Interview Jenny Pieper im Interview

Worum geht es in deinem Buch Raven Wings?

Es geht um ein Mädchen, das eine schwere Bürde trägt: in Visionen sieht sie Unfälle der Menschen, die ihr nahestehen. Da Lenna die Visionen nicht verhindern kann, will alle Verantwortung abgeben und allein in einer fremden Stadt neu anfangen. Ihre Pläne werden jedoch durchkreuzt: sie landet in einer Zwischenwelt voller Gestaldwandler und soll Verantwortung für einen menschlichen Schützling übernehmen. Und dann gibt es noch diesen frechen, attraktiven Mentor...

Beschreibe deine Protagonistin in drei Sätzen.

Lenna hat oft einen blöden Spruch auf den Lippen und einen etwas zweifelhaften Humor. Im Hinblick auf ihre Visionen hat sie alle Hoffnungen verloren und sich selbst hinter dicke Mauern zurückgezogen. In Ankrov, der Stadt der Zwischenwelt, muss sie sich ihren Ängsten stellen. 

Welche Eigenschaft an Lenna magst du am meisten und welche ging dir auf die Nerven? Warum?

Ich mochte ihren Humor und dass sie manchmal einen blöden Spruch raushaut, auch wenn es völlig unpassend ist. Genervt hat mich, dass sie sich anfangs kaum auf die Zwischenwelt und ihre Aufgaben einlassen wollte, da sie ihre Vergangenheit nicht so schnell zurücklassen konnte.

Lenna bekommt einen Schützling an die Seite gestellt. Was genau bedeutet das für sie und was macht ihn zu etwas besonderem?

Die Krähen – die Gestaltwandler in der Zwischenwelt – stecken zwischen den Welten fest. Sie waren noch nicht bereit, zu sterben. Der menschliche Schützling ist wie eine zweite Chance für die Krähen: Wenn sie eine gute Tat vollbringen und ein Leben retten, erhalten sie die Möglichkeit, die Zwischenwelt zu verlassen. Manchen Krähen gefällt das Leben in der Zwischenwelt und sie entscheiden sich zu bleiben. Für Lenna ist der Schützling ihr Ausweg und die Hoffnung auf einen Neubeginn ohne ihr altes Leben.

Außerdem sieht Lenna durch eine Vision, wie ihre ehemalige Beste Freundin durch ihren Schützling in einen Unfall hat – den sie natürlich verhindern will. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Untergang der Zwischenwelt, in die dieser Schützling irgendwie verwickelt ist ...

Welchen Charakter in der Geschichte magst du am wenigsten und warum?

Licia, sie hat eine tadelnde Stränge.

Der Roman hat viele ernste Themen, wie zum Beispiel die Visionen, die Lenna sehr belasten. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Das allererste Kapitel, das entstanden ist, war Lennas Unfall. Ich hatte es abends in Verzweiflung geschrieben, weil ich an einem anderen Projekt feststeckte. Die Verzweiflung wurde zu einem Teil von dem Mädchen, das den Hang herunterfiel und von einem seltsamen Wesen gerettet wurde. Erst viel später habe ich mich mit dem Textschnipsel wieder beschäftigt und mich gefragt, was das Mädchen so verzweifelt gemacht hat. Die Visionen kamen danach als Puzzleteil dazu, dann die verschiedenen Welten.

Die ernsten Themen sind es, die uns Menschen bewegen und die auch Lenna antreiben.

Lenna hat den Tod ihrer eigenen Eltern vorausgesehen und konnte ihn nicht verhindern. Wie würdest du in der Situation reagieren? Erstmal ruhig bleiben oder direkt in Panik verfallen.

Definitiv Schockstarre und Panik! Ich wäre gern so cool und würde Ruhe bewahren, da ich die Situation so ja viel besser angehen könnte … Aber brr, darüber will ich lieber nicht nachdenken! :D

Aus geheimer Quelle weiß ich, dass du bisher nur Romane mit fantastischen Elementen geschrieben hast. Was magst du daran besonders?

Wenn ich fantastische Geschichten erzähle, träume ich mich ganz weit fort. Beim Schreiben kann ich andere Welten erschaffen, betreten, ins Chaos stürzen und retten lassen. Diese Freiheit ist wundervoll.

Daher hat es sich bei mir bisher so ergeben, obwohl ich realistische Jugendbücher und Liebesgeschichten sehr gerne lese. Aber ich sage niemals nie ;-)

Raven Wings ist ein Urban Fantasy Roman, das heißt er spielt in unserer realen Welt. Aber du denkst dir auch eigene High Fantasy Welten aus. Was macht dir beim Schreiben mehr Spaß und worin unterscheiden sich diese Romane beim Schreiben?

Das ist schwierig zu sagen. Für mich sind diese Genres beim Schreiben sehr unterschiedlich. Im High Fantasy habe ich nochmal viel mehr Freiheiten über die Welt, Wesen, Magie und Orte. Je enger das Fantastische an unsere Welt geknüpft wird, desto kleiner empfinde ich meine Möglichkeiten beim Erfinden der Geschichte. Daher macht mir das Plotten bei High Fantasy mehr Spaß. Wenn es dann ans „richtige“ Schreiben geht, empfinde ich Urban Fantasy als fluffiger, lockerer. Das geht mir dann leichter von der Hand. Die vielen erfundenen Regeln oder Wesen im High Fantasy können dann auch ein Fluch sein ;-)

Wo schreibst du am liebsten? Im Bett? Am Schreibtisch oder unterwegs?

Überall, wo ich Lust habe! Ich brauche keinen besonderen Ort, sondern eher das besondere Gefühl. Dann wird der Laptop auch mal in der Bahn oder auf dem Boden aufgeklappt. Und wenn das besondere Gefühl mal nicht da ist, wird der Laptop trotzdem rausgeholt und regelmäßig an den Geschichten getippt.

Aber am allerschönsten ist das Schreiben am Dienstag beim Autorenstammtisch mit meinen wundervollen Autorenkolleginnen Alex Fuchs und Lisa Rosenbecker. Nach Büchershoppen und Buchgesprächen macht das Schreiben gleich mehr Spaß!

Das Flüstern der Dunkelheit ist dein erster Roman, der veröffentlicht wird, war es für dich schwer die Geschichte gehen zu lassen?

Am schwierigsten war der Schritt, mich mit meinen Geschichten an Verlage zu wenden. Das hatte einige Jahre gedauert, bis ich mich dafür bereit gefühlt habe. Daher war ich schon etwas vorbereitet, die Geschichte von Lenna gehen zu lassen – leicht war es trotzdem nicht. Mein innerer Zweifler kann nie seine Klappe halten :D

Hast du eine Buchempfehlung für uns?

Alles von meinen wundervollen Schreibbuddys Alex Fuchs und Lisa Rosenbecker!

Ansonsten gerade fertiggelesen und förmlich inhaliert: Feeling close to you von Bianca Iosivoni