssen unsere Anmeldung bis 10 Uhr abgeben oder wir dürfen nicht am Wettbewerb teilnehmen.“ Melanie Cooper quetschte sich in ihr winziges Büro, Angie war ihr dicht auf den Fersen. Auf dem ganzen Tisch verteilt lag Papierkram. Es gab einen guten Grund, warum sie Cupcake-Bäckerin war und keine Buchhalterin. Ihre Speisekammer war viel besser organisiert als ihr Aktenschrank. Verzweifelt fuhr sie mit ihrer Hand durch ihr kurzes, blondes Haar. „Ich bin mir sicher, dass ich es da hingetan habe“, meinte sie. „Warum habe ich es nicht wie geplant letzte Woche schon abgegeben?“

„Weil du ein Date mit meinem Bruder ausgemacht hattest“, erwiderte Angie. „Und dann hast du es vergessen.“

„Oh, stimmt“, sagte Mel. Sie konnte nicht aufhören dämlich zu grinsen, während sie an den romantischen Abend mit Joe DeLaura dachte. Sie seufzte tief, weswegen Angie ihr vors Gesicht schnipste und sagte: „Komm wieder zu dir!“

Mel schüttelte ihren Kopf, um ihren Fokus wieder herzustellen.

„Du nimmst dir diese Seite des Tisches vor und ich die andere“, befahl Angie, während sie durch einen Stapel von Küchengeschirrkatalogen wühlte. Mel durchsuchte einen Haufen von Flyern, die Fairy Tale Cupcakes einzigartige Geschmacksrichtungen und Cupcaketürmchen für besondere Anlässe bewarben. Und tatsächlich, auf der Rückseite der Flyer war das Anmeldeformular für das Scottsdale Food Festival mit einem Klecks royaler Glasur festgeklebt. „Ich habe es gefunden!“

Angie blickte auf ihre Uhr. „Wir haben noch zwölf Minuten.“

„Dann sollten wir besser rennen“, erwiderte Mel.

Zusammen eilten sie durch die Küche und die Bäckerei. Mel drehte sich um und verschloss die Ladentür.

Dann stürmten sie den Gehsteig von Old Town Scottsdale hinunter, an einem Geschäft für Westernkleidung, einem mexikanischen Importgeschäft, einem Juweliergeschäft und um die Ecke an einem Tattoo-Studio und einem Friseursalon vorbei. Mick, der Besitzer des Tattoostudios, trat gerade heraus, als sie vorbeiflitzten. Mit seinen eins achtzig, dem rasierten Kopf und der Tinte auf seiner Haut war er ziemlich einschüchternd, aber Mel und Angie wussten, dass er ein großer alter Softie war, der eine Schwäche für Mels Moonlight Madness-Kokosnuss-Cupcakes hatte. „Wo brennt’s denn?“, rief er ihnen hinterher.

Angie öffnete ihren Mund, um zu antworten, aber Mel packte sie am Arm und lief weiter. „Keine Zeit. Erzählen es später!“ Sie erreichten den Eingang zur Civic Center Mall und mussten einem älteren Ehepaar ausweichen, das die Bronzeskulptur dreier laufender Pferde mit dem Titel The Yearlings bewunderte. Auch Mel liebte diese Statue, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, um sie zu bestaunen.

Sie mussten ihr Anmeldeformular im Büro der Scottsdale Art Association abgeben, das sich in einem der kleinen Gebäude befand, die die vielen Brunnen und Skulpturen in der Civic Center Mall umgaben.

Das Einkaufszentrum, ein großer, ein Hektar großer Park, war einer von Mels Lieblingsplätzen in der Stadt. Sie ging häufig zur Bibliothek auf der gegenüberliegenden Seite, um sich an den üppigen Blumen, den plätschernden Brunnen und der schönen Kunst im öffentlichen Raum zu erfreuen, die den sorgfältig gepflegten Bereich ausfüllten. Eine kleine Gruppe Touristen blockierte den Weg, da sie einen kleinen Springbrunnen bewunderten, der einen Wasserball formte. Mel folgte Angie, die um die Touristen herum über die Wiese auswich. Wie Leichtathleten sprangen sie über den schmalen Bach, der einen größeren Brunnen speiste, und rannten den Hang weiter in den Park hinunter. Mel spürte ein unangenehmes Seitenstechen und keuchte ein wenig, als Angie vor den verdunkelten Glastüren eines Bürogebäudes zum Stehen kam. „Zu welchem Büro müssen wir?“, fragte Angie. Mel blickte auf die Papiere in ihrer Hand. „Zwölf B.“

„Zweiter Stock“, ergänzte Angie. Sie sah auf ihre Uhr. „Noch Sieben Minuten.“

Mel unterdrückte ein Stöhnen, als sie die Türen aufrissen und die Treppe auf der rechten Seite erreichten. Sie bogen scharf ab. Mel rannte schwer atmend die Stufen hinauf, als sie mit Angies Rücken zusammenstieß. „Aua!“ Sie griff schnell nach dem Geländer, um nicht rückwärtszufallen und sah kurz hoch, um zu sehen, warum Angie stehen geblieben war. Olivia Puckett, Besitzerin der verfeindeten Bäckerei Confections und Mels persönliche Nemesis, blockierte den Weg über die Stiege, sie glich einer Backsteinmauer. „Geh aus dem Weg“, brummte Angie.

Olivia streckte ihre dicken Arme weit aus. „Zwing mich doch.“ Angie machte einen Schritt vorwärts, als ob sie genau das tun würde, aber Mel packte sie am Arm und hielt sie zurück. Angie war dafür bekannt, dass sie ein wenig aufbrausend war, und Mel wollte nicht, dass sie hier irgendwelche Fetzen fliegen ließ. Olivia war wohl nicht klar, worauf sie sich einließ, wenn sie Angie herausforderte.

Obwohl es schon mehr als zwanzig Jahre her war, hatte sich Mel immer noch nicht ganz von dem Tag erholt, an dem Angie dem Schikanierer aus der siebten Klasse, Jeff Stanton, die Nase blutig geschlagen hatte, als er Mel eines Tages beim Mittagessen Schokoladenmilch über den Kopf geschüttet und sie „Bessie, die Schokoladenkuh“ genannt hatte.

Obwohl dieser Vorfall Angie nur eine Woche Nachsitzen eingebracht hatte, fürchtete Mel immer, dass Angie eines Tages in eine Patsche geraten würde, aus der Mel ihr nicht mehr helfen konnte. „Tief durchatmen, Angie“, sagte sie. „Ich kümmere mich darum.“

Angie warf ihr einen rebellischen Blick zu, aber sie fügte sich. Mel ging um sie herum und trat Olivia gegenüber.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du uns daran hindern kannst, uns für den Wettbewerb der Meister einzuschreiben und teilzunehmen?“, meinte Mel.

