Claire Clairmont und ihre Nichte Paula brauchen dringend Geld – da kommt es nicht ungelegen, dass Rossetti, ein Brite, Interesse an ihren Briefen der beiden bekannten Schriftsteller Lord Byron und Shelley äußert. Ein Angebot, dass in Claire alte Erinnerungen weckt. Als sie dann auch noch eine mysteriöse Nachricht erhält, ihre verstoben geglaubte Tochter, sei noch am Leben, versinkt sie in diesen Erinnerungen.
Die Geschichte spielt sich auf zwei Zeitebenen ab: 1816 und 1873, jeweils aus Claires Perspektive, die sich im Jahr 1873 an den Sommer mit Lord Byron, Shelley und ihrer Stiefschwester Mary Shelley zurückerinnert. Das Buch umfasst lediglich zehn Kapitel, von denen einige aber sehr lange sind, was vor allem dem ausschweifenden Erzählstil zu verdanken ist. Einerseits entsteht hierdurch eine wundervolle düstere Atmosphäre, wie das Cover sie bereits verspricht, andererseits ist das Lesen hierdurch zuweilen etwas zäh. Entsprechend gut kann man sich allerdings die Handlungsorte vorstellen und die Stimmung ist für Fans von etwas düsteren Geschichten definitiv überzeugend.
Allerdings hatte ich mir von einem Buch, das als Krimi gelabelt wird, etwas anderes erwartet. Die typischen Merkmale eines Krimis werden hier kaum erfüllt, viel mehr Wert wird auf die literarische Erzählung gelegt – absolut gelungen, nur wie gesagt irreführend.
Claire ist eine interessante Protagonistin. Vor allem ihre Gedanken zu den Ereignissen im Jahr 1816 sind spannend zu lesen, denn einerseits erinnert sie sich an ihre Emotionen zum entsprechenden Zeitpunkt und andererseits ist sie durch den zeitlichen Abstand in der Lage, das alles zu reflektieren. Dabei wird deutlich, dass sie 1873 kein naives kleines Mädchen ist, sondern eine Frau, die viel über das Leben gelernt hat.
Besonders gelungen ist an dieser Geschichte meines Erachtens allerding die Vermischung von Realität und Fiktion. Claire, Lord Byron, die Shelleys – sie alle sind kein Produkt der Fantasie Marty Ambroses, doch die Autorin schafft es diese Figuren mit Leben zu füllen.
Die „Auflösung“ erfolgt leider erst gegen Ende der Geschichte, sodass man förmlich gezwungen ist, den zweiten Band zu lesen.
So sehr mich die Bezeichnung „Krimi“ und der Klappentext in die Irre geführt haben, so begeistert war ich am Ende dann doch von dem Buch. Allerdings muss ich deswegen dennoch einen Stern abziehen.