Interview Sprecher Max Hoffmann im Gespräch

Du gibst dem Thriller Das letzte Spiel von Gero Pfeiffer deine Stimme. Was hat dir am besten an der Geschichte gefallen?

Der Grundton der Erzählung. Ich liebe Geschichten, die sich langsam entfalten und mich nach und nach in einen Strom hineinziehen. Die Stimmung des Romans kam mir beim ersten Lesen wie ein heraufziehendes Sommergewitter vor. Da denkt man sich anfangs wie schön doch die Sonne lacht und plötzlich bricht es über einem herein. Das spielt sich hier auf überschaubarem Raum ab, das kleine Bad Grünau in der schwülen Sommerhitze, und in der Psyche der Figuren geht es hoch her.

Der Protagonist ist ein vielschichtiger Charakter, der am Anfang der Geschichte ein scheinbar perfektes Leben führt – doch der Schein trügt. Wie hast du dich darauf vorbereitet?

Ich versuche bei den Figuren, die ich spreche, irgendwo einen Ankerpunkt in mir selbst zu finden. Also wenn da ein rachsüchtiger Herrscher sein Unwesen treibt, ist meine Überlegung, wann ich selbst schon auf Rache aus war und wie sich das angefühlt hat. Das funktioniert nicht bei allen Themen gleich gut, aber oft reicht es, wenn ich zumindest einen Punkt finde, durch den ich mich der Figur nahe fühlen kann. Bei Philipp in dieser Geschichte konnte ich viel mit seiner inneren Unruhe anfangen und versuche das dann beim Sprechen zu fühlen.

Gibt es eine Szene in dem Hörbuch, die dir besonders im Kopf geblieben ist?

Mehrere aber über die könnte ich ohne große Spoiler jetzt nichts sagen. Generell waren es die Szenen, die ohne große Action daherkommen und bei mir eher in Zeitlupe ablaufen. Etwa wenn Philipp plötzlich ein neuer, alles verändernder Gedanke kommt oder die Szene ganz am Schluss, in der endlich die Maske fällt.

Das letzte Spiel Sprecher
Quelle: Charlotte Fischer

Welche Figur hat dir am besten gefallen und warum?

Die Hauptfigur Philipp, weil ich an seiner Entwicklung im Laufe des Geschehens ganz nah dran sein kann und er nicht als übergroßer Actionheld daherkommt.

Welchen Roman würdest du am liebsten einmal einsprechen?

Herr Lehmann von Sven Regener, mein all time favourite.

Wie sieht dein Job als Sprecher aus und wie kamst du überhaupt dazu?

Der Job selbst ist bei mir dreigeteilt, wobei die ersten beiden Tätigkeiten den Großteil ausmachen. Ich lese sehr viel, also Vorbereitung der Skripte und dann die Aufnahmen selbst. Die Texte zu Hörbüchern lese ich oft auch mehrere Male, da kann es also sein, dass ich hier sogar mehr Zeit mit verbringe als in den Aufnahmen. Der dritte Teil meines Jobs ist alles drumherum, was mal als Selbstständiger so tut, also sich mit Kollegen austauschen, darum bemühen von Kunden gefunden zu werden und sich weiterzubilden. Zu dem Job habe ich langsam hingefunden. Sprache und Vorlesen war schon immer in meinem Leben präsent, im Studium oder als ehrenamtlicher Vorleser. Professionell wurde es durch mehrere Kurse bzw. Unterricht und durch das große Glück zur rechten Zeit großartige Menschen kennengelernt zu haben, dank derer die ich erste Aufträge und Knowhow bekommen habe. So kam es dann ins Rollen.

Welche Charaktere und Genres liest du am liebsten?

Ich mag die zunächst stillen und unscheinbaren Typen sehr gern, da brodelt es dann meist am heftigsten unter der Oberfläche. So arg fokussiert auf ein Genre bin ich nicht, gern darf es Mal gruselig und abgründig sein, aber danach unterhält mich eine Biografie oder was Historisches genauso.

Hast du einen Hörbuch-Tipp für uns?

Der Herr der Ringe die Gefährten. Achim Höppner hat das in meinen Ohren so genial interpretiert, dass da jede Zeile einfach sitzt. Auch wenn man den Film oder die Story schon kennt, ist das ein Wiederhören wert. Große Erzählkunst.

Welches Buch liegt aktuell auf deinem Nachttisch?

Ohje, wenig intellektuell: Ein ganzer Stapel Regelwerke zu Dungeons & Dragons, dem pen and paper Rollenspiel. Wobei, ganz unten müsste noch eine Biografie über Michel de Montaigne von Sarah Bakewell auf mich warten, erst angelesen.