„Oh, doch, ich kann und werde es tun“, erwiderte Olivia. „Ich hab meinen Kontakt im Arts office letzte Nacht angerufen und sie hat mir erzählt, dass ihr noch nicht registriert seid. Ich wusste, dass heute Früh eure letzte Chance ist. An mir kommt ihr nicht vorbei.“

„Du wartest seit zwei Stunden hier?“, fragte Angie. „Du bist verrückt. Ist dir das bewusst?“

„Keine kleine rotzfreche Prinzessin aus Scottsdale wird mich um meinen Titel bringen“, sagte Olivia.

„Ich habe fünf Jahre in Folge gewonnen und gebe nicht auf, nicht jetzt und auch nicht in Zukunft.“

„Wen nennst du hier eine Prinzessin aus Scottsdale?“, blaffte Mel, während sie spürte, wie ihr Temperament mit ihr durchging.

„Ich bin eine Südstaatlerin, geboren und aufgewachsen an der Camelback Road. Ich bin keine Prinzessin.“

„Schau dich doch an. Du bist groß, blond und dünn“, schnaubte Olivia. „Für jemanden, der meint, keine Prinzessin zu sein, siehst du aber sehr danach aus.“ Die Ironie war fast zu viel, um es zu ertragen. Als Mel eine dickere Jugendliche war, wurde sie verspottet und „Bessie, die Schokoladenkuh“ genannt. Sie hätte damals alles gegeben, um als Prinzessin bezeichnet zu werden. Nachdem sie jahrelang mit ihrem Gewicht gekämpft hatte, hatte sie nun ein gesundes Verhältnis zum Essen entwickelt und fühlte sich mit ihrem Körper und sich selbst wohl. Und nun wurde sie damit verspottet. Das war alles so lächerlich. „Olivia, geh aus dem Weg“, sagte Mel. „Ich darf genau wie jeder andere auch teilnehmen.“

„Vielleicht hast du mich nicht gehört“, erwiderte Olivia. „Du nimmst nicht an meinem Wettbewerb teil.“ Sie blähte ihre Brust auf, und Mel war sich sicher, dass sie bald den ganzen Treppenabsatz ausfüllen würde. Sie war stämmig und hatte korkenzieherartiges graues Haar, das sie zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Außerdem trug sie einen blauen Kochmantel, von dem Mel vermutete, dass sie dachte, sie sähe damit aus wie Cat Cora in der Fernsehsendung Iron Chef. Mel wollte ihr sagen, dass sie damit nur wie ein mürrischer Schlumpf aussah, aber sie glaubte nicht, dass sie Olivia damit aus dem Weg schaffen würde. „Fünf Minuten“, zischte Angie hinter ihr.

Mel spürte, wie ihre Panik immer größer wurde. Olivia war nicht dafür bekannt, vernünftig zu sein, und die Uhr tickte. „Ich kratz mich nicht am Kopf, wenn‘s nicht juckt, und ich tanz auch nicht, wenn keine Musik läuft! Ich werde mich nicht einschüchtern lassen. So ist es eben“, murmelte Angie.

„Coach Boone in Gegen jede Regel.“ Mel hatte das Zitat identifiziert. Sie und Angie und ihr anderer Kindheitsfreund, Tate Harper, waren Liebhaber von alten Filmen und stellten sich gegenseitig oft mit Filmzitaten auf die Probe. Aber warum tat es Angie jetzt?

Wusste sie nicht, dass sie in einer Krise steckten? Wobei, sie hatte ein Zitat eines Football Films gewählt und Mel erkannte, dass es kein Zufall war. Sie wusste, woran Angie dachte. „Nein, das können wir nicht machen“, sagte sie über ihre Schulter. Olivia beobachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. „Wir haben keine Wahl“, sagte Angie. „Es muss die Umfall-Täuschung sein.“ Mel stöhnte. Angie hatte sieben ältere Brüder, die es liebten, Touch Football zu spielen, und Mel hatte genug Zeit bei den DeLaura-Familientreffen verbracht, um in das Spiel einbezogen zu werden. Als sie jünger waren, hatten sie und Angie es nie geschafft, den Ball in die Hände zu bekommen, und die Brüder ließen sie nur auf das Spielfeld, um sie bei Laune zu halten und ihre Mutter davon abzuhalten, sie zu schelten. So waren Mel und Angie natürlich gezwungen gewesen, sich ein paar eigene Spielzüge auszudenken, von denen einer die Umfall-Täuschung war.

Das brachte sie garantiert dorthin, wo sie mit dem Ball hinwollten, führte aber meist dazu, dass sich jemand ziemlich verletzte.

„Drei Minuten“, sagte Angie mit zusammengebissenen Zähnen.

„Schon gut, schon gut“, sagte Mel. „Auf drei.“ Olivia sah langsam besorgt aus. „Eins“, zählte Angie.

„Zwei“, sagte Mel.

„Drei!“, sagten sie gemeinsam.

Mel kippte zur Seite und rollte sich dabei zu einem engen Ball zusammen, als Angie über sie hinwegsprang. Mel spürte, wie Angies Turnschuh sie seitlich am Kopf traf, aber sie kam aus ihrer Hocke heraus und kroch an der Ansammlung von Körpern vorbei. Sie bemerkte kaum, dass Angie Olivia auf dem Boden festhielt, während sie die Treppe hinaufeilte.

Olivia stieß ein wütendes Brüllen aus, und von ihrer ausgestreckten Position auf dem Treppenabsatz aus streckte sie einen Arm aus und versuchte, Mels Bein zu greifen, aber sie kam zu spät. Mel erreichte das obere Ende der Treppe und setzte zu einem Sprint an. Die Tür zu 12B stand offen, und Mel schlitterte in den Raum und warf einen Blick auf die Digitaluhr an der Wand. Sie zeigte 10:00. Eine ältere Frau arbeitete am Schalter und blinzelte Mel durch ihre Lesebrille an. Mel schob ihr die Papiere zu. Als die Frau mit einem Stempel draufdrückte, zeigte die Uhr 10:01 an.

„Sie sind ganz schön knapp dran, Miss“, sagte die Frau. Ihr kurzes Haar war champagnerfarben gefärbt, und ihr violetter Lippenstift passte zu dem Rahmen ihrer Lesebrille. Mel lehnte sich gegen den Tresen und warf einen Blick auf das Namensschild der Frau. „Sie haben ja keine Ahnung, Jane.“

Angie kam ins Büro gestürmt. Ihr T-Shirt hatte einen kleinen Riss, und ihre langen braunen Haare hingen wirr aus ihrem Haarband. „Haben wir es geschafft?“

Zu erschöpft, um zu sprechen, hob Mel die Faust, und Angie schlug mit ihrer dagegen.

„Ausgezeichnet!“, sagte sie und ließ sich neben Mel auf den Tresen sinken. Jane, die Angestellte, sah sie besorgt an und verließ dann den Tresen. Sie kam mit zwei Dixie-Bechern voll Wasser zurück.

„Danke“, sagte Mel. Sie hielt Angie ihren Becher hin, und sie stießen mit dem Wasser an.

„Lass uns Olivia endgültig erledigen“, sagte Angie.

„Ja, das klingt gut“, stimmte Mel zu. Sie tranken ihr Wasser aus, zerdrückten ihre Becher und warfen sie in den Papierkorb. Dann verließen sie das Büro, wobei sie Jane ein Dankeschön zuriefen.

