Leseprobe Annis kleines Café am Meer

KAPITEL 1

Flensburg. Ausgerechnet Flensburg. Theoretisch sollte sie gar nicht hier sein. Nicht jetzt. Sie sollte in München über den Viktualienmarkt schlendern, erste Weihnachtseinkäufe tätigen und sich auf die Glühwein-Saison und die ersten Schneeflocken freuen. Doch stattdessen war sie hier. Im Norden. Im Regen.

Lotte nahm ihre Brille ab und warf einen misstrauischen Blick gen Himmel, als sie am Bahnhof aus dem Zug stieg. Sie hasste Regentropfen auf den Brillengläsern und ärgerte sich, dass sie sich heute Morgen gegen Kontaktlinsen entschieden hatte. Seit sie Hamburg verlassen hatte, hatte sich der Himmel mehr und mehr zugezogen. Kurz vor Flensburg hatte es angefangen wie aus Kübeln zu schütten und seitdem nicht mehr aufgehört.

„Was soll’s“, seufzte sie, schnürte ihren Mantel enger und zog den Trolley über den nassen Bahnsteig in Richtung Ausgang. Ihre schwarzumrandete Brille verstaute sie in der Manteltasche. Zum Glück war sie nicht schwer kurzsichtig und hatte keine Probleme den Weg in Richtung Ausgang zu finden. Außerdem würde sie ja nicht lange im Regen stehen. Anni hatte versprochen, dass sie jemand vom Bahnhof abholen würde.

Der Bahnhof hatte schon bessere Tage erlebt. Über mehrere Treppen gelangte Lotte in einen dunklen, grottenähnlichen Tunnel, dessen Wände mit Graffitis beschmiert waren, und der die beiden Bahnsteige mit der Eingangshalle verband. Es roch muffig und ein wenig nach Urin, als sie an den öffentlichen Toiletten vorbeiging.

Lotte schüttelte sich, sodass ihr blonder Pferdeschwanz nach links und rechts wippte. Im Tunnel setzte sie die Brille wieder auf und wünschte sich im gleichen Augenblick, sie hätte es nicht getan. Der Anblick gefiel ihr ganz und gar nicht. Der Flensburger Bahnhof war zwar noch nie eine Schönheit gewesen, aber so schrecklich hatte sie ihn nicht in Erinnerung gehabt. Oder hatte sie einfach nur einen schlechten Tag erwischt? Immerhin war es mehr als 15 Jahre her, seit sie das letzte Mal einen Fuß in die Stadt gesetzt hatte. War sie damals überhaupt mit dem Zug gekommen? Oder hatten sie ihre Eltern gefahren? Lotte kramte in ihrer Erinnerung, kam jedoch zu keinem Ergebnis.

Der Weg durch die Eingangshalle war kurz. Nach wenigen Metern erreichte sie den Ausgang und stand mitten im strömenden Regen. Links und rechts von ihr huschten andere Reisende in bereitstehende Taxen, doch von Lottes Chauffeur war weit und breit nichts zu sehen.

Sie verharrte vor dem Eingang und sah sich um. Sie sollte doch abgeholt werden oder? Langsam leerte sich der Bereich vor dem Eingang, Taxen und Busse brausten davon, Menschen verschwanden mit ihren Familien und Freunden in Richtung Parkplätze. Nur Lotte blieb allein im Regen zurück. Auf ihrer Brille sammelten sich immer mehr Regentropfen. Lotte nahm sie erneut ab und steckte sie genervt zurück in die Manteltasche.

Bei ihrem letzten Aufenthalt in Flensburg war Lotte fast noch ein Kind gewesen. Damals als Teenager hatte sie einen Großteil der Sommerferien bei Tante Anni verbracht. Anni war die Schwester von Lottes Mutter Doris. Die beiden waren zusammen in Flensburg aufgewachsen und als Kinder ein Herz und eine Seele gewesen. Doch irgendetwas hatte die beiden entzweit und zwischenzeitlich waren sie getrennte Wege gegangen. Lottes Mutter hatte in München studiert und dort auch Lottes Vater Maximilian kennengelernt. Über Anni und den Flensburger Teil der Familie war jahrelang kaum gesprochen worden. Erst als Lotte mit der Grundschule fertig war, hatten die beiden Schwestern wieder Kontakt und Lotte verbrachte viele Sommer an der Flensburger Förde. Jetzt war sie zurück. Anfang 30, kinderlos und immer noch – oder sollte sie besser sagen wieder – Single.

Im gemeinsamen Mallorca-Urlaub hatte Lotte ihren Freund Paul beim Fremdvögeln mit der drallen Blondine aus der Nachbars-Finca erwischt. Das war vor zwei Monaten gewesen. Richtig begriffen hatte sie das Geschehene immer noch nicht. Kurz vor ihrer Abreise in die Ferien hatten beide Zukunftspläne geschmiedet, wollten im kommenden Jahr zusammenziehen, vielleicht sogar heiraten und Kinder kriegen. Und jetzt?

