Leseprobe Mord in St. John's Wood

KAPITEL 1

London 1838

Caroline Morton blieb an der Tür stehen, damit die drei kleinen Hunde ihrer Arbeitgeberin an ihr vorbei hineinstürmen konnten, um ihre Lieblingsplätze auf dem Teppich vor dem Kamin einzunehmen. Ihr Frauchen trat wenig später ein und strahlte, als ihr Lieblingsmops Max an ihren Rockzipfeln schnupperte.

„Soll ich Tee bringen lassen, Madam?“, fragte Caroline, während sie die Gardinen richtete, damit die helle Nachmittagssonne Mrs Frogerton nicht ins Gesicht schien.

„Ja, bitte.“ Mrs Frogerton ließ sich auf ihrem Lieblingssessel nieder und fächerte sich energisch Luft zu. „Es war heute doch sehr warm, aber ich bin froh, dass wir gegangen sind. Dotty hat sich sehr amüsiert.“

Caroline läutete die Glocke und setzte sich gegenüber ihrer Arbeitgeberin hin.

„Sie wurde von mehreren bedeutenden Damen im Vorbeifahren gegrüßt und Mrs DeBloom hielt sogar an, um sich mit ihr zu unterhalten.“

„Ist das denn gut?“ Mrs Frogertons Interesse war sofort geweckt. „Denn soweit ich sehen konnte, haben sich dadurch die Kutschen den halben Park weit zurückgestaut.“

„Das ist in den Stoßzeiten im Park nicht anders zu erwarten“, erwiderte Caroline. „Und die Aufmerksamkeit einer Gesellschaftsdame wie Mrs DeBloom zu erregen, die auch noch eine Frau für ihren sehr heiratswürdigen und wohlhabenden Sohn sucht, sind ausgezeichnete Neuigkeiten.“

„Mein Mädchen ist nicht auf sein Geld angewiesen.“ Mrs Frogerton tat die Diamantminen der Familie DeBloom mit einem Winken ab. „Und ich kann nicht behaupten, dass mir ihre herablassende Art gefällt. Bei ihr fühle ich mich wie ein Hausmädchen, das gerade das beste Porzellan zerbrochen hat.“

„Sie wirkt manchmal recht überheblich“, gestand Caroline ein. „Aber Dorothy lässt sich so leicht nicht einschüchtern.“

Mrs Frogerton lachte inbrünstig. „Aye, das kann man wohl sagen. Ich habe sie dazu erzogen, für sich selbst einzustehen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Woher hat sie nur die Ausdauer, um all diese Veranstaltungen zu besuchen. Sogar ich bin schon erschöpft und sie kommt kaum noch dazu, in ihrem eigenen Bett zu schlafen.“

„Eine solche Saison kann recht stressig sein, wenn man auf all die besten Veranstaltungen eingeladen wird“, stimmte Caroline ihr zu. „Und Dorothy war bisher eindeutig erfolgreich.“

„Das ist meine Dotty.“ Mrs Frogerton lächelte liebevoll. „Noch vor Ende des Sommers hat sie sich bestimmt einen Duke gefangen.“

Nachdem Caroline in den letzten Monaten Dorothy besser kennengelernt hatte, tendierte sie dazu, Mrs Frogerton recht zu geben. Obwohl Dorothy nur eine Generation von einer neureichen Industriellen entfernt war, kam es bei den grauen Eminenzen des ton gut an, dass sie sich beharrlich weigerte, ignoriert zu werden. Statt als ehrgeizige „Industriellen-Tochter“ gesehen zu werden, die nur aufgrund ihres Vermögens toleriert wurde, galt sie als echtes „Original“.

Caroline konnte ihr lediglich Ratschläge geben, da Dorothy die Einmischung anderer nicht duldete, aber sie hatte mit ihrer Hilfe Vertrauen aufgebaut und war von ihr weit stärker toleriert als ihre Mutter, die glücklicherweise nichts darauf gab, wie man sie sah.

„Wo ist Dotty?“, fragte Mrs Frogerton.

„Sie ist nach oben in ihr Zimmer gegangen, um sich für die Nachmittagsbesucher umzuziehen.“

„Natürlich.“

Caroline sah hinunter auf ihr eigenes praktisch anmutendes Gewand. Zu ihrer Überraschung vermisste sie es nicht annähernd so sehr wie befürchtet, ständig mit den neuesten Entwicklungen in der gehobenen Gesellschaft mithalten zu müssen. Tatsächlich gefiel ihr sogar fast ihre Hintergrundrolle, in der sich ihr Verhalten nicht ständig auf dem Prüfstand befand. In den zwei Jahren seit dem vorzeitigen Ableben ihres Vaters war ihre Verachtung für ihre früheren Kreise schwächer geworden, sodass sie inzwischen in der Lage war, ihre alte Welt hinter sich zu lassen und eine neue zu betreten, in der sie stolz darauf war, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, ohne auf die Güte und Gnade ihrer Verwandten angewiesen zu sein.

Mrs Frogerton gluckste. „Sie will nicht, dass jemand sie am gleichen Tag zweimal im selben Gewand sehen könnte.“

Der Butler brachte das Teetablett herein, gefolgt vom Hausmädchen mit einer Auswahl an Kuchen und Torten.

„In der Eingangshalle befindet sich ein gewisser Dr. Harris, Madam. Er behauptet, Sie zu kennen.“

„Dann lassen Sie ihn bitte umgehend herein!“ Mrs Frogerton klatschte in die Hände. „Haben Sie gewusst, dass der werte Doktor uns einen Besuch abstatten will, Caroline?“

„Nein, das ist auch mir neu“, erwiderte Caroline. „Ich schreibe zwar häufiger an Rose Harris, um mich über die Bildung meiner Schwester Susan auszutauschen, aber mit dem Doktor selbst stehe ich nicht in Kontakt.“

Mrs Frogerton hatte angeboten, beim Zahlen der Schulgebühren für Susans Internat in Norwich zu helfen, wofür Caroline unendlich dankbar war. Es hatte ihr nach der kürzlichen Serie tragischer Ereignisse nicht gefallen, Susan in der Obhut ihrer kranken Tante und dem Rest der Familie Greenwood zu belassen. Mrs Frogerton hatte darauf bestanden, dass sie Mitverantwortung für Susans unglückliche Situation trug, und wollte daher ein Nein nicht als Antwort gelten lassen.

Dr. Harris trat ein und sah wie üblich ein wenig wild aus. Sein dunkles Haar hätte einen neuen Schnitt vertragen können, aber immerhin war sein Hemd gut gepflegt und es waren keine Flicken an seinem Mantel zu erkennen. Er verbeugte sich vor seiner Gastgeberin und vor Caroline.

„Mrs Frogerton, Miss Morton! Es ist mir eine große Freude, Sie wiederzusehen.“

Sein freundlicher Tonfall ließ Caroline unwillkürlich eine Augenbraue hochziehen. Bei ihrer letzten Unterhaltung war er weit weniger kommunikativ gewesen, was sich ausgesprochen frustrierend angefühlt hatte. Ihre Kameradschaft, während sie gemeinsam die Morde während der Hausfeier ihrer Tante aufgedeckt hatten, war wie verflogen gewesen und sie war sich nicht sicher, ob sie das freuen oder stören sollte.