Auf der Treppe war keine Spur von Olivia zu sehen, nur ein Mehlfleck auf dem Boden, wo sie gelegen hatte. Mel nahm das als gutes Zeichen.

Kapitel 2

„Wie ist es gelaufen?“, fragte Tate, als er die Eingangstür der Bäckerei aufstieß. „Seid ihr angemeldet? Du hast es doch nicht vergessen, oder?“

„Wie kommst du auf die Idee, dass ich das vergessen könnte?“, fragte Mel.

Tate trug seinen üblichen eleganten Anzug. Heute war es ein Armani in Marineblau mit einem knackigen weißen Hemd und einer jadegrünen Krawatte. Sein gewelltes braunes Haar war konservativ geschnitten, passend zu den Investmentkunden, mit denen er jeden Tag zu tun hatte, und er sah ganz wie der wohlhabende Geschäftsmann aus, der er war. Da sie ihn kannte, seit er Akne hatte und Papierkügelchen aus seinen Hosenträgern schoss, vergaß Mel oft, dass ihr Kindheitsfreund zu einem Mann herangewachsen war, den die meisten Frauen, die auf der Suche nach einem Ehemann waren, gerne mit vorgehaltener Waffe festhielten, um einen Antrag zu erzwingen.

Tate starrte sie an. Dann schaute er zu Angie, die die Vitrine mit Mels neuester Kreation auffüllte, dem Choco-Pom-Cupcake, einer Mischung aus Schokolade und Granatapfel, die Mels derzeitige Lieblingskreation war. „Wie hat sie sich geschlagen?“, fragte er Angie.

„Sie hat es mit einer Nanosekunde Vorsprung geschafft“, sagte Angie.

Tate schüttelte den Kopf. „Mel, du musst dein Spielgesicht aufsetzen.“

„Es war nicht meine Schuld“, protestierte Mel. „Wir wären noch rechtzeitig da gewesen, wenn Olivia nicht gewesen wäre.“

„Olivia Puckett?“, fragte er.

„Ja“, sagte Angie. „Sie hat versucht, uns daran zu hindern, unsere Papiere einzureichen.“

„Wie seid ihr an ihr vorbeigekommen?“

Mel und Angie tauschten einen Blick aus. Angie duckte sich hinter die Vitrine und begann, die Choco-Poms schnell auszuladen. Mel schnappte sich einen Lappen und begann, die Theke abzuwischen, obwohl sie kurz zuvor damit fertig geworden war.

Tate senkte den Kopf und kniff sich in den Nasenrücken, als würde er sich gegen eine Migräne wappnen. „Es kann nicht schlimmer sein als das, was ich mir vorstelle.“

„Die Umfall-Finte“, murmelte Mel.

„Tut mir leid, das habe ich nicht ganz verstanden“, sagte Tate. Er hielt sich das Ohr zu und lehnte sich nahe heran.

„Die Umfall-Täuschung“, wiederholte Mel mit einer Grimasse. „Das hast du nicht getan“, sagte er. Er sah aus, als würden seine Knie nachgeben und er ließ sich auf einen Stuhl in der Nähe sinken.

„Haben wir doch.“ Angie tauchte hinter der Vitrine mit einem leeren Tablett auf. „Und es hat auch funktioniert.“

„Natürlich hat es funktioniert“, sagte Tate. „Es funktioniert immer! Das letzte Mal, als es so funktioniert hat, ist dein Bruder Tony mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus gelandet. Bitte sag mir, dass Olivia keine Gehirnerschütterung hat.“

„Sie ist aus eigener Kraft aufgestanden“, sagte Angie. „Sobald ich von ihr runter war.“

„Sagt euch das Wort Klage etwas?“, fragte Tate. Er sah aus, als ob er einen Anfall bekommen könnte.

„Sie hat uns den Weg versperrt“, sagte Mel. „Wir hatten wirklich keine andere Wahl.“

„Wenn Joe davon erfährt …“ Tates Stimme verstummte, und Mel wurde bleich. Ihr Freund, Joe DeLaura, einer von Angies älteren Brüdern, war stellvertretender Bezirksstaatsanwalt. Das war keine Frage. Er wäre sehr unglücklich, wenn er herausfinden würde, dass sie und Angie jemanden angegriffen hatten, selbst jemanden, der so nervig war wie Olivia Puckett.

„Ich wüsste nicht, warum das so sein sollte, es sei denn, jemand reißt den Mund auf“, sagte Angie. Sie warf Tate einen Blick zu, der deutlich machte, wer ihrer Meinung nach das schwache Glied war.

Er hob die Hände in einer Geste der Unschuld. Angie runzelte die Stirn, nahm ihr Tablett und schob sich durch die Schwingtür zurück in die Küche.

„Was habe ich denn gesagt?“, fragte er Mel.

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männer sich am wenigsten zu Frauen hingezogen fühlen, die sie gut behandeln“, sagte Mel.

„Miss Bowers in Tod auf dem Nil“, sagte Tate, ohne mit der Wimper zu zucken. „Gespielt von Maggie Smith, glaube ich.“

„Korrekt und richtig“, sagte Mel.

„Also, klär mich auf“, sagte er. Er lehnte sich nach vorne und stützte einen Ellbogen auf den Tisch, wobei jede einzelne Linie seines Körpers vor Neugierde strotzte. „Was ist mit Ange los?“

„Mach dir keine zu großen Hoffnungen“, warnte Mel ihn.

„Zu spät.“ Er grinste. „Hat sie ihn abserviert? Ist es vorbei?

War er am Boden zerstört?“

„Nein, nein, und nein“, sagte Mel. „Ich mache mir sogar Sorgen um sie. Er hat sie seit zwei Tagen nicht mehr angerufen.“

Tate stieß einen Seufzer aus und lehnte sich zurück. „Das war’s?“

„Er hat keinen einzigen Tag versäumt“, sagte Mel. Sie legte ihren Putzlappen beiseite und wischte sich die Hände an ihrer hellrosa Latzschürze ab, auf der in Glitzerschrift Fairy Tale Cupcakes zu lesen war.

Tate verdrehte die Augen. „Warum ist sie noch mit ihm zusammen? Ich meine, was kann sie nur in ihm sehen?“

Er meinte damit Angies Freund, mit dem sie seit drei Monaten zusammen war. Brian Malloy, seinen Fans als Roach bekannt, war der Schlagzeuger der beliebten Rockband The Sewers. Er und Angie hatten sich kennengelernt, als sein Vater bei einem Date mit Mels Mutter ermordet worden war. Roach hatte den Fehler gemacht, Mel zu beschuldigen, seinem Vater etwas angetan zu haben, und Angie hatte ihn daraufhin fertig gemacht. Mel vermutete, dass nur wenige Leute dem Rockstar ins Gesicht schauen würden, und er war von Angie umgehauen worden und hatte sie sofort um ein Date gebeten.

„Ähm, mal sehen. Er ist heiß“, sagte Mel. Sie kam um den Tresen herum und setzte sich gegenüber von Tate. „Oh, ja, und er ist heiß.“

„Nur wenn du auf den Typ ‚dünn, tätowiert, mit strähnigem Haar‘ stehst“, brummte Tate.

