Interview Susanne Ferolla über ihren Roman Die Jagd des toten Schattens

Was bedeutet dein Buch Die Jagd des toten Schattens für dich?

Ein Buch zu schreiben bedeutet für mich, die Geschichte, die schon lange in meinem Kopf herumspukt, schwarz auf weiß verewigt zu wissen. Die größte Freude ist es, meine Welten mit anderen zu teilen — wobei das Kopfkino ja bei allen Leser:innen anders aussieht.

 

Wie lange hast du an deinem Buch gearbeitet?

Für die Erstfassung, die ich komplett auf Papier geschrieben habe (was ich nie mehr tun werde), benötigte ich ungefähr ein halbes Jahr — zum Überarbeiten doppelt so lang. Schuld daran war meine Unzufriedenheit, die mich gezwungen hat, das meiste komplett umzuschreiben. Das kommt davon, wenn man ohne Plot arbeitet.

 

Wie sah der Plot denn vorher aus – was hast du verändert?

Mir war zum Beispiel lange nicht klar, wer der tote Schatten eigentlich ist. Zu Schluss brauchte ich eine Überraschung, die alles über den Haufen wirft. Also wurde aus dem Dämon gleich mal der Kriegsherr Xeres höchtspersönlich — der natürlich nicht so einfach zu töten ist. Ein weiteres Beispiel ist Prinz Hurim. Anfangs schrieb ich ihm mehr Machtgier und Bösartigkeit zu, was dazu geführt hätte, dass er zum Tode verurteilt worden wäre. Aber das habe ich nicht übers Herz gebracht. Das hat er einfach nicht verdient. Als ehrlicher, wenngleich nicht immer rational handelnder, Wolfselb hat er mir viel besser gefallen.

 

Wie kamst du auf die Idee?

Die ersten Ideen kamen mir beim Eislaufen auf dem See. Ein paar Tage zuvor besuchte ich ein Keltenmuseum und war von einem Gürtel fasziniert, auf dem Wesen aus der Mythologie abgebildet waren, halb Mensch, halb Wolf. Und schon war Wolfselbin Jerelin geboren, eine von Menschen großgezogene Außenseiterin mit einer verzauberten Seele.

 

Worum geht es in deinem Buch?

Um einen größenwahnsinnigen Kriegsherren, der sich nicht davor gescheut hat, ein Dämon zu werden, um Zeit und Tod zu überwinden. Leider fühlt er sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut. Um wieder der gute, alte Tyrann zu werden, braucht er die Seele der Wolfselbin Jerelin. Doch gestohlene Träume und Sehnsüchte werden niemals seine eigenen sein. Er kapiert es leider nicht und versucht es dennoch.

 

Wie geht man an den Entwurf einer ganzen Welt heran? Dazu reicht es wahrscheinlich nicht aus, gerne Fantasy-Romane zu lesen. ;D Woher hast du deine Inspiration bezogen?

Ehrlich gesagt lese ich viel mehr Thriller als Fantasy. Beim Schreiben ist das genau umgekehrt. Ich denke, es steckt eine Sehnsucht dahinter, die Welt hinter der Welt zu erfassen. Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich gerne in der Natur bin. Die Wärme der Sonne, der laue Wind auf verschwitzter Haut, der Blick vom Gipfel eines Berges … das gibt einem das Gefühl, dass da noch mehr ist als die Welt, wie wir sie kennen. Da kommt schnell der Gedanke auf, was wäre wenn …

 

Susanne Ferolla Interview Portrait

Hattest du bestimmte Vorbilder für deine Fantasy-Saga?

Nicht direkt. Ein bisschen Herr der Ringe, aber ich wollte auf keinen Fall irgendwelche Orkhorden und dergleichen, die Töten als Hobby haben. Es gibt ein Werk von Stephen King, dass mich dazu inspiriert hat: In einer kleinen Stadt. Da eröffnet ein Teufel in Menschengestalt einen Laden, in dem er Dinge anbietet, für die die Kund:innen ihre Seele verkaufen würden. Das hat mich lange Zeit sehr beschäftigt und die Idee von einem Seelen fressenden Dämon war geboren.

 

Was reizt dich daran, Fantasy zu schreiben?

Dieses Genre ermöglicht mir wie kein anderes, menschliche Abgründe darzustellen.

 

Wie hast du die ganzen Namen entwickelt? Haben sie teilweise besondere Bedeutungen bzw. Ursprünge?

Oh je, die Namen finde ich immer das Schlimmste. Beim Googeln gibt es immer wieder Überraschungen, die dazu führen, den gewählten Namen nochmal zu überdenken. Der Name Xeres leitet sich vom Perserkönig Xerxes ab (die 300 lassen grüßen), der hat mir sehr gefallen. Aber bitte nicht googeln, was unter Xeres zu finden ist. Egal! Der Name bleibt. Atlanten, Karten, Namensduden sind eine wahre Fundgrube. Einfach ein bisschen abändern. Trotzdem habe ich immer Mühe, Namen zu finden, vor allem, da sie zueinander passen sollen.

 

Hast du weitere Projekte?

Es schwebt mir noch einiges im Kopf herum. Ich war wieder im Museum … Zur Zeit arbeite ich an einem weiteren Fantasy-Roman, der in derselben Welt spielt. Teils mit den gleichen Protagonisten, aber ein paar Jährchen jünger.

 

Was liest du selbst gerne?

Thriller, Krimis, historische Romane, Fantasy … ich bin eigentlich keinem Genre abgeneigt, wenn die Figuren gut ausgearbeitet sind. Ich liebe dicke Wälzer mit vielen Handlungssträngen.

 

Wo liest du am liebsten?

Im Bett und im Schwimmbad.

 

Wann liest du am liebsten?

Vor dem Einschlafen, weil ich tagsüber meistens kaum dazu komme. Oder im vollen Wartezimmer: keiner spricht dich an, keiner will was von dir …

 

Welche anderen Autoren magst Du?

Stephen King, Hakan Nesser, John Ajvide Lindqvist,  J.R.R. Tolkien, Michael Peinkofer, Christoph Hardebusch, Harald Parigger, Ingrid Noll …

 

Was ist dein Lieblingsbuch?

Krabat von Otfried Preußler.

 

Was tust Du, wenn Du nicht am Schreiben bist?

Ich wandere und tanze gerne.