„Dr. Harris! Was bringt Sie nach London?“

Er lächelte Mrs Frogerton an. „Ich habe eine Stelle im St. Thomas Hospital angenommen, Madam. Ich werde junge Studenten unterrichten und mich auf den Stationen selbst um Patienten kümmern.“

„Wie wunderbar.“ Mrs Frogerton schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Dann hoffe ich, dass Sie mich oft besuchen werden, Sir. Caroline und ich wissen Ihre Gesellschaft immer sehr zu schätzen.“

Dr. Harris warf Caroline einen skeptischen Blick zu, die wiederum versuchte, eine Miene aufzusetzen, als würde ihre Arbeitgeberin nur für sich sprechen. „Haben Sie schon eine angemessene Unterkunft?“, fragte Mrs Frogerton.

„Die habe ich, Madam. Meine Wohnung liegt nahe am Krankenhaus, sodass ich zu Fuß in fünf Minuten da bin. Und auch die Miete ist in Ordnung.“

„Das sind gute Neuigkeiten.“ Mrs Frogerton zwinkerte Caroline zu. „Ich dachte schon, wir müssten Dr. Harris ein Zimmer unter dem Dach anbieten.“

„Ich bin mir sicher, dass Dr. Harris das mit der undichten Stelle in der Decke gefallen würde“, scherzte Caroline. „Er ist ja sehr naturverbunden.“

Dr. Harris sah entsetzt aus von der Vorstellung. „Ich habe bereits ein sehr gutes Appartement gefunden, vielen Dank, Miss Morton. Ich bin nicht auf die Großherzigkeit anderer angewiesen.“

„Oh, ich bin sicher, dass Mrs Frogerton Miete verlangt hätte, Sir. Sie hat nicht viel für Kletten übrig, die sich durchfüttern lassen, nicht wahr, Madam.“

„In der Tat. Das versteht inzwischen sogar mein Sohn“, sagte Mrs Frogerton mit Nachdruck. „Es hilft bei der Charakterentwicklung, wenn man lernt, für sich selbst sorgen zu müssen. Wie dem auch sei, kann ich Ihnen etwas Tee anbieten, Dr. Harris?“

„Sehr gern, Madam.“ Dr. Harris kam herüber, um seine Tasse entgegenzunehmen, und setzte sich neben Caroline, während sich seine Gastgeberin an den kleinen Küchlein bediente. „Wie ich von meiner Schwester höre, hat Susan sich in ihrer neuen Umgebung gut eingelebt.“

„Das hat sie in der Tat.“ Caroline stellte einen Teller mit einer Auswahl an Kuchen neben Dr. Harris ab. „Rose war ausgesprochen großzügig zu ihr.“

„Stimmt es, dass Susan immer noch glaubt, Mabel würde kommen, um sie zu holen?“ Dr. Harris trank einen Großteil seines Tees mit nur einem Schluck. „Gibt es denn Neuigkeiten, was ihren Aufenthaltsort angeht?“

„Ich weiß nur, dass es ihr gelungen ist, England zu verlassen. Sie hält sich derzeit irgendwo in Europa auf, vermutlich in Begleitung von Harry“, erwiderte Caroline. „Ich muss gestehen, dass ich versuche, mich nicht in die Familienangelegenheiten der Greenwoods einzumischen.“

„Das ist verständlich.“ Dr. Harris runzelte die Stirn, während er die Auswahl an Kuchen beäugte. „Wieso sind die alle so klein?“

„Weil sie für den Nachmittagstee dekorativ aussehen sollen. Außerdem sind sie für die Art Besucher gedacht, die sich nur selten die Mühe machen, sie überhaupt zu probieren“, erklärte Caroline.

„Typisch“, sagte Dr. Harris mit einem Schnauben, wählte eines der zarten Meringue-Gebäcke und nahm es mit einem Bissen in den Mund. „Ich bräuchte mindestens ein Dutzend davon, um davon so satt zu werden wie von einem einzigen Rosinenbrötchen für einen Penny vom Bäcker.“

Dorothy betrat den Salon und Dr. Harris erhob sich.

„Guten Tag, Miss Frogerton.“

Dorothy musterte ihn von Kopf bis Fuß. Sie trug ein Kleid in ihrem liebsten Rosaton mit dreifachen Rüschen aus Spitze am Saum. Ihr Haar war aufwendig hochgesteckt. „Was bringt Sie hierher? Ist jemand gestorben?“

Ihre Mutter erschauderte. „Das will ich doch nicht hoffen. Davon hatten wir in Greenwood Hall genug für ein ganzes Leben.“

„Ich bin nur hier, um Ihnen allen meine Aufwartung zu machen, Miss Frogerton. Ich habe eine Stelle an einem der Krankenhäuser in London angenommen.“

„Dann sollten Sie besser zurück an die Arbeit. Ich möchte nicht, dass Sie den Salon meiner Mutter besetzt halten, wenn der Nachmittagsbesuch eintrifft“, sagte Dorothy schroff. Caroline musste sich ein Lächeln verkneifen.

„Ich habe nicht die Absicht, meinen Besuch unnötig in die Länge zu ziehen, Miss Frogerton.“ Dr. Harris war nicht ganz so leicht einschüchtern wie die anderen Persönlichkeiten des ton. „In eine Unterhaltung mit oberflächlichen Gesellschaftsdamen verstrickt zu sein, ist außerdem das Letzte, das ich will.“

„Einige dieser Frauen sind aktiv in den Wohltätigkeitsorganisationen, die Ihr Krankenhaus finanzieren“, fühlte Caroline sich verpflichtet anzumerken. „Tatsächlich dürfte von Ihnen erwartet werden, sich regelmäßig auf charmante Art mit diesen Damen zu unterhalten.“

„Ich dachte, ich hätte all den Unsinn mit den Verbeugungen und dem zu Kreuze kriechen auf dem Land hinter mir gelassen“, murmelte Dr. Harris. „Ich will doch nur meine Patienten behandeln, meine Studenten unterrichten und ansonsten in Ruhe gelassen werden.“

„Bitte sehr, dann lassen Sie sich von uns nicht von Ihren noblen Zielen abhalten.“ Dorothy zog die Augenbrauen hoch. „Die erste Kutsche ist gerade draußen vorgefahren und ich würde es bevorzugen, wenn Sie jetzt gingen.“

Dr. Harris trank den Rest seines Tees mit einem Schluck aus und wickelte die Küchlein auf seinem Teller in einem Taschentuch ein, das er in der Manteltasche verschwinden ließ. Er verbeugte sich vor seiner Gastgeberin.

„Dann mache ich mich auf den Weg.“ Er reichte Mrs Frogerton seine Visitenkarte. „Darauf steht meine Adresse, falls Sie meine Dienste benötigen.“

„Vielen Dank, Dr. Harris. Ich werde Sie schon bald zum Abendessen einladen.“

Dorothys Gesichtsausdruck sagte etwas anderes und Caroline musste erneut ihr Bedürfnis zu lachen unterdrücken.

„Auf Wiedersehen, Doktor.“

„Miss Morton.“ Er nickte zuerst ihr und dann Dorothy zu.