Mel presste ihre Lippen aufeinander. In den letzten Monaten war sie eine Meisterin darin geworden, zu wissen, wann sie den Mund halten sollte. Was auch immer zwischen Angie und Tate geschah, sie hoffte inständig, dass sie am Ende noch alle als Freunde dastehen würden.

Solange sie sich erinnern konnte, hatten sie zu dritt gegen die Welt gekämpft. Dann hatte sich Tate verlobt, und Angie hatte Mel endlich von ihren Gefühlen für ihn erzählt. Sie war in Tate verliebt, schon seit sie Kinder waren. Oje.

Aber nach seiner tragisch beendeten Verlobung hatte Tate, der ein typischer Mann war, gejammert und sich geweigert, jemals wieder mit jemandem auszugehen. Bis Roach in die Stadt kam und Angie von den Socken haute. Jetzt war Tate klar geworden, dass er auch in sie verliebt war, aber bisher hatte er sich noch nicht dazu bekannt, sondern wartete hoffnungsvoll darauf, dass Angies Beziehung in die Brüche ging.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Situation wieder gelöst war. Roach hatte Angie gebeten, mit ihm zurück nach Los Angeles zu ziehen, aber sie hatte ihm gesagt, sie wolle warten, bis er mit seiner aktuellen Tournee fertig war. Mel wusste, dass, sobald Roach zurück war, Entscheidungen getroffen werden mussten.

Mel hasste die Vorstellung, ihre beste Freundin und Partnerin zu verlieren, aber für Tate war es noch viel schlimmer: Er drohte, die Liebe seines Lebens zu verlieren, ohne ihr jemals gesagt zu haben, wie es ihm ging.

„Er wird anrufen“, sagte er säuerlich. „Er wäre ein Idiot, sie gehen zu lassen.“

Mel griff hinüber und klopfte ihm auf die Schulter. „Halt durch, Champ.“

„Habe ich eine Wahl?“

„Nein.“

„Okay, ich habe einen Zeitplan ausgearbeitet“, sagte Angie, als sie durch die Küchentür zurückkam. Sie trug ein Klemmbrett bei sich und hatte einen Kugelschreiber in der Hand. „Wir haben drei Wochen, und wir werden jede Sekunde davon brauchen.“

„Drei Wochen für was?“, fragte Mel.

„Bis zum Wettbewerb“, sagte Angie. „Also, ich habe mir Folgendes überlegt. Wir stehen jeden Tag um vier Uhr dreißig auf und‒“

„Am Morgen?“, fragte Mel entsetzt. Das Einzige, was ihr an der Leitung einer Bäckerei nicht gefiel, waren die frühen Morgenstunden.

„Ja“, sagte Angie, machte weiter und ignorierte sie. „Tate wird eine Tüte mit geheimnisvollen Zutaten vorbeibringen, und wir stellen den Timer so ein, dass wir eine Stunde Zeit haben, um ein fabelhaftes Dessert zu zaubern.“

„Und wir können das nicht während der regulären Geschäftszeiten machen, weil …“

„Wir müssen uns voll und ganz darauf konzentrieren“, sagte Angie. „Tate, können wir auf dich zählen?“

„Auf jeden Fall“, sagte er. „Hast du eine Ahnung, was die geheimnisvollen Zutaten sein sollten?“

„Wenn ich dir eine Liste geben würde, wären sie ja nicht gerade ein Geheimnis, oder?“, fragte Angie. „Aber ich habe eine Liste von allem gemacht, was sie in den letzten fünf Jahren benutzt haben, das sollte dir ein paar Ideen geben.“

Tate nahm die Liste, die sie ihm reichte, und überflog sie. „Warum sind Gurken auf dieser Liste?“

Angie stieß einen langen, leidenden Seufzer aus. „Weil das eine der geheimnisvollen Zutaten im letzten Jahr war.“

„Für den Konditoreiwettbewerb? Wirklich?“, fragte Mel.

„Sie versuchen, es schwierig zu machen“, sagte Angie. „Hast du dir überhaupt die Informationen angesehen, die ich dir gegeben habe?“

„Ja … äh … nein“, gab sie zu.

„Wie willst du Olivia vom Thron stoßen, wenn du dich nicht weiterbildest?“, fragte Angie. „Du kannst da nicht einfach reinmarschieren und erwarten, dass du gewinnst, weißt du.“

„Ich erwarte nicht, dass es einfach wird. Ich hatte nur andere …“, begann Mel, doch Angie unterbrach sie: „Ich weiß. Jetzt, wo du und Joe endlich zusammen seid, bist du nutzlos. Ich habe gute Lust, dir zu verbieten, Joe zu treffen, bis dieser Wettbewerb vorbei ist.“

Mel öffnete den Mund und schloss ihn schnell wieder, bevor etwas herauskam, das besser ungesagt bliebe. Sie und Angie starrten sich gegenseitig an. Das taten sie schon seit der Grundschule. Wer zuerst blinzelte, verlor nicht nur den Starrwettbewerb, sondern auch den Streit.

„Würdet ihr mal auf die Uhr sehen?“, fragte Tate, ohne auf seine eigene Uhr zu schauen. „Ich gehe jetzt besser zurück ins Büro. Also, wir sehen uns morgen früh um halb fünf. Bye.“

Mel merkte, wie ihre Augen zu tränen begannen. Es war eine Qual.

„Du hast geblinzelt“, sagte Angie. Sie machte auf dem Absatz kehrt und stapfte zurück in die Küche.

Mel drehte sich um und starrte Tate an, der sich zurückzog. Großer Feigling!

 

„Hey, Cupcake, wach auf“, flüsterte eine Stimme in Mels Ohr.

Sie riss ein Augenlid auf und schloss es wieder. Es war noch dunkel. Sie musste geträumt haben.

„Es ist vier Uhr fünfundzwanzig“, sagte die Stimme.

„Angie wird hier reinplatzen und dich an den Haaren rausziehen.“

„Das ist mir egal“, murmelte Mel und kroch tiefer in ihr Kissen.

„Gestern hat sie dich mit Eiswasser übergossen“, erinnerte die Stimme sie. „Und vorgestern hat sie den Testknopf deines Rauchmelders gedrückt, um dich wachzublasen.“ Jetzt öffnete Mel die Augen. Sie drehte den Kopf und sah Joe, der sie vom benachbarten Kissen aus anlächelte. Wie immer, wenn sie feststellte, dass er sie mit seinen warmen braunen Augen ansah, war sie überrascht, wie sehr er sie zu mögen schien, und ihr stockte der Atem in der Brust.

Sie war vom ersten Tag an in Joe DeLaura verknallt gewesen, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, als sie eine stämmige Zwölfjährige gewesen war und er ein schlaksiger Sechzehnjähriger mit einem umwerfenden Grinsen, der sich um seine kleine Schwester Angie kümmerte und damit auch um die beste Freundin seiner kleinen Schwester, die Mel hieß.

