Es war einmal ein Junge, der fürchtete die Nacht. Sobald sich die Dunkelheit wie ein schweres schwarzes Tuch über sein Zimmer legte, erwachten in der Finsternis Wesen. Sie wisperten Geschichten von Orten, die niemals Licht erhellte und die er in diese Welt bringen sollte. Aber der Junge fürchtete sich, und je mehr er versuchte, die Wesen zu ignorieren, desto mehr schwoll ihr Flüstern an zu einem Gesang, der sich mit seinen Träumen verwob, die ihn zu diesen finsteren Welten führten.
Dann wurde der Junge älter, und als er erwachsen war, war die Dunkelheit der Nacht leer und die Träume farblos. Da erst erkannte der Junge, der jetzt ein Mann war, was er verloren hatte. Er begann, aufzuschreiben, was ihm die Stimmen in seiner Kindheit eingeflüstert hatten, und damit kehrten die Träume zurück.
Heute ist die Dunkelheit für ihn wieder voller Geheimnisse, führen düstere Winkel in fremde Welten, doch jetzt fürchtet er sich nicht mehr, denn er weiß, tief hinter der Finsternis verbirgt sich immer das Licht.
Der Schriftsteller Stefan Sebastian Kassner lebt mit seinem Hund, dem Boston Terrier Goliath, auf Mallorca. Die Ideen für die genreübergreifenden Projekte kommen oft aus Träumen und werden auf langen Hundespaziergängen weiter ausgearbeitet. Weitere Informationen zum Autor und seinen Projekten unter www.stefan-kassner.de