„Miss Frogerton.“

Dorothy wartete kaum, bis er das Zimmer verlassen hatte, bevor sie sprach. „Mutter, du kannst ihn doch nicht an unserer Tafel sitzen lassen.“

„Wieso denn nicht? Er ist ein unterhaltsamer Geselle.“

„Weil seine Verachtung für die gesellschaftlichen Gepflogenheiten aus jeder Pore strömt und er keine Anstalten macht, sein Verhalten anzupassen!“

„Vor sechs Monaten hättest du selbst noch jedem seiner Worte zugestimmt“, merkte Mrs Frogerton an. „Pass auf, dass du dich nicht in die schlimmste Sorte von Snob entwickelst, Dotty, meine Liebe. Ich werde das nicht dulden.“

Der Butler trat ein und verbeugte sich.

„Mrs DeBloom, Mr Philip DeBloom und Miss DeBloom.“

Seufzend erhob sich Mrs Frogerton, während Dorothy eine triumphierende Miene aufsetzte.

„Mrs DeBloom.“ Mrs Frogerton trat mit ausgestreckter Hand vor. „Was für eine unerwartete Ehre …“

Caroline machte einen Knicks und wurde von den weiblichen Mitgliedern der Familie DeBloom ignoriert, während sie ihnen schweigend Tee einschenkte und Kuchen anbot. Ihre Position als Gesellschafterin war oft eigenartig, weil sie in einer Art Zwischenwelt existierte, in der sie weder Bedienstete noch Teil der gehobenen Gesellschaft war.

„Vielen Dank.“ Mr DeBloom schenkte ihr ein Lächeln, als sie den Tee für ihn neben ihm abstellte.

„Ich habe Sie heute doch schon im Park mit Miss Frogerton und ihrer Mutter gesehen, aber ich kann mich leider nicht an Ihren Namen erinnern.“

„Ich bin Miss Morton, Sir. Mrs Frogertons Gesellschafterin.“

Sie wartete auf das übliche Zurückweichen oder eine peinliche Berührtheit, war jedoch überrascht, stattdessen ein Glucksen zu erhalten.

„Ich möchte meinen, dass es beizeiten herausfordernd sein dürfte, ein Auge auf Miss Frogerton und ihre Mutter zu haben.“

„Ja, manchmal, Sir.“ Caroline bemerkte, dass sie unwillkürlich das Lächeln erwiderte. „Aber sie sind jede Mühe mehr als wert.“

„Hört, hört.“ Sein Blick wanderte zu Dorothy, die sich gerade mit seiner Mutter unterhielt. „Mir gefallen Frauen, die wissen, was sie wollen.“

„Dann wird Ihnen Miss Frogerton sicherlich zusagen“, erwiderte Caroline. „Und auch sie weiß ehrliche und direkte Männer zu schätzen.“

Sie setzte sich wieder auf ihren Platz auf dem Sofa, nur um zu bemerken, dass sie von Mrs DeBloom angestarrt wurde.

„Und wer sind Sie, meine Liebe?“

„Miss Morton, Madam.“ Caroline hielt den Kopf hocherhoben und sah Mrs DeBloom direkt in die Augen.

„Lady Caroline Morton, falls Sie den korrekten Titel verwenden möchten,“ fügte Mrs Frogerton mit einem warmen Lächeln hinzu. „Allerdings ist dies laut ihr weder von Bedeutung noch notwendig.“

„Morton?“ Mrs DeBloom runzelte die Stirn. „Ich glaube, ich bin Ihrem Vater in Afrika begegnet.“

„Das ist durchaus möglich“, sagte Caroline leichthin. „Er ist schließlich sehr gerne auf Reisen gewesen.“

„Ein wirklich sehr charmanter Mann“, fuhr Mrs DeBloom fort. „Wie geht es ihm denn?“

„Er ist vor ein paar Jahren gestorben, Madam, und hat seine Kinder mittel- und obdachlos zurückgelassen.“

Mr DeBloom verschluckte sich an seinem Tee, was er durch ein Husten zu überdecken versuchte.

„Oh.“ Mrs DeBloom wandte sich wieder Dorothy zu. „Ich hoffe doch, dass Ihre Mutter gestatten wird, dass Sie uns heute Abend ins Theater begleiten. Wir haben eine Loge reserviert und werden während der Pause ein privates Mahl servieren lassen.“ Sie lächelte Mrs Frogerton freundlich an. „Ich werde natürlich als Anstandsdame dabei sein und dafür sorgen, dass Ihre Tochter jederzeit völlig sicher ist.“

Dorothy warf ihrer Mutter einen flehenden Blick zu. „Ich würde wirklich sehr gerne gehen und es würde bedeuten, dass du und Caroline zur Abwechslung einen Abend für euch hättet.“

„Ich gebe dich gern in die verantwortungsvollen Hände von Mrs DeBloom“, erwiderte Mrs Frogerton.

„Ausgezeichnet. Dann werden wir Sie mit der Kutsche um sieben Uhr abholen.“ Mrs DeBloom erhob sich, ohne auch nur einen Schluck ihres Tees getrunken zu haben. „Philip, Clarissa, kommt mit.“

Sie fegte hinaus mit ihrer Tochter im Schlepptau, die bisher kein einziges Wort gesagt hatte. Mr DeBloom nahm sich die Zeit, um sich von Dorothy und Mrs Frogerton zu verabschieden, bevor er sich Caroline zuwandte.

„Es war mir eine Freude, Miss Morton. Ich sehe es immer gern, wenn jemand meine Mutter aus dem Konzept bringen kann.“ Er zwinkerte ihr zu und wandte sich zum Gehen. „Genießen Sie Ihren freien Abend.“

Mehrere Stunden später hörte Caroline, während sie am Feuer saß und in einen der Gruselromane ihrer Arbeitgeberin vertieft war, wie die Tür aufging. Eilig schlug sie das Buch zu, als Mrs Frogerton mit strahlender Miene eintrat.

„Caroline! Meine Güte, Sie hätten mich heute Abend begleiten sollen.“ Bevor sie sich auf ihrem Lieblingsplatz niederließ, streichelte sie energisch die Hunde, die sich während der Abwesenheit ihres Frauchens niedergeschlagen um Carolines Sessel geschart hatten. „Es war wirklich unglaublich!“

„Hatten Sie nicht gesagt, Sie wollten sich einen wissenschaftlichen Vortrag anhören?“ Caroline ließ das Buch diskret zwischen Sessel und Kissen verschwinden und setzte sich gerade auf.