In ihren Zwanzigern waren sie getrennte Wege gegangen, aber dann, vor sechs Monaten, war er zu Fairy Tale Cupcakes gekommen und hatte bemerkt, dass Mel erwachsen geworden war. Seitdem waren sie zusammen.

Sie fühlte zu viel, wenn sie ihn ansah, also wandte sie ihren Blick zur Decke.

„Na ja, das war ein bisschen hart“, sagte er. „Selbst für Angie. Wer weiß, was sie sich heute einfallen lässt.“

Mel stöhnte. „Ich sollte sie besser verscheuchen.“

„Ruf mich später an“, sagte Joe.

„Mach ich.“ Mel küsste ihn und rollte sich aus dem Bett. Sie verschwand im Badezimmer, zog sich etwas an und schlüpfte in ihre Turnschuhe. Joe schnarchte leise, als sie die Tür hinter sich schloss.

Sie drehte sich um, um die Treppe hinunterzugehen, und fand Angie auf halbem Weg nach oben, in der Hand zwei Topfdeckel, die sie offensichtlich als Schlagzeug benutzen wollte.

„Ich werde mir den Schlüssel zu meiner Wohnung zurückholen“, sagte Mel. „Du missbrauchst das Privileg.“

Angie zuckte mit den Schultern. „Du bist doch schon auf, oder?“

Mel folgte ihr die Treppe hinunter und durch die Hintertür der Bäckerei, die in die Küche führte. Auf dem großen Stahlarbeitstisch in der Mitte stand eine braune Papiertüte, vermutlich voll mit geheimnisvollen Zutaten. Tate stand an der Kaffeemaschine in der Ecke, als wolle er sie dazu bringen, schneller zu brühen.

„Morgen“, murmelte Mel. „Hmmm“, grunzte er. Er reichte ihr eine Tasse, bevor er seine eigene füllte.

„Also, was ist heute die Zutat?“, fragte Mel. Sie nahm einen Schluck von dem erfrischend starken Gebräu und versuchte, ihr Gehirn aufzuwecken. Sie bereiteten sich schon seit zwei Wochen auf den Wettbewerb vor, und sie fragte sich, ob Tate die geheimnisvollen Zutaten schon ausgegangen waren.

„Gute Frage.“ Angie fischte stirnrunzelnd in der Tasche. Sie zog ein Bündel heraus, das an den grünen Stängeln wie weiße Karotten aussah, und runzelte die Stirn. „Was ist das?“

„Pastinaken“, sagten Mel und Tate gemeinsam.

„Ernsthaft?“, fragte Angie. „Was sollen wir mit denen machen?“

„Tut mir leid, ich fange an, den Boden des Fasses mit ungewöhnlichen Zutaten aufzukratzen“, sagte Tate. „Ich dachte mir, das würde Mel eine schöne Überraschung bereiten. Ruft mich an, wenn ihr für einen Geschmackstest bereit seid. Ihr habt eine Stunde Zeit ‒ ab jetzt.“

„Wohin gehst du?“, fragte Angie.

Normalerweise blieb Tate, um ihnen bei der Arbeit zuzusehen, aber heute sah er noch erschöpfter aus als sonst. Mel dachte sich, dass die frühen Morgenstunden ihn wohl einholten. Er nippte an seinem Kaffee und machte sich auf den Weg ins Büro. „Ich werde aus dem Weg gehen und die Zeitung lesen.“

Er schloss die Bürotür hinter sich, und sie hörten Mels Schreibtischstuhl knarren, als er ihn nach hinten kippte.

„Ich wette fünf Dollar, dass wir ihn in zehn Minuten schnarchen hören“, sagte Angie.

„Blöde Wette“, sagte Mel kopfschüttelnd. „So leicht wirst du mir keinen Fünfer abluchsen.“

„Na schön. Die Uhr tickt“, sagte Angie. Sie hielt Mel die Pastinaken hin. „Was ist dein Plan?“

Mel studierte die Pastinaken. „Schäle und rasple sie in drei Tassen und dämpfe sie.“

„Verstanden“, sagte Angie und machte sich an die Arbeit.

Mel ging zu ihrer Speisekammer hinüber und untersuchte ihre Vorräte. Sie wusste, dass die Preisrichter bei dem Wettbewerb sowohl auf die Originalität der Präsentation als auch auf den Geschmack achten würden. Sie würde ihnen nicht jedes Mal Muffins präsentieren können ‒ sie musste Vielfalt zeigen ‒, aber wenn sie es ins Finale schaffte, wollte sie mit einem Cupcake gewinnen, um der Bäckerei die größtmögliche Werbung zu verschaffen. Pastinaken sind bekanntlich eine Kreuzung aus Kartoffel und Karotte oder eine milde Rübe. Für Mel gab es zwei Möglichkeiten: entweder einen Pastinakenkuchen oder einen Karottenkuchen mit Pastinaken anstelle von Karotten. Wenn sie den Pastinakenkuchen machte, wollte sie eine einfache Frischkäseglasur. Wenn sie sich für den Karottenkuchen entschied, konnte sie sich mit dem Guss austoben. Damit war die Entscheidung gefallen. Im Wettbewerb wäre eine ausgefallene Glasur viel schwieriger zu ignorieren.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf begann sie, die Zutaten zusammenzusuchen. Sie plünderte die Speisekammer und die Kühlkammer. Da sie nur eine kleine Menge benötigte, benutzte sie ihren rosafarbenen KitchenAid-Mixer anstelle ihres industriellen Hobart-Mixers. Sie bestückte ihn mit einer Schaufel und ließ ihn die Butter, den Zucker und das Öl aufschlagen.

Sie bereitete die Muffinform mit Folieneinlagen vor und siebte in einer separaten Schüssel die trockenen Zutaten. Angie reichte ihr eine Schüssel mit den geraspelten und gedünsteten Pastinaken.

„Was jetzt?“, fragte sie.

Mel schaute auf die Uhr. Sie waren schon zehn Minuten dabei.

„Ich möchte, dass du ein paar Walnusshälften im kleinen Ofen röstest und dann eine Ladung Frischkäseglasur machst“, sagte sie.

Mel gab langsam die trockenen Zutaten in den Mixer, dann die Pastinaken. Als der Teig fertig war, kratzte sie ihn vom Rand der Schüssel ab und griff nach einem Eisportionierer, mit dem sie die Muffinform füllte. Dann schob sie sie in den Ofen und stellte den Timer auf 25 Minuten ein. Angie röstete Walnusshälften in ihrem kleineren konventionellen Ofen und rührte gleichzeitig den Zuckerguss an. Mel eilte zurück in die Speisekammer und fand ihren Behälter mit kandiertem Ingwer. Mit ihrem besten Hackmesser zerkleinerte sie eine Vierteltasse der gezuckerten Ingwerwurzel.

Sie warf einen Blick auf die Uhr. In fünfzehn Minuten waren die Cupcakes fertig, und dann mussten sie abkühlen. Sie und Angie mussten sie gleichzeitig glasieren, um die Zeit einzuhalten. Angie schaltete den Mixer aus und reichte Mel die Frischkäseglasur. Sie ging zurück zu den Walnüssen und holte sie aus dem Ofen.

