Es geht um mehr als nur Musik Das Phänomen K-Pop 16. Mai 2022

Mehrere Poster und Merchandise von K-Pop Artists
Quelle: Joel Muniz/Unsplash.com

K-Pop – was ist das eigentlich? Im ersten Moment sagt dir das Wort vielleicht gar nichts, aber viele von uns sind trotzdem schon einmal damit in Berührung bekommen. K-Pop bezeichnet ganz einfach Koreanischen Pop, also Popmusik aus Korea. K-Pop ist Teil eines ganz aktuellen Phänomens: Eine Koreanische Welle überrollt derzeit die Entertainment-Welt (und damit auch die Buchbranche), setzt neue Standards und schafft neue Blickwinkel. Wir würden wetten: Du hast selbst schon koreanische Bands im Radio gehört oder bist über ein Buch gestolpert, das von einer K-Pop-Band inspiriert wurde.

Wieso gerade Korea?

Wenn wir von K-Pop und der Koreanischen Welle sprechen, dann ist damit die Republik Korea (auch: Südkorea) gemeint. Ein Land, das eine rasante Entwicklung hingelegt hat: War die Republik Korea in den 1980er Jahren primär ein Agraarstaat, ist der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandprodukt (BIP) inzwischen unter 2% gesunken. Mächtigster Wirtschaftssektor ist nun die Industrie: Südkorea ist heute die größte Schiffsbaunation der Welt und belegt zudem führende Ränge in den Bereichen Halbleiter- und Displayproduktion, Smartphones sowie Stahl- und Automobilbranche. Das war allerdings kein leichter Weg: In den 1980er Jahren war die Arbeitswoche in Südkorea die längste der Welt. Heute ist Südkorea wie Deutschland demokratisch und eine der reichsten und führenden Volkswirtschaften der Welt. Weltmarken wie Samsung, LG, Hyundai oder Kia stammen von der ostasiatischen Halbinsel.

 

Koreanische Welle

Der Song Gangnam Style, der Netflix-Serienhit Squid Game, die Boyband BTS, der Oscar-Gewinner Parasite oder der Weltbestseller Kim Jiyoung, geboren 1982 – alle haben eins gemeinsam: Sie stammen aus Korea. Egal ob Film, Buch, Computerspiel, Webtoon oder Musik: Die koreanische Welle (koreanisch: Hallyu) zieht sich durch fast alle Bereiche der Entertainment-Welt des 21. Jahrhunderts. Erst breitete sie sich in ganz Asien, dann nach und nach auf der ganzen Welt aus – zuletzt schwappte sie nach Nordamerika und Europa. K-Dramas, also koreanische Serien, haben bei Netflix inzwischen sogar eine ganz eigene Kategorie, genau wie es für K-Pop bei Spotify & Co. der Fall ist. Dabei ist die Koreanische Welle nicht mehr nur auf Unterhaltungsinhalte beschränkt: Gesteigerter Beliebtheit erfreuen sich auch koreanisches Essen (schon mal vom Trend-Getränk Kombucha oder von Kimchi gehört?), Mode und Beauty-Produkte oder sogar die koreanische Sprache. Laut der beliebten Sprachlern-App Duolingo war Koreanisch im Jahr 2021 die siebtbeliebteste Sprache unter den lernbegierigen Nutzer:innen und damit die am zweitschnellsten wachsende Sprache in der gesamten App.

 

Und was genau ist nun K-Pop?

Aber zurück zu K-Pop und was diesen ausmacht. Typisch ist, dass die Lieder in koreanischer Sprache gesungen werden, häufig sind zudem vereinzelte englische Wörter oder Sätze eingeschoben. Auch aufwändige Tanz-Choreografien gehören zu K-Pop. Im Vergleich zu westlichen Gruppen fällt an K-Pop-Künstler:innen dabei vor allem ihre Vielfältigkeit auf: Alle Mitglieder einer Band oder auch Solo-Artists können üblicherweise auf hohem Niveau sowohl tanzen, singen als auch rappen sowie häufig auch eigene Lieder schreiben und produzieren. Um das möglich zu machen, steckt ein ganzes System hinter diesem Musikgenre, das insbesondere von den drei großen Talentagenturen SM Entertainment, JYP und YG geprägt wird. Inzwischen kam ein viertes Unternehmen dazu: HYBE, welches seinen Erfolg vor allem der wohl bekanntesten K-Pop-Band aller Zeiten zu verdanken hat: BTS.