„Nicht ganz. Es war eher ein … privates Treffen von Gleichgesinnten, die sich für das interessieren, was über das Diesseits hinausgeht.“

„Wie bitte?“ Caroline musterte Mrs Frogertons vor Aufregung gerötetes Gesicht genauer. „Geht es Ihnen auch wirklich gut, Madam? Haben Sie vielleicht zu viel Sherry getrunken?“

Ihre Arbeitgeberin fächerte sich mit der Hand Luft zu. „Ich habe mich lange nicht mehr so lebendig gefühlt, meine Liebe. Die Dame, die die Séance durchgeführt hat, war eine Französin. Sie hat in Zungen gesprochen!“ Sie erschauderte bei der Erinnerung. „Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper.“

Caroline setzte eine finstere Miene auf. „Haben Sie versucht, mit den Toten in Kontakt zu treten, Mrs Frogerton?“

„Ich habe es nicht nur versucht, ich war erfolgreich. Madame Lavinia hatte eine Nachricht aus dem Jenseits für mich von Septimus!“

„Und was genau hatte Ihr verstorbener Ehemann zu sagen, Madam?“ Caroline versuchte angestrengt, ihre Skepsis zu verbergen. Für eine solch scharfsinnige Frau war ihre Arbeitgeberin manchmal erschreckend leichtgläubig.

„Dass es ihm gut geht und er sehr stolz auf mich ist, dass ich das Geschäft ausgebaut habe.“ Mrs Frogerton lächelte. „Genau das hätte ich auch erwartet. Er war nie jemand, dem gefühlsduselige Worte und Gesten lagen, aber ein Gewinnwachstum hätte ihn beindruckt.

„Mit allem gebührenden Respekt, aber eine solche Bemerkung ist doch sehr allgemein formuliert“, erwiderte Caroline. „Sie hätte sicher bei vielen zutreffen können, nicht nur auf Ihre spezielle Situation.“

„Das ist mir durchaus bewusst. Aber das, was sie danach gesagt hat, hat mich besonders beeindruckt“, Mrs Frogerton legte eine Spannungspause ein. „Madame Lavinia kannte seinen Spitznamen für mich!“

„Matty?“

„Nein, so hat mich mein Vater genannt. Aber ebenfalls viel besser als Matilda.“ Mrs Frogerton senkte die Stimme. „Septimus hat mich immer seinen kleinen Mops genannt.“

Caroline musste ein paar Mal blinzeln. „Mops?“

„Ja, in der Tat. Es ist nicht allgemein bekannt, weil Septimus in der Öffentlichkeit sehr darauf bedacht war, den seriösen Anschein zu wahren. Es war sein privater Name für mich wegen meines runden Gesichts, meiner untersetzten Statur und meiner braunen Augen.“ Sie gluckste. „Es ist mir ein Rätsel, wie die Madame diesen Spitznamen wissen konnte, außer indem sie mit jenen hinter dem Schleier des Jenseits kommuniziert.“

„Das ist wirklich bemerkenswert“, gestand Caroline ein. „Vielleicht sollte ich dieser mysteriösen Wunderfrau selbst einen Besuch abstatten.“

Caroline hatte eine Ahnung, dass Madame Lavinia, oder wie auch immer sie wirklich hieß, bald schon eine finanzielle Gegenleistung für ihre „Prophezeiungen“ verlangen würde. Caroline würde nicht zulassen, dass Mrs Frogerton ihr zum Opfer fiele. Sie hatte lange genug in der gehobenen Gesellschaft gelebt, um zu wissen, dass es immer begabte Blender gab, die darauf aus waren, die Reichen von ihrem Geld zu trennen. Und Mrs Frogertons Enthusiasmus konnte sie vielleicht vom rechten Weg abbringen.

„Ich wollte Ihnen gerade dasselbe vorschlagen, meine Liebe“, Mrs Frogerton strahlte sie voller Zustimmung an. „Wenn Dotty das nächste Mal abends mit ihren neuen Freunden beschäftigt ist, werden wir zusammen hingehen. Ich kann es kaum erwarten, Sie ebenso begeistert zu sehen, wie ich es bin.“

KAPITEL 2

Zwei Wochen später folgte Caroline Mrs Frogerton die Stufen zum Eingang eines schmalen Stadthauses in St. John’s Wood hinauf. Die Tür wurde ihnen von einem älteren Herrn geöffnet, der eine altmodische weiße Perücke und eine ausgewaschene Uniform trug.

„Guten Abend, Madam.“

„Guten Abend, Mr Murphy. Madame Lavinia erwartet uns.“

Mrs Frogerton trat in die recht enge und düstere Eingangshalle, die mit weißen und schwarzen Fliesen gekachelt war. Die Haupttreppe führte entlang der linken Wand nach oben, während von dem Flur auf der rechten Seite mehrere Räume abzweigten. Obwohl die Räumlichkeiten gepflegt waren, war Caroline sofort klar, dass sie angemietet waren. Die Einrichtung stammte aus dem vorigen Jahrhundert und die Fensterläden und Vorhänge hätten entweder einen neuen Farbklecks vertragen können oder ausgewechselt werden müssen.

Der Butler nahm ihnen die Mäntel ab. Er hatte einen angenehmen irischen Akzent, der eine beruhigende Wirkung besaß. „Wenn Sie mir bitte folgen würden. Die Madame wartet im hinteren Salon.“

„Vielen Dank.“

Carolines Verdacht, was die Eigentumsverhältnisse des Hauses angingen, wurden bestätigt, als sie die helleren Stellen an den Wänden bemerkte, wo einmal Bilder gehangen hatten, die von der neuen Bewohnerin nicht durch andere ersetzt worden waren. Bevor Caroline die Stelle bei Mrs Frogerton angenommen hatte, hatte sie in einem sehr ähnlichen Gebäude in einem Zimmer unter dem Dach mit ihrem wenigen Hab und Gut gelebt. Diese Zeit würde sie sicher nie vergessen.

„Lebt die Madame bereits lange hier?“, fragte Caroline den vorangehenden Butler.

„Sie ist letztes Jahr von Brighton hergezogen, Miss, wo sie große Erfolge mit den Gästen des Royal Pavilion erzielt hat. Er blieb stehen, um ihnen die Tür zu öffnen. „Ihre Besucher, Madame.“

Caroline trat einen Schritt zurück, um Mrs Frogerton vorzulassen, und nahm sich einen Augenblick Zeit, um die Inneneinrichtung genauer zu betrachten. Ein großer runder Tisch mit zahlreichen Stühlen, die nicht zueinander passten, nahm fast den gesamten Platz in dem quadratischen, holzgetäfelten Zimmer ein. In der Mitte standen ein mit schwarzem Flor umhüllter Kerzenleuchter, eine Glocke und eine angelaufene Silberschüssel, in der sich etwas befand, das wie gewöhnliches Wasser aussah. Auf der anderen Seite des Tisches saß Madam Lavinia Dubois.

Sie trug eine weiße Perücke im Stil von Marie Antoinette und hatte einen schwarzen Schleier darüber drapiert. Ihr Gewand war aus grauem Satin mit Silberfäden gefertigt, die das Kerzenlicht reflektierten, mit langen Spitzenrüschen an den Ärmeln und am Ausschnitt.

„Mrs Frogerton. Wie schön, Sie wiederzusehen.“

„Madame!“ Mrs Frogerton deutete mit einer stolzen Geste auf Caroline. „Ich habe auch meine kleine Zweiflerin mitgebracht, um Sie persönlich kennenzulernen.“

Madame drehte den Kopf zu Caroline, als diese auf sie zu trat. Ihre Gastgeberin hatte wache, dunkelbraune Augen, trug Lippenstift, der ihre Lippen wie den Kussmund einer Puppe aussehen ließ, und Rougeflecken auf den Wangen.

