Leseprobe Mix it with Love

Kapitel eins

Jace O’Dell

(auch bekannt als ein Mann, der nur glaubt, dass er kurz davorsteht, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen)

Nichts passt besser zu Tequila als der Mondschein. Olivia Mondschein – oder Moonbeam, wie sie tatsächlich heißt.

Zumindest vermute ich das.

Ich habe Olivia noch nie wirklich probiert, obwohl ich gefühlt schon immer davon geträumt habe.

Und ich werde immer weiterträumen, denn Mondschein und ungeschliffene Barkeeper passen zusammen wie Champagner und labbriger Toast. Olivia steht so weit über mir, dass wir gerade so zur selben Spezies gehören. Aber selbst wenn es anders wäre – heute ist definitiv nicht der Abend, an dem ich mich um eine Frau bemühen sollte, die außerhalb meiner Liga spielt.

Nicht bei all dem, was Olivia in den vergangenen vierundzwanzig Stunden durchgemacht hat.

Also stehe ich hier und wische immer wieder über denselben Brandfleck auf dem Tresen, von dem ich weiß, dass er nie verschwinden wird. Ich ignoriere die halb leere Tequilaflasche, die mir verspricht, dass ich vergesse, warum ich keinen Mondschein verdiene. Ich muss nur nachgeben und einen weiteren Shot trinken.

Aber das werde ich nicht tun.

Weil ich mich an jede Minute mit Olivia erinnern möchte. Und ein weiterer Tequilashot wird mich mehr als nur angenehm angeschwipst und stattdessen vollkommen betrunken machen.

„Noch einen, bitte, aber dieses Mal einen stärkeren“, sagt Olivia und schiebt ihr Glas zurück über den Tresen. „Es fühlt sich noch nicht so an, als hätte ich meine Sorgen ertränkt. Sollte ich sie nicht mittlerweile ertränkt haben, Jace?“

Gott, allein der Klang meines Namens auf ihren Lippen bringt mein Blut dazu, schneller zu fließen. Ich bin schon fast besessen von ihr, seit sie vor sechs Trennungen hierher nach Happy Cat gekommen ist.

Nicht ihre Trennungen.

Meine Trennungen. Von derselben Frau. Weil Ginger und ich in einer Immer-mal-wieder-Beziehung in einer Endlosschleife aus der Hölle feststecken, die mich um meinen verfluchten Verstand bringt.

Deshalb der Tequila, obwohl Ginger und ich gerade getrennt sind und ich nur selten trinke, wenn ich hinter dem Tresen stehe.

Ich bin ein verdammter Profi, und ich nehme meinen Job ernst.

Was auch der Grund dafür ist, dass dieses üblicherweise fröhliche, zierliche Leichtgewicht mir gegenüber den schwächsten Smoky Pepper der Geschichte bekommt.

Ich fülle Olivias Glas wieder mit Eis auf und schließe die Lücken mit Dr Pepper und dem winzigsten Tropfen Whiskey. Aber sie bemerkt nicht, dass ich mit dem guten Zeug geknausert habe. Das arme Ding ist ein Wrack. Sie hat die Zöpfe, die sie noch getragen hat, als sie hierhergekommen ist, aufgemacht, und jetzt gleicht ihr blondes Haar einem heißen, gekräuselten Durcheinander.

Einem verflucht bezaubernden Durcheinander.

„Es war nicht deine Schuld, Liv“, sage ich und schiebe ihr das Glas wieder zu.

„Aber ich habe fast einen Mord begangen.“

Ich zucke mit den Schultern. „Ich habe auch schon mal fast einen Mord begangen.“

Ihre Augen weiten sich noch mehr. „Nein.“

Ich grinse nicht häufig, aber was zur Hölle habe ich zu verlieren, wenn ich mit ihr flirte? Und zu dieser späten Stunde ist niemand sonst in der Nähe, der ihr sagen könnte, dass es nicht ihre Schuld war, dass eine Frau allergisch auf das Wassereis reagiert hat, das sie heute auf dem Bauernmarkt verteilt hat. Und irgendjemand muss sie auf jeden Fall trösten.

Es sollte jemand Besseres sein als ich. Aber sie ist hier. Und ich bin hier.

Also beuge ich mich auf ihre Höhe über den Tresen und grinse. „Kennst du den riesigen Hasen, den sie jedes Jahr zu Ostern auf dem Sonnenschein-Platz aufstellen?“

„Ich liebe diesen Hasen!“ Sie klatscht in die Hände und hüpft auf und ab, was alles zum Hüpfen bringt, aber ich gaffe nicht. Ich schwöre es. Wenn das Gaffen ist, gaffe ich auch ihre Persönlichkeit und ihre Schuhe an, weil sie die verrücktesten Schuhe trägt. Aber mir gefallen sie. Alle.

„Ich habe ihn fast umgebracht“, flüstere ich verschwörerisch.

Olivia lacht schnaubend in ihr Glas, so als wäre sie von Dr Pepper betrunken, was ebenso bezaubernd ist. Wer wird von Dr Pepper betrunken?

