Interview Cosy Crime-Autorin Gisela B. Schmidt im Gespräch

Worum geht es in deinem Buch Mia Midway Misteries - Buchstäblich tot?
Vollkommen überraschend springt die junge Lehrerin Mia Midway als Leitung einer Bibliothek in Cornwall, genauer gesagt im malerischen Küstenstädtchen Pennygrave, ein. Sie hat keine Ahnung, worauf sie sich da eingelassen hat, denn tatsächlich blüht ihr ausgerechnet in diesem malerischen Fleckchen Erde das Abenteuer ihres Lebens. Fast unmittelbar nach ihrer Ankunft entdeckt sie die Leiche einer Frau, und ist sofort von einem Mord überzeugt, ganz im Gegensatz zur örtlichen Polizei, die ihrerseits auf einen Unfall besteht. Gemeinsam mit der fast siebzigjährigen, aber rüstigen Bibliothekarin Lady Sophie Gellam, stellt Mia eigene Ermittlungen an. Da sowohl der sprachgewandte Detective Inspector Mellony als auch der attraktive Adlige Sir William Interesse an Mia zeigen, wird nicht nur ihr Spürsinn durch diesen Fall herausgefordert. Schnell finden Mia und Lady Sophie heraus, dass nahezu jede der in Pennygrave lebenden Personen ein eigenes, kleines, schmutziges Geheimnis hat.
Humorvolle Dialoge, schrullige Protagonist:innen, spannende Ermittlungen, ein bisschen Liebesdrama und viele kleine Geheimnisse, die im Verlauf der verschiedenen Bände schrittweise enthüllt werden, das sind die Bestandteile der Mia Midway-Reihe, welche in diesem ersten Teil ihren Auftakt findet.


Wie würdest du die Protagonistin Mia Midway in ein paar Sätzen beschreiben?
Mia Midway ist extrem neugierig, aber auch sehr pflichtbewusst und manchmal sogar etwas unsicher. Sie ist sehr hilfsbereit, was aber auch dazu führt, dass sie sich leidenschaftlich gern in Dinge einmischt, die sie nichts angehen. Im Verlauf der Reihe macht sie, auch dank der Unterstützung Lady Sophies, eine charakterliche Entwicklung durch, in der ihre anfänglichen Selbstzweifel einem erstarkten Selbstbewusstsein weichen.


Das ist der erste Band der Reihe. Wie bist du auf die Idee gekommen eine Cosy-Crime-Reihe zu schreiben?
Dass ich Cosy-Crime schreiben sollte, war genau genommen eine Idee meiner Agentin Alisha. Ich komme ursprünglich aus dem Spannungsbereich, schreibe Familiengeheimnisromane und Psychothriller, habe aber seit jeher eine große Liebe für schrullige und humorvolle Figuren, die auch in meinen Spannungsromanen vorkommen. Da hielt es meine Agentin für eine gute Idee, mich mal das Cosy-Crime Genre ausprobieren zu lassen, und ich muss sagen: Die Idee war grandios. Diese Mischung aus Spannung, Tiefgang und Humor ist genau mein Ding. Dass aus dem Einzelband gleich eine Reihe werden musste, liegt daran, dass ich einfach zu viele Ideen für kleine, schmutzige Geheimnisse der Dorfbewohner von Pennygrave hatte. Diese ließen sich in einem einzigen Fall gar nicht auflösen. Daher gibt es nun pro Band einen zentralen Fall, in welchem Mia und Lady Sophie ermitteln, parallel dazu werden aber nach und nach die kleinen Geheimnisse der Dorfbewohner gelüftet. Es empfiehlt sich daher, die Bände chronologisch zu lesen, das ist aber kein Muss.


Was macht Mia und Lady Gellam zu guten Ermittlerinnen?
Sie sind neugierig, intelligent und Lady Sophie auch in gewissem Sinne skrupellos, wenn es darum geht, ein Geheimnis zu lüften. In ihrer Vorgehensweise sind sie nicht immer gesetzeskonform, dafür aber um so kreativer und abenteuerlustiger, was die Ermittlungsideen angeht.