„Miss Morton, Madame.“ Caroline machte einen Knicks.

Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen der Madame. „Sie sind herzlich willkommen, ma chérie. Bitte setzen Sie sich neben Ihre Begleiterin und wir werden auf die Ankunft der anderen warten.“

„Merci, de m’avoir chez vous, Madame“, antwortete Caroline.

Sie war nicht überrascht, als die Dame auf ihr fließendes Französisch nicht antwortete und sich stattdessen der Tür zuwandte, um einen weiteren Neuankömmling zu begrüßen. Hätte sie das nötige Kleingeld, um eine Wette zu riskieren, würde sie darauf setzen, dass Madame Lavinia nicht im entferntesten französische Wurzeln hatte.

Mrs Frogerton stupste sie an, als der Butler ihnen Tee servierte. „Ich wusste gar nicht, dass Sie Französisch sprechen!“

Caroline zuckte mit den Schultern. „Meine Mutter sprach es sehr gut und hat es uns von Geburt an beigebracht, sodass es für mich ganz selbstverständlich ist.“

„Ich muss daran denken, Sie das nächste Mal mitzunehmen, wenn ich mit meinen französischen Lieferanten verhandle. Ich habe schon länger den Verdacht, dass sie mich ausnehmen wollen.“

„Ich würde mich freuen, bei einem solchen Treffen dabei zu sein, Madam“, sagte Caroline.

„Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, dass jemand Dotty und Simon eine Fremdsprache beibringt.“ Mrs Frogerton nippte an ihrem Tee. „Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass mein Unternehmen nach Europa exportieren würde.“

„Ich könnte versuchen, Dorothy zu unterrichten, Madam“, bot Caroline zögernd an. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie die Zeit dazu hat.“

„Und auch nicht die Geduld. Es sei denn, sie glaubt, dass sie sich damit ihren Duke einfangen kann.“

„Die meisten Adligen beherrschen Französisch, sodass es tatsächlich hilfreich sein könnte.“

„Ich werde sie fragen, was sie davon hält. Die DeBlooms haben es ihr sehr angetan. Nicht, dass ich glaube, dass daraus etwas wird, aber Mr DeBloom ist wirklich ganz nett.“

„Er scheint sehr beeindruckt von ihr zu sein.“

Mrs Frogerton zog die Augenbrauen hoch. „Ich glaube, er ist sehr beeindruckt von Ihnen, meine Liebe, und wenn Sie ein Vermögen besäßen, das Ihrer Schönheit gleichkäme, würde er sofort auf die Knie gehen und um Ihre Hand anhalten.“

„Wohl kaum. Im Gegensatz zu vielen anderen von Dorothys Verehrern hat er lediglich so gute Manieren, dass er zu jedem in ihrem Umfeld, der die Erfolgsaussichten seines Werbens beeinflussen könnte, höflich ist.“

„Hauptsache, er bietet Ihnen keine carte blanche an. Egal, was Sie jetzt denken mögen, merken Sie sich, dass Sie sich auf nicht weniger als eine rechtlich sichere Ehe einlassen dürfen.“ Mrs Frogerton fuchtelte mahnend mit dem Finger in Carolines Richtung. „Und da ich weiß, dass Sie Französisch sprechen, muss ich Ihnen nicht erklären, was das bedeutet.“

„Ich würde ein solches Angebot niemals annehmen, Madam“, versicherte Caroline ihrer Arbeitgeberin eilig. „Und Mr DeBloom ist viel zu intelligent, um seine Mutter auf diese Weise gegen sich aufzubringen und sein Erbe aufs Spiel zu setzen.“

„Männer setzen, wenn es um Frauen geht, ihre Intelligenz nicht immer ein, meine Liebe“, erwiderte Mrs Frogerton prompt. „Sie denken in solchen Fällen vielmehr mit ganz anderen Körperteilen.“

Caroline blickte auf, als ein Gentleman neben ihr Platz nahm.

„Guten Abend, Madam“, sagte er höflich. Er hatte einen leicht irischen Akzent. „Ich glaube nicht, dass ich schon das Vergnügen hatte, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

Mrs Frogerton beugte sich an Caroline vorbei und lächelte den Mann an.

„Guten Abend, Professor Brown. Das ist Miss Morton, meine Gesellschafterin.“

„Miss Morton.“ Er nickte ihr zu. „Freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Mrs Frogerton war sehr beeindruckt von Madames … Ausführungen neulich Abend.“ Er lächelte und deutete auf den Notizblock und den Bleistift, die er vor sich auf den Tisch gelegt hatte. „Ich versuche, aufgeschlossener zu sein als die meisten.“

„Der Professor führt eine wissenschaftliche Studie über die Arbeit der Madame durch“, sagte Mrs Frogerton, als ein weiteres Paar den Raum betrat und neben einer schwarz gekleideten Frau mittleren Alters und zwei älteren Damen, die wie Schwestern aussahen, Platz nahm. „Er interessiert sich sehr für Mesmerismus und Spiritismus.“

Carolines Meinung über Professor Brown besserte sich ein wenig. „Ich muss gestehen, dass ich selbst etwas skeptisch bin, Sir.“

„Das sollten Sie auch sein, Miss Morton.“ Er neigte anerkennend den Kopf. „Es kann nie schaden, den Verstand einzusetzen und eigene Schlüsse zu ziehen.“

Es breitete sich eine leichte Unruhe aus, als sich eine junge Frau zu der Gruppe am Tisch gesellte und damit auch der letzte Stuhl besetzt war. Sie hatte blondes Haar und trug eine Maske, die den Großteil ihres Gesichts verbarg. Der Butler schloss die Tür zum Salon und die Madame erhob sich.

„Guten Abend, Herrschaften.“ Sie lächelte, während sie die schwarzen Kerzen vor sich anzündete. „Ich hoffe, die Geister, die heute Abend durch mich sprechen, bringen Ihnen allen Frohsinn und Hoffnung.“

Caroline zuckte fast zusammen, als die neumodischen Gaslampen an der Wand zischend erloschen und den Raum in Halbdunkel tauchten. Madames Gesicht blieb von den Kerzen erleuchtet, die sich in der Wasserschale vor ihr spiegelten, sodass es aussah, als würden Wellen über ihre Haut spielen.

„Zuerst müssen wir die Energien um uns herum erfühlen, sodass die Geister wissen, dass es sicher ist, durch die Barriere zu kommen und mit uns zu sprechen. Bitte ziehen Sie Ihre Handschuhe aus und reichen Sie Ihren Sitznachbarn die Hand, damit der Fluss des animalischen Magnetismus durch uns fließen kann.“

Caroline legte zögernd ihre linke Hand in die von Professor Brown, während Mrs Frogerton ihre rechte ergriff.

„Schließen Sie die Augen und spüren Sie, wie die Kraft unseres vereinten Willens Sie durchflutet.“

Ein leicht schmerzhafter Stromstoß schoss durch Carolines Hand und Professor Brown murmelte ihr ins Ohr. „Das ist Elektrizität, Miss Morton. Wir sind Stromleiter. Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung, es ist ein einfacher Trick.“

„Lassen Sie sich in Gedanken nicht voneinander ablenken“, raunte die Madame beschwörend. „Wir sind wichtige Bindeglieder gegen die Mächte des Bösen.“

Mrs Frogerton drückte Carolines Hand. Zu ihrer Überraschung wohnte der Stimme der Madame eine merkwürdige Verbindlichkeit inne, sodass man ihr gehorchen wollte.