Ganz offensichtlich Olivia Moonbeam.

„Das pinkfarbene Fell an ihn zu kleben, war meine Strafe dafür, die Autotüren des Schuldirektors zugeschweißt zu haben“, erkläre ich. „An mir selbst ist dabei so viel Zeug kleben geblieben, dass ich eine Woche lang bis hoch zu den Ellbogen pink war.“

Sie prustet erneut in ihr Glas, und das Geräusch hört sich an wie ein vor Freude quiekendes Ferkel.

Zumindest glaube ich das. Ich kenne keine Ferkel persönlich, aber sie sind süß. Und Olivia ist süß, so süß, dass ich den Blick nicht von ihren blauen Augen abwenden kann, als sie flüstert: „Ich habe die flüssige Foundation im Schminkkoffer meiner Mutter durch grüne Farbe ersetzt, und sie hatten schon fast einen ganzen Zombiefilm gedreht, bevor es ihr aufgefallen ist. Doch mitten in den Dreharbeiten ist die Farbe langsam abgeblättert, und ein Kerl hat einen Hautausschlag bekommen, der den Tonassistenten hat glauben lassen, dass wir einen echten Zombie-Ausbruch am Hals hätten, sodass er gekündigt hat.“ Sie kneift die Augen zusammen, ihr Kinn beginnt zu zittern, und – Mist! – ich glaube, sie fängt gleich an zu weinen. „Aber ich wollte nur helfen. Mom war besorgt, dass die Foundation nicht reichen würde, aber ich wusste, dass auf jeden Fall genug Farbe da wäre.“

„Du hast geholfen“, versichere ich ihr. „Du hast diesem Tonassistenten geholfen, zu erkennen, dass er eine wirklich übertriebene Vorstellungskraft hat. Ich wette, er hat sich danach einen normalen Job ohne Zombies gesucht und führt seitdem ein glückliches Leben.“

Sie öffnet die Lippen und schaut mich mit diesen Augen in der Farbe eines blauen Chalcedons an, als wäre ich irgendeine Art Held. Ich weiß, dass ihre Augen die Farbe eines blauen Chalcedons haben, weil es das Erste war, was sie vor all diesen Trennungen zu mir gesagt hat. ‚Hi, ich bin Olivia Moonbeam, und meine Augen haben die Farbe eines blauen Chalcedons. Das ist der beste Edelstein zum Vertreiben von Ängsten. Wenn du also jemals Angst haben solltest, musst du mir nur in die Augen schauen. Ich spüre, dass du gerade ängstlich bist, und das ist in Ordnung. Jemanden zu verlieren, den wir lieben, ist die angsteinflößendste Sache, die es gibt.‘

Ich hatte keine Ahnung, woher sie wusste, wovor ich an diesem Tag Angst hatte – für gewöhnlich spreche ich nicht mit Fremden oder überhaupt mit anderen Personen über meine Gefühle.

Aber sie hatte recht damit, dass der Verlust einer geliebten Person tatsächlich angsteinflößend ist, selbst wenn die Liebe nicht mehr in so gutem Zustand ist und schon vor vielen Monden ihre letzte Ruhe hätte finden sollen.

Aber vielleicht ist es an der Zeit, keine Angst mehr zu haben. Vielleicht sollte ich Olivia in die Augen schauen und mir nicht länger Sorgen machen, dass ich nie wirklich gut oder heldenhaft genug für einen anderen Menschen sein werde.

„Du bist ein sehr guter Barkeeper“, flüstert sie mir ehrfürchtig zu. „Du weißt immer, was du sagen musst, damit die Leute sich besser fühlen.“

Ich habe absolut keine Ahnung davon, wie man Leuten hilft – ich sorge lediglich dafür, dass sie eine Weile lang zu angeheitert sind, um sich mit ihren Problemen zu beschäftigen –, aber der Tequila wummert durch meine Adern und flüstert mir die Worte zu, die mir normalerweise nur Ärger einbringen.

Sie mag dich. Nichts wie ran. Ihr könnt euch gegenseitig guttun, zumindest eine Nacht lang.

Aber Olivia und Ärger passen nicht zusammen. Olivia und Unfälle jedoch schon. Olivia und esoterischer New-Age-Hokuspokus auch. Olivia und absolute Lieblichkeit, die so verflucht rein ist, dass bis tief in ihr Innerstes nichts als Gutherzigkeit herrscht? Ohne jeglichen Zweifel.

Olivia und Ärger? Niemals.

Aber vielleicht ändern sich die Dinge. Vielleicht ändere ich mich.

Und vielleicht ist diese Trennung von Ginger endgültig die letzte.

