Interview Rebekah Stoke über ihr neues Hörbuch Der Junge

Worum geht es in Der Junge?

In Der Junge geht es um Amanda, die mit ihrer Familie nach Lake Charles in Louisiana zieht. Dort lernt sie Nachbarsjunge Billy kennen, der ihr sofort vertraut vorkommt. Der Junge, Billy, wird von anderen nicht so gern gemocht, viele finden ihn komisch, weil er sich wie ein Kind benimmt, hat er doch eine sehr innige Beziehung zu seiner Mommy und ist sehr unbeholfen. Es gibt einen Grund, warum niemand in seinen Keller darf und warum immer mehr Menschen aus der Nachbarschaft verschwinden; Amanda erlangt Zugang zu Billys Gedanken und beide können sich an etwas erinnern, was sie beide miteinander verbindet, bevor sich die Situation zuspitzt und eine tödliche Wendung nimmt.

Wie bist du auf die Idee für den Psychothriller, beziehungsweise, Die Kinder - Reihe gekommen?

Ich wollte schon immer eine Serie schreiben, dessen Einzelteile Der Junge bzw. Das Mädchen heißen sollte. Dann musste nur noch eine Geschichte hinzu. Die Figur des Billys war sofort in meinem Kopf, seine Art, seine Taten. Tatsächlich entwickelten sich aber die Figuren seiner Geschwister sowie die Vergangenheitsgeschichte erst mitten beim Schreiben.

Musstest du viel recherchieren? Wie sah deine Recherchearbeit aus?

Für Der Junge musste ich nicht viel recherchieren, ich habe mir einen Stadtplan gemalt, habe mir Straßen ausgedacht oder zum Teil auch reale Straßen benutzt. Habe mich also etwas mit Lake Charles in Louisiana auseinandergesetzt. Ich musste einiges über Leichen in Kühltruhen nachlesen. Sowas kennt man ja nur aus Filmen. Für die Vergangenheitsgeschichte habe ich über echte Fälle in den USA gelesen, wo Kinder tatsächlich von Eltern in Schränke eingesperrt wurden oder zu Hause festgehalten wurden und nicht zur Schule konnten. Das war für Das Mädchen interessant, denn in diesen echten Fällen hat sich auch niemand drum geschert, warum die Kinder nicht mehr zur Schule kamen und somit nicht aus diesen Haushalten gerettet werden konnten.

Wie würdest du Amanda und Billy, der Junge, in wenigen Worten beschreiben? 

Wenige Worte sind bei mir ganz schlecht, aber ich probiere es gern. Amanda will Ruhe und mit der Vergangenheit abschließen. Sie hat schlimme Dinge gesehen und erlebt, will mit dem Mann, den sie so sehr liebt, Pete, und ihren Kindern leben. Sie ist neugierig, will für alles eine Erklärung und ist dabei nicht ganz uneigennützig. Die wahre Amanda ist nämlich auch ziemlich egoistisch und nicht nur auf das Wohl ihrer Familie, sondern auch ihre eigenen Interessen bedacht.

Billy liebt seine Mommy. Billy ist sensibel, will Gerechtigkeit für die Menschen, die er gern hat und für sich selbst. Böse Menschen mag er nicht, er hasst sie und kann nicht verhindern, dass selbst harmlose Dinge, die andere tun, ihn dazu bringen, sie sofort auf das Härteste zu bestrafen.

Was reizt dich daran Psychothriller zu schreiben?

Ich liebe selbst Horror- und Psychothriller, und es gefällt mir, wenn ich es beim Schreiben selbst spannend finde. Ich mag es, mir kranke Seelen auszudenken, die handeln, weil sie nicht anders können und mir für sie ein halbwegs gerechtes Ende zu überlegen.

Rebekah Stoke im Interview Bild Portrait

Wenn du Psychothriller schreibst, gibt es Szenen, die dir nahe gehen? Wie schaffst du es nach dem Schreiben abzuschalten?

Ich weiß, dass alles nur erfunden ist, obwohl es manchmal an echten Fällen angelehnt ist oder es vergleichbare „echte“ Fälle gibt. Die Recherchen dazu sind dann eher das, was einem nahe geht. Aber ich versuche in meinen Büchern denen, die Schlimmes erleben mussten und nicht selbst handeln, ein für sie zufriedenstellendes Ende zu geben. Alles, was mit Kindern zu tun hat, ist hart, aber die lasse ich am Ende immer gewinnen oder schreibe nichts, was über die Grenze geht, denn das mag ich auch nicht. Und für alles andere ist es eben nur ein Buch – und das ist mir immer bewusst.

Wie fühlt es sich an, das Geschriebene hören zu können?

Es ist so toll! Ich finde, es ist ganz anders, als ein Buch zu lesen, man nimmt das ganz anders wahr und ich habe dem Sprecher wirklich sehr gerne beim Lesen meiner Geschichte zugehört.

Hast du literarische Vorbilder?

Ich habe fast alle Bücher von Charlotte Link gelesen, weil mich ihre unterschiedlichen Figuren in den einzelnen Büchern begeistert haben. Sie hat es immer geschafft, jede Figur völlig individuell zu gestalten. Ich mag die Atmosphäre, die Settings und ganz besonders die Gefühlslagen und Empfindungsbeschreibungen ihrer Figuren.

Was magst du lieber, Bücher lesen oder hören?

Ich lese nicht mehr so viel, schreibe lieber, aber das Hörbuch hören hat mir so sehr gefallen, dass ich mir bald ein paar Hörbücher zulegen möchte.