Interview Joan Weng im Interview

Worum geht es in deinem Buch Das Fräulein von Berlin?

Das ist immer eine fiese Frage, worum geht es? Sicher um Mord, um Erpressung und Diamantenraub, aber natürlich auch um die Liebe. Und die Frage, was sind wir bereit für die Liebe zu tun? Wie weit sind wir für die große, die einzigartige Liebe zu gehen bereit?

 

Wie bist du auf die Idee zu dem Buch gekommen?

Ohne zu Spoilern kann ich nur sagen, dass mich meine weinende kleine Nichte und unsere Katze auf die Idee gebracht haben :)

 

Dein Protagonist ist Buchhändler. Da schlagen die Herzen von Buchmenschen sofort höher. Arbeitest du selbst in diesem Berufsfeld?

Ich habe während dem Studium in einer sehr schönen, ziemlich literarischen Buchhandlung gearbeitet und lange mit dem Gedanken gespielt, ganz in diese berufliche Richtung zu gehen. Aber offen gestanden, war es mir dann zu unsicher.

 

Dein Roman spielt in Berlin in den Goldenen Zwanzigern. Wieso die Zwanziger?

Ich glaube, dass uns heute gerade diese Epoche so fasziniert, weil sie teilweise unserer Gegenwart so stark ähnelt – viel mehr als die Jahrzehnte davor und danach. Und ich hoffe, dass wir politisch aus den Fehlern der Menschen von damals lernen können – das wäre schön.

 

Würdest du selbst gerne in den Zwanzigern leben?

Nein, nicht nur, weil ich weiß, dass auf die Zwanziger die Dreißiger Jahre mit all ihrem braunen Schrecken gekommen sind. Es ist ja auch so, dass wir uns – sicher auch dank Romanen wie meinen eigenen – die Zwanziger sehr viel glamouröser und freier vorstellen, als sie tatsächlich waren. Um nur ein Beispiel zu nennen, eine verheiratete Frau durfte ohne Einwilligung des Gatten nicht berufstätig sein. Und dann wäre eine Zeit, in der heiße Duschen noch als absoluter Luxus galten, auch einfach nichts für mich. Ich liebe heiße Duschen.

 

Du schreibst Kriminalromane. Was fasziniert dich daran?

Ich schreibe ja nicht nur Kriminalromane – genau die Hälfte meiner bisherigen Veröffentlichungen waren Liebesromane. Aber was mich am Krimi, so wie ich ihn schreibe und auch gern lese, sicher fasziniert, ist die Frage: „Was treibt einen Menschen zum Mord.“ Außerdem tüftle ich gern komplizierte Mordmethoden aus.

 

Der Roman spielt um die Weihnachtszeit. Wie ist das bei dir? Ist Weihnachten deine Zeit oder bist du eher ein Grinch?

Ich liebe, liebe, liebe Weihnachten. Für mich ist Weihnachten wirklich das schönste Fest im Jahr: Plätzchen backen, Dekorieren, Geschenke aussuchen, kaufen und verpacken und natürlich – für mich jedes Jahr ein absolutes Highlight – der Adventskalender.

 

Was magst du an Weihnachten?

Eigentlich so gut wie alles, mir macht nicht mal das Gedrängel in den Läden etwas aus. Und besonders jetzt, wo ich einen dreijährigen Sohn habe, ist es eine ganz besonders schöne Zeit für mich.

 

Hast du bestimmte Rituale zu Weihnachten? Etwas, das du wirklich jedes Jahr machst?

Ja, ganz viele – dieses Moment des Wiederkehrenden macht für mich viel vom Reiz des Festes aus. Zum Beispiel kaufen mein Mann und ich jedes Jahr am 23.12. zusammen den Christbaum und wir suchen uns immer das hässlichste, krummste, magerste Bäumchen aus, weil das ja bestimmt sonst keiner möchte und dann wäre es umsonst gefällt worden. Und dann habe ich eine spezielle Adventszeittasse, die hat mir meine Freundin Claudi vor über zehn Jahren geschenkt und ich freue mich jedes Jahr von neuem.

 

Was macht für dich einen guten Kriminalroman aus?

Das hängt davon ab, was ich im aktuellen Fall möchte – es gibt sehr, sehr gute sozialkritische Kriminalromane, wie sie beispielweise Mankell geschrieben hat. Meistens macht für mich einen guten Krimi jedoch aus, dass ich ihn lesen kann, ohne danach schlecht zu träumen. Ich mag, wenn ich das Buch zu klappe und die Welt wieder geordnet ist. Tatjana Kruse fällt mir da auf Anhieb ein.

 

Welchen Buchcharakter liebst du so sehr, dass du dir wünschst, ihn selbst geschrieben zu haben?

Um ganz ehrlich zu sein, schwärme ich seit meiner Jugend für Iwan Ogareff, den amoralischen Gegenspieler von Michael Strogoff, in Der Kurier des Zaren.

 

Hast du literarische Vorbilder?

Vorbilder würde ich es nicht nennen, weil ich ja nicht versuche so zu schreiben – aber es gibt viele Autoren, deren Können ich bewundere. Ulrike Renk oder Beate Rygiert um zwei Gegenwartsautorinnen zu nennen. Aber auch viele historische Autoren, allen voran Joseph Roth, wie der mit Adjektiven spielen konnte, das lässt mich immer wieder staunen.

 

An was schreibst du momentan?

An einem weiteren historischen Liebesroman, er wird nächsten Herbst bei Aufbau Taschenbuch erscheinen.

 

Und zu guter Letzt: Hast du eine Buchempfehlung für uns?

Natürlich, sämtliche meiner bisher erschienenen Romane – nein, im Ernst ich selbst werde dieses Jahr definitiv ein oder zwei Bände aus HDRs Kriminalbibliothek verschenken, klassische, heute sonst nicht mehr erhältliche Krimikurzgeschichten oder auch Novellen. Dann liebe ich persönlich ja alles was Heidi Rehn schreibt und werde bestimmt auch dieses Jahr wieder ihr Das Haus der schönen Dinge verschenken und von Ulrike Renk ist gerade ein wunderschön aufgemachtes Weihnachtsbändchen herausgekommen, das hab ich mir selbst geschenkt.