Ausnahmsweise fühlt sich der Gedanke daran mehr nach Erleichterung als nach Scheitern an, was meine Stimme, als ich Olivia hinter den Tresen zu mir winke, unbeschwerter erklingen lässt. „Willst du eine Führung durch den Ort, an dem die Magie passiert?“

Olivias Augen weiten sich, und ihre Lippen formen ein Lächeln, so als hätte ich ihr gerade ein neues Auto angeboten. Sie hüpft wieder auf ihrem Hocker auf und ab. „Wann hast du Geburtstag?“

„Wann habe ich … was?“

„Geburtstag!“

„Am sechzehnten Dezember.“

„Ich wusste es!“

„Na ja, du bist letztes Jahr zu meiner Party gekommen, oder? Ich dachte, ich hätte dich dort gesehen.“ Ich weiß, dass ich sie dort gesehen habe, und ich erinnere mich, dass ich jedes einzelne Mal, wenn sie unter dem Mistelzweig gestanden hat, fast in ihre Richtung geschlendert wäre, es dann aber doch nie getan habe.

„Oh, richtig.“ Sie hält inne, errötet und fügt mit einem leichten Kopfschütteln hinzu: „Daher wusste ich es also. Egal. Viel wichtiger ist, dass ich vorhin dein Horoskop erstellt habe, und du wirst nicht glauben –“ Sie wedelt mit den Fingern und wirft dabei ihr Glas um. Wir hechten beide danach, und unsere Hände berühren sich. Ihre sind schlank und weich, meine breit und vernarbt von den Jahren des Autoreparierens ohne Handschuhe, dem Schnitzen von Unsinn, während ich betrunken war, und von anderen Schwierigkeiten, in die ich geraten bin.

„Tut mir leid“, haucht Olivia, und ihre Augen glitzern wieder. „Ich bin eine Katastrophe.“

Ich schnappe mir einen Lappen und wische alles – Eis, Limo, das Glas, einfach alles – direkt in den Müll, und dann lege ich den Finger unter ihr Kinn und hebe ihren Kopf an, bis sie diese großartigen Augen in der Farbe eines blauen Chalcedons wieder auf mich richtet. „Du bist der größte Lichtblick in dieser Stadt. Keine Katastrophe.“

„Wirklich?“ Sie blinzelt.

„Wirklich und ehrlich.“

„Das ist … so lieb von dir.“ Ein albernes Grinsen breitet sich auf ihrem Gesicht aus, und wenn sie während der letzten drei Stunden nicht hier gesessen und die schwächsten Whiskey-Mischgetränke getrunken hätte, die je existiert haben, könnte ich schwören, dass sie beschwipst wäre.

Zur Hölle, ich glaube, ich bin beschwipst. Obwohl ich während der letzten Stunde bei Dr Pepper geblieben bin.

„Nein, du bist lieb“, erwidere ich mit zugleich sanfter und rauer Stimme. „Und so wunderschön … von innen und von außen.“

Diese hübschen Augen weiten sich, und dann erhebt Olivia sich von ihrem Hocker, umfasst mein Gesicht und drückt ihre Lippen auf meine. Im nächsten Moment knutschen wir heiß und heftig hinter meinem Tresen, rollen uns über den Boden, stoßen gegen die Spülmaschine und die Regale mit Gläsern, und unsere Beine verfangen sich in den Schläuchen für die Zapfhähne.

Und dann – verflucht! – verlieren wir unsere Klamotten. Wir sollten sie nicht verlieren, aber es fühlt sich so gut an. Olivia zu berühren, ihre Haut zu schmecken, das sexy Geräusch zu hören, das sie von sich gibt, als ich einen wunderschönen Teil von ihr nach dem anderen enthülle.

„Hast du Sommersprossen? Ich habe Sommersprossen in Form des Sternbilds Orion auf der Brust. Siehst du?“ Mit einer fließenden Bewegung ihrer langen, schlanken Arme zieht sie sich das berüschte T-Shirt über den Kopf. Aber der Stoff verfängt sich in ihren Armreifen, und ich sitze hier auf dem Boden neben ihr, vorübergehend gelähmt, weil Olivia Moonbeam mich mit Sommersprossen-Sternbildern verführt.

Sie hickst, kichert, und es gelingt ihr endlich, ihre Arme zu befreien. Die Armreifen rutschen bis zu ihren Ellbogen nach oben und dann wieder runter zu ihren Handgelenken. Ihr BH ist aus blauer Spitze, und ich weiß nicht, warum, aber ich hatte irgendwie damit gerechnet, dass ihre BHs aus Zuckerwatte bestehen, obwohl mir die Spitze genauso gut gefällt. „Siehst du? Hier.“ Sie zeigt auf sieben Sommersprossen auf ihrer rechten Brust.

„Olivia?“, bringe ich krächzend hervor.

„Ja?“ Sie lächelt ganz weich und warm, und eine Minute lang frage ich mich, ob ihr bewusst ist, wem sie gerade ihr Sternbild zeigt. Und dann grinse ich, weil mir noch nie eine Frau ihr Sternbild gezeigt hat.

„Du bist nicht betrunken, oder?“, frage ich, obwohl ich mir wirklich nicht vorstellen kann, wie sie dieser nicht mal ganz volle Whiskeyshot, den ich heute Abend auf ihre drei Getränke verteilt habe, hätte betrunken machen sollen.

Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Und du? Ich habe gesehen, wie du heimlich einen Shot getrunken hast. Du hast traurig ausgesehen.“

„Ich war traurig“, gebe ich zu. „Aber das bin ich nicht mehr.“

Ihr Lächeln wird breiter, und, ja, diese Augen nehmen mir tatsächlich jegliche Angst.

„Wir sind uns ziemlich ähnlich“, behauptet sie.

Ich breche in Lachen aus, was mich überrascht, da ich üblicherweise nicht lache, wenn ich mit einer Frau zusammen bin. Vermutlich wegen der Frau, mit der ich zusammen bin. Ginger und ich sind normalerweise zu sehr damit beschäftigt, denselben alten Mist wieder und wieder durchzukauen, als dass uns viel Zeit zum gemeinsamen Lachen bleiben würde.

Aber Olivia – sie ist rein, unschuldig, so voller Sonnenschein wie Kalifornien, die Art von Person, die dir das Gefühl gibt, dass du immer lachen darfst. Obwohl ich, bei der Position, in der sie rittlings auf mir sitzt und die Naht ihrer knappen abgeschnittenen Shorts an meine Härte schmiegt, anfange, den Teil mit unschuldig noch einmal zu überdenken – eine Tatsache, die sie nur noch unwiderstehlicher macht.

„Darf ich …“ Sie hält inne, hickst und bricht dann in ein Kichern aus, und ich lache ebenfalls, weil sie verflucht noch mal so süß und erfrischend und verdammt sexy ist mit ihren funkelnden Augen und ihren wirren Haaren, die mich an das Schlafzimmer denken lassen. „Darf ich dir etwas erzählen?“, platzt es aus ihr heraus.

„Nur, wenn du versprichst, nichts zu erzählen“, murmele ich, und dann lachen wir beide wieder, weil meine Aussage absolut keinen Sinn ergeben hat, und … Mist, ich hatte nur einen einzigen Tequilashot, oder?

„Ich mag dich“, verkündet sie nach einem weiteren Hickser.

Ich verdiene das nicht, aber ich besitze nicht die nötige Willenskraft, ihr das zu sagen. Besonders dann nicht, als sie die Arme wieder um meinen nackten Oberkörper schlingt und sich auf meinem Schoß zu einer Musik wiegt, die nur sie hört. Das lässt meinen Schwanz jedoch schmerzen und sich verzweifelt danach sehnen, zu erfahren, ob der Schluckauf ihre Vagina zum Zusammenziehen bringt.

„Ich mag dich auch“, murmele ich stattdessen, lasse meinen Kopf auf ihre Brust sinken und lecke eine Spur über Orion. Und kurz darauf keucht Olivia, stöhnt meinen Namen, obwohl sie noch immer diese kurzen Shorts trägt, und meine Hände erkunden jeden Zentimeter ihrer langen, geschmeidigen Beine, statt zwischen ihnen abzutauchen.

Das hier ist eine schlechte Idee.

Aber ich erinnere mich nicht, warum.

Besonders dann nicht, als sie die Lippen erneut auf meine legt und ich süßes Dr Pepper und berauschende Olivia schmecke. Sie ist eine naturreine Freilandnymphe aus biologischem Anbau, die nach Regenbogen und Frühlingsregen schmeckt, und ich kann ihr einfach nicht widerstehen. Kann nicht aufhören, sie zu berühren und ihren wunderschönen Körper zu erkunden.

Schon bald rollen wir wieder herum und helfen uns gegenseitig, uns die Shorts abzustreifen. Wir rammen die Schränke, woraufhin mir eine herumstehende Küchenrolle auf den Kopf fällt und mich daran erinnert, mir ein Kondom zu schnappen.

Ich weiß nicht, warum sie mich daran erinnert, aber sie tut es und bringt mich zugleich zum Prusten, was Olivia ein Kichern und anschließend einen Hickser entlockt, und … Verdammt, habe ich je gelacht, während ich eine Frau geküsst habe?

„Jace“, flüstert sie, und ihr Blick fixiert meinen. „Ich will dich so sehr, aber ich will dich nicht ausnutzen.“

Ich blinzele sie einmal an, dann ein zweites Mal, und dann breche ich wieder in prustendes Lachen aus. „Ich bin ein williger Teilnehmer, Sonnenschein. So willig.“

Als sie lächelt, beginnt ihr ganzer Körper zu strahlen. „Also spürst du es auch“, sagt sie glücklich, und ich denke nicht, ich stelle keine Fragen, ich nicke nur, weil ich sie vielleicht doch verdienen könnte.

Ich mag Olivia Moonbeam seit dem Moment, als sie in meine Bar gekommen ist und nach Bio-Cranberrysaft mit einem Schuss Limette gefragt hat. Also vielleicht, nur vielleicht bin ich dieser freundlichen, verspielten, fröhlichen Frau würdig. Kann meine Vergangenheit hinter mir lassen.

Ein neues Kapitel beginnen. Ein neues Buch, verdammt noch mal.