Es sei ein hormonell bedingter Ausrutscher gewesen, hatte Paul gesagt, nachdem Lotte ihn und die Nachbarin beim Stelldichein auf dem Küchentisch erwischt hatte. Die Bilder verfolgten sie noch heute.

Hals über Kopf hatte Lotte ihn und die Finca daraufhin verlassen und war in ein Hotel in Cala Millor gezogen. Drei Tage und zwei Nächte hatte sie es in dem Bettenbunker ausgehalten und sich durchs All Inclusive-Buffet geschlemmt. Am vierten Tag war sie zurück nach München geflogen und hatte mit ihrem bisherigen Leben kurzen Prozess gemacht.

Sie hatte ihren gut bezahlten Job in der stadtbekannten Werbeagentur „Wolkenträume“ gekündigt. Nur so konnte sie sicher sein, ihrem fremdgehenden Ex-Lover nicht mehr über den Weg zu laufen. Paul war nicht nur Lottes Freund gewesen, sondern auch Miteigentümer der Werbeagentur. Eine unglückliche Konstellation, wenn man das Ende der Beziehung betrachtete. Aber wer denkt schon an so etwas, wenn man frisch verliebt ist?

Lotte hatte ausgezeichnete Referenzen und zählte zu den Top-Köpfen von „Wolkenträume“. Sie hatte angenommen, andere Agenturen würden sie mit Kusshand empfangen, jetzt wo sie dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stand.

Doch Lotte hatte die Rechnung ohne den Münchener Arbeitsmarkt und, was noch schwerwiegender war, ohne Paul gemacht. Dieser hatte die Zeit, die er alleine in der Finca auf Mallorca saß, dazu genutzt, Lottes Ruf in der Branche zu ruinieren. Sie habe nur Karriere machen wollen und sei von Anfang an auf sein Geld aus gewesen, hatte er die Branchenriesen wissen lassen. Paul hatte jegliches Klischee bedient und nichts ausgelassen, um dafür zu sorgen, dass die Agenturen Lotte mieden wie Katzen das Wasser. Es war alles wie in einem schlechten Film.

Zu allem Übel hatte Lottes Vermieterin davon Wind bekommen, dass Lotte kein regelmäßiges Einkommen mehr hatte und ihr nahegelegt, sich entweder einen neuen Job oder eine andere Wohnung zu suchen. Da beides in München nahezu unmöglich war, schien Lottes Schicksal besiegelt. In Gedanken sah sie sich schon auf der Parkbank oder unter der Brücke nächtigen.

Doch dann hatte Tante Anni angerufen. Ihre Lieblingstante hatte sich beim Sturz von der Leiter die Schulter gebrochen und brauchte dringend Hilfe in ihrem Café. Da sie Annis einzige Verwandte war, die noch in Deutschland lebte – und da sie München auf Deutsch gesagt mal kreuzweise konnte – hatte Lotte sich kurzerhand auf den Weg gemacht.

Und jetzt war sie hier. Am Arsch der Welt. Am Ende von Deutschland. Am Anfang von Dänemark. Wer wusste das in Flensburg schon so genau?

 

Lottes Magen knurrte. Seit sie heute früh in München in den Flieger nach Hamburg gestiegen war, hatte sie außer einem Croissant und einer Tüte Salzlakritz kaum etwas Vernünftiges gegessen. Sie warf einen hastigen Blick auf die Uhr über dem Eingang und anschließend auf ihr Handy. Es war kurz vor vier. Wer auch immer sie abholen wollte, hatte mittlerweile fast eine Viertelstunde Verspätung oder sie schlichtweg vergessen.

 

„Frechheit“, fluchte Lotte und wollte sich gerade in Richtung Taxistand umdrehen, als jemand wild gestikulierend auf sie zustürmte. Lotte kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können. Meinte der Typ im Friesennerz wirklich sie?

„Lotte? Lotte Christiansen?“, rief der Fremde, während er über das rutschige Kopfsteinpflaster lief. „Bist du Lotte?“

Lotte betrachtete ihr Gegenüber. Der Mann hatte die Kapuze seines gelben Regenmantels tief ins Gesicht gezogen. Die Jeans steckten in dunkelblauen Gummistiefeln und unter der halb geschlossen Regenjacke lugte ein blau-weiß gestreiftes Fischerhemd hervor. Es schien, als hatte sie es mit einem waschechten Einheimischen zu tun.

„Bist du Lotte?“, wiederholte der Mann seine Frage.

Lotte nickte. „Und du bist …?“

„Großartig. Super, dass du gewartet hast. Menschen aus der Großstadt sind doch normalerweise nicht so geduldig“, lachte er. Lotte konnte sehen, wie seine weißen Zähne kurz aufblitzten.