„Ja, Ihre Augen fühlen sich schwer an, nicht wahr?“, fuhr die Madame fort. „Der Schleier zwischen den beiden Welten schwindet und die Menschen dahinter – die Sie lieben und vermissen – versuchen, Sie zu erreichen.“

Ein lauter Knall ertönte auf dem Tisch und alle zuckten zusammen.

„Haben Sie keine Angst“, murmelte die Madame fast wie ein Gebet. „Sie sind nur ungeduldig, Sie endlich wiedersehen zu können.“ Ein Stöhnen hallte aus dem Kamin und Mrs Frogertons Händedruck wurde noch fester.

Caroline öffnete die Augen, um zu sehen, ob noch jemand den Raum betreten hatte, aber außer den Gästen, die um den Tisch saßen, war niemand zu erkennen. Die unregelmäßigen Klopfgeräusche hielten an, zusammen mit hallenden Seufzern, die mehr als einmal einen halb unterdrückten Schrei bei den Damen auslösten.

Ein plötzlicher Windstoß blies durch den Kamin und löschte die meisten Kerzen im Zimmer. Die Madame holte tief und hörbar Luft, während jemand anders ein Gebet vor sich hin murmelte.

„Sie sind unter uns!“ Ihre Stimme war leiser, aber dennoch klar verständlich. Die Madame hob das Gesicht mit einem Blick vollständiger Konzentration zur Decke.

„Ja, ja, ich werde nachfragen … Gibt es hier jemanden, der einen geliebten Menschen hat, dessen Name mit E beginnt?“

„Ist es mein Edward?“, erkundigte sich eine zittrige Stimme.

„Ja.“ Madam nickte. „Er ist es. Er möchte wissen, ob Sie noch sein Lieblingskleid haben.“

„Das habe ich! Er liebte mein blaues Kleid mit den grauen Spitzenrüschen.“

„Genau so hat er es beschrieben.“ Die Madame lächelte glückselig. „Er sagt, dass Sie es an seinem Geburtstag nächsten Monat für ihn tragen müssen und dass er im Geiste bei Ihnen sein wird.“

„Das sieht ihm ähnlich“, die Frau drückte sich die Hand auf den Brustkorb. „Ich vermisse ihn so sehr.“

„Das weiß er, meine Liebe.“ Die Madame hielt inne und ihre Stimme wurde noch leiser. „Er sagt auch, dass Sie unverzüglich mit Ihrem Landverwalter sprechen sollen.“

„Worüber?“

Madame erschauderte und senkte den Blick auf den Tisch, die Schultern vornübergebeugt. „Er ist fort, andere wollen gehört werden.“

Caroline drehte den Kopf leicht und sah, dass der Professor sich hastig Notizen machte, während die Madame sich wieder aufrichtete und mit den Händen die silberne Schale umfasste, während sie einen weiteren Geist anrief. Rauch stieg von der Wasseroberfläche auf und die Glocke klingelte, sodass Caroline erneut zusammenzuckte.

Nicht jeder am Tisch erhielt eine Botschaft, aber die Treffsicherheit der Madame wirkte bemerkenswert. Caroline blieb ungerührt, auch wenn Mrs Frogerton vor Aufregung über jede düstere Vorhersage und jeden rührenden Moment erzitterte. Die junge blonde Frau brach in Tränen aus, als die Madame von ihrem verstorbenen Onkel sprach, und schien den Raum verlassen zu wollen, bis sie gewarnt wurde, den Kreis nicht zu brechen.

Caroline war sich nicht sicher, ob sie nur deshalb so resistent gegen die Kräfte der Madame war, weil sie keinen großen Wunsch hatte, mit Verstorbenen in Kontakt zu treten, oder ob sie seit dem Tod ihres Vaters einfach nur noch zynischer geworden war. Alle am Tisch, außer Mrs Frogerton und Professor Brown, schienen verzweifelt nach Trost zu suchen. Irgendwie fühlte sie sich verärgert darüber, dass die Madame diese Verzweiflung vermutlich zu ihrer eigenen Bereicherung ausnutzte.

Die Uhr auf dem Kaminsims erwachte zum Leben, schlug neunmal und die Madame lehnte sich zurück.

„Ich kann heute Abend nichts weiter bewirken. Die Geister haben mich ermüdet.“ Sie hob träge die Hand und läutete die Glocke. „Bitte gestatten Sie meinem Butler, Sie hinauszubegleiten.“

Sie ließ sich in ihren Stuhl sinken und hielt sich eine Hand über die Augen, während ihre Gäste aufstanden und in die Eingangshalle eilten. Caroline wollte gerade gehen, als die Madame etwas auf den Boden fallen ließ. Caroline bückte sich instinktiv, um es aufzuheben.

Als Caroline das zusammengeknüllte Stück Pergament seiner Besitzerin zurückgeben wollte, schüttelte diese den Kopf. „Es ist für Sie bestimmt, Miss Morton. Hüten Sie es gut.“

„Ich …“ Caroline wollte gerade widersprechen, als Mrs Frogerton ihren Namen rief, und sie sich zu ihrer Arbeitgeberin umdrehte. „Ich komme sofort, Madam.“

„Seien Sie vorsichtig, Miss Morton“, hörte sie von hinten ein Flüstern. „Ich verlasse mich auf Sie.“

Caroline schloss eilig zu Mrs Frogerton im Flur auf und bemerkte eine diskret platzierte Schale vor der Tür, in der die Gäste eine finanzielle Spende für die Madame hinterlassen konnten. Die junge Frau, die vorhin versucht hatte, das Zimmer zu verlassen, hielt sich jetzt in der Eingangshalle auf und sprach in leisen, eindringlichen Worten mit dem Butler. Sie kam ihr irgendwie bekannt vor, aber da Caroline sie nicht hatte sprechen hören und ihr Gesicht immer noch von der Maske verdeckt war, konnte sie sie nicht richtig zuordnen.

„Hat es Ihnen gefallen, Miss Morton?“, fragte Professor Brown.

„Es war … interessant“, antwortete Caroline zurückhaltend und beobachtete Mrs Frogerton, die für Carolines Geschmack etwas zu viel Geld in die Schale legte.

„Aber Sie sind noch nicht überzeugt?“

„Ich fürchte, so ist es.“

„Das freut mich für Sie.“ Der Blick des Professors schweifte durch die sich schnell leerende Eingangshalle.