Angie gab die Walnüsse in eine Schüssel und schüttelte sie, damit sie besser abkühlen konnten. Mel gab den kandierten Ingwer und einen Teelöffel gemahlenen Ingwer in die Frischkäseglasur und rührte ihn mit einem Gummispatel unter, schabte die Reste aus der Schüssel und vergewisserte sich, dass alles gut vermischt war. Der Timer des Ofens summte, und Angie griff nach zwei Topflappen, um die Törtchen herauszuholen. Sie waren goldbraun und sprangen bei Berührung zurück. Perfekt.

Angie warf einen Blick auf die Uhr. „Die sind zu heiß. Wie können wir sie überziehen, wenn wir nur noch fünfzehn Minuten Zeit haben?“

„Lass sie noch fünf Minuten in der Backform stehen“, sagte Mel. „Dann stellen wir sie für weitere fünf Minuten in den Kühlraum. Bis dahin sollten sie kühl genug sein, um zu glasieren.“

Mel holte ein Stahltablett und legte einige runde Papierdeckchen aus. Das würde die Basis für ihre Präsentation sein. Während sie darauf warteten, dass die Cupcakes im Kühlraum abkühlten, füllten sie jeweils einen Spritzbeutel mit einer großen, glatten Spritztülle und füllten die Beutel etwa zu zwei Dritteln mit der Ingwer-Frischkäseglasur.

Noch fünf Minuten. Mel spürte, wie ihr Herz pochte und das Adrenalin sie durchströmte. Würde der echte Wettbewerb auch so ablaufen?

Angie holte das Gestell mit den Muffins aus der Kühlbox und stellte es auf den Arbeitstisch aus Stahl. Sie nahmen jeweils ein Törtchen und spritzten vom äußeren Rand aus eine Spirale aus Zuckerguss in die Mitte. Mel hörte auf, den Beutel zusammenzudrücken, und drehte ihr Handgelenk, um der Glasur in der Mitte einen Wirbel zu geben. Dann setzte sie vorsichtig eine der gerösteten Walnüsse darauf. Sie schafften es, die Cupcakes in letzter Sekunde fertigzustellen.

Tate stürmte gerade aus dem Büro, als Joe durch die Hintertür kam. Die Uhr schlug sechs, und Mel war bereit, wieder ins Bett zu gehen.

„Wow, die sehen spektakulär aus“, sagte Joe. Er meinte es ernst, was nur einer der vielen Gründe war, warum Mel ihn liebte. „Dürfen wir jetzt eine Kostprobe nehmen?“

Er sah so eifrig aus wie ein Kind, und Mel grinste. Joe litt an einer fortgeschrittenen Naschsucht, und sie war sich sicher, dass einer der vielen Gründe, warum er sie so sehr mochte, ihre Backkünste waren.

„Zuerst müssen wir die Präsentation beurteilen“, sagte Tate. „Sieht für mich furchtbar schlicht aus“, sagte eine schroffe Stimme von der Hintertür. „Was für lahme Lehrer hattest du denn auf deiner Kochschule?“

Kapitel 3

Mel wirbelte herum und sah Vic Mazzotta in der Tür stehen, mit seinem üblichen finsteren Blick.

„Was machst du hier um sechs Uhr morgens?“, fragte sie. Er öffnete den Mund, aber sie hob die Hand und unterbrach ihn. „Nein, lass mich raten: Du bist aufgewacht und hast dir gesagt: ‚Hey, ich habe Mel seit Monaten nicht mehr belästigt, ich glaube, ich werde jetzt rübergehen und sehen, ob ich sie auf die Palme bringen kann.‘“

Vics Lippen zuckten, was einem Lächeln so nahe kam, wie er es je gewagt hatte. Er war kräftig gebaut und trug seine übliche khakifarbene Hose und ein dunkelblaues Jeanshemd, das seinen dichten grauen Haarschopf im Kontrast dazu silbern erscheinen ließ. Selbst nach all den Jahren fand Mel es seltsam, ihn ohne seinen weißen Kochmantel und seine Kochmütze zu sehen. Angie, Tate und Joe sahen von Mel zu dem fremden Mann und wieder zurück. Sie warteten auf eine Vorstellung, aber Mel war zu neugierig auf Vics plötzliches Auftauchen, als dass sie jetzt ihre guten Manieren wahren wollte.

Vic schlenderte in die Küche und sah aus, als gehöre sie ihm. Er beugte sich über den stählernen Arbeitstisch und begutachtete ihre Cupcakes.

„Das nennst du ein Dessert?“, fragte er spöttisch. „Ich würde lieber einen Klumpen Dreck mit Würmern darin essen.“

„Das lässt sich einrichten“, sagte Mel. Vics graue Augen funkelten sie an.

Sie sah, dass Angie ihre Tüte mit dem Gebäck wie eine Waffe hielt. Als sie erkannte, dass dies hässlich werden könnte, brach Mel die Spannung mit einem Lachen und warf ihre Arme um Vic. „Ich habe dich vermisst, du alter Nörgler“, sagte sie. Sie trat einen Schritt zurück und sah ihre Freunde an. „Das ist Vic Mazzotta. Vic, das sind meine Freunde Angie, Tate und Joe.“

„Ich erkenne dich“, sagte Angie zu Vic. Ihre Augen waren weit geöffnet, als sie die Verbindung herstellte. „Du bist der Koch aus der Sendung World Chef, der um die Welt reist und Gerichte aus anderen Kulturen probiert. Hast du nicht einen italienischen Chefkoch wegen seiner Baisers zum Weinen gebracht?“

„Ja, so will ich in Erinnerung bleiben: als Tränenverursacher. Vielleicht nehmen sie das für meine Grabinschrift“, sagte Vic zu Mel, dann wandte er sich wieder Angie zu. „Diese Köche wissen, worauf sie sich einlassen, und wenn sie die Atmosphäre mit mir nicht ertragen können, müssen sie die Küche verlassen.“

„Tut mir leid, woher kennt ihr euch?“, fragte Tate.

„Vic war der unbeliebtester Kochlehrer an meiner Schule“, sagte Mel.

„Ha! Du meinst dein brillantester Meister“, korrigierte Vic sie.

„Ich habe es geschafft, ihn zu vergraulen“, sagte Mel. „Kurz nachdem ich meinen Abschluss gemacht hatte, wurde er ein berühmter Koch auf dem Food Channel. Was führt dich in die Stadt, Vic?“

„Ich bewerte den Wettbewerb der Köche, Abteilung Konditorei, auf dem Scottsdale Food Festival“, sagte er. „Als ich hörte, dass du dich beworben hast, musste ich einfach kommen und sehen, wie du dich vorbereitest.“

„Ausgezeichnet“, stichelte Mel. „Jetzt bin ich mir sicher, dass ich gewinne.“

„Nicht, wenn du versuchst, mir so ein Zeug zu servieren“, sagte er.