„Scherzkeks, was?“ Lotte betrachtete ein paar Regentropfen, die sich in den Bartstoppeln des Fremden verfangen hatten und auf- und abtanzten, während er den Kopf zur Seite legte.

„Nein, Kasper. Dein Chauffeur für heute. Anni hat mich beauftragt, dich zum Haus zu bringen.“ Er reichte Lotte die Hand und schüttelte sie kräftig. „Schön, dich kennenzulernen. Wollen wir uns ein trockenes Plätzchen suchen? Mein Wagen steht die Straße runter.“ Kasper deutete auf die Kastanienallee, die vor ihnen lag, und bemerkte Lottes skeptischen Blick. „Kommst du mit oder soll ich mit dem Wagen vorfahren? Scheint, als hättest du keine Regenklamotten dabei“, schlussfolgerte er und warf einen Blick auf Lottes Outfit.

Ihr karamellfarbener Wollmantel war durchnässt und in ihren dunkelbraunen Pumps sammelte sich das Wasser zu einer Pfütze. Sie hatte nicht einmal an Regen gedacht, als sie gestern in München die Koffer gepackt hatte.

„Wird schon gehen“, murmelte Lotte kleinlaut. „Nass bin ich jetzt ja eh schon.“

„Nichts wie los!“ Kasper griff nach Lottes Trolley und ging vorweg. Lotte folgte ihm. Das konnte ja heiter werden.

Kasper hatte seinen Lieferwagen unter einer großen Kastanie am Ende der Bahnhofstraße geparkt. Als sie dort ankamen, war Lotte vollends durchnässt und einzelne Regentropfen, die durch das Blätterdach der Kastanien tropften, rannen ihren Nacken herunter über den Rücken bis zum Po. Sie griff in ihren Pferdeschwanz und wrang ihn aus. Das Wasser rann ihre blonden Strähnen entlang. Es fühlte sich beinahe so an, als wäre sie gerade aus der Dusche gestiegen.

„Setz dich.“ Kasper öffnete die Tür des Beifahrersitzes und schob einen Stapel Zeitschriften beiseite.

Lotte stieg ein, klappte die Sonnenblende herunter und wünschte sich im nächsten Augenblick, sie hätte es nicht getan. Die Person, die ihr aus dem Spiegel entgegensah, glich in keinster Weise der perfekt geschminkten Frau, die noch vor wenigen Minuten aus dem Zug gestiegen war. Ihr Lidstrich war verlaufen und die Wimperntusche rann seitlich die Wange hinab. Schnell wischte sie sich mit dem Ärmel über das Gesicht und versuchte so, weiteren Schaden zu verhindern.

„Wird auch nicht besser“, sagte sie leise und seufzte einmal mehr an diesem Tag. Sie klappte die Sonnenblende wieder hoch, setzte ihre Brille auf und … was stank hier eigentlich so? Sie atmete ein paar Mal kurz ein und hätte sich beinahe übergeben. Es roch nach … Fisch. Zuerst dachte Lotte, unter dem Zeitschriftenstapel würde ein vergessenes Thunfischsandwich liegen. Sie stampfte mit dem Fuß auf den Boden, spürte allerdings nichts Weiches, was einem Sandwich gleichen könnte. Suchend sah sie sich um. Sie konnte beim besten Willen nicht die Ursache des Gestanks ausmachen. Der Geruch kam nicht von einer bestimmten Stelle, sondern erfüllte den ganzen Raum der Fahrerkabine.

Die Tür zur Fahrerseite öffnete sich und Kasper stieg ein. Er streifte die Kapuze ab und seine dunklen, verstrubbelten Haare kamen zum Vorschein. Flüchtig sah er zu Lotte herüber. Sie saß auf dem Beifahrersitz und hatte die Hände unter ihre Oberschenkel gesteckt.

„Ist dir kalt?“, fragte Kasper und startete den Wagen.

Lotte nickte.

„Ich stell die Heizung an.“ Er drehte an den Knöpfen der Lüftung und fuhr rückwärts aus der Parklücke. Im nächsten Moment pustete Lotte ein kühler Luftstrom ins Gesicht, der nicht nur dafür sorgte, dass sie zunächst noch mehr fror, sondern auch den unangenehmen Geruch weiter verteilte.

Lotte rümpfte die Nase. Der Fischgeruch war wirklich überall.

„Ich weiß, es ist kein Porsche oder Ferrari, aber immerhin sitzt du im Trockenen“, kommentierte Kasper die Geste seiner Beifahrerin und stellte das Radio laut. Schlaues Kerlchen, so musst du dich wenigstens nicht mit mir unterhalten, dachte Lotte.

„Wird gleich warm“, murmelte er und konzentrierte sich dann auf den einsetzenden Feierabendverkehr.

