Ich habe das eBook als Rezensionsexemplar von dp DIGITAL PUBLISHERS erhalten, meine Bewertung wird dadurch jedoch nicht beeinflusst. "Einmal Menü mit Kuss, bitte" ist ein Liebesroman von Dolores Mey, der in einem Vorort von Kassel spielt, wo Lena nach dem Tod ihrer Mutter den Familienbetrieb geerbt hat. Nach aufwenigen Renovierungsarbeiten soll das Restaurant mit Gästezimmern, Biergarten und Feinkostladen neu eröffnen. Unterstützung erhält sie dabei von ihrer Patentante Ellen und der guten Freundin ihrer Mutter, Uschi. Um die richtigen Lebensmittel für den Laden auszuwählen, fährt Lena ins italienische Südtirol. Dort begegnet sie dem verletzten Max, der sich auf der Flucht vor seinem Boss und dessen Mafia-Schergen befindet, da ihm unterstellt wird, seinen Chef vergiften zu wollen. Der renommierte Sternekoch sieht seine Chance gekommen, als er mitbekommt, dass Lena durch einen Unfall von Ellen auf der Suche nach einer Küchenhilfe ist. Als Praktikant kommt er mit nach Deutschland und bringt so nicht nur Lenas Herz in Aufruhr, sondern auch sein eigenes. Die Buchbeschreibung finde ich mittelmäßig gelungen, da dort steht, dass Max plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist, was ich irreführend finde, da dies erst im letzten Drittel des Buches geschieht und auch der Aufbau der Geschichte erscheint mir zu Anfang sehr ausschweifend und auf den Höhepunkt hinarbeitend, die Geschichte wird dann aber trotz über 400 Seiten, auf den letzten 40 Seiten durch viele Zufälle und gutes Timing aufgelöst. Die Geschichte erzählt immer wieder aus verschiedenen Perspektiven, sodass der Leser mehr Hintergrundinformationen hat als die Hauptfiguren. Dieser Erzählstil gefällt mir sehr gut und ist für den spannenden Teil der Geschichte sehr angenehm. Tatsächlich sind Lena und Max im Fokus der Geschichte, doch auch die anderen Figuren, die eine elementare Rolle im "Brunnenhof" spielen, können ihre eigene Geschichte erzählen (so zum Beispiel Ellen und Joe). Einige Charakterzüge der Personen werden groß angelegt, werden dann aber nur im Epilog in zwei Nebensätzen erklärt, was ich ein bisschen schade finde (Pepe und Helmut sowie die Randoni Familie). Die Chemie zwischen Lena und Max wird sehr angenehm erzählt und aufgebaut, wodurch sich die Entwicklung der Beziehung sehr natürlich und "echt" anfühlt. Eine Liebesgeschichte, die mit vielen Hindernissen zu kämpfen hat, die nicht aus der Luft gegriffen sind, was sehr schön ist. Auch die Vorgeschichte der Protagonistin kommt ausreichend zum Tragen, da diese für Lenas Resistenz gegenüber Max verantwortlich ist. Obwohl mir die Vielfalt der Erzählperspektiven und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen gut gefallen, erwartet man nach der Buchbeschreibung einen stärkeren Fokus auf dem jungen Paar der Geschichte. Die Gefahr, vor der Max flieht, wird kontinuierlich aufgebaut, entlädt sich in einem großen Showdown, dass aber weniger ausführlich und emotional erzählt wird, sodass sich das Mitfiebern nicht richtig einstellen will und auch die Angst und Verzweiflung der beteiligten Personen ist mir persönlich ein wenig zu "flach" illustriert. Eine Stärke der Autorin liegt in der Beschreibung und dem Aufbau der Außenwelt. Der Brunnenhof, die Umgebung und auch die Umschreibung der dortigen Gesellschaft wird besonders schön konstruiert und man hat ein genaues Bild der Orte sowie der Nebendarsteller, z. B. dem eifersüchtigen Philipp oder der feiernden Sportler, im Kopf. Alles in allem hat die Autorin einen angenehmen Erzählstil, der meiner Meinung nach in Dialogen noch weiter ausgebaut werden kann, da diese manchmal zu gekünstelt klingen. Abgesehen davon ist dies eine nette Geschichte, wenn man abschalten möchte und ein Faible für Zufälle und gutes Timing hat. Denn davon gibt es in dieser Geschichte genügend.