‚Jeder Tag bietet die Gelegenheit, dir des Wunders bewusst zu werden, das es bedeutet, dein eigenes Leben zu leben!‘ Das sagt Olivia immer.

Heute ist meine Chance auf ein Wunder.

Ich gleite in sie hinein, während sie sich gegen mich wölbt. Als sie hickst und dann kichert, drückt ihre Vagina meinen Schwanz zusammen, und es fühlt sich an wie der Himmel.

Ihre Hände fahren über meine Haut.

Ihre Zunge verknotet sich mit meiner.

Ihre geschmeidige Hitze drückt mich mit jedem Vorstoß und jedem Schluckauf und jedem Lachen zusammen, und als ihr Atem flacher wird und ihre Hüfte sich hart gegen mein Becken drückt, schnelle ich mit dem Daumen über ihre Klitoris – Gott, ich will sie überall schmecken und das jede Nacht tun, hier, auf dem Marktplatz, in meinem Bett, auf meinem Motorrad, überall –, und sie spannt sich um mich herum an, wimmert meinen Namen und trägt mich mit sich fort. Ich verliere jegliche Kontrolle, komme mit einer solchen Wucht, dass ich erstaunt bin, dass das Kondom nicht von meinem Schwanz schießt.

Heilige Scheiße.

Ich stöhne lachend in ihre Halsbeuge, während ich noch immer komme, und sie antwortet mit einem gekicherten Seufzen des vollkommenen Glücks, und ich bin noch immer tief in ihr vergraben und zucke und bin überempfindlich und hüpfe mit jedem Hickser, der meinen Schwanz zusammendrückt, und das hier

Das hier ist das, worauf ich mein ganzes Leben lang gewartet habe.

Olivia.

Frieden.

Güte.

Lachen.

„Ich werde dich verdienen, verflucht noch mal“, verspreche ich. „Das hier verdienen.“

„Du verdienst es bereits“, erwidert sie. „Wir sind alle nur Menschen, Jace. Wir machen unser Menschen-Ding. Und manchmal machen wir es richtig, und manchmal machen wir es falsch, aber wir alle haben ein Herz und Träume, und wir alle verdienen Freude. Vergnügen.“ Sie lächelt. „Und wenn Seelen sich verbinden, verbinden sie sich. Manchmal muss man sich gar nicht so sehr anstrengen.“

Der nächsten Person, die Olivia als Dummchen bezeichnet, werde ich eine verpassen. Direkt ins Gesicht. Sie ist so klug und süß und höllisch sexy.

Sie windet sich unter mir, grinst mich an und fragt: „Bringst du mich nach Hause?“ Ihr Haar ist ein verrücktes Durcheinander, ihr Lipgloss ist bis auf ihre Wangen verschmiert, und ihren BH trägt sie nur noch halb. Aber selbst wenn sie genau so bleibt, werde ich die hübscheste Frau, die ich je getroffen habe, nach Hause bringen.

„Ja“, sage ich. „Ja, ich bringe dich nach Hause.“

Sie grinst.

Ich grinse zurück.

Und dann küsse ich sie noch einmal.

Denn dieser Moment …

Das ist der Moment, in dem ich mein Leben endlich in die Hand nehme und es richtig mache.

Kapitel zwei

Jace

Nichts kann etwas daran ändern, dass diese Nacht perfekt ist. Da bin ich mir ganz sicher. Und dann treten Olivia und ich aus der Hintertür in die feuchte Nacht und stehen einem fetten, übel gelaunten Waschbären gegenüber.

„George“, zische ich, „komm da raus.“

George Waschington, der Haustier-Müllpanda meines Bruders, streckt den glitschigen Kopf aus der Mülltonne des Nachbarn. Er hat vorhin mit Gleitgel herumgespielt – fragt nicht – und ist nun offenbar auf der Suche nach einem Mitternachtssnack.

„O mein Gott, ich habe vergessen, dass ich fast jemanden getötet hätte“, keucht Olivia.

George verdreht die Augen, taucht noch einmal in den Müll ab und kommt mit einem roten Ball auf der Nase wieder heraus. Damit sieht er aus wie ein Clown, der aus der verlassenen Zirkusschule ein paar Straßen weiter geflüchtet ist.

Nachdem ich sichergestellt habe, dass die Hintertür der Bar abgeschlossen ist, stecke ich meine Schlüssel in die Hosentasche und verschränke Olivias Hand mit meiner. „Nein, das hast du nicht. George. Na los. Geh nach Hause, bevor dich jemand sieht und die Tierfänger ruft.“

Sie schnappt nach Luft. „Das würde niemand tun!“

Vermutlich würde es niemand tun. Aber George weiß das nicht.

Vermutlich.

Vielleicht.

Ich kann nicht sagen, ob George ein böses Genie ist oder von meinem großen Bruder nur außergewöhnlich stark verwöhnt wird, aber er strahlt ein merkwürdiges Selbstbewusstsein aus, das vermuten lässt, dass er verdammt noch mal den kompletten Durchblick hat.