„Es gibt zu viele, die so verzweifelt von ihren Lieben hören wollen, dass sie auf jeden Betrüger in der Stadt hereinfallen.“

„Sie glauben, dass Madame eine Schwindlerin ist?“

Er schaute sie ernst an, mit einem leichten Funkeln in den blauen Augen. „Ich habe solche Leute jahrelang studiert, Miss Morton, und ich habe selten einen getroffen, der auch nur einen Funken echtes Talent besaß.“ Er blickte zurück auf den Flur, wo die blonde Frau gerade vom Butler zurück in den Salon geführt wurde. „Aber Madame hat … bestimmte Begabungen. Das muss ich ihr lassen.“ Er hielt inne. „Trotzdem gibt es keinen Grund zur Sorge. Sie kann kaum Schaden anrichten.“

Caroline dachte darüber nach, was sie soeben gesehen hatte, und stimmte widerwillig zu. „Es gab ein paar Momente, in denen ihre Stimme tiefer wurde und Worte aus ihrem Mund kamen, die nicht zu dem zu passen schienen, was sie davor gesagt hatte.“

„Das ist Ihnen ebenfalls aufgefallen?“ Er verneigte sich. „Sie haben ein gutes Ohr, Miss Morton.“

Er wandte sich an Mrs Frogerton, die sich neben Caroline gestellt hatte.

„Darf ich Ihnen mit Ihrem Mantel helfen, Madam?“

„Danke.“ Mrs Frogerton vergewisserte sich, dass die Bänder ihrer Haube gut unter ihrem Ohr befestigt waren. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht! Ich bin enttäuscht, dass sie meinen Mann nicht mehr erwähnt hat, aber vielleicht tut sie das bei meinem nächsten Besuch!“

Über den Kopf von Mrs Frogerton hinweg sah Professor Brown Caroline mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Sie werden wiederkommen, Madam?“

„Warum denn nicht?“, fragte Mrs Frogerton. „Es ist besser als jedes Theater!“

Caroline lächelte den Professor an. „Machen Sie sich keine Sorgen, Sir. Meine Arbeitgeberin trägt einen sehr klugen Kopf auf ihren Schultern und ich werde sicher nicht zulassen, dass sie ihr Vermögen verschleudert.“

„Ich habe nicht die Absicht, so etwas zu tun“, sagte Mrs Frogerton glucksend, während sie zur Tür gingen. „Ich bin dafür viel zu knauserig.“

Caroline ging die Eingangsstufen hinunter und wurde sich sogleich einer Erleichterung darüber gewahr, endlich aus dem düsteren Haus mit seiner bedrückenden Atmosphäre und dem Gefühl der greifbaren Angst und Verzweiflung seiner Besucher herauszukommen. Sie bezweifelte, dass sie Mrs Frogerton zum Fernbleiben überreden konnte, aber sie war fest entschlossen, ihr nicht zu erlauben, allein herzukommen, für den Fall, dass die Madame einen Weg finden wollte, ihr Geld abzuknöpfen. Trotz der gegenteiligen Beteuerungen von Professor Brown war Caroline nicht überzeugt, dass die Dame harmlos war.

Ihre Finger schlossen sich um das Stück Papier, von dem die Madame gesagt hatte, es sei für sie bestimmt. Als Mrs Frogerton in der Kutsche einschlief, nahm Caroline es heraus und entfaltete es. Die Schrift war schwarz und gerade groß genug, um sie im schlechten Licht der Kabine gut lesen zu können.

Sag Caroline, dass ich Nelly repariert habe und dass bald alles besser wird.

Sie legte das Papier auf ihr Knie, strich es mit den Fingern glatt und versuchte angestrengt, nicht zu hinterfragen, was hier eigentlich los war. Unwillkürlich erinnerte sie sich an ihren Vater, wie er ihr die Tränen wegwischte, während er sie auf seinen Schreibtisch setzte und geduldig den Kopf ihrer Puppe wieder an den Körper nähte.

„Na, na, mein Schatz“, konnte sie seine Stimme sogar jetzt noch hören. „Papa wird immer alles für dich in Ordnung bringen.“

Aber er hatte gelogen und sie und Susan mittellos der wenig wohlwollenden Obhut ihrer Verwandten überlassen …

Woher konnte die Madame von einem so intimen Moment zwischen ihr und ihrem Vater wissen? Caroline hob den Kopf und schaute, ohne wirklich etwas zu sehen, aus dem Fenster. War die Madame wirklich in der Lage, eine Verbindung zu den Toten herzustellen, und wenn ja, wollte Caroline überhaupt wissen, was ihr Vater ihr noch zu sagen hatte?

Ihr Blick wanderte zu ihrer Arbeitgeberin, die inzwischen leicht schnarchte. Wenn sie sich Mrs Frogerton anvertraute, konnte sie sicher sein, dass sie ihr glauben und sie ermutigen würde, mehr herauszufinden, aber was wäre der Preis dafür?

Im Laufe der Jahre hatte sie gelernt, den Versprechungen ihres Vaters keinen Glauben zu schenken, und nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie ihn für sein sorgloses und verschwenderisches Verhalten hassen gelernt. Konnte sie es riskieren, ihre hart erkämpfte Gleichgültigkeit gegen die schwache Hoffnung einzutauschen, dass er ihr etwas Nützliches zu sagen hatte? Und sich vielleicht sogar entschuldigen wollte?

Sie schüttelte den Gedanken ab, als die Kutsche beim Einbiegen auf ihre Straße schwankte. Ihre erste Priorität war es, dafür zu sorgen, dass Mrs Frogerton nicht in etwas verwickelt wurde, das ihre Finanzen belastete. Sie würde ihre Arbeitgeberin zu der Madame begleiten müssen, falls sie vorhatte, zurückzukehren. Und selbst wenn die Madame sich dabei auf Caroline fokussieren würde, so zwang sie ja niemand zuzuhören.

Mrs Frogerton regte sich, als die Kutsche vor ihrem gemieteten Haus zum Stehen kam, und verbarg ein Gähnen hinter vorgehaltener Hand.

„Was für ein aufregender Abend!“

„In der Tat, Madam. Caroline beugte sich herüber, um die Tür der Kutsche zu entriegeln. „Lassen Sie mich Ihnen beim Aussteigen helfen.“

„Vielen Dank, meine Liebe.“ Mrs Frogerton stützte sich beim Heruntersteigen der Stufen schwer auf ihrem Arm. „Ich muss zugeben, dass ich recht erschöpft bin. Die Madame hat irgendetwas an sich, das mir die Haare zu Berge stehen lässt.“

„Vielleicht ist es der Umstand, dass alle drumherum verzweifelt Trost von Madame Lavinia suchen. Das sorgt für eine recht bedrückende Atmosphäre.“

„Es muss auch für sie schwer sein, wenn all diese Geister um ihre Aufmerksamkeit buhlen.“ Mrs Frogerton erklomm die Stufen zur Eingangstür. „Am Ende sah sie wirklich müde aus.“

„Es ist nur schwer vorstellbar, wie das sein muss.“ Als sie eingetreten waren, half Caroline ihrer Arbeitgeberin beim Ablegen des Mantels und ihrer Haube. „Möchten Sie direkt ins Bett gehen, Madam? Ich kann das Hausmädchen rufen lassen und Ihnen etwas zu trinken bringen lassen. Vielleicht etwas Kamillentee?“

„Das wäre wunderbar, meine Liebe.“ Mrs Frogerton tätschelte ihr die Hand. „Vielen Dank, dass Sie mich heute Abend begleitet haben.“

„Es war mir ein Vergnügen.“

Mrs Frogerton schwieg einen Moment und ihre Miene wurde hoffnungsvoll. „Wären Sie gewillt, mich wenigstens ein weiteres Mal zu begleiten? Ich würde zu gern mehr von meinem Septimus hören.“

„Natürlich, Madam.“ Caroline lächelte.