„Probier einen“, sagte sie. „Mal sehen, ob du die geheimnisvolle Zutat errätst.“

„Vic!“, rief eine Stimme von der Tür. „Was machst du … oh, hallo, Mel!“

„Grace!“ Mel öffnete ihre Augen und umarmte die zierliche blonde Frau, die in die Küche trat. „Es ist so schön, dich zu sehen.“

„Ist das deine Bäckerei, Mel?“, fragte Grace. „Sie ist wunderschön.“

„Nein, ist sie nicht“, wandte Vic ein. „Es ist zu gewöhnlich für sie. Mel, du könntest deine eigene Kochsendung haben. Du könntest eine weltberühmte Patissière sein. Warum treibst du dich in einer armseligen kleinen Cupcake-Bäckerei herum?“

Angie sah ihn wieder stirnrunzelnd an, und Mel sagte schnell: „Ich mag meine Bäckerei, und ich habe keine Lust, berühmt zu werden. Außerdem bin ich so in der Nähe von Mom.“

„Hmm“, schnaubte Vic, aber mehr sagte er nicht. Er war mit Mels Vater, Charlie Cooper, befreundet gewesen. Sie teilten die Liebe zu guten Zigarren und erlesenen Weinen, und als Charlie vor zehn Jahren starb, war Vic für Mel ein überraschender Trost gewesen, denn er hatte sie nicht von der Kochschule weggehen lassen und ihr geholfen, ihre Trauer in der Küche zu verarbeiten. „Nun, ich liebe deine Bäckerei“, sagte Grace. Sie trug ihren üblichen Geschäftsanzug ‒ heute in einem hübschen Fliederton ‒, ihr Make-up war perfekt, und ihr Haar war zu einem hübschen blonden Bob frisiert. Sie sah ganz so aus wie die kluge Business-Managerin, die sie war, die sich seit Jahren um Vics Karriere kümmerte. „Ich habe einen Blick durch die Fenster geworfen und mir ist die Retro-Einrichtung aufgefallen. Alles in Rosa und Chrom mit dem schwarz-weißen Boden. Es ist großartig.“

„Danke“, sagte Mel. Wie Yin und Yang glichen sich Vic und Grace gegenseitig aus. Wo Vic rau war, war Grace freundlich. Mel dachte sich, dass es ein Glück für Vic war, dass er Grace hatte, um seine Herbheit zu versüßen, sonst hätte ihn vielleicht schon jemand mit einem Ginsu erstochen. „Nun, ich werde einen Cupcake probieren“, sagte Joe. Er setzte sich auf einen Hocker am Tisch und nahm sich einen vom Tablett.

Vic ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, setzte sich neben ihn und nahm sich ebenfalls einen. Die anderen setzten sich auf die übrigen Stühle, und Angie schenkte überall Kaffee aus, während Mel Gabeln verteilte.

Tate schaute die anderen erwartungsvoll an, und Mel wusste, dass er hoffte, sie mit der Wahl seiner geheimen Speisezutat verblüfft zu haben. Mel sah zu, wie Vic mit einer Gabel in den Kuchen stach und dabei eine gleiche Menge Kuchen und Zuckerguss nahm. Er studierte den Bissen einen Moment lang, bevor er ihn in den Mund steckte.

Grace und Joe waren schneller, zogen die Augenbrauen hoch und tauschten einen Blick aus, der lauter „lecker“ sagte, als alle Worte es vermocht hätten.

Mel beobachtete Vic. Sie bemerkte seine Anerkennung an seinem Gesichtsausdruck, der für Vic nur ein Anspannen des Kiefers war, als er den in der Frischkäseglasur versteckten kandierten Ingwer schmeckte.

„Nette Überraschung“, sagte er. „Gezuckerter Ingwer. Er ergänzt den Kuchen, der sehr saftig ist.“

„Also, was ist meine geheimnisvolle Zutat?“

„Karotten. Es ist ein Karottenkuchen, richtig?“ fragte Joe. Er hatte sein erstes Törtchen aufgegessen und griff nach einem zweiten.

„Zu offensichtlich“, sagte Grace. „Es ist süßer als Karotten.“ Tate sah ziemlich erfreut aus, dass er sie in die Irre geführt hatte.

Angie presste die Lippen zusammen, um nicht zu plaudern. Sie war keine gute Geheimnisbewahrerin.

Vic jedoch war noch nicht fertig. Er nahm einen zweiten Bissen vom Kuchen und kaute nachdenklich darauf herum.

„Du hättest auch Gewürzkuchen machen können, weißt du“, sagte er. „Aber dann wäre deine Ingwer-Frischkäse-Glasur zu viel.“

„Genau“, sagte Mel.

„Pastinake“, sagte er. „Drei Tassen, zerkleinert und gedünstet.“ Mel senkte anerkennend den Kopf. Tate sah verärgert aus, aber er hatte wirklich keine Ahnung, womit er es zu tun hatte.

Trotz seines egomanischen Getöses war Vic wirklich einer der besten Köche des Landes.

„Arbeite an deiner Präsentation“, sagte Vic, während er eine Walnuss von einem anderen Muffin stibitzte. „Sie ist nicht beeindruckend.“

„Ja, Sir.“ Mel gab ihm einen cleveren Salut, und wieder zuckten seine Lippen.

„Und du könntest ein wenig von meiner geheimen Zutat gebrauchen“, sagte Vic. Mel stieß einen genervten Atemzug aus. „Das würde ich ja, aber du willst niemandem verraten, was es ist.“

„Das liegt daran, dass du es schon weißt“, sagte er.

„Nein, ich weiß es nicht. Du weigerst dich immer, es mir zu sagen“, argumentierte sie.

Er sah sie nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Mel, ich habe immer gesagt …“, begann Vic, aber Mel unterbrach ihn.

„Ja, ich weiß, du wirst mir dein Geheimnis verraten, wenn du tot bist.“ Mel rollte mit den Augen. „Komm schon, sei ein Schatz und verrate es mir jetzt.“

„Nein. Komm, Grace“, sagte Vic. „Habe ich nicht einen Termin für ein Interview oder so?“

Grace stand auf und nahm ihr Törtchen mit. Sie winkte der Gruppe zu, als sie Vic zur Tür hinaus folgte. „Es ist köstlich“, rief sie. „Ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was du dir als Nächstes einfallen lässt.“

Die Tür schloss sich hinter ihnen, und Tate sagte: „Ich mag sie.“

„Ja, sie ist nett, aber ich bin überrascht, dass er mit seinem Ego durch die Tür passt“, sagte Angie. „Was kann sie nur in ihm sehen?“

„Manche Frauen fühlen sich zu berühmten Männern mit riesigen Egos hingezogen“, sagte Tate. Angie warf ihm einen kurzen Blick zu, aber sein Gesicht war ausdruckslos. Mel wusste, dass er eine Anspielung auf Angies Beziehung zu Roach Malloy machte, aber wie Angie ließ sie es auf sich beruhen.