Selbst wenn er eine Clownsnase trägt.

George ignoriert mich, verschwindet wieder in der Mülltonne und wirft ein Eichhörnchen heraus, das einen Mantel trägt.

Moment mal, was?

Olivia saugt erneut scharf die Luft ein, als das Teil über den Boden rollt und genau vor uns liegen bleibt. Ich schiebe das … Gentleman-Eichhörnchen? … mit einem Fuß zur Seite.

„Nicht treten!“, kreischt Olivia.

„Mach dir keine Sorgen. Es ist tot.“ Zumindest glaube ich das. Ja, ein weiterer sanfter Stupser mit meinem Stiefel beweist, dass es eindeutig tot ist.

Und eindeutig ein Eichhörnchen.

Das einen Trenchcoat trägt. Und eine karierte Weste. Und einen … Schnurrbart?

„Oh, du armes Ding!“ Olivia beugt sich nach unten und hebt es auf, ehe ich sie davon abhalten kann. „Was haben sie nur mit dir gemacht?“

Oh, zur Hölle. „Sieht aus wie eines von Gordons Mächtigen Eichhörnchen.“

Schon wieder schnappt sie nach Luft. „Aber … aber … er hatte noch ein so langes Leben vor sich. Und nun ist er nicht nur ausgestopft, sondern wurde auch noch weggeworfen. Und er trägt eine Pfeife bei sich. Seine Lunge ist sogar im Tod verloren.“

Ich tätschele ihre Schulter. Dann drücke ich sie fester an mich, weil sie sich so gut anfühlt und nach Sex riecht und noch immer Schluckauf hat, und nun lächele ich wieder. „Ich wette, er ist nach einem langen, glücklichen Leben eines natürlichen Todes gestorben. Und die Pfeife dient nur als Dekoration.“

Sie verzieht die Augenbrauen. „Trotzdem. Er sollte für die anderen Eichhörnchen kein schlechtes Vorbild sein. Oder für dich, George Waschington. Fang nicht an zu rauchen. Auch nicht Pfeife. Jeglicher Tabak ist gefährlicher Tabak. Und wenn dein Mund wie ein Aschenbecher riecht, wird dich keine Waschbärdame mehr wollen, und das wäre für einen so hübschen Kerl wie dich doch wirklich eine Schande.“

George beäugt sie kritisch, trägt dabei noch immer diese Clownsnase, und ich schnaube bei dem lächerlichen Anblick. Welches andere Tier könnte auf jemanden herabschauen, während es eine Clownsnase trägt?

Nur George.

Verrückter Müllpanda.

Ich ergreife Olivias Hand. „Komm schon. Du musst morgen früh arbeiten.“

„Nein, ich muss dann arbeiten, wenn meine Aura beginnt, produktive Energie freizusetzen, was durchaus am Morgen passieren könnte. Unsere Arbeitskultur ist jedoch flexibel.“ Sie hält für einen Hickser inne und lächelt mich dann schüchtern an. „Und Körperrhythmen verändern sich manchmal.“

Der Rhythmus meines Körpers bereitet sich gerade auf einen weiteren Tanz vor.

Ich pflücke eine verirrte Erdnuss aus ihrem Haar und schwöre, dass ich sie beim nächsten Mal wie eine Lady behandeln werde.

Schlafzimmer.

Kerzen.

Champagner.

Irgendwelche von ihren Steinen, die gut für Orgasmen sein sollen.

Und noch etwas von diesem Duftkerzenzeug.

„George?“ Olivia dreht den Kopf zu ihm um. „Ist er …“

„Betrunken? Wahrscheinlich.“ Ich seufze, als der Waschbär von der Mülltonne fällt und dabei seine rote Nase verliert. Und dann grinse ich. Schon wieder. Ich weiß nicht, wer ich bin, dass ich so viel grinse, aber es fängt an, mir zu gefallen. „Er durchsucht die Wertstofftonnen und trinkt die Reste aus allen Bierflaschen.“ Ich gehe in die Hocke und begebe mich auf die Höhe des angeheiterten Mistkerls. „George. Komm schon. Lass uns aufbrechen, Kumpel. Nach Hause geht es hier entlang.“

Er blinzelt mich an, kommt dann schwerfällig auf die Beine und schwankt zur Seite. Dann schiebt er sich die Überreste einer Brezel wie eine Zigarre in den Mund, was zeigt, dass er sich Olivias Vortrag über das Rauchen ganz offensichtlich nicht zu Herzen genommen hat.

„Wem gehören diese Mülltonnen?“, fragt sie fordernd und wiegt dabei das Eichhörnchen im Arm wie das am seltsamsten aussehende Baby der Welt.

