Interview Emily Dunwood im Gespräch über ihren neuen Roman

Worum geht es in deinem Buch Java & Glass ­– Die gefallene Stadt?

Es geht um Hyalopolis, die „gläserne“ Weltstadt der Zukunft, deren Gesellschaft ihr gesamtes Leben auf digitalen Timelines aufzeichnen lässt. Sie teilen ihren gesamten Alltag, machen jeden Schritt öffentlich. Diese Transparenz verschafft ihnen ein angenehmes und sicheres Leben, Kriminalität ist selten geworden und die Konzerne lesen den Menschen jeden Wunsch von den Lippen ab. Sie übt allerdings auch einen großen Druck aus. Fehler und Skandale sind für immer öffentlich ins Netzwerk gebannt und werden nicht so leicht vergessen. So geht es auch Java, die nach einem schrecklichen Ereignis vor den Trümmern ihrer Ziele und Hoffnungen steht. Die Menschen um sie herum wollen nichts mehr von ihr wissen, sie ist verarmt und plötzlich völlig auf sich allein gestellt. Ihre einzige Hoffnung auf ein neues Leben sieht sie in einer neuen Identität, einer neuen Timeline. So gerät sie nach Deep City, der dunklen Parallelwelt zur „gläsernen“ Stadt, wo die Menschen in völliger Anonymität das tun, was sonst niemand wissen soll. Als ihr Ziel dort in greifbare Nähe zu rücken scheint, ist sie bereit alles zu tun, auch wenn es sie ihr Leben kosten könnte.

 

Das Leben in Hyalopolis ist gläsern. Alles wird digital aufgezeichnet. Woher kam die Idee für die gläserne Stadt? Fühlst du dich manchmal selbst gläsern?

Die initiale Idee kam mir beim Lesen eines Artikels über das Deep Web bzw. Darknet, also den Teil des Internets, das nicht über die gängigen Suchmaschinen zugänglich und wo anonymes Surfen möglich ist. Diese absolute Gegenwelt zum allgemein zugänglichen Surface Web fand ich sehr faszinierend. Das Darknet ist Raum für Kriminalität und dunkle Fantasien, aber auch für politisch Verfolgte oder Datenschutzaktivisten –  vor allem die Scheinwelten auf Social Media, wo man leichtfertig große Teile seiner Privatsphäre aufgibt, stehen dazu in hartem Kontrast.
Ich fand die Themen und Problematiken, die sich aus dieser Polarität ergeben sehr interessant und entwickelte daraus das Konzept für die Gesellschaft in Hyalopolis.
Der Schauplatz des Buches ist also gar nicht so sehr Zukunftsvision, sondern eher eine Art Projektion unseres Internetdaseins auf eine fiktive, futuristische Stadt. Selbstverständlich fühle also auch ich mich oft „gläsern“. Ob es nun personalisierte Werbung ist, ein perfekt auf meine Interessen abgestimmter Instagram-Feed oder Google Maps, das mich ganz nonchalant danach fragt, wie voll meine Bahn gerade war.

 

Die Stadt um die sich alles in deinem Roman dreht heißt Hyalopolis, außerdem haben deine Protagonisten schöne einzigartige Namen. Woher nimmst du die Inspiration dazu?

Um den Bogen zur Idee hinter der Geschichte zu schlagen, entstammen die Namen der Charaktere dem Informatikbereich. Inspiration waren beispielsweise Programmiersprachen oder Betriebssysteme.
Hyalopolis ist ganz einfach das altgriechische Wort für „gläserne Stadt“.

 

Stell dir vor, du würdest selbst in Hyalopolis leben, wo wärst du und wie sähe dein Leben aus?

Zu der Zeit zu der Hyalopolis existiert, wäre ich natürlich schon sehr alt. Wahrscheinlich würde ich mit drei oder vier holographischen Katzen in einem Seniorenwohnheim leben und mich über die ganze moderne Technik beschweren.

 

Liest du selbst gerne Fantasy? Hast du ein Lieblingsbuch?

Als junger Teenager habe ich fast ausschließlich Fantasy gelesen. Damals war ich unter anderem großer Fan von Die Tribute von Panem. Mittlerweile bin ich auch in vielen anderen Genres unterwegs.
Für ein konkretes Lieblingsbuch gibt es einfach zu viele gute Bücher. Eines das ich allerdings immer wieder lesen würde wäre The Secret History von Donna Tartt.

 

Beschreibe deine Protagonistin Java in drei Worten.

Mondän. Zynisch. Skrupellos.

 

Kannst du schon etwas über den zweiten Band verraten?

Ich möchte auf keinen Fall spoilern, deshalb nur so viel: Es geht nahtlos weiter und Javas Lage wird immer kritischer.

 

Hast du eine Schreibroutine?

Durch mein Studium habe ich leider nur relativ wenig Zeit zum Schreiben. Am besten klappt es, wenn ich morgens eine Stunde früher aufstehe und mich direkt an den Schreibtisch setze. Ansonsten schreibe ich auch schon mal in der Bahn oder eben immer dann, wenn ich Zeit habe. Von Routine kann dann natürlich nicht die Rede sein.

 

Planst du alles immer genau durch, bevor du eine Geschichte schreibst, oder legst du einfach los, wenn dich die Idee überkommt?

Die gefallene Stadt habe ich recht detailliert geplant, von Exposé über Szenenplan bis hin zur genauen Ausarbeitung einzelner Szenen.
Ich habe aber auch schon Bücher geschrieben, die mit sehr viel weniger Planung ausgekommen sind, das ist von Projekt zu Projekt sehr individuell.

 

Hast du einen Buchtipp für uns?

Die Thriller von Gillian Flynn fand ich großartig!