„Was hat es mit der geheimen Zutat auf sich?“, fragte Joe. Mel lächelte. „Das ist ein Running Gag zwischen mir und Vic. Als ich in der Schule war, habe ich es nie geschafft, dass mein Gebäck genau so schmeckt wie das von Vic, und auch die anderen Schüler schafften es nicht. Wir begannen zu vermuten, dass er seinen Schülern eine scheinbar unbedeutende, aber letztlich lebenswichtige Zutat vorenthielt, so dass keiner von uns seine Meisterschaft erreichen konnte, deshalb die

geheime Zutat.“

„Nun, das ist unhöflich“, sagte Angie. „Aber bei seinem übergroßen Ego könnte ich mir das durchaus vorstellen. Er würde der Beste bleiben wollen.“

Mel zuckte mit den Schultern. „Ich ziehe ihn nur gerne damit auf. Wenn er seine kompletten Rezepte für sich behält, ist das seine Sache. Ein guter Koch sollte sowieso in der Lage sein, seine eigenen zu entwickeln.“

Mit einer Runde Umarmungen verabschiedeten sich Tate und Joe, und Mel und Angie machten sich an die Arbeit.

Sie verbrachten den Rest des Vormittags und bis weit in den Nachmittag hinein mit Backen, um ihre Vitrine wieder aufzufüllen. Eine ihrer Lieblingskundinnen, ein hübsches junges Mädchen namens Tori Sampila, kam herein, um ihr Lieblings-Viererpack Schokoladen-Cupcakes mit Keksteig-Buttercreme-Glasur zu bestellen. Tori kannte ihre Cupcakes, und Mel holte sich immer gerne ihre Meinung zu den neuen Geschmacksrichtungen, die sie ausprobierte.

Tori schob ihr langes hellbraunes Haar über die Schulter, als sie in Mels neuestes Experiment biss, eine Pfirsich-Sahne-Mischung mit einem Kuchen mit Pfirsichgeschmack und Vanillebuttercreme.

Toris blaue Augen trafen die von Mel, und sie fragte: „Ehrliche Meinung?“

„Immer“, sagte Mel.

„Nicht deine beste Kreation“, sagte Tori. Mel nickte. Tori bestätigte, was sie schon vermutet hatte.

„Der Pfirsichgeschmack ist zu schwach, oder?“, fragte Mel. „Genau“, sagte Tori. „Mach den Pfirsich stärker, und

du wirst einen weiteren Gewinner haben.“

„Danke, Liebes“, sagte Mel.

„Jederzeit“, sagte Tori. „Und ich meine jederzeit.“ Mit einem Winken umklammerte Tori ihren Viererpack und ging zur Tür hinaus, wo ihr Vater Brad bereits wartete.

Mel machte Inventur. Die Tinkerbells und die Moonlight Madness Cupcakes waren knapp, ebenso wie die Choco-Poms, die sich als großer Hit erwiesen hatten.

Außerdem gab es mehrere Sonderaufträge zu erfüllen. Zunächst mussten sie eine riesige Cupcake-Etagère für die Pensionierungsfeier einer reizenden Frau namens Sharon fertigstellen, die in der Phoenix Public Library arbeitete. Außerdem hatten sie ein spezielles Viererpack für eine Frau zu dekorieren, die sich von ihrem Freund trennte. Sie wollte, dass die Trennungs-Cupcakes den Spruch „Ich bin so was von fertig mit dir“ enthielten. Die Frau war sehr zufrieden mit ihnen, als sie ging, und Angie starrte ihr verwundert nach.

„Jemanden mit Cupcakes abservieren“, sagte sie. „Ich glaube, wir haben da eine Marktlücke.“

„Ich schätze, das versüßt den Schock“, sagte Mel. „Das war schlecht, so schlecht wie künstlicher Süßstoff.“

„Verzeih mir, ich bin erschöpft“, sagte Mel. Sie legte ihren Kopf auf den Tresen.

„Wenn wir so viele Überstunden machen, um den Wettbewerb vorzubereiten, dann müssen wir eine Aushilfe einstellen“, sagte Angie. Sie stützte ihr Kinn auf ihre Hand auf dem Tresen, und so wie es aussah, hielt sie ihre Augen durch bloße Willenskraft offen. „Ist Marty verfügbar?“

„Ich habe ihn schon angerufen“, sagte Mel. „Er ist mit Beatriz auf einer Kreuzfahrt und wird erst in zwei Wochen zurück sein.“

Marty Zelaznik war ein älterer Herr, der schon einmal in der Bäckerei ausgeholfen hatte, als sie in Zeitnot geraten waren. Genauer gesagt, als Angie mehr Zeit mit ihrem Freund als im Laden verbracht hatte. Er war ein Teilzeitmitarbeiter geworden, und bis zu seinem Urlaub konnte man sich darauf verlassen, dass er jede Woche mehrere Schichten übernahm.

„Ich bin froh, dass das für ihn gut läuft“, sagte Angie. Mel war sich nicht sicher, aber sie glaubte, einen Hauch von Eifersucht in Angies Tonfall zu hören.

„Ich auch“, sagte Mel. „Aber keine Angst. Ich habe die Urban Technical High School angerufen, und sie schicken uns eine Praktikantin, die uns nachmittags aushilft. Sie sollte jeden Moment vorbeikommen.“

„Perfekt“, sagte Angie. „Gut gemacht. Deshalb bist du wohl auch der Chef.“ Mel hätte noch einige andere Gründe aufzählen können, aber der Timer ihres Backofens summte und sie verschwand in der Küche, um ihre letzte Ladung Cinnamon Sinners zu backen, einen Zimt-Mokka-Cupcake, den sie mit einer Zimt-Buttercreme-Glasur und Red Hots überzog.

Sie war gerade dabei, die Cupcakes auf ein Abkühlgitter zu stellen, als sie die Glocken an der Eingangstür bimmeln hörte. Sie konnte Stimmen hören, aber es klang nicht wie Angies üblicher fröhlicher Umgangston mit den Kunden. Mel wusste, dass sie müde war, aber das war kein Grund, schnippisch zu sein.

Die Küchentür schwang auf, und Angie steckte ihren Kopf herein. „Mel, kannst du mal kurz rauskommen?“

„Was ist los?“, fragte Mel, als sie den Arbeitstisch verließ und sich die Hände an ihrer Schürze abwischte. „Ein launischer Kunde?“

„Du wirst schon sehen“, sagte Angie.

Mel betrat die Bäckerei und fand dort einen riesigen, massigen Teenager vor. Sein Haar war lang und struppig und sah aus, als wäre es mit einer stumpfen Schere oder einem Nagelknipser geschnitten worden. Es hing ihm über die Augen und machte es unmöglich, die Hälfte seines Gesichts zu sehen. Die untere Hälfte, die sie sehen konnte, war sein Mund mit einer Unterlippe, die mit mehreren Ringen gepierct war. Er war ganz in Schwarz gekleidet ‒ schwarze Vans, schwarze Jeans und ein schwarzes Ramones-T-Shirt. Von seiner Gesäßtasche hing eine Kette zur vorderen Gürtelschlaufe, und seine Hände steckten in fingerlosen schwarzen Lederhandschuhen.

„Kann ich dir helfen?“, fragte Mel. Sie versuchte, ihre Stimme gleichmäßig zu halten, um keine Angst zu zeigen.

„Ich bin Oz, euer Praktikant“, brummte er.