Mein einziger Kritikpunkt an dem Buch, der unabhängig vom Inhalt ist. Die abgebildeten Personen auf dem Cover passen nicht zu den Protagonisten der Handlung. Clem ist ein Halbinder und nicht ein "Schwarzer". Und Rowley hat keine dunkelbraunen Haare, sondern ist flachsblond. Und wesentlich kleiner als jener des Titelbildes.
Wieso besteht derart häufig eine Divergenz zwischen Cover und Inhalt? An letztgenanntem gibt es jedenfalls nichts auszusetzen.
London, 1873, die viktorianische Ära. Clem Talleyfer, dreißig Jahre alt, ein attraktiver Mann, halb Engländer, halb Inder, leitet in einem nicht ganz so reichen Stadtteil Londons eine Pension. Es werden hauptsächlich Zimmer für Handwerker vermietet.
Seit acht Monaten logiert der 35jährige Präparator Rowley Green bei Clem. Er selbst hält sich, klein und dürr, für nicht besonders ansehnlich.
Beide Männer frönen einer verbotenen Neigung und Liebe, daß sie Männer bevorzugen. Mit bis zu zehn Jahren Zuchthaus zu bestrafen, wenn man erwischt wurde, wie es später Oscar Wilde erwischte.
In einer Epoche der Prüderie, mit einer dezidierten Doppelmoral, mit ungeheuer viel Heuchelei und Verlogenheit der exquisiten Erlesenheit.
Es ergibt sich, daß beide sich erkennen, und annähern, vorsichtig und dann immer passionierter ihr Interesse füreinander entdecken.
Alles könnte klandestin so schon sein, wenn .. wenn nicht Mr. Lugtrout, einer der Mieter, Pastor Gin getauft, nicht immerzu Rabatz und Ärger im Hause verursachen würde. Aber Clem wird von seinem Bruder, dem die Pension gehört, gezwungen, daß er ihn beherbergen muß.
Mysteriöse Ereignisse geschehen. Angeblich wurde in des Pastors Zimmer eingebrochen. Dann noch ein Einbruch in Rowleys Laden, der direkt nebenan ist. Dann verschwindet der Pastor und taucht tot auf der Türschwelle der Pension wieder auf, gefoltert und brutal ermordet.
Auf einmal sieht sich das frischgebackene Liebespaar Clem und Rowley ungeahnten Gefahren gegenüber, als auch noch ein Brandanschlag erfolgt und sie schweben im Miasma eines tödlichen Risikos, das sie immerzu vital bedroht. Werden sie dieses grausige Enigma lösen können und hat ihre Beziehung eine Zukunft?
KJ Charles' Bücher sind immer weit mehr als Krimis. Ich würde sagen, daß sie zur Historical Romance zählen, mit einer angegliederten Krimihandlung.
Sie hat sehr gut recheriert, wie im Nachwort von ihr erwähnt und so bekommt der Plot eine authentische Note. Allein, wie sie eindrücklich das Erstickende des Gebräus der Londoner Luft schildert, läßt einen beim Lesen nach Luft schnappen.
Sie schreibt plastisch und empathisch, schildert den Kontrast zwischen der Kaste der Adligen und den "normalen" Menschen. Ebenso das Verschwiegene und Diskrete, die "verbotene" Liebe leben zu wollen, sich das Glück nicht versagen zu wollen. Entgegen aller verkrusteten Feuer-und-Flamme-Hassspucker.
Der kriminalistische Aspekt der Geschichte ist fesselnd und einiges Unerwartete geschieht.
Natürlich ist die sich generierende Romanze der Schwerpunkt, aber das erwarte ich ja auch von der Autorin.
Und diese ist sensibel, warmherzig, liebevoll und zärtlich beschrieben. Ich verstehe nicht, warum es Leute gibt, die sich an der Erotik stören. Diese ist mitnichten pornographisch ( da existiert weit weit explizitere Literatur. Und was bitte versteht so mancher unter Pornographie? ), sondern niveauvoll, heiß, sexy und sehr ansprechend beschrieben. Kein Selbstzweck, sondern immer sinnvoll im Kontext.
Ich liebe Clem und Rowley. Sie sind ein Traumpaar und auf ihre bezaubernde Art charmant außergewöhnlich. Überhaupt bin ich den Büchern der Autorin regelrecht verfallen. Eine Geschichte, die mich in den Flow versetzt und die großartig ist. Danke!!!!!