Die Reihe spielt in dem idyllischen Küstenstädtchen Pennygrave in Cornwall. Was gefällt dir an England am meisten?
Haha, natürlich genau das, was ich hier in der Serie beschreibe: Cornwall, mit seiner malerischen, rauen Landschaft. Die Küsten und das Meer, das sich an den Felsformationen bricht. Die pompösen Herrenhäuser mit ihren Geistern und Geschichten. Die idyllischen Dörfchen mit den Cottages, die wirken, als könne man in deren typisch englischen Gärten noch Feen treffen. Die holprigen Wege, Kopfsteinsträßchen und Gassen, durch die noch Geschichten aus längst vergangenen Zeiten zu schweben scheinen wie Nebelschlieren. Die Blumenmeere, die wirken, als sei man in ein Bild von Monet gefallen. Hand aufs Herz, ist das nicht einfach eine zauberhafte Atmosphäre?

Wie viel von dir selbst steckt in Mia Midway?
Wir sind beide Deutschlehrerinnen, ansonsten steckt, glaube ich, nicht viel von mir in dieser Figur. Ich bin allgemein kein Fan davon, reale Menschen in Romanfiguren abzubilden. Klar, vermutlich steckt etwas von mir und von den Menschen, die ich kenne, in jeder meiner Romanfiguren, ganz automatisch. Das sind aber immer nur Nuancen und einzelne Facetten, und meist geschieht das nicht einmal bewusst.
Mia Midway Mysteries ist eine fiktive Geschichte, deren Protagonisten zwar von mir entworfen wurden, sich aber dann eigenständig im Verlauf der einzelnen Bände entwickelt haben. Es war und ist mir ein Vergnügen, die einzelnen Charaktere mit jedem Band näher kennenzulernen und ich hoffe, auch die Leser:innen werden ihre Freude an den schrulligen Einwohner:innen Pennygraves haben.


Hast du literarische Vorbilder?
Vorbilder nicht direkt. Eher Menschen, die ich für ihr Schreiben bewundere, obwohl ich selbst aber etwas anderes mache. Ich glaube, es macht auch keinen Sinn, etwas nachzuahmen, was es in erfolgreicher Form schon gibt. In der Art der Geschichten sehe ich mich am ehesten in der Nähe von Charlotte Link, Nora Roberts, Kate Morten und Lucinda Riley. Im Cosy-Crime Genre könnte ich es nicht einmal genau sagen. Ich glaube, da drehe ich tatsächlich erst einmal mein eigenes Ding aus Humor, Spannung und schrulligen Charakteren, und freue mich umso mehr, wenn es bei den Leser:innen gut ankommt.


Wie sieht dein gewöhnlicher Arbeitstag aus?
Den gibt es ehrlich gesagt nicht. Da ich meine zwei kleinen Kinder zu Hause betreue, sieht bei uns jeder Tag etwas anders aus, je nach den Bedürfnissen der Kleinen. Schreiben, also das, was andere als arbeiten bezeichnen, ist für mich mein persönliches Vergnügen. Ich kann immer während des Mittagschlafs der Kinder sowie abends, wenn sie im Bett sind, an meinen Geschichten tüfteln. Manchmal spielen die Kleinen auch morgens wunderbar allein, da würde ich nur stören. Natürlich flitze ich in diesen Fällen dann sofort an den Laptop zu meinen Geschichten. Manchmal malen sie auch neben mir am Tisch, während ich in die Tasten haue. Das ist alles recht flexibel und unkompliziert.


Was machst du gerne, wenn du nicht gerade schreibst?
Zeit mit meiner Familie verbringen, Prinzessin mit meinen Mädels spielen, tanzen, singen, Freunde treffen, Theater spielen und natürlich lesen. Eigentlich alles, was Spaß macht.


Und zu guter Letzt: Hast du noch eine Buchempfehlung für uns?
Oh, viel zu viele. Es gibt so wunderbare Bücher und Geschichte. Generell würde ich allen Leser:innen empfehlen, ihr Herz auch für die Geschichten zu öffnen, die nicht so gehyped sind oder eben nicht in den Buchhandlungen ausliegen. Gerade bei den kleineren Verlagen gibt es große Perlen. Und auch von SelfpublisherInnen haben mich schon einige Werke wahnsinnig gecatched. Das Stöbern in der Buch-Unterwelt lohnt sich.