Das können Schriften leisten Wie Schriften die Wahrnehmung von Texten beeinflussen 24. November 2020

Quelle: Fonts

Die Schriftart Baskerville wurde in den letzten Jahrhunderten mit Abstand am häufigsten verwendet und ist die Basis vieler, vieler anderer Schriften, die sie als Grundlage genommen haben. Ist die Baskerville damit also die vertrauenswürdigste Schrift, die man benutzen kann?

Die Schrift Baskerville (entwickelt Mitte des 18. Jahrhunderts von John Baskerville, Birmingham) ist „ein typischer Vertreter der Barock-Antiquas … stärkere Kontraste, aufrechtere Schattenachse, horizontal betonte Serifen“ beschreibt typografie.info diese weltbekannte Schrift, die als eine der vertrauenswürdigsten unserer Zeit gilt. Die Baskerville wurde in den letzten Jahrhunderten mit Abstand am häufigsten verwendet und ist Basis vieler, vieler anderer Schriften, die sie als Grundlage genommen haben.

Sollte man also am besten immer die Baskerville benutzen, wenn man überzeugen will? 

Grafikdesigner wollen mit der Typographie optisch immer die Schriftsprache widerspiegeln und Aspekte wie Stimmung, Persönlichkeit und Alter vermitteln. Viele Experimente haben bereits gezeigt, wie verschiedene Schriften eine Botschaft mehr oder weniger vertrauenswürdig machen und den Lesern ansprechen können (oder eben nicht).
Eines dieser Experimente wurde 2013 von Filmemacher und Autor Errol Morris und der New York Times durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Leser eher mit einem Aufsatz einverstanden waren, wenn die Schriftart Baskerville war, statt andere Schriften wie Comic Sans oder Helvetica. Ließe sich daraus ableiten, das wir immer die Schrift Baskerville benutzen sollten, wann immer wir unser Publikum überzeugen wollen? Das Experiment von Morris ist sicherlich interessant und beweist, wie die Typografie einen unbewussten und doch greifbaren Unterschied für den Lesern macht. Allerdings sind die Erkenntnisse auf das Medium Tageszeitung beschränkt und können sicherlich nicht uneingeschränkt auf E-Books übertragen werden.

Im Oktober 2016 hat Alessio Laiso mit seinem Kollegen Rick Sobiesiak das Experiment ausgebaut. Um Daten darüber zu bekommen, wie verschiedene Schriften für unterschiedliche Arten von Produkten wirken, wählte er vier Schriften: Baskerville, Fira Sans, Helvetica und Roboto Slab. Sie wurden für vier verschiedene Arten von Webseiten verwendet: eine Bank, eine News-Website, die Website einer Fitness-App und einen Kleiderladen. Das Ergebnis in Kurzfassung: Die verwendeten Schriften machten einen messbaren Unterschied aus. 
Die Ergebnisse dieses Experiments zeigten, dass die Typografie einen echten Unterschied in der Art und Weise machen kann, wie Leser das erleben was sie sehen.
Die gute Nachricht lautet: Es gibt keine festen Regeln, welche Schriften man für was benutzen sollte – aber die Ergebnisse dieses lesenswerten Experimentes laden dazu ein, Schriftalternativen zu prüfen und vielleicht auch einmal den einen oder anderen Test zu machen. Wie wirkt meine Geschichte, wenn ich für sie eine bestimmte Schrift auswähle?

Vielleicht probiert ihr das ja einfach mal aus? ;-)