Interview Ulrike Vögl im Interview zu Nackabatsch mit Todesfolge

Worum geht es in deinem Buch Nackabatsch mit Todesfolge?

Die junge Hamburger Kriminalkommissarin Helena Hansen lässt sich der Karriere wegen in den Süden des Landes nach Augsburg versetzen. Dort kämpft sie nicht nur gegen eingefleischte Vorurteile gegen die „Saupreißn“, sondern muss zusammen mit ihrer schrulligen Kollegin Franzi auch noch zwei knifflige Mordfälle lösen, was aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten zwischen ihr und den einheimischen „Augschburgern“ gar nicht so einfach ist.


In dem Roman ist das Augschburgerleben ein Schock für die Hamburgerin Helena. Wie bist du auf diese Idee gekommen, denn du selbst lebst ja schon immer in Augsburg.

Meine Tante hat einen Hamburger geheiratet. Immer, wenn sie uns in Augsburg besuchen, wird deutlich, wie groß die Unterschiede zwischen der nord- und der süddeutschen Lebensart sind.
Ich liebe meine Heimatstadt sehr und finde, dass sie etwas ganz Besonderes ist. Ich wollte schon immer mal einen Roman schreiben, der in Augsburg spielt und wie könnte man die Besonderheiten der Fuggerstadt besser deutlich machen, als durch die Augen einer Auswärtigen?


Wie viel von dir selbst steckt in der Kommissarin Helena Hansen?

Eigentlich nicht sehr viel. Ich würde mich eher mit ihrer Partnerin Franzi vergleichen, die ja sehr naturverbunden ist und wie ich gerne mit Kräutern arbeitet. Aber Helenas Vita ist meiner sehr ähnlich. Sie kommt wie ich aus einer Lehrerfamilie und ihre Geschwister sind auch Lehrer.


Wie hast du für diesen Roman recherchiert? War überhaupt Recherche nötig? Hast du Kontakte zur Polizei?

Ich habe viel im Internet recherchiert, vor allem über Polizeiarbeit, z. B. wie lange die Ausbildung ist, wie man Kommissarin wird, usw. Die Örtlichkeiten musste ich mir nicht gesondert ansehen, da ich ja die Stadt sehr gut kenne.


Beschreibe deinen Roman in drei Worten.

Witzig, spannend und kurzweilig


Was ist für dich das Besondere an diesem Roman? Gibt es eine Stelle, die dir (mehr als die andern) im Gedächtnis geblieben ist? Warum?

Das Besondere ist, dass sich zwei Menschen treffen, die eine aus Augsburg, die andere aus Hamburg, und obwohl sie im selben Land geboren wurden und eigentlich die gleiche Sprache sprechen, trotzdem größere Sprachschwierigkeiten zu bewältigen haben. Mir ist erst bei der Recherche für den Roman aufgefallen, wie viele Wörter ich selbst benutze, die man nur hier in Süddeutschland benutzt, wie z. B. „Türe“. Überall anders sagt man wohl „Tür“… Witzigerweise ist meine Lektorin Claudia Steinke auch ein „Saupreiß“ und durfte sich mit meinem Augschburgerisch auseinandersetzen. Uns ging es quasi wie Helena und Franzi…
Die Stelle, die mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist, ist die Szene, als Helena Franzi besucht und mit ihr zusammen Sekt auf der Terrasse trinkt. Da wird aus einer beruflichen Bekanntschaft eine Freundschaft und das gefällt mir sehr.


Helena zieht von Hamburg nach Augsburg, deine Heimatstadt. Käme es für dich in Frage nach Hamburg zu ziehen?