Sie wartete, bis Mrs Frogerton auf der Treppe verschwunden war, bevor sie in die Küche ging, um den versprochenen Tee zuzubereiten und das Hausmädchen zu suchen. Lizzie versprach, ihn mit nach oben zu nehmen. Caroline überreichte ihr die Kanne und bat darum, Mrs Frogerton auszurichten, dass sie selbst gleich hochkommen werde, um gute Nacht zu sagen.

Sie sah gerade nach, ob sich bereits jemand um alle Kerzen, Lampen und Feuer in den Empfangsräumen gekümmert hatte, als die Vordertür geöffnet wurde und Dorothy und Mr DeBloom gemeinsam lachend eintraten. Dorothy trug ein cremefarbenes Kleid aus Seide, das sehr passend für einen Opernbesuch war, und Perlen um ihren Hals und im Haar. Für einen Moment erinnerte sich Caroline daran, wie es war, wenn ein gut aussehender Gentleman ihr seinen Abend zu ihrer Unterhaltung schenkte. Mr DeBloom begrüßte sie mit einem Lächeln und einer Verbeugung.

„Miss Morton, ich kehre mit meinem liebreizenden Schützling zurück und überlasse sie wieder Ihrer Obhut.“

Dorothy schlug spielerisch mit ihrem Fächer gegen seine Schulter. „Ich bin kein Sack Kohle und Caroline hat keine Autorität, was mich angeht.“

Caroline lächelte Dorothy zu. „Hatten Sie einen angenehmen Abend?“

„Er war recht langweilig“, sagte Dorothy. „Aber durch Mr DeBloom war es deutlich erträglicher.“

„Miss Frogerton muss sich versprochen haben: Der Abend besserte sich immens, als sie zustimmte, ein Duett mit mir zu singen. Sie hat eine bemerkenswert gute Stimme.“

„Ich habe nur versucht, mit Ihnen mitzuhalten, und das wissen Sie, Sir.“ Dorothy setzte eine verspielt ungehaltene Miene auf. „Und sollten Sie sich nicht auf den Weg machen? Ihre Mutter wird es nicht zu schätzen wissen, wenn sie in der Kutsche warten muss, während Sie hier mit mir plaudern.“

„Plaudern? Ist es das, was ich mache? Ich dachte, ich würde nur das perfekte Benehmen eines Gentlemans an den Tag legen.“

Dorothy schnaubte und winkte ihn in Richtung Tür. „Gute Nacht, Sir.“

„Ihnen auch, Miss Frogerton.“ Er verbeugte sich erneut und wandte sich dann Caroline zu. „Miss Morton.“

Dorothy wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie sprach. „Er ist sehr freundlich. Es ist nur zu schade, dass er keinen wirklichen Rang besitzt.“

„Vielleicht wird das keine Rolle spielen, wenn Sie erst einmal anfangen, Gefühle für ihn zu entwickeln“, erwiderte Caroline.

Dorothy protestierte. „Sie wissen, was ich will, Caroline. Und ich habe meine Meinung diesbezüglich nicht geändert.“ Sie erklommen zusammen die Treppe nach oben, wobei Dorothy ihr weites Seidenkleid in einer Hand festhielt. „Tatsächlich fragt er mehr über Sie als über mich.“

Caroline runzelte die Stirn. „Ich habe keine Idee, warum das so ist, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es gutheiße.“

„Vielleicht will auch er jemanden mit Titel heiraten.“ Dorothy zwinkerte ihr zu. „Keine Sorge, ich erzähle ihm nichts, was nicht schon allgemein bekannt ist.“

„Das weiß ich sehr zu schätzen.“ Caroline blieb am Treppenabsatz stehen. „Darf ich Ihnen einen Rat geben?“

„Natürlich.“

„Wenn es Ihnen mit Mr DeBloom nicht ernst ist, sollten Sie darüber nachdenken, Ihren gesellschaftlichen Kreis zu erweitern. Wenn man Sie ständig in seiner Begleitung sieht, werden die Leute zu ihren eigenen Schlüssen kommen. Und es wäre nicht gut, wenn sie als flatterhaft angesehen werden, weil Sie plötzlich Anstrengungen in eine andere Richtung unternehmen.“

Dorothy setzte eine finstere Miene auf. Sie mochte es nicht, falsch zu liegen und neigte zu Sturheit.

„Das ist doch albern.“

„Es entspricht nur meiner Erfahrung in derartigen Situationen und in diesen gesellschaftlichen Kreisen“, beharrte Caroline. Trotz ihres zeitweise schwierigen Anfangs hatten Dorothy und sie sich zu Verbündeten entwickelt, wenn auch nicht zu besten Freundinnen. „Wenn Sie wirklich einen Adligen wollen, müssen Sie darauf achten, welchen Eindruck Sie erwecken und mit wem Sie sich abgeben.“

„Die DeBlooms sind reich.“

„Ja, aber sie verfügen nicht über die richtige Art von Reichtum“, erinnerte sie Caroline. „Obwohl es durchaus eine Überlegung wert ist, ob eine Familie, die ihr Vermögen ebenfalls geschäftlich erworben hat, nicht vielleicht besser zu Ihnen passen würde.“

Dorothy bedachte sie mit einem mürrischen Blick. „Ich will einen Duke.“

„Dann denken Sie über das nach, was ich gesagt habe, und handeln Sie entsprechend.“ Caroline war nicht eingeschüchtert und hielt Dorothys Blick stand. „Rufen Sie sich in Erinnerung, wen Sie beeindrucken wollen.“

Dorothy nickte und setzte ihren Weg fort, ohne Caroline eine gute Nacht zu wünschen. Das störte sie nicht, denn sie hatte schon früh gelernt, dass Dorothy zwar oft widerwillig ihren Rat befolgte, ihr dafür aber selten dankte.

Caroline klopfte leicht an Mrs Frogertons Schlafzimmertür, bevor sie eintrat. Ihre Arbeitgeberin schlief bereits tief und fest, während eine einzelne Kerze neben ihrem Bett brannte.

„Sie ist sofort eingeschlafen, Miss.“

Caroline zuckte zusammen, als Lizzie ihr von der anderen Seite des Zimmers zuflüsterte. Ein Abend in Gesellschaft einer angeblichen Spiritistin hatte ihre Nerven offenbar bis zum Zerreißen angespannt. „Dann werde ich sie schlafen lassen. Gute Nacht, Lizzie.“

„Gute Nacht, Miss.“

Caroline ging zurück zu ihrem eigenen Zimmer und dachte darüber nach, dass sie Mrs Frogerton erneut zu Madame Lavinia begleiten würde. Der Gedanke erfüllte sie mit einer Mischung aus Furcht und widerwilliger Gespanntheit. Wenn die Madame keine Schwindlerin war, konnte sie ihr dann wirklich helfen zu verstehen, was mit ihrem Vater passiert war, und würde Caroline ihm endlich vergeben können?