Lotte beobachtete Kasper aus dem Augenwinkel. Er war voll und ganz auf das Autofahren konzentriert und verzog keine Miene. Ab und zu summte er leise ein Lied aus dem Radio mit. Seine großen, maskulinen Hände lagen lässig und entspannt auf dem Lenkrad. Er trug keinen Ring, aber das musste nichts heißen. Ob er trotzdem eine Frau oder Freundin hatte? Lotte fragte sich, in welcher Beziehung er zu Tante Anni stand. Und woher um alles in der Welt dieser entsetzliche Fischgeruch kam.

„Woher kennst du Anni?“ Lotte sah aus dem Fenster. Sie steckten mitten im Feierabendverkehr. Die roten Rücklichter der Autos vor ihnen verschwammen hinter den Regentropfen, die sich auf der Frontscheibe gesammelt hatten. Auf dem Bürgersteig huschten Menschen in dicken Regenjacken und unter großen bunten Regenschirmen an ihnen vorbei.

„Sie ist eine Freundin“, antwortete Kasper wie selbstverständlich und reihte sich in die Schlange auf der rechten Abbiegespur ein. „Wir haben den Stau voll erwischt. Dauert ne Weile bis wir da durchkommen.“ Er fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare.

„Und woher kennt ihr euch? Ich meine, ihr seid wohl kaum zusammen in die Tanzschule gegangen.“

Kasper sah sie mit einem breiten Grinsen an.

„Ist nicht wahr …“, stammelte Lotte. Tante Anni und Kasper kannten sich aus der Tanzschule?

„Erwischt“, lachte Kasper.

„Hältst dich wohl für einen Komiker, was?“ Lotte rollte mit den blauen Augen und sah wieder aus dem Fenster. Was für ein Spinner. Wie konnte Anni nur mit jemandem wie ihm befreundet sein? Vom Altersunterschied mal ganz abgesehen.

„Komm, sei nicht eingeschnappt. Das war doch nur ein Scherz“, bemühte sich Kasper um Wiedergutmachung. „Wir sind Nachbarn. Seit ein paar Jahren hab ich außerdem eine Fischbrötchenbude neben ihrem Café.“

„Du machst also in Fisch? Das erklärt den …“, Lotte biss sich auf die Zunge.

„… den Geruch?“, Kasper lachte erneut. „Tut mir leid. Ich hatte vorhin noch ne Auslieferung und hab’s nicht mehr geschafft, durchzulüften. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel?“

„Ich bin nur froh, dass du nicht irgendwo ne Leiche im Auto versteckt hast.“ Lotte hielt sich demonstrativ die Nase zu.

„So schlimm?“

„Fisch ist nicht so mein Ding. Ich bin sehr empfindlich, was den Geruch angeht. Wahrscheinlich ist es für andere Leute gar nicht so schlimm.“ Gerade trieb eine weitere Duftwolke durchs Fahrerhäuschen. Lotte überlegte kurz, ob sie das Fenster öffnen sollte.

„Du isst keinen Fisch?“ Ungläubig starrte Kasper in Lottes Richtung.

„Nein“, antwortete Lotte. „Was ist so schlimm daran?“

„Hast du Fisch schon mal probiert?“

„Bei uns zu Hause wurde kein Fisch gegessen.“ Lotte hasste es, sich immer dafür rechtfertigen zu müssen, dass sie – offenbar als einzige mit norddeutschen Wurzeln – keinen Fisch aß. Dabei war es gar nicht so ungewöhnlich. Schon ihre Mutter weigerte sich beharrlich, Fisch zu essen. Sie begründete ihre Abneigung immer damit, dass sie als Kind dazu gezwungen worden war, jeden Morgen einen Löffel Fischlebertran zu nehmen. Dieser Geschmack sei so prägend gewesen, dass sie sich später einfach nicht dazu überwinden konnte, Fisch zu essen.

„Also hast du Fisch noch nie probiert?“ Kasper bohrte weiter.

„Der Geruch reicht mir.“ Lotte fächelte sich mit der Hand Luft zu. Mittlerweile hatte sie große Mühe, sich von dem Gestank, der ihre Nase umnebelte, nicht zu übergeben.

Kasper kurbelte das Fenster ein Stück runter. „Besser?“

Ein Hauch frischer Luft drang ins Wageninnere und vermischte sich mit der feucht-warmen Luft im Cockpit.

„Ja, danke.“

„Du bist ganz blass um die Nase geworden. Ich dachte schon, du müsstest dich übergeben.“

Lotte lächelte gequält.

 

Die Fahrt zu Annis Wohnhaus zog sich. Im Stau ging es nur langsam voran. Viel zu früh sprang, nach Lottes Empfinden, die grüne Ampel wieder auf Rot um. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es für sie endlich weiter. Kasper bog nach rechts ab und fuhr weiter am Hafen entlang. Viele Segelschiffe hatten Lichterketten über die Toppen gezogen und sorgten für ein stimmungsvolles Bild.

Nach weiteren fünf Minuten Fahrzeit lenkte Kasper den Lieferwagen in eine Auffahrt und bremste abrupt.

