Interview Autorin Lara Möller im Interview zu ihrem Actionthriller

Worum geht es in Detroit Driver?

Alec Boyd arbeitet als Fahrer für die kriminelle Organisation Great Lakes Association. Ramesh Dewari leitet in Detroit einen Teil der Drogen- und Schmuggelgeschäfte der GLA. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich eine gefährliche Freundschaft, denn Alec verbirgt ein Geheimnis, das tödlich sein kann. Als ein blutiger Bandenkrieg auszubrechen droht, muss er sich entscheiden auf welcher Seite er steht.

 

Es dreht sich um die kriminelle Organisation Great Lakes Association in Detroit. Wie kamst du auf die Idee und den Schauplatz?

Mich begeistern Bücher, in denen der Hauptcharakter eine persönliche / freundschaftliche Beziehung zum Antagonisten aufbaut. Wenn die Grenze zwischen Gut und Böse verwischt, die Figuren zweifeln und innerlich zerrissen sind. So eine Geschichte wollte ich erzählen. Am Anfang gab es lediglich die beiden Hauptcharaktere, die genannte Grundkonstellation und die USA als allgemeiner Schauplatz. Auf Detroit bin ich durch den Film The Crow mit Brandon Lee aufmerksam geworden. Dort spielen Detroit und die in Detroit Driver ebenfalls erwähnte Devil's Night eine wichtige Rolle. Die filmische Darstellung der Stadt hat mich fasziniert. Ich habe nachgeforscht und festgestellt, dass die Zustände im realen Detroit damals tatsächlich ähnlich desolat waren. Die Stadt bot die ideale Kulisse für meine Geschichte. In einem Internetartikel wurde der Drogenhandel zwischen den USA (u.a. mit Detroit als Zwischenstopp) und Kanada erwähnt. Dadurch kam ich auf die Idee, eine kriminelle Organisation zu erschaffen, die an eben jenem Drogenhandel im großen Stil beteiligt ist. Ramesh wurde zu einem Mitglied der Organisation. Allerdings durfte er weder ein zu großes noch ein zu kleines Licht sein. Er sollte Einfluss und Macht besitzen, ohne den Kontakt zur Straße zu verlieren. Weil es sonst nicht zu einem Aufeinandertreffen mit Alec gekommen wäre.

Lara Möller Interview Recherchematerial
Recherchematerial zu Detroit Driver

Musstest du dafür viel recherchieren und wie sah deine Recherche aus?

Bevor es mit dem eigentlichen Schreiben losging, habe ich einen Monat lang intensiv recherchiert. Ich wollte Detroit gerecht werden und die Situation zum damaligen Zeitpunkt möglichst realistisch darstellen. Da ich die Stadt nicht besuchen konnte, musste ich auf das Internet zurückgreifen. Dort findet man eine Fülle an Informationen über die Geschichte von Detroit, die Bevölkerungsstruktur- und entwicklung, die Bebauung, die Kriminalität und alles an Bildern, Karten und Videos, was sich eine Autorin wünschen kann. Ebenso Artikel über den erwähnten Drogenhandel zwischen den USA und Kanada, einschließlich der Warenströme und Transportmethoden. Die Website Forgotten Detroit.com hat mir sehr dabei geholfen, den Verfall der Stadt zu verstehen und zu schildern.

Das größte Kompliment habe ich von einer Leserin erhalten, die selbst einige Jahre in Detroit gewohnt hat, und die von meiner authentischen Darstellung der Stadt begeistert war.

 

Wie würdest du den Protagonisten Alec Boyd und dessen Gegenspieler Ramesh Dewari in wenigen Worten beschreiben?

Alec: zielstrebig, geduldig, mitfühlend, zerrissen, Autonarr.

Ramesh: ehrgeizig, berechnend, intelligent, einsam, gefangen.

 

Wenn Detroit Driver verfilmt werden würde, wer sollte Alec Boyd und Ramesh Dewari spielen?

Alec Boyd: Jeremy Renner – er bringt die kantige Optik mit und besitzt eine beeindruckende schauspielerische Bandbreite.

Ramesh Dewari: Shah Rukh Khan – wer an seiner Eignung als Bösewicht zweifelt, sollte sich den Film ‚Don‘ ansehen. Aber Achtung, Bollywood-Alarm!

Lara Möller Interview Recherchematerial 2
Recherchematerial zu Detroit Driver
Lara Möller Interview Bild Niagarafälle
Autorin Lara Möller vor den Niagarafälle

Wenn du Krimis bzw. Thriller schreibst, gibt es Szenen, die dir nahe gehen? Wie schaffst du es nach dem Schreiben abzuschalten?

Emotionale Szenen beschäftigen mich häufig über das Schreiben hinaus. Wenn ein Charakter z.B. trauert oder mit traumatischen Erlebnissen konfrontiert wird.

Mir fällt es leicht, mich in Menschen hineinzuversetzen. Gleichgültig, ob sie real sind oder fiktiv. Da ich neben der Arbeit schreibe, sitze ich teilweise tage- oder wochenlang an schwierigen Szenen. Das wirkt sich unweigerlich auf meine Stimmung aus, im Guten wie im Schlechten. Wenn man selbst melancholisch ist, gehen melancholische / traurige Szenen wesentlich besser von der Hand. Allerdings wird es irgendwann anstrengend, wenn die Gedanken zu lange im Trüben kreisen. Das kann sich auch auf andere Lebensbereiche auswirken.

Bewegung hilft mir hervorragend beim Abschalten. Spaziergänge, Fahrradtouren, Fitnesstraining. Den Körper fordern und dem Kopf eine Pause gönnen.

Alternativ kann ich bei einem Puzzle und einem Hörspiel super entspannen.

 

Was macht für dich einen guten Thriller aus?

Ein überzeugender Protagonist, ein glaubwürdiger Antagonist, eine packende, in sich logische Geschichte, die einen überraschenden Twist am Ende bietet.

Lara Möller Interview Bild Namibia
Autorin Lara Möller in Namibia

Was muss gegeben sein, damit du gut schreiben kannst?

Ein störungsfreies Umfeld, ohne Anrufe, Türklingeln oder Lärm aus den angrenzenden Wohnungen. Dazu mein Sofa und passende Musik.

Und vor allem kein Zeitdruck.

 

Liest du selbst gerne Thriller? Hast du eine Buchempfehlung für uns?

Ich lese Thriller, allerdings nicht alle Richtungen. Mir gefallen actionreiche hard-boiled Thriller. Mit düsteren, melancholischen Skandinavien-Thrillern kann ich meist wenig anfangen. Alles, was in Richtung Psycho / Stalker / ‚Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast‘ geht, finde ich eher uninteressant.

 

Empfehlungen:

Die Lennox-Serie von Craig Russell 

I Am Not A Serial Killer von Dan Wells. Ein erheiternd-verstörender Thriller mit einem bösartigen, verdrehten Sinn für Humor.