Talentagenturen und Musiklabels dieser Art suchen unter Teenagern und teilweise sogar Kindern nach Talenten, die sie unter Vertrag nehmen. Die jungen Künstler:innen erhalten über Jahre hinweg eine Ausbildung in Gesang, Tanz, Musikproduktion oder auch Fremdsprachen sowie eine allgemeine Schulbildung. Am Ende schaffen es nur einige dieser „Trainees“ schließlich zum „Debut“, werden also Teil einer Band und somit ein „Idol“ - das ist die übliche Bezeichnung für eine:n Künstler:in im K-Pop. Jedes Idol hat also jahrelange und schweißtreibende Arbeit hinter sich. Dabei gibt es an diesem Modell durchaus auch Kritik: Immer wieder gab es Skandale in Bezug auf die schlechte Bezahlung der Idols im Vergleich zu ihrem Arbeitspensum, Knebelverträge, die in ihr Privatleben eingreifen, sowie ungesunde Körperbilder, die nur dank strenger Diäten erreicht werden können. Inzwischen hat sich die Behandlung von K-Pop Idols verbessert – nicht zuletzt auch durch die internationale Aufmerksamkeit – doch Luft nach oben gibt es weiterhin.

 

K-Pop als Treiber des gesellschaftlichen Wandels?

Neben diesen problematischen Aspekten gibt es jedoch auch viele positive Auswirkungen des K-Pops. So werden Standards in mehrerer Hinsichts herausgefordert und neu gebildet. Da wäre zum einen, dass männliche Idols das gesellschaftliche Bild von Männlichkeit neu prägen. Haare werden bunt gefärbt, auffälliger Schmuck und bauchfreie Oberteile getragen, losgelöst getanzt und offen geweint sowie die anderen Bandmitglieder umarmt und geknuddelt. Alles Dinge, die ganz normal sein sollten, aber in unserer Gesellschaft als „unmännlich“, „weiblich“ oder „schwul“ gesehen werden (als ob all diese Dinge etwas schlechtes wären!). Umso wichtiger ist es, dass Jungen und Männer sehen, wie beliebt Bands wie BTS sind – sowohl unter Frauen als auch Männern – und es überhaupt keinen Abbruch tut, seine Kumpels zu umarmen, Gefühle zu zeigen oder die Haare in der Farbe zu tragen, die einem gefällt.

Zudem ist erfrischend, dass hauptsächlich auf Koreanisch gesungen wird. Es zeigt, dass Sprache keine unüberwindbare Barriere darstellt, Grenzen überwunden werden können und sorgt für mehr Vielfalt in der Musik. Diese Diversität zeigt darüber hinaus, dass nicht nur der Westen Trends setzen kann, wie es bisher insbesondere im Entertainment-Bereich üblich ist. Gute Musik, gute Filme, gute Serien und gute Bücher kommen von überall her.

Nicht zuletzt ist die Vielfalt auch in Hinblick auf Rassismus und Diskriminierung wichtig. Auf unseren Bildschirmen sehen wir tagtäglich vor allem weiße, europäisch aussehende Menschen. Dass dies nicht die Welt repräsentiert, wie sie tatsächlich ist, ist offenkundig. Wie wichtig diese Repräsentation ist, ist wiederum vielfach untersucht (zum Beispiel hier). K-Pop Idols an der Spitze der weltweiten Charts zu sehen, sorgt für mehr von genau dieser Repräsentation. Wie wichtig das ist, zeigte im Jahr 2021 zum Beispiel ausgerechnet ein deutscher Radiomoderator: Weil er es nicht gut fand, dass BTS ein Lied seiner Lieblingsband Coldplay coverte, ging er mehrfach auf die Nationalität der koreanischen Band ein, verglich sie mit dem Coronavirus, hoffte auf eine Impfung gegen sie und wünschte sich, sie würden nach Nordkorea geschickt werden. Es ist fraglich, ob derartige Aussagen über eine europäische oder amerikanische Band getroffen worden wären. Dazu fallen sie in eine Zeit, in der Rassismus gegen die asiatische Bevölkerung weltweit zunimmt. Schön war hierbei dann: Die beiden besagten Bands haben sich zusammengetan – übrigens längst vor diesen Aussagen – und ein gemeinsames Lied veröffentlicht. Dieses handelt unter anderem genau davon, dass Unterschiede uns nicht trennen und wir alle in ein Universum gehören.

 

K-Pop als Inspiration

Festzuhalten bleibt: K-Pop ist gar nicht so oberflächlich, wie viele im ersten Moment denken. Die koreanischen Idols und ihre Musik brechen mit alten Mustern und setzen neue Standards. Und die Koreanische Welle, und damit auch K-Pop, wird uns wohl noch eine ganze Weile begleiten – worüber einige eingefleischte Fans bei uns im dp-Team übrigens sehr froh sind. Auch einer unserer kommenden Romane wurde von K-Pop inspiriert:

Schau dir das Buch gerne mal näher an. Weitere Romane, die von K-Pop inspiriert wurden, sind:

Wenn du nun mal ein bisschen eintauchen möchtest, haben wir jetzt noch ein paar Empfehlungen für K-Pop Bands und Künstler:innen aus dem dp-Team für dich:

  1. BTS
  2. Blackpink
  3. Mamamoo
  4. Stray Kids
  5. RED VELVET
  6. GOT7
  7. BigBang
  8. EXO
  9. ITZY
  10. (G)I-DLE

 Viel Spaß beim Lesen und Hören!