„Wir sind da!“ Er stellte den Motor ab, kurbelte das Fenster hoch und stieg aus. Im Rückspiegel sah Lotte, wie Kasper um den Wagen herumlief und kurz darauf die Beifahrertür öffnete.

„Bitte sehr, gnädige Frau“, sagte er und lächelte. „Du hast Glück und kommst sogar trockenen Fußes ins Haus. Es hat aufgehört zu regnen.“

Wie um zu prüfen, ob Kasper auch die Wahrheit sagte, streckte Lotte erst eine Hand aus der Tür. Als diese trocken blieb, schwang sie ihre Beine zur Seite und stieg aus.

„Es ist so dunkel. Ist meine Tante nicht zu Hause?“ Die große blaue Villa lag nahezu in völliger Dunkelheit vor ihnen. Lediglich ein Teil der Außenbeleuchtung brannte und warf ein schwaches, gelbliches Licht auf die Auffahrt und den schmalen Weg, der zum Haus führte.

„Anni ist in der Reha und kommt erst im Laufe der Woche nach Hause.“ Kasper öffnete die hintere Luke des Kofferraums und holte Lottes Trolley heraus. „Hat sie das nicht erzählt?“

Lotte dachte nach. Möglich, dass Tante Anni es ihr gesagt hatte. Aber sie hatte ihre Entscheidung, nach Flensburg zu kommen, so schnell gefällt, dass sie kaum eine Möglichkeit gehabt hatte, alle Informationen, die sie bekommen hatte, in ihrem Kopf zu speichern.

„Aber wie komme ich denn jetzt ins Haus?“ Lotte sah ihr Gegenüber an und wirkte verzweifelt.

„Keine Panik. Anni hat mir ihren Schlüssel gegeben.“ Kasper kramte in seiner Hosentasche und reichte Lotte den Schlüsselbund, an dem ein silbrig-glänzender Katzenanhänger baumelte. „Der große Schlüssel mit der roten Haube ist für das Café. Der kleine silberne Schlüssel ist für die Wohnung“, erklärte er.

„Klein für die Wohnung, rot fürs Café“, wiederholte Lotte und seufzte. Irgendwie hatte sie sich ihre Ankunft in Flensburg anders vorgestellt. Sie hatte sich so sehr auf ihre Tante gefreut und sich ausgemalt, wie sie bei leckerem Essen und warmem Tee heute Abend zusammensitzen und über alte Zeiten plaudern würden. Doch daraus wurde jetzt nichts.

Wenn Lotte in den Sommerferien bei Tante Anni zu Besuch war, hatten sie oft abends in der Stube beieinander gesessen und Erdbeer-Sahne-Tee mit Kluntjes getrunken. Sie hatten sich Kerzen angezündet und es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Manch einem mochte es komisch vorkommen, im Sommer heißen Tee zu trinken. Aber die Sommer in Flensburg konnten launisch sein, mal war es heiß und die Sonne schien wochenlang, mal zeigte sie sich kaum und es regnete. Und an diesen trüben Tagen schmeckte Erdbeer-Sahne-Tee zumindest nach Sommer.

„Ich werd dann mal. Danke fürs Abholen.“ Lotte griff nach ihrem Trolleys und drehte sich zum Gehen um.

„Gern geschehen. Falls du was brauchst, meine Bude ist gleich nebenan.“ Kasper deutete auf eine Hütte links neben der Villa.

„Du schläfst in dieser Bretterbude?“

„Nein, das ist Annis Gartenhäuschen. Ich schlafe in dem Haus neben der Hütte. Also, auf dem Nachbargrundstück. Es ist zwar nicht so eine große Villa wie Annis Haus. Aber für mich reicht’s. Warte ab, bis es morgen hell ist. Dann sieht alles anders aus.“ Kasper klatschte in die Hände, schloss die Beifahrertür und den Kofferraum und stieg zurück in den Lieferwagen. Kurz bevor er losfuhr, kurbelte er noch einmal das Fenster herunter. „Noch n schönen Abend. Schlaf gut.“

Mit einem gutmütigen Lächeln verabschiedete er sich, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam die Auffahrt runter. Er bog nach links ab, gab kurz Gas und fuhr die nächste Einfahrt wieder hoch.

„Siehst du, quasi gleich nebenan“, rief Kasper zu Lotte herüber, nachdem er seinen Lieferwagen geparkt hatte und ausgestiegen war. Er winkte ihr noch einmal zu und verschwand im Haus.

Lotte atmete durch. Langsam verdrängte die frische Luft den penetranten Fischgeruch aus ihrer Nase. Sie spielte mit der silbernen Katze in ihrer Hand und überlegte. Zum Café würde sie heute Abend nicht mehr fahren. Das konnte bis morgen warten. Wahrscheinlich war es eh längst geschlossen. Sie schnappte sich den Griff ihres Trolleys und stapfte den steilen Weg der Auffahrt hoch, bis sie vor der dunkelroten Eingangstür stehen blieb. Sie steckte den kleinen Schlüssel ins Schloss und drehte am messingfarbenen Türknauf. Knarrend öffnete sich die Tür.