„Sie gehörten ursprünglich zum Happy-Cat-Souvenirladen nebenan, bevor er geschlossen wurde, aber jetzt funktionieren sie so ziemlich nach dem Prinzip ‚Wer zuerst kommt, mahlt zuerst‘. Die Leute dahinten werfen manchmal Zeug weg, wenn sie auf dem Weg raus aus der Stadt sind.“ Ich zeige auf die Reihe kleinerer Häuser hinter dem Zaun, von denen die meisten Mietobjekte sind, die die Bank während der Rezession aufgekauft hat. „George. Popcorn? Willst du Popcorn? Ich wette, dein Dad macht dir welches, wenn du deinen Hintern endlich nach Hause bewegst.“

Selbst betrunken kennt der Müllpanda das Zauberwort. Er dreht sein pralles Hinterteil herum und watschelt in die richtige Richtung. Wir folgen ihm, weil es zu Olivias Haus ebenfalls hier entlanggeht und weil George in schlechterer Verfassung ist als mein jüngster Bruder Clint an dem Abend, an dem wir ihn betrunken gemacht haben, um seine Rückkehr von seinem letzten Einsatz zu feiern.

Ich vermisse Clint. Er ist Marinesoldat und gerade in Japan stationiert, und wir sehen ihn einfach nicht häufig genug.

Als wir den Marktplatz ein paar Straßen weiter erreichen, hat Olivia dem ausgestopften Eichhörnchen den Namen Sonderermittler Sir Pendleton Macavoy gegeben und seinen Schwanz wieder in die ursprüngliche Form aufgeplustert. Georges Gang ist schon wieder ein bisschen gerader geworden. Und ich fühle mich mit jedem Schritt unbeschwerter.

Ich drehe mich spontan um, umfasse Olivias Taille und küsse sie heftig. Sie ist die Richtige in einer Welt, die sich schon immer ein bisschen falsch angefühlt hat, und ich möchte nicht aufhören, sie zu küssen. Nie. Besonders dann nicht, als sie die Arme um meine Schultern legt und meinen Kuss erwidert, während der Schwanz des Eichhörnchens mich im Nacken kitzelt.

In dieser Haltung stolpern wir über den Marktplatz und durch den Park, küssen uns und halten uns aneinander fest, sie kichernd, ich grinsend, bis ich mit dem Schuh gegen etwas Metallisches stoße und ein wütendes Quiekgeräusch die Luft erfüllt.

Ich trete einen Schritt zurück, um zu verhindern, dass ich falle und Olivia mit mir nach unten reiße, und murmele: „Mist!“, weil das wirklich wehgetan hat. Als Antwort darauf erklingt wieder dieses wütende Geräusch aus der ungefähren Richtung von dem, wogegen ich eben getreten bin.

Was zur Hölle ist heute Nacht in Happy Cat los?

Ich gehe in die Hocke, ignoriere den Schmerz in meinem Fuß und ziehe mein Handy hervor, um die Taschenlampe anzuschalten, damit ich erkennen kann, was sich in meinem Weg befindet.

Ein Igel in einem Käfig – dem Metallding, das sich mit meinem Zeh angelegt hat – schreckt bei dem blendenden Licht zurück.

„Oooch!“, ruft Olivia. „Er ist so süß.“

Ich leuchte mit der Lampe auf den Zettel, der an der Vorderseite des Käfigs befestigt ist. „Ich habe zu viele Trauben gegessen und meinen Freund von oben bis unten vollgeschissen. Auf der Suche nach einem guten Zuhause.“

„Nun, wer hat sie wohl mit zu vielen Trauben gefüttert?“, fragt Olivia empört. Sie hickst schon wieder und drückt mir das Eichhörnchen in den Arm. „Bitte nimm Sir Pendleton. Er ist nicht gern allein.“

„Ich … ja. Warte. Was tust du?“

„Ich nehme diese Süße auch mit nach Hause. Es scheint eine gute Nacht zu sein, um verlorene Dinge zu finden. Ich habe solche Nächte bereits erlebt.“

Verlorene Dinge … wie mich.

Der Gedanke bringt mich zum Schweigen, und ich bleibe weiterhin still, als sie die Käfigtür öffnet und nach dem Igel greift. Er rollt sich zusammen, was mich glauben lässt, dass das Tier wohl nicht tollwütig ist.

„Wie heißt du, süßes Ding? Warum hat dich jemand hier draußen zurückgelassen?“

George schaut sich zu uns beiden um und blickt dann auf den Fußweg, der mitten über den Marktplatz führt, wo er sich früher am Abend noch in Gleitgel gewälzt hat.

Ja, Gleitgel. Olivia arbeitet in der Sexspielzeug-Fabrik ihrer besten Freundin ein paar Straßen weiter. Das Unternehmen ist ein großer Streitpunkt in der Stadt, aber niemand kann abstreiten, dass es für Arbeitsplätze sorgt und die Mietshäuser füllt. Und Happy Cat zu einem deutlich interessanteren Wohnort macht, als er es zu der Zeit war, als ich aufgewachsen bin. Das ist verdammt sicher.

Obwohl ich bezweifele, dass das Unternehmen in nächster Zeit noch einmal auf dem Bauernmarkt willkommen sein wird, nachdem die Ausgabe der Gratisproben heute so schiefgelaufen ist.

