C. S. Harris im Interview zu ihrem historischen Krimi

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C. S. Harris im Interview zu ihrem historischen Krimi "Die Schatten von Westminster"

Wie würdest du Die Schatten von Westminster beschreiben?

Da die Sebastian St. Cyr-Reihe in der Regency-Zeit angesiedelt ist, denken die Leute oft, dass es sich um Cosy Crimes handelt. Das stimmt nicht. Die Bücher sind voller Spannung, Action und Gefahr vor einem historischen Hintergrund (ich habe einen Doktortitel in Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts). Sebastians Ermittlungen führen ihn in die Herrenclubs und Salons von Mayfair, doch er stürzt sich auch in die schlimmsten Slums und Hafenviertel von Ostlondon. Stellt euch Jane Austen mit Sex, Gewalt und politischen Intrigen vor.

Weshalb die Regency-Zeit?

Die Regency-Zeit war eine verwirrende Ära des Umbruchs von der dekadenten, manierlichen Welt des achtzehnten Jahrhunderts zum ernsten Zeitalter der moralistischen Repression, das die aufziehende viktorianische Periode charakterisiert. Es war eine Zeit der Pferde, der Feuersteinpistolen und Postkutschen ohne Eisenbahnwesen und industriellen Schmutz. Es gab hauchdünne Kleider, die von den Fresken von Pompeji inspiriert waren, statt der steifen, einengenden und verzerrenden Korsetts der Perioden davor und danach. Es war die Zeit Napoleons, Waterloos, Beau Brummells und Elizabeth Frys, die Zeit Byrons und Shelleys. Selten war eine kurze, nur zehn Jahre währende Periode so brillant oder so einflussreich.

Was ist das Besondere an ihrem Protagonisten?

Sebastian St. Cyr wurde als „Jason Bourne des Regency-Englands“ beschrieben, was ihn möglicherweise recht treffend charakterisiert. Als jüngster Sohn eines Adligen privilegiert zur Welt gekommen, haben eine persönliche Tragödie sowie seine Jahre als Captain der Kavallerie in den Napoleonischen Kriegen ihn hart gemacht. Für Sebastian ist die Suche nach Gerechtigkeit für Mordopfer eine Art Abbitte für eine dunkle Zeit in seinem Leben, die ihn immer noch plagt. Er ist clever, zynisch und rücksichtslos, wenn es sein muss, und dennoch empathisch und manchmal sogar verletzlich.

Wie lange hast du an dem Buch geschrieben?

Ich habe mindestens drei Jahre gedanklich mit der Idee gespielt und mich mit den Personen und ihrem Leben vertraut gemacht, bevor ich mich zu ersten Mal hingesetzt habe, um die Handlung von Die Schatten von Westminster auszuarbeiten. Ich wusste, dass ich eine Serie schreiben wollte, und dass die Serie ihren eigenen Spannungsbogen haben sollte, die das Geheimnis um Sebastians Herkunft einschließt. Also habe ich all das zuerst ausgearbeitet. Normalerweise brauche ich ungefähr ein Jahr, um ein Buch der Serie zu schreiben.

Was tust du, wenn du nicht schreibst?

Ich gärtnere, restauriere Möbel und fertige zur Entspannung Schmuck an. In der letzten Zeit verbringe ich jedoch viel zu viele Stunden damit, die Nachrichten anzuschauen!

An welchem Ort liest du am liebsten?

In der Hollywoodschaukel auf der Veranda unseres Cottages in den Kiefernwäldern von Louisiana, das an einem kleinen, friedlichen See steht.

Welche Autoren liest du gern?

James Lee Burke, Martin Cruz Smith, Dorothy Dunnett, Pat Conroy, Rosamunde Pilcher

Welche Projekte planst du gerade?

Ich beende gerade das siebzehnte Buch der Sebastian St. Cyr-Reihe (es hat immer noch keinen Titel) und arbeite die Handlung von Nummer achtzehn aus. Ich habe auch kürzlich erst die Rechte an meinen ersten sieben Romanen zurückbekommen, die ich unter dem Namen Candice Proctor geschrieben habe und nun auf Amazon vermarkten will.