Im weitläufigen Flur tastete sie rechts an der Wand nach dem Lichtschalter. Als sie ihn endlich fand, atmete sie erleichtert aus und schloss die Tür hinter sich. Sie hasste es, dunkle, fremde Räume zu betreten. Vom Flur aus gingen mehrere Türen ab. In der Mitte der Diele führte eine mahagonifarbene Holztreppe in die obere Etage zu den Schlaf- und Gästezimmern sowie ins Bad.

Lotte ging geradeaus ins Wohnzimmer. Im Vorbeigehen registrierte sie den glänzenden Parkettboden, auf dem drei große, buntgemusterte Perserteppiche lagen, zwei große Fenster, durch die das Licht der Straßenlaterne fiel, und verschiedene plüschige Möbelstücke, die mit dunkelrotem und grünem Samt bezogen waren. Hier hatte sich nichts verändert. Sogar die Fotos, die einen Großteil von Lottes Familie zeigten, standen wie vor 15 Jahren noch am gleichen Platz. Sie sah ein Hochzeitsbild ihrer Großeltern, ein Foto, das Anni und Doris in feinen Kleidern zeigte, ein Bild von Lotte und ihrer Schwester, die eine Sandburg am Strand bauten. Und … ihr Blick fiel auf einen leeren Bilderrahmen, der abseits der anderen stand. Vermutlich hatte Anni ein Foto entfernt und vergessen, ein neues hineinzutun. Lotte zuckte mit den Achseln und ging weiter.

„Wenn mir die Erinnerung keinen Streich spielt, müsste hier die Küche sein.“

Lotte öffnete die Tür neben einer wuchtigen Vitrine aus dunklem Eichenholz. Volltreffer! Sie schaltete das Licht an und betrachtete die hellblauen Einbauschränke, die in den 1960er Jahren modern gewesen waren. Sie konnte sich daran erinnern, dass ihre Eltern lange Zeit ein ähnliches Modell im Haus gehabt hatten. Allerdings in Lindgrün.

Lotte ging zum Küchenschrank und suchte nach etwas Essbarem. Außer Reis, Nudeln und einer Dose Erbsen und Wurzeln konnte sie jedoch nichts finden. Egal. Sie hatte einen Bärenhunger und keine Lust auf Pizzaservice. Sie holte einen Topf aus einer der Schubladen, füllte ihn mit Wasser und setzte ihn auf. Morgen würde sie einkaufen, heute war sie dafür einfach zu müde.

KAPITEL 2

Als Lotte am nächsten Morgen erwachte, war es noch nicht hell. Immerhin hatte der Regen aufgehört. Zumindest hämmerte er nicht mehr gegen die Fenster. Die halbe Nacht hatte Lotte trotz bleiernder Müdigkeit mit offenen Augen im Bett gelegen und den fremden Geräuschen um sie herum gelauscht. Dem Rauschen in den Heizungsrohren, dem brummenden Kühlschrankgenerator unten in der Küche und dem an die Scheiben klopfenden Regen, der einfach nicht enden wollte.

Sie wälzte sich im Bett auf die Seite und warf einen Blick auf den Wecker. Es war erst sieben Uhr morgens! Gähnend zog sie sich die Decke über den Kopf, schloss die Augen und versuchte, an etwas Schönes zu denken. Vielleicht würde es ihr nochmal gelingen wenigstens für ein Stündchen einzuschlafen. Es nützte nichts. Sie war hellwach.

Lotte drehte sich auf den Rücken und starrte an die Zimmerdecke, in deren Mitte eine sündhaft teure Poul Henningsen Lampe hing. War es tatsächlich die PH5? Lotte legte den Kopf schräg. Sie erinnerte sich daran, wie Paul sich eben diese Lampe von ihr letztes Jahr zu Weihnachten gewünscht hatte. In Orange. Sie wusste noch genau, wie sie im vergangenen November auf der Suche nach dieser Lampe durch die Münchener Fußgängerzone geirrt war. Gefunden hatte sie sie letztlich in einem Online-Shop. Ihr ganzes Weihnachtsgeld war dafür draufgegangen. Hätte sie damals gewusst, was sie heute wusste, hätte sie bestimmt nicht über 700 Euro für eine Lampe ausgegeben!

Lotte schloss die Augen. Sie hasste es, wenn ihre Gedanken zu kreisen begannen. Erinnerungen aus den vergangenen zwei Jahren, in denen sie versucht hatte, sich eine gemeinsame Zukunft mit Paul aufzubauen, schossen ihr durch den Kopf.

Nein. Schluss! Lotte schüttelte sich heftig und öffnete ruckartig die Augen. Sie wollte es auf keinen Fall zulassen, dass sich Paul zurück in ihre Gedanken kämpfte. Für ihn gab es keinen Platz mehr.

