Interview Stefan S. Kassner im Interview

Worum geht es in deinem Buch Kein Platz für die Liebe?

Sein Vater hat Protagonist Tobias früh eingeschärft, dass sein Sohn in seine Fußstapfen treten und wie er Orthopäde werden soll. Tobias aber fühlt sich schon am ersten Arbeitstag in der Uniklinik Mannheim überfordert und kommt auch mit dem rauen Ton, der dort vorherrscht schlecht zurecht. Der erfahrenere Assistenzarzt Julian, der Tobias in die Abläufe der Klinik einführen soll, macht ihn anfangs zusätzlich fertig. Dennoch spürt Tobias aufkeimende Gefühle gegenüber Julian, die er zunächst nicht richtig zuordnen kann. Als Tobias dann seinen ersten Nachtdienst mit Julian verrichtet, passiert etwas, das ich nicht verraten möchte. Nur so viel: Tobias Welt wird gehörig auf den Kopf gestellt.

 

Was hat dich dazu inspiriert einen queeren Liebesroman zu schreiben?

Als Homosexueller weiß ich natürlich aus eigener Erfahrung, mit welchen Themen man sich, insbesondere in jungen Jahren, auseinandersetzen muss. Besonders das Coming-Out ist ein schwieriger Prozess, der queere Menschen lebenslang begleitet. Es ist mir daher eine Herzensangelegenheit, diese Erfahrungen zu vermitteln, aber auch jungen, queeren Menschen zu zeigen, dass man aus dieser elementaren Erfahrung gestärkt hervorgeht und nichts Wichtiger ist, als ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ohne sich verstecken oder gar schämen zu müssen, weil man so ist, wie man ist.

 

Hast du vor eine Fortsetzung zu schreiben?

(Lacht) Mich würde schon interessieren, wie es mit Tobias und Julian weiter geht. Wenn Leser und Verlag das ebenso sehen, stehen die Chancen gut.

In deinem Buch arbeitet Tobias nach den Vorstellungen seines Vaters an der Universitätsklinik Mannheim und ist dabei nicht gerade glücklich. Hast du selbst solche Erfahrungen gesammelt?

Ich stamme nicht aus einer Ärztefamilie und habe glücklicherweise Eltern, denen es  wichtig war, dass ich das tue, was mich glücklich macht.Was aber den Druck im Studium und in der Klinik anbelangt, haben einige persönliche Erfahrungen in den Roman Einzug gehalten. Zwar verlief meine Assistenzarztzeit insgesamt deutlich angenehmer ab, als die von Tobias, aber die vorherrschende Hierarchie und auch Vorurteile gegenüber anders Liebenden habe auch ich erfahren.

 

Was müsste sich deiner Meinung nach ändern, dass Menschen keine Angst davor haben, ihre Sexualität offen auszuleben?

Sexuelle Orientierung müsste aufgenommen werden wie die Haar- oder Augenfarbe. Etwas, das zu einem Menschen gehört, ihm ein gewisses Erscheinungsbild und Auftreten verleiht, aber weder etwas ist, das gefeiert, noch bedauert werden muss. Wenn wir das schon unseren Kindern vermitteln, muss auch niemand mehr Angst haben, zu sich und seiner sexuellen Orientierung zu stehen.

 

Hast du eine Leseempfehlung für uns?

Wer eine gute Gayromance lesen möchte, dem kann ich das Geheimnis der McKays von meiner lieben Autorenkollegin Tanja Bern ans Herz legen. Sehr gefühlvoll geschrieben und die unterschiedlichen Formen der Liebe sind schön herausgearbeitet.