Nein, eigentlich gar nicht, denn ich bin durch und durch Augschburgerin. Ich bin hier geboren, habe hier studiert und plane nicht, woanders hinzugehen. Manchmal frage ich mich, ob Leute, die an wunderschönen Ort leben, z. B. am Meer oder in den Bergen, immer noch bewusst die Schönheit ihrer Heimat erleben. Ich jedenfalls tue das. Jedes einzelne Mal, wenn ich in der Stadt bin, staune ich über die Schönheit der Maximilianstraße und mache praktisch immer, wenn ich in der Stadtmitte bin, Fotos von schönen Ecken. Selbstverständlich bin ich auch ein großer Fan unseres Bundesligavereins und sehe mir jedes Spiel an. Ich besitze seit vielen Jahren eine Dauerkarte.


Was macht für dich den Reiz aus, über eine Kommissarin und ihre Ermittlungen zu schreiben?

Es war sehr reizvoll, sich in dieses Genre einzuarbeiten, da ich ja vorher einen Historienroman, also etwas völlig anderes, geschrieben hatte. Die Frage des Motivs ist bei einem Krimi wohl die wichtigste von allen. Wenn der Leser das Motiv nicht nachvollziehen kann, hast du als Autor was falsch gemacht. Ich war unheimlich gespannt darauf, was meine Probeleser dazu sagen würden und war mehr als erleichtert, als sie die Geschichte gut nachvollziehen konnten. Der Leser folgt ja der Kommissarin und bekommt alles mit, was sie im Laufe ihrer Arbeit erfährt. Wie verhindert man, dass er dann schon auf S.10 weiß, wer der Mörder ist? Das macht den Reiz aus.


Du schreibst auch zusammen mit deiner Zwillingsschwester Heike Beardsley Romane. Wie kam es dazu? Wer hatte die Idee?

Die Idee kam von Heike. Ihr Arbeitsweg führte an einem kleinen Berg vorbei, dem Donnersberg. Sie fand den Namen interessant und hat bei ihrer Recherche herausgefunden, dass es dort eine bedeutende keltische Siedlung gab. Da sie schon immer mal einen Roman schreiben wollte, hat sie sich diesem Thema zugewandt. Als sie mir davon erzählte, war ich gleich Feuer und Flamme, und wir haben uns dann schließlich gemeinsam darangesetzt.


Während Nackabatsch mit Todesfolge ein humorvoller Krimi ist, gibt es auch einen historischen Roman von dir. Sind die Genre unterschiedlich beim Schreiben? Was hat dir mehr Spaß gemacht?
Die Genres sind sehr unterschiedlich und eigentlich kann man das so gar nicht vergleichen. Bei einem Historienroman musst du ja auch sehr viel mehr auf deine Sprache achtgeben. Du darfst z. B. keine neumodischen Wörter benutzen, da du den Leser ja in die frühere Zeit hineinversetzen möchtest. Ich musste auch viel mehr recherchieren, da es uns sehr wichtig war, dass wir auf historische Fakten achten. Schließlich bin ich ja auch Geschichtslehrerin …
Wenn man dann schreibt, ist es aber doch irgendwie vergleichbar. Du gerätst in einen Schreibfluss und für mich ist das immer, als würde ein Film vor meinem inneren Auge ablaufen. Das Tolle daran ist aber, dass ich den Film selbst steuern kann.


Hast du bestimmte Rituale beim Schreiben? Gibt es etwas, das immer dabei sein muss?
Ich hab eigentlich keine Rituale. Außer meinem Computer brauche ich nicht wirklich viel. Ich schreibe, wo ich gerade bin, daheim, im Zug, im Urlaub …


Hast du einen Buchtipp für uns?
Wenn ihr euch für Historienromane interessiert, empfehle ich euch natürlich Keltensonne. Ich bin aber auch ein großer Fan von Ken Follett, Rebecca Gablé und Daniel Wolf. Von diesen Autoren kann man wirklich alles lesen!
Wenn ihr Lust auf einen Cosy Crime habt, kann ich euch Tödliche Töne von meiner Zwillingsschwester Heike Beardsley empfehlen. Da werdet ihr auch wieder Franzi aus Nackabatsch mit Todesfolge treffen …