Stattdessen legte sie sich im Kopf eine To-Do-Liste für den heutigen Tag zurecht. Aufstehen. Duschen. Auspacken. Frühstücken. Das Café besuchen. Einkaufen.

Es gab jede Menge zu tun. Am besten sie würde gleich damit anfangen.

 

Lotte schwang die Beine aus dem Bett. Die breiten Dielen des Holzbodens begrüßten sie mit einem ächzenden Knarren. Sie ging zum Fenster und riskierte einen Blick in die einsetzende Morgendämmerung. Es war zwar immer noch dunkel, aber sie konnte sehen, dass Kasper im Nachbarhaus bereits wach war. Im Obergeschoss brannte Licht. Lotte öffnete das Fenster. Sofort füllte sich der Raum mit kalter, frischer Luft. Sie streckte sich und atmete tief ein. Eine Weile blieb sie stehen und genoss die Kühle, die sie umschloss. Sie konnte sehen, wie Kasper sich hinter den Rollos bewegte. Sein Schatten war deutlich zu erkennen. War er etwa im Badezimmer? Lotte beobachtete, wie die Gestalt sich drehte, streckte und mit einem Handtuch über den Kopf wuschelte. Plötzlich schnellte das Rollo nach oben und Kasper stand, wie Gott ihn schuf, am Fenster. Lediglich ein graues Handtuch hatte er um seine Hüften geschwungen. Als er Lotte erblickte, hob er einen Arm, winkte ihr zu und lächelte. Peinlich berührt darüber, dass er sie dabei erwischt hatte, wie sie ihn beobachtete, verschwand Lotte hinter der smaragdfarbenen Samtgardine. Konnte ein Morgen peinlicher beginnen?

 

Lotte ging ins Badezimmer, schlüpfte aus ihrem Nachthemd und huschte unter die Dusche. Sofort lief das warme Wasser ihren nackten Körper entlang und durchtränkte ihre langen, blonden Haare. Sie drehte sich im Wasserstrahl und genoss wie das Wasser über ihren runden Busen und flachen Bauch lief. Mit geschlossenen Augen griff sie zum Shampoo, nahm einen kleinen Klecks davon und wusch sich die Haare. Mit sanften Bewegungen massierte sie ihre Kopfhaut, während ihre Haare unter einer hellen Schaumhaube verschwanden. Dann griff sie zum Duschgel und seifte sich ein. Der zarte Geruch von Wasserlilien erinnerte sie an Zuhause.

In München hatte Lotte in einer kleinen Zweizimmerwohnung in der Nähe der Theresienwiese gewohnt. Eine Zeitlang hatte sie das zweite Zimmer untervermietet, wenn in München Oktoberfest war. So hatte sie ihr anfangs mageres Einstiegsgehalt bei „Wolkenträume“ aufgefrischt. Doch ihr Vater war strikt dagegen gewesen. Dies sei viel zu gefährlich, hatte er geschimpft und Lotte stattdessen monatlich einen kleinen Betrag überwiesen. Später, als sie in der Gehaltsgruppe gestiegen war, hatte sie sich für die Unterstützung ihrer Eltern bedankt und Doris und Maximilian einen Urlaub auf Rhodos spendiert. Das waren noch Zeiten …

Sie stand weitere fünf Minuten unter der Dusche und genoss, wie das Wasser über ihren Körper strömte. Sanft perlte es über ihre Haut. Lotte holte tief Luft und drehte den Wassertemperaturregler ruckartig auf kalt. Sie kreischte laut, als statt warmes plötzlich eiskaltes Wasser über sie plätscherte. Jetzt war sie definitiv wach.

Lotte stellte das Wasser ab, trat aus der Dusche und griff nach ihrem Handtuch. Sie hüllte sich in das flauschige Badetuch und wickelte ein kleineres Handtuch zu einem Turban um ihren Kopf. Sie ging zum Waschbecken und wischte den beschlagenen Badezimmerspiegel frei, als … Sie hielt inne. Waren das etwa Schritte? Um besser hören zu können, hob sie das Handtuch auf ihrem Kopf ein kleines Stück an und lauschte. Ganz deutlich konnte sie hören, wie im Untergeschoss der Dielenboden knarrte. Einmal, zweimal … Das Knarrgeräusch kam näher. Oh Gott, ein Einbrecher! Sie konnte deutlich hören, wie jemand die Treppen hinaufging. Im ersten Augenblick verharrte Lotte wie gelähmt vor dem Spiegel. Dann griff sie zum nächstbesten Gegenstand, den sie finden konnte, und schlich zur Tür. Schritte näherten sich und wurden lauter. Lottes Herz klopfte unruhig in ihrer Brust. Sie zwang sich rational zu denken. Noch einmal knarzte eine Diele und die Schritte verstummten. Im Augenwinkel sah sie, wie die Türklinke zum Badezimmer langsam nach unten gedrückt wurde. Lotte hielt den Atem an, bereit, den Einbrecher in die Flucht zu schlagen, als sich die Tür öffnete.