„Komm her, Baby“, säuselt Olivia. „Hab keine Angst. Ich werde dir nicht wehtun.“

„Ich kann sie in ihrem Käfig mit nach Hause nehmen und morgen früh im Tierheim anrufen“, biete ich an.

„Im Tierheim? O nein. Das ist ein Glücksfall. Ich nehme sie mit nach Hause. Ganz genau, wir werden gute Freundinnen werden, nicht wahr, Prinzessin?“ Als würde der Igel ihr Angebot von Freundschaft und Unterschlupf verstehen, krabbelt er in ihre Hände. Olivia steht auf und strahlt das kleine Wesen an. „Ist sie nicht hinreißend?“

Das kugelrunde Ding ist kaum größer als meine Faust und schnüffelt wie verrückt. Die kleine Nase dreht fast durch, während das Tier mich und das ausgestopfte Eichhörnchen in meinem Arm anstarrt. „Ich glaube, Sir Pendleton macht ihr Angst.“

„Na ja, natürlich“, erwidert Olivia mit einem erneuten Kichern. „Bei wem wäre das nicht so? Er ist verstörend. Aber sie wird sich schon an ihn gewöhnen. Und ihn irgendwann lieben lernen, so wie wir es tun.“

Ich schnaube, und meine Lippen formen ein erneutes Lächeln.

Olivia schaut flüchtig zu mir auf. „Was? Du liebst ihn. Leugne es nicht. Ich spüre es in deiner Energie. Sir Pendleton wird ein wirklich sehr guter Freund für dich sein. Warte nur ab, du wirst schon sehen.“

Ich beuge mich zu ihr und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. „Du hast recht. Ich liebe ihn. Und Princess auch.“

Sie lächelt. „Wir sollten sie so nennen. Princess ist ein hervorragender Name für einen Igel.“

Wir beenden den Spaziergang zu Olivias Haus mit einem ausgestopften Eichhörnchen und einem Igel, verfolgt von einem Waschbären, und als ich bemerke, dass George den Laternenmast hinaufklettern will – als er das das letzte Mal getan hat, ist er zwei Tage dort oben geblieben, bevor Ryan seine Feuerwehrkollegen überzeugen konnte, ihm zu helfen, seinen Waschbären wieder herunterzuholen –, wird mir klar, dass ich Olivia nicht ins Haus begleiten kann. Als verantwortungsbewusster Waschbäronkel muss ich dafür sorgen, dass auch George sicher nach Hause kommt.

Ich setze Olivias ausgestopftes Eichhörnchen auf den Tisch in ihrem Eingangsbereich. Das mit Blumen und Schmetterlingen bemalte Möbelstück bringt mich zum Lächeln, und ich gebe Olivia einen Gutenachtkuss.

Der Kuss ist heftig.

Und tiefgründig.

Und vielversprechend.

„Darf ich dich morgen anrufen?“, frage ich.

„Du darfst mich jederzeit anrufen“, antwortet sie.

Ich verlasse ihr Haus mit federnden Schritten.

Tschüs, böser Junge Jace.

Hallo, Mann, der endlich auf dem richtigen Weg ist.

Zumindest fünf Minuten lang.

Bis George und ich eine Straße von Ryans Haus entfernt stehen bleiben, um uns hinter einer Mülltonne zu erleichtern, und ich verflucht noch mal verhaftet werde, da die Ordnungsbehörden in dieser Stadt es auf mich abgesehen haben.

Und dann wache ich am nächsten Morgen auf, als mein ältester Bruder mich gegen Kaution aus dem Gefängnis rausholt, und treffe bei mir zu Hause auf meine Ex-Freundin Ginger, die auf mich wartet, um mir zu sagen, dass sie mich vermisst, dass sie letzten Monat in meiner Bar nicht mit diesem Arschloch von außerhalb geflirtet hat, als ich die Sache zwischen uns mal wieder beendet habe, und – oh, so nebenbei – dass sie mit meinem Baby schwanger ist.

Schwanger, gerade als ich mich endgültig entschieden habe, mich aus diesem toxischen Mist zu befreien.

Es ist der eindeutige Beweis dafür, dass eine Nacht im Mondschein nichts daran ändert, wer ich eigentlich bin.

Ich rufe Olivia an, um ihr zu sagen, warum ich wieder mit Ginger zusammenkommen muss, aber ich fühle mich die ganze Zeit wie ein totales Arschloch, also mache ich es so kurz, wie ich nur kann.

Sie wirkt traurig, aber ich weiß, dass sie darüber hinwegkommen und es ihr wieder gut gehen wird. Ohne einen solchen Versager wie mich in ihrem Leben ist sie eindeutig besser dran. Ich verdiene sie nicht. Mein Vorstrafenregister ist so lang wie mein Arm, und der Ballast wiegt zu schwer und würde sie mit mir nach unten ziehen.

Ich kann vor meinem Ruf davonlaufen, aber ich kann nicht ändern, wer ich bin. Wie Olivia sagen würde: Das ist mein Karma.

Und es ist an der Zeit, dass ich vortrete und mich dazu bekenne.