„Lotte?“ Kasper steckte den Kopf zur Tür herein und konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, als Lotte zum Schlag ausholte. „Stopp, Gnade. Lotte ich bin’s.“ Er packte Lottes Arm und nahm ihr den Lockenstab aus der Hand.

Sie zitterte am ganzen Körper und brauchte eine Weile um zu kapieren, wer da vor ihr im Badezimmer stand.

„Kasper? Bist du irre?“, schrie sie, als sie sich wieder gefangen hatte.

„Das gleiche könnte ich dich fragen. Immerhin wolltest du mich gerade mit einem Vibrator niederstrecken.“

„Lockenstab.“

„Wie bitte?“

„Das ist ein Lockenstab und kein Vibrator.“ Lotte deutete auf den schmalen, pinken Stab, den Kasper zwischen seinem Daumen und Zeigefinger hielt.

„Auch gut“, sagte er und legte den Stab auf die Anrichte neben der Tür.

„Was machst du hier?“ Lotte starrte Kasper mit großen Augen an. Sie war genervt. Und wütend. Und unter ihrem Handtuch splitternackt. Instinktiv zog die das Badetuch enger um ihren Körper und hielt es mit ihren Händen fest.

„Ich wollte fragen, ob du Lust auf Frühstück hast. Als ich vor dem Haus stand, hab ich einen lauten Schrei gehört …“ Kasper hielt inne, um sich zu versichern, dass Lotte seinen Ausführungen folgte. „Ich dachte, dir sei etwas passiert.“

Lotte dachte an den Schrei, den sie ausgestoßen hatte, nachdem sie die Dusche auf kalt gestellt hatte.

„Ich habe Wechselduschen gemacht, und das Wasser war kälter als angenommen.“ Sie verdrehte die Augen und wippte leicht mit dem Kopf, sodass der Handtuchturban in Schräglage geriet.

„Ach so.“ Kasper verstummte.

„Wie bist du überhaupt hier reingekommen? Hast du die Tür eingetreten?“

„Das musste ich gar nicht. Der Schlüssel steckte noch im Schloss. Scheint, als hättest du gestern vergessen, ihn mit reinzunehmen.“ Kasper konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Oh.“ Lotte biss sich auf die Unterlippe. Wie peinlich war das denn?

„Ehrlich, Lotte. Das hätte auch schiefgehen können. Stell dir vor, jemand anderes hätte den Schlüssel im Schloss entdeckt.“ Die kleine Rüge hätte er sich ruhig verkneifen können, dachte Lotte.

„Ich war doch bewaffnet.“ So recht Kasper auch hatte, Lotte wollte ihm diesen Triumph auf keinen Fall gönnen.

„Mit einem Lockenstab?“ Er sah verwirrt aus.

„Es ist ja nichts passiert.“ Lotte zurrte den Turban auf ihrem Kopf zurecht. „Es ist wirklich lieb von dir, dass du mich retten wolltest. Aber wie du siehst, es geht mir gut. Und wenn es dir nichts ausmacht, würde ich mich jetzt gerne weiter fertig machen. Mir wird kalt.“

Erst jetzt schien Kasper zu bemerken, dass Lotte lediglich in ein Handtuch gehüllt war. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und starrte auf den Boden.

„Ja, klar. Natürlich. Bin schon weg.“ So schnell wie er gekommen war, drehte sich Kasper einmal um die eigene Achse und lief links den Flur in Richtung Treppenaufgang hinab.

„Kasper?“ Lotte trat aus der geöffneten Badezimmertür in den Flur.

„Ja.“ Er blieb stehen und legte seine Hand auf das Treppengeländer.

„Hattest du nicht was von Frühstück gesagt?“ Sie lächelte und freute sich, als Kasper erleichtert nickte.

„Richtig.“

„Ich würde dein Angebot gerne annehmen. Tante Anni hat nur Nudeln und Reis im Haus. Die Erbsen und Möhren hab ich gestern Abend schon gegessen.“ Beim Gedanken an ihr ungewöhnliches Essen gestern Abend musste sie grinsen.

„Super. Wie lange brauchst du, bis du fertig bist?“ Er sah auf seine Uhr.

„Gib mir ne halbe Stunde.“

„Perfekt. Dann können wir in Annis Café frühstücken. Treffen wir uns um halb neun auf der Auffahrt?“

„Gute Idee.“ Lotte steckte den Daumen in die Höhe. „Legst du den Schlüssel bitte auf die Kommode im Flur?“

„Schon passiert.“ Kasper drehte sich um und ging die Treppe runter.

„Danke. Bis gleich“, rief Lotte ihm hinterher und